Graz-Lustbühel

Graz-Lustbühel

Die Satellitenstation Graz-Lustbühel, welche Teil des Observatorium Lustbühel ist, ist Österreichs Fundamentalstation für die Kosmische- und Satellitengeodäsie.

Sie befindet sich in der Nähe des Stadtrandes der steirischen Landeshauptstadt Graz im neunten Gemeindebezirk Waltendorf auf einer Hügelkette, deren Rand den Namen Lustbühel trägt - was den dort arbeitenden Geodäten manchmal ironische Bemerkungen von Fachkollegen beschert. Das Observatorium dient auch Zwecken der Astronomie und der Nachrichtentechnik und beherbergt damit Einrichtungen der Universität Graz, der Technischen Universität Graz, sowie der Österreichischen Akademie der Wissenschaften.

Inhaltsverzeichnis

Messtechnische Ausstattung

Die Satellitenstation besitzt eine große Satellitenkamera vom Bautyp Zeiss BMK75 ausgestattet, die vor einigen Jahren in Kooperation mit der TU Wien von Fotoplatten auf CCD-Technik umgebaut wurde. Seither wird sie auch für Beobachtungen von Asteroiden eingesetzt und zur Detektion von Weltraumschrott erprobt.

Zur weiteren Ausstattung zählen:

Geschichte und Organisationsform

1943 wurde auf Vorschlag von Prof. K. Stumpff in der Nähe des Schlosses Lustbühel im Osten von Graz von der Stadtgemeinde ein Grundstück gepachtet, um darauf eine kleine Sternwarte zu errichten. Ursache dafür war die Tatsache, dass die Beobachtungsbedingungen an der Universität Graz immer schlechter wurden. Im Jahre 1957 erreichte Prof. O. Mathias, dass dieses Grundstück durch den Bund angekauft wurde und dass im Jahre 1969 durch weiteren Zukauf eine Gesamtfläche von 18.455 m² erreicht wurde. Da zunächst alle Anträge auf den Bau eines kleinen Observatoriums negativ beschieden wurden, schritt Prof. Mathias zur Selbsthilfe: In kleinen Holzhütten wurden die von ihm hergestellten Fernrohre montiert. Die Fundamente dieses Baus sind heute noch im südlichen Bereich des Grundstück erkennbar.

Ende der Sechzigerjahre eröffnete sich ein neuer Weg: Durch das unmittelbare Interesse des Institutes für Meteorologie und Geophysik der Universität (Prof. O. Burkard) und des damaligen Institutes für Geodäsie II an der TH Graz (Prof. K. Rinner), die beide einen ungestörten Ort für Satellitenbeobachtungen außerhalb der Stadt suchten, gelang es, die Behörden zu neuer Aktivität zu motivieren. 1971 wurde das Raum- und Funktionsprogramm eines Observatoriums erstellt und entsprechende Pläne wurden durch das Landesbauamt ausgearbeitet, die dann dem Ministerium vorgelegt werden konnten. Inzwischen war auch das Institut für Nachrichtentechnik und Wellenausbreitung der TH Graz (Prof. W. Riedler) als vierter Partner dazugekommen. Im Juni 1972 kam die Zustimmung der Behörden und im August 1974 wurde der Bau begonnen, der auch dem neu gegründetem Weltrauminstitut (IWF) der Österreichischen Akademie der Wissenschaften dienen sollte. Das gesamte Projekt wurde durch die Stadt Graz und den Wissenschaftsförderungsfonds (FWF) unterstützt. Die feierliche Eröffnung fand im Dezember 1976 statt. Nach mehr als dreißigjährigem Betrieb wurde das Observatorium zwischen August und Dezember 2007 innen und außen saniert und für die nächsten dreißig Jahre fit gemacht.

Die etwa 1970 gegründete Satellitenstation hätte ursprünglich im Bereich der TU Wien entstehen sollen, wurde jedoch auf Empfehlung von Karl Ledersteger in die klimatisch günstigere Südsteiermark verlegt, wo sich an der TH Graz bereits in den 1960er Jahren eine Forschungsgruppe für Satellitengeodäsie gebildet hatte (siehe Karl Rinner und Günter Chesi). Auch eine Kooperation mit Forschern der Elektrotechnik (Prof. Willibald Riedler) existierte bereits.

Wie bereits erwähnt, wurden im Jahre 1974 die österreichischen Aktivitäten im Bereich der Weltraumforschung in Graz zusammengefasst und das Institut für Weltraumforschung gegründet. Das Institut gliedert sich in die drei Abteilungen:

  • Experimentelle Weltraumforschung (Prof. Wolfgang Baumjohann
  • Physik des erdnahen Weltraums (Prof. Helmut Rucker]
  • Satellitengeodäsie (Prof. Hans Sünkel).

Inzwischen wurde dieses Institut mit mehr als 80 Mitarbeitern aus vierzehn verschiedenen Nationen zu einem der größten Institute der ÖAW (Akademie der Wissenschaften). Da die Mitarbeiter dieser Einrichtung auf sechs Standorte in Graz verteilt waren, errichtete die ÖAW in den Jahren 1998 - 2000 in Graz-Messendorf das sogenannte ÖAW-Forschungszentrum Graz (ÖAW-FZG), um alle Aktivitäten möglichst an einem Standort zu konzentrieren. Nur die Beobachtungsstation selbst verblieb am Observatorium Lustbühel.

Literatur

Siehe auch

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужно сделать НИР?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Satellitenstation Graz-Lustbühel — Die Satellitenstation Graz Lustbühel, welche Teil des Observatorium Lustbühel ist, ist Österreichs Fundamentalstation für die Kosmische und Satellitengeodäsie. Gebäude mit Kuppel der Station Sie befindet sich in der Nähe des Stadtrandes der… …   Deutsch Wikipedia

  • Graz — Graz …   Deutsch Wikipedia

  • Graz AG Verkehrsbetriebe — Basisinformationen Unternehmenssitz Graz Webpräsenz Homepage Graz AG Verkehrsbetriebe …   Deutsch Wikipedia

  • Graz Waltendorf — 9. Grazer Stadtbezirk Karte Basisdaten Name Waltendorf Fläche 4,48 km² Einwohner 11.468 (1. Jänner 2008) …   Deutsch Wikipedia

  • Hart bei Graz — Hart bei Graz …   Deutsch Wikipedia

  • Messendorf (Gemeinden Graz, Hart bei Graz) — f6 Messendorf (Stadtteil) Katastralgemeinde Graz Stadt Messendorf …   Deutsch Wikipedia

  • Schloss Lustbühel — Seitenansicht …   Deutsch Wikipedia

  • Altstadt von Graz — Wappen Karte Basisdaten Bundesland: Steiermark …   Deutsch Wikipedia

  • Universitätssternwarte Graz — Die Universitätssternwarte Graz ist das astronomische Observatorium der Karl Franzens Universität Graz. Früher auch in der Forschung von Bedeutung, dient sie heute vor allem der studentischen Ausbildung. Die Sternwarte befindet sich über einem… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Linien der Graz AG Verkehrsbetriebe — Logo der Graz AG Verkehrsbetriebe Der Jakominiplatz Richtung Osten gesehen …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”