Graupner Modellbau

Graupner Modellbau
Graupner GmbH & Co. KG
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Rechtsform GmbH & Co. KG
Gründung 1930
Sitz Kirchheim unter Teck, Deutschland

Leitung

  • Stefan Graupner, Geschäftsführer
Umsatz 40 Mio. EUR (2007)
Branche Modellbau
Website www.graupner.de

Die Graupner GmbH & Co. KG ist ein Modellbauunternehmen, das 1930 von Johannes Graupner in Stuttgart-Wangen gegründet wurde und unter dem Handelsnamen Graubele zunächst kleinere Laubsägearbeiten herstellte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Zwei Jahre später zog das Unternehmen, das inzwischen auch einen Baukasten mit beweglichen Tierfiguren herstellte, nach Kirchheim unter Teck. 1935 kam ein Segelflugzeugmodell als Spielzeug dazu; 1938 wurden Pläne und Materialien für verschiedene Schiffsmodelle mit in das Sortiment aufgenommen.

Hubschraubermodell der Firma Graupner im Hubschraubermuseum Bückeburg

Nach dem Zweiten Weltkrieg beantragte Johannes Graupner eine Genehmigung für eine Neueröffnung. Er stellte zunächst Bastelspielwaren und Küchenartikel mit 18 Beschäftigten her. 1950 begann das Unternehmen, das inzwischen wieder Pläne und Zubehör für Modellflugzeuge vertrieb, mit der Fertigung von Modelleisenbahnzubehör wie Gebäuden und Anlagen.

Neben einem englischen Modelldiesel kam 1952 auch ein unter dem Markennamen Taifun in Deutschland entwickelter Selbstzünder-Motor namens Taifun-Standard auf den Markt, zwei Jahre später die ersten industriell in größerer Stückzahl in Deutschland hergestellten Modell-Funkfernsteuerungen.

Als der Unternehmensgründer 1953 starb, wurde das Unternehmen von seinem Sohn Hans Graupner weitergeführt, der 1954 zum ersten Mal auf der Spielzeugmesse in Nürnberg zugegen war.

Im Jahr 1962 wurde ein neues Gebäude in Kirchheim errichtet.

Baukästen und Baupläne

Neben den Baukästen aus den damals üblichen Materialien Kiefernleisten und Sperrholz wurde schon 1950 ein Wurfgleiter ganz aus Balsaholz als Baukasten angeboten. In Zusammenarbeit mit international erfolgreichen Modellfliegern wie Wilfried Biesterfeld (Fesselflugzeug Ultra Stunter) oder Karlheinz Denzin (Freiflugmodell Kadett) entstanden pädagogisch wertvolle, weitgehend vorgefertigte Baukastenmodelle, die auch dem wenig erfahrenen jungen Interessenten einen erfolgversprechenden Einstieg in den Bau und Betrieb von Flugmodellen ermöglichten.

Fernsteuerungen

Die tonmodulierte Einkanalanlage mit dem Sender Bellaphon A und dem Empfänger Mikroton.

Ab 1954 übernahm Graupner den Vertrieb einer Reihe von Modell-Funkfernsteuerungen des Münchener Herstellers Klemm mit den Sendern Standard 10, Standard 20 und Standard 30/30Q, die alle im damals ausschließlich zugelassenen 27,12MHz-Kurzwellenband sendeten. Der Wettlauf zwischen dem Transistor und der Elektronenröhre war zwar bereits im Gang, die ersten Graupner-Funkfernsteuerungen waren aus technischen Gründen aber noch komplett mit den altbewährten Röhren ausgerüstet. Der Sender Standard 10 erzeugte die Anodenspannung mit einem mechanischen Zerhacker aus handelsüblichen Trockenbatterien, der Standard 20 mit zwei 75Volt Anodenbatterien, der Standard 30Q hatte bereits einen Quarzoszillator.
Der Röhrenempfänger Standard war mit zwei Empfangsröhren DL68 und DL92 sowie einer Anzeigeröhre DM70 (Magischer Strich) bestückt, die eine genaue Abstimmung auf die Sendefrequenz erleichterte. Wenige Jahre später erschien der Hybrid-Empfänger Transistor mit einer Elektronenröhre im HF-Teil und einem Transistor, der die Rauschspannung für die Schaltung des Relais verstärkte - sämtliche Graupner Fernsteuerungen waren damals unmodulierte Einkanalanlagen mit Trägertastung, Pendelaudion, Schaltverstärker und rauschspannungsgesteuertem Relais.
1956 ergänzte eine Bausatzanlage Tippy das Angebot der Graupner Fernsteuerungen.

