- Holstenwall
-
Lage des Stadtteils Neustadt
Lage des Bezirks Hamburg-Mitte
Basisdaten Bundesland: Hamburg Bezirk: Hamburg-Mitte Fläche: 2,2 km² Einwohner: 11.544 (2002) Bevölkerungsdichte: 5.247 Einwohner je km² Vorwahl: 040 Geografische Lage: 53° 33' 7" n. Br.
9° 59' 8" ö. L.Kfz-Kennzeichen: HH
Der Stadtteil Neustadt liegt in Hamburg zentral zwischen Hamburg-Altstadt und St. Pauli. Er gehört zum Bezirk Hamburg-Mitte. Die Grenze zur Altstadt wird von einem alten Mündungsarm der Alster, dem heutigen Alsterfleet, im Osten, der Elbe im Süden und den Wallanlagen zwischen Elbe und Binnenalster nach Westen und Norden gebildet. Im östlichen Teil zwischen dem Jungfernstieg, dem Gänsemarkt und dem Alsterfleet dominieren die Läden und Kontore sowie viele Hamburger Hauptniederlassungen von Banken, während es im Westen um die Wexstraße und den Großneumarkt herum auch Wohnquartiere gibt.
- siehe auch: Die „alte“ Neustadt
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Geografische Lage
Die Neustadt liegt in der Hamburger Stadtmitte westlich des Alsterlaufes. Östlich schließt sich Hamburg-Altstadt und westlich - jenseits der Wallanlagen St. Pauli an. Im Norden, abgegrenzt durch die Verbindungsbahn, liegt Rotherbaum und im Süden, durch die Elbe getrennt, Steinwerder.
Stadtteilgliederung
Für statistische Zwecke ist der Stadtteil in vier Ortsteile geteilt:
- Der Ortsteil 104, auch „südliche Neustadt“ genannt, umfasst das Gebiet um den Schaarmarkt südlich des Straßenzuges Seewartenstraße - Rothesoodstraße - Wincklerstraße - Martin-Luther-Straße - Pulverturmsbrücke und erstreckt sich bis zum Hafen. Hier befinden sich die nordischen Seemannskirchen. Außerdem wohnen in diesem Gebiet überproportional viele Portugiesen und Spanier.
- Nördlich davon liegt westlich der Linie Englische Planke - Ludwig-Erhard-Straße - Erste Brunnenstraße - Thielbek - Kohlhöfen - Poolstraße - Gorch-Fock-Wall - Jungiusstraße der Ortstteil 105. In diesen Ortsteil fallen mit den Kleinen und den Großen Wallanlagen sowie dem Alten Elbpark große Teile des Grünzuges, der anstelle der ehemaligen Stadtbefestigung angelegt wurde. In den Kleinen Wallanlagen liegt auch das Justizforum mit Oberlandesgericht, Straf- und Ziviljustizgebäude sowie Untersuchungsgefängnis. Bis Ende des 19. Jahrhunderts lag hier und im Ortsteil 106 das Hauptwohngebiet der Hamburger Juden.
- Der Ortsteil 106 schließt sich westlich an den Ortsteil 105 an. Er wird durch den Straßenzug Kaiser-Wilhelm-Straße - Stadthausbrücke begrenzt. Am Südwestende des Ortsteils liegt mit dem Michel eine der fünf Hamburger Hauptkirchen. Früher befanden sich auch die Hauptsynagoge (Kohlhöfen) und der reformjüdische Tempel (Poolstraße) hier.
- Den Nordteil der Neustadt bildet der Ortsteil 107. Er ist heute vorwiegend durch die gehobenen Einkaufsstraßen westlich des Alsterfleetes geprägt. Im Nordwesten liegt der Alte Botanische Garten. Auch der Axel-Springer-Verlag hat hier sein Hamburger Verlagsgebäude.
Geschichte
Westlich des Alten und des Neuen Walls, die früher die Stadt Hamburg abgrenzten, waren ursprünglich vor allem störende aber notwendige Einrichtungen untergebracht, wie z.B. Ziegeleien, Pulvermühlen und der Pestfriedhof. Zwischen 1615 und 1626 legte der Holländische Festungsbauer Johan van Valckenburgh eine neue Befestigungsanlage an, die auch diesen Bereich sicherten. Diese Absicherung, in den Zeiten des dreißigjährigen Krieges besonders wichtig, führte zu baldiger Besiedlung. Es dauerte jedoch noch bis 1685, bis die Pfarrkirche St. Michaelis zur Hauptkirche und die Neustadt damit zum gleichberechtigten Kirchspiel erhoben wurde. Erst damit erreichten die Bürger der Neustadt die gleichen Rechte wie die altstädtische Bevölkerung. Da sich in der Neustadt jedoch vor allem die Hamburgische Mittel- und Unterschicht ansiedelte, war das Michaelis-Kirchspiel auch später nicht so angesehen wie die vier anderen Kirchspiele, was ein Vers aus der Mitte des 18. Jahrhunderts verdeutlicht:
- Sankt Petri de Rieken
- Sankt Nikolai desglieken
- Sankt Catharinen de Sturen
- Sankt Jakobi de Buren
- Sankt Michaelis de Armen
- Daröber mag sick Gott erbarