Großneumarkt

Großneumarkt
Wohnhaus der Abraham-Philipp-Schuldt-Stiftung
Ecke Enckeplatz / Hütten
Verwaltungsgebäude Deutscher Ring

Der Großneumarkt ist ein zentraler Platz in der Hamburger Neustadt. Hier münden die Straßen Alter Steinweg, Neuer Steinweg, Thielbek, Wexstraße, Markusstraße und die Erste Brunnenstraße ein. Die Schlachterstraße, die zum Michel führte, ist verschwunden.

Die Größe des Platzes mit seinem Piazza-artigem Ambiente wurde von den Bürgern als etwas Besonderes wahrgenommen und führte zur Redensart „hier sitzt man besser als auf dem Großneumarkt“, wenn man sich irgendwo besonders wohlfühlt.

Inhaltsverzeichnis

Quartier

Der Platz gab dem umgebenden Quartier seinen Namen. Der Platz ist das Zentrum der im 17. Jahrhundert entstandenen Neustadt. Alle Straßen, die in die Neustadt führten, endeten hier. Es wird im Süden von der Ludwig-Erhard-Straße (ehemals Ost-West-Straße), im Westen vom Holstenwall und im Osten von der Kaiser-Wilhelm-Straße eingegrenzt.

Die Einwohner bezeichnen es gerne als „Dorf zu Füßen des Michel“.

Das Quartier wurde von den Sanierungen der zwanziger Jahre und den Bomben des Zweiten Weltkrieges weitgehend verschont. Auch der große „Hamburger Brand“ hatte hier nicht gewütet. Hier gab es noch zahlreiche Fachwerkhäuser, unter anderem das älteste Lehmhaus der Stadt, deren Fassaden allerdings zum Teil verputzt waren.

Da ein Erhalt jedoch unwirtschaftlich war, errichtete man die Peterstraße im alten Stil neu. Die später entstandenen hohen Bauten der Hamburger Sparkasse sowie die Bauten der Versicherung Deutscher Ring fügen sich nicht in das historische Flair mit ein.

Durch den Neubau von Wohnblocks der Wohnungsbaugesellschaft SAGA in den 1980er Jahren sind die typischen engen Gassen, in Hamburg wegen ihrer Enge häufig „Gang“ genannt, verschwunden.

Geschichte

Das Hamburger Stadtmilitair, Dragoner, Grenadiere, Musketiere und Konstabler in Parade auf dem Großneumarkt im Jahre 1800

Ursprünglich war der Großneumarkt der zentrale Marktplatz im Viertel, wegen seiner Größe „Großer Neumarkt“ genannt; seit 1899 führt der Platz seinen heutigen Namen. Ein Wochenmarkt findet regelmäßig an zwei Wochentagen hier statt. Von der ursprünglichen Randbebauung sind einige klassizistische Bauten am nördlichen und östlichen Rand erhalten.

Das umgebende Viertel hatte bis zum Zweiten Weltkrieg eine polyglotte Gesellschaft mit einem hohen jüdischen Bevölkerungsanteil. In den Kohlhöfen lag die Synagoge. Kirchen weiterer Religionsgemeinschaften waren in unmittelbarer Umgebung.

Ebenfalls in den Kohlhöfen eröffnete Hamburgs erste öffentliche Leihbücherei.

Am südlichen Rand lag die Schlachterstraße mit zwei jüdischen Wohnstiften, dem Marcus-Nordheim-Stift und dem Lazarus-Gumpel-Stift. Allein aus diesen Häusern wurden 169 Juden deportiert. Ausgehend von der Polizeirevierwache 14 und fünf weiteren Wachen wurden 1940 in der sogenannten „Zigeuneraktion“ 551 Roma und Sinti nach Polen deportiert.

Anfang der 1950er-Jahre wurde die Schneise der Ost-West-Straße mitten durch das Viertel geschlagen und trennt den nördlichen vom südlichen Bereich des Viertels. Heute heißt dieser Teil Ludwig-Erhard-Straße.

Seit 2003 erinnert eine Gedenktafel an die Erfindung der Currywurst, die in der Novelle von Uwe Timm beschrieben wird und hier nach der Überlieferung 1950 erstmals angeboten wurde.

Hütten

Gefängnis Hütten (*1858), Architekt Forsmann

Der Straßenname Hütten entstand aus der Bezeichnung „Bei den Hütten“. Mit „Hütten“ wurden kleine, freistehende Häuschen benannt. Diese wurden den angeworbenen Soldaten zur Verfügung gestellt, nach der Errichtung der Wallanlagen zu Beginn des Dreißigjährigen Krieges. Die Hütten lagen unmittelbar an den Festungswällen. Wegen der auf den Wallanlagen befindlichen Mühlen durften hier keine hohen Häuser errichtet werden. Als Ersatz für die Wache am Großneumarkt wurde hier 1858 die „Hüttenwache“ erbaut, eine Polizeileitstelle mit Arrestlokal für kleine Straftäter. 1915 wurde das Gebäude erweitert. Das Gefängnis, das in Bürgerschaftsdebatten der 1920er-Jahren als „übles Loch“ bezeichnet wurde, diente unter der Herrschaft der Nationalsozialisten zur Inhaftierung politischer Gegner. So war der Widerstandskämpfer Helmuth Hübener im Jahr 1942 hier für mehrere Monate inhaftiert, bevor er im Alter von 17 Jahren in Berlin-Plötzensee hingerichtet wurde. Nach den Novemberpogromen von 1938 wie auch ab 1941 wurde Hütten ebenfalls zur Gefangenhaltung von Juden vor ihrer Deportation benutzt. Seit 1985 gemahnt eine Gedenktafel am Gebäude an diese Vorgänge.

Szene

Seit den 1950er-Jahren gibt es am Großneumarkt eine lebhafte Kneipen- und Klubszene. Auch Homosexuelle verkehrten hier, da das Viertel bis zur Reform des Paragraphen 175 im Jahre 1969 ein „Geheimtipp“ war.

Hierher zog der Star-Club, nachdem er in der Großen Freiheit schließen musste, und hielt sich bis zum Anfang der 1980er-Jahre. Einer der berühmtesten Jazzkeller Hamburgs, der Cotton Club, ist auch nur fünf Schritte entfernt. Im Schwenders an der Ecke zum Alten Steinweg wurde dreißig Jahre lang klassische Musik gespielt, bis es 2007 geschlossen wurde und bei Goldi’s traf man die seltsamsten Typen der Stadt.

Der Großneumarkt war neben der sogenannten „Eppendorfer Szene“ einer der Treffpunkte sowohl zum Frühschoppen wie auch zum Nachtbummel in Hamburg.

Sehenswürdigkeiten

Den Großneumarktbrunnen schuf Doris Waschk-Balz 1978.
  • Der Brunnen auf dem Platz von Doris Waschk-Balz, gestiftet 1976 von der Hamburger Feuerkasse.
  • Großneumarkt 37, Gebäude sowie die darin befindliche historische Einrichtung der Pelikan-Apotheke
  • Großneumarkt 54, Hertz-Joseph-Levy-Stift
  • Die 1893 errichtete ehemalige Polizeirevierwache 14 (heute ist eine neue Wache an der Caffamacherreihe eingerichtet), ist aus der TV-Serie Großstadtrevier bekannt.

Peterstraße

Die Wohnanlage in der Peterstraße ließ Alfred Carl Toepfer errichten, der auf Bitten des damaligen Ersten Bürgermeisters Herbert Weichmann 1965 auch das Beyling-Stift (Peterstraße Nr. 39) übernahm. Dieses wurde 1751 von Wilhelm Gottfried Oelckers als Wohnhaus erbaut, 1824 durch Johann Beyling erworben und 1899 für Altenwohnungen gestiftet. Alfred Töpfer ließ es in den historischen Formen restaurieren. Ende der 1960er Jahre ließ Alfred Töpfer nach alten Plänen Bürger- und Kaufmannshäuser errichten. Die historische Neustadt, deren Bebauung durch Fachwerkhäuser und enge Gassen charakterisiert war, hat nie so ausgesehen. Der Name Peterstraße ist auf die Petrikirche zurückzuführen. Im Sprengel Michaelis wurden im 17. Jahrhundert die Straßen nach den Patronen der Hauptkirchen der Altstadt benannt.

In der Peterstraße Nr. 39 befindet sich heute das Johannes-Brahms-Museum. Unter anderem befinden sich hier sämtliche Werke von Brahms auf CD und eine Präsenzbibliothek von 300 Bänden. Seit Mai 2011 beherbergt das Gebäude ferner das Telemann-Museum.

Bildergalerie

Weblinks

 Commons: Großneumarktbrunnen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
53.5502777777789.98

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