1958 folgten die von Hans Schuhmacher neu konzipierten tonmodulierten Einkanalanalsender der Serie Bellaphon A und Bellaphon B sowie der dazu passende Empfänger Mikroton - die Sendefrequenz war quarzstabilisiert, was die Abstimmung des Empfängers erleichterte, und lag ebenfalls im 11-Meterband (27,12MHz). Beide Sender verwendeten im Hochfrequenzteil noch eine Batterie-Senderöhre, lediglich der Tonfrequenzoszillator für die Tonmodulation arbeitete bereits mit einem damals hochmodernen Transistor. Im Modell Bellaphon A ersetzte inzwischen ein Transistor-Wechselrichter den üblichen mechanischen Zerhacker für die Erzeugung der notwendigen Anodenspannung aus einem Bleiakkumulator, dem preislich günstigeren Modell Bellaphon B fehlte der elektronische Spannungswandler, der Sender benötigte deswegen neben der obligatorischen Heizbatterie zusätzlich einen Satz der nicht ganz billigen Anodenbatterien, die aber aufgrund der geringen Strombelastung hohe Standzeiten erzielten. Auch der Pendelaudion-Einkanalempfänger Mikroton hatte ebenfalls als Folge der technischen Unzulänglichkeiten damaliger Transistoren in seiner Hochfrequenzstufe noch eine Subminiaturröhre, die eine 30Volt Miniatur-Anodenbatterie in der Empfangsanlage erforderte.
Der aufgrund seiner unvorteilhaften Stromversorgung insbesondere für den Flugmodellbau sehr ungünstige Röhrenbetrieb der Fernsteuerung endete bei Graupner im Jahr 1960, in dem die ersten röhrenlosen Fernsteuergeräte auf dem Markt erschienen: die 3- und 10-Kanalanlagen der Graupner Bellaphon / Polyton Serie und die dafür entwickelten Ruderservos Bellamatic und Unimatic. Sowohl die Sende- als auch die Empfangselektronik der neuen Geräte war komplett mit den mittlerweile HF-tauglichen Transistoren bestückt, was sich besonders vorteilhaft auf ihre Größe, Gewicht, Zuverlässigkeit und Betriebskosten auswirkte und dazu beitrug, daß sich die Graupner-Anlagen sehr erfolgreich auf dem damaligen Fernsteuerungsmarkt behaupteten.

1962 wurden die Bellaphon-Anlagen mit der bei Grundig konstruierten und gebauten Modulanlage Graupner Variophon, Graupner Varioton und später Graupner Varioprop-Fernsteuerungen abgelöst. Die erstgenannte war eine ausbaufähige tonmodulierte Mehrkanalanlage in Tip-Tip-Technik, die Varioprop 10 kam 1968 als zweite Digitalanlage (nach der 1966 vorgestellten Digital TX/RX 14) heraus.

Verbrennungs-Modellmotoren

Neben dem Import von kleinen US-amerikanischen Glühzünder-Modellmotoren des Herstellers Cox und den Motoren des japanischen Herstellers O.S. hat Graupner ab 1952 eine Serie von Selbstzünder-Motoren mit dem Markennamen Taifun (ab 0,8 cm³) bei der Fa. Hörnlein in Vöhringen herstellen lassen. Darunter waren zuverlässige Gebrauchsmotoren wie der Hobby (0,8 cm³), der Hurrikan (1,5 cm³), der Rasant (2,5 cm³) aber auch ein Rennmotor wie der Orkan (2,5 cm³). Immer häufiger erzielten die Graupner-Motoren nationale und internationale Preise bei Flugwettbewerben und Modellschauen.
Unter den von Graupner importierten O.S. Modellmotoren befand sich auch der 1970 erschienene Rotationskolbenmotor 1-49 - der erste Modellmotor nach dem von Felix Wankel entwickelten Prinzip, der serienmäßig hergestellt wurde.

Elektroflug

Die ersten freifliegende Elektroflugmodelle wurden 1959 auf Modellflug-Veranstaltungen gezeigt. Mit der Förderung von Graupner entstanden die ersten von Fred Militky entworfenen ferngesteuerten Modelle in den 60er Jahren. Der Antrieb dieser Modelle erfolgte mit speziellen Getriebemotoren der bekannten Firma Faulhaber, die durch ihren Glockenanker, einer freitragenden Schrägwicklung auf dem Rotor des Elektromotors, einen besonders günstigen Wirkungsgrad hatten, der schon längere Flugzeiten mit den damals noch vergleichsweise leistungsschwachen Akkutypen ermöglichte. Der erste Baukasten für das funkgesteuerte Elektroflugmodell Hi Fly erschien im Jahr 1972.

Förderung der Modellflugjugend

1957 wurde ein deutschlandweiter Modellflugwettbewerb für Jugendliche zusammen mit dem DAeC ins Leben gerufen. Mit dem Modellbaukasten „Der kleine Uhu“ (ein kleines Segelflugzeug der Klasse A-1) konnte jeder Jugendliche an den dezentralen Wettbewerben teilnehmen. Viele dieser Jugendliche sind danach in Vereine eingetreten und haben in den einzelnen Modellflugklassen an Wettbewerben teilgenommen.

Preise und Auszeichnungen

  • 1967 erhielt das Unternehmen als Förderer des Schiffsmodellsports die Goldene Ehrennadel des „Nauticus“.
  • Das Graupner-Modell „DG 100“ wurde während der Nürnberger Spielwarenmesse 1985 von einer internationalen Jury der Fachpresse zum besten RC-Segelflugmodell des Jahres gewählt.
  • Hans Graupner erhielt 2004 die Staufermedaille des Landes Baden-Württemberg als Dank und Anerkennung für besondere Verdienste.

Geschäftsbetrieb

In den 1970er Jahren entstanden neben der österreichischen Niederlassung auch Zweigstellen in der Schweiz und eine Tochtergesellschaft zur Balsaholzherstellung in Ecuador. Graupner belieferte inzwischen weltweit 2.000 Fachhändler.

Im Jahr 2007 hat der Umsatz 40 Millionen € betragen. Der Exportanteil überstieg 50 % (Elektronischer Bundesanzeiger).

Am 11. November 2010 ist Hans Graupner, der Sohn des Firmengründers, im Alter von 81 Jahren verstorben.

Weblinks


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