Grinzing

Grinzing

Grinzing war bis 1892 eine eigenständige Gemeinde und ist heute ein Stadtteil Wiens im 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling sowie eine der 89 Wiener Katastralgemeinden.

Grinzing
Wappen Karte
Wappen von Grinzing
Karte Wien-Grinzing.png

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Lage

Latisberg gesehen vom Cobenzl

Grinzing liegt im Nordwesten Wiens und ist mit einer Fläche von 613,52 ha der größte Bezirksteil Döblings. Im Nordosten grenzt es an das Josefsdorf, danach verläuft die Grenze entlang der Wildgrube und dem Schreiberbach nach Osten und zweigt dann entlang der Springsiedelgasse und dem Neugebauerweg nach Süden ab. Entlang der Hungerbergstraße folgt die Grenze zu Unterdöbling dem Verlauf des Kaasgrabens, der Grinzing von Sievering trennt. Über die Himmelstraße und den Spießweg verläuft die Grenze schließlich in nordwestlicher Richtung zur Stadtgrenze, die Grinzing von Weidling trennt.

Topographie

Grinzing ist in weiten Teilen von bewaldeten Bergrücken des Wienerwalds geprägt. An der Grenze zu Niederösterreich liegt hier auch der höchste Berg Wiens, der Hermannskogel. Darüber hinaus liegen hier teilweise sehr bekannte Berge wie der Reisenberg, Latisberg, Vogelsangberg, Hungerberg und Pfaffenberg. In den Teilen des Grinziger Wienerwaldes liegen auch einige Bäche, so etwa der Schreiberbach in der Wildgrube, der bis kurz vor Nußdorf zum Teil unverbaut verläuft. Darüber hinaus entspringt westlich des Reisenberges der Reisenbergbach (der ab der Grenze des Ortskerns als Bachkanal geführt wird) und im westlichen Teil Grinzings liegt das Quellgebiet des Arbesbachs. Ein weiteres Charakteristikum Grinzings sind auch die noch vorhandenen Weinstöcke, die man insbesondere am Reisenberg und am Hungerberg vorfindet.

Geschichte

Namensherkunft

Grinzinger Pfarrkirche
Grinzing nach Norden um 1900

Der Name Grinzing ist ein echter -ing-Name, das heißt er bezeichnet die Zugehörigkeit von Menschen zu einem Sippenoberhaupt. Im Fall von Grinzing leitet sich daher die Bedeutung von „bei den Leuten, die zu einem Mann mit dem Namen Grinzo gehören“ ab. Erstmals urkundlich erwähnt wurde Grinzing 1114 als Grinzigan.

Grinzing im Mittelalter

Das Dorf Grinzing fiel im 11. Jahrhundert an das Geschlecht der Grunzinger. Diese erbauten den später so genannten Trummelhof, von dem sich bis heute Reste im Haus Cobenzlgasse 30 erhalten haben. Dieser ehemalige Herrensitz bezieht seinen Namen daraus, dass er angeblich auf einer römischen Ruine erbaut wurde. Grinzing war bereits im 12. Jahrhundert ein blühendes Dorf. Im Dorf lebten insbesondere Weinbauern und Tagelöhner, die im Dienst der Klöster und reicher Wiener Bürger standen. Das Geschlecht der Grunzinger starb jedoch im 14. Jahrhundert mit Rüdiger von Gründsing aus. 1350 wurde er in der Wiener Minoritenkirche begraben. Grinzing stand unter der Gerichtsbarkeit des Stifts Klosterneuburg, das die Grundobrigkeit über den Ort bis ins 19. Jahrhundert bewahren konnte. 1426 wurde die Grinzinger Pfarrkirche, die Kirche „Zum heiligen Kreuz“, errichtet.

Grinzing in der Neuzeit

In der Folge litt der Ort jedoch immer wieder unter starken Verheerungen. 1484 verwüstete Matthias Corvinus den Ort, 1529 richteten die Türken starke Schäden an. Darüber hinaus äscherte ein Großbrand Teile des Ortes 1604 ein. 1683 zerstörten erneut die Türken nach dem Wiederaufbau den Ort. Grinzing entwickelte sich trotzdem am besten im Vergleich zu den umliegenden Dörfern. 1713 gab es im Ort bereits 70 Häuser, jedoch traf den Ort die Pest schwer. Mehr als die Hälfte der Häuser war verseucht, 129 Menschen starben. Dies dürfte das Wachstum des Ortes stark gehemmt haben. 1783 wurde die Grinzinger Kirche auch zur Pfarrkirche erhoben, finanziert wurde sie durch die Aufhebung einiger Ordens-Grundherrschaften auf dem Bezirksgebiet durch Joseph II. Grinzing entwickelte sich in der Folgezeit aber nur langsam. 1795 gab es 83 Häuser, 1822 99 Häuser und bis 1835 gab es gar keinen Neubau. 1831 hatte der Ort 99 Häuser mit 835 Einwohnern und war damit kaum größer als noch 1795. Danach setzte jedoch ein stärkeres Wachstum ein. Bis 1890 steigerte sich die Bevölkerung auf 1.421 Menschen in 209 Häusern.

Im Jahre 1892 wurde Grinzing schließlich bis zum Kamm des Wienerwalds mit Oberdöbling, Unterdöbling und den Vororten Kahlenbergerdorf, Nußdorf und Heiligenstadt, Sievering und Josefsdorf zum 19. Wiener Gemeindebezirk Döbling zusammengefasst. Der Rest von Grinzing kam an Weidling.

Die Bekanntheit von Grinzing fußt auch heute noch auf dem Weinbau und den Touristen, die die zahlreichen Heurigen besuchen. Durch den starken Bustourismus und die Aufgabe der Berufswinzer wird der Heurigenort von der Wiener Bevölkerung nur noch eingeschränkt besucht. Um die Attraktivität Grinzings wieder zu steigern, wurde im Jahre 2005 von den Döblinger Grünen ein Ideenwettbewerb veranstaltet, der durch eine Verkehrsberuhigung wieder mehr Lebensqualität schaffen soll.

Wirtschaft

Grinzing mit Blick auf die Pfarrkirche

Die Flurverteilung von 1826 in Grinzing lässt die Bedeutung des Weinbaus und der Holznutzung erahnen. 45 Prozent der Gesamtfläche war von Wald bedeckt, der dem Stift Klosterneuburg gehörte. Weitere 23 Prozent waren als Rebflächen genutzt, während der Ackerbau mit einem Anteil von knapp 10 Prozent eine untergeordnete Rolle spielte. Neben dem Weinbau spielte in Grinzing zeitweise auch das Brauwesen eine Rolle. 1814 wurde die Grinzinger Brauerei im Trummelhof gegründet. Sie bestand mit einigen Unterbrechungen bis 1931.

Sehenswürdigkeiten

Die Grinzinger Pfarrkirche um 1900

Neben den zahlreichen Heurigen sind insbesondere die Grinziger Pfarrkirche und die Kaasgrabenkirche sehenswert. Im weitläufigen Teil des Wienerwaldes liegen weiters die Habsburgwarte auf dem Hermannskogel, das Karl-Lueger-Denkmal, das Restaurant „Cobenzl“ am Reisenberg, sowie der romantische Wald - Biedermeierfriedhof an den Hängen des Kahlenbergs, u. A. mit den Gräbern der "schönsten Frau des Wiener Kongresses" sowie verschiedener Hocharistokraten der Ära Metternich.

Eine besondere Kostbarkeit stellt die Orgel in der Pfarrkirche Grinzing dar: Bis 1829 bestand in der Kirche ein barockes Brüstungspositiv mit 4 Registern, auf welchem nach örtlicher Überlieferung mehrmals Beethoven so wie auch Schubert musizierten. Aufgrund einer besonders guten Weinlese 1829 wurde der Wiener "bürgerliche Orgelmacher" Christoph Erler beauftragt, das Instrument um ein zusätzliches Hauptwerk und Pedal auf 11 Register zu erweitern. dabei wurde das erwähnte Brüstungspositiv unverändert erhalten und lediglich in ein neues Gehäuse gestellt. 1857 wurde aus dem gleichen Grund eine neuerliche Vergrößerung der Orgel auf 15 Register durch den Orgelbauer Alois Hörbiger durchgeführt. 1895 wurde im Zuge einer Überholung durch den Orgelbauer Josef Ullmann ein Register des Brüstungspositivs im Diskant ausgetauscht. Ab 1975 war die Orgel mangels Pflege so verfallen und unspielbar, dass sie durch ein elektronisches Keyboard ersetzt wurde. Auf Initiative des in Grinzing geborenen Orgelbauers Peter Maria Kraus wurde die Orgel 1997 durch dessen Werkstätte aufwendig und nach strengsten musealen Maßstäben restauriert und steht seither wieder in Verwendung.

Auf dem Grinzinger Friedhof befinden sich die Gräber von Gustav Mahler, Alma Mahler-Werfel, Attila Hörbiger, Paula Wessely, Peter Alexander, Heimito von Doderer, Ida Krottendorf und Thomas Bernhard.

Literatur

  • Franz Mazanec: Grinzing und Sievering: die Dörfer unter'm Himmel. Sutton, Erfurt 2006, ISBN 3-86680-007-X
  • Godehard Schwarz: Grinzing. Jugend und Volk, Wien 1982, ISBN 3-224-16239-2
  • Peter Maria Kraus: Restaurierungsbericht der Orgel d. Pfarrkirche Grinzing - Bundesdenkmalamt

Weblinks

 Commons: Grinzing – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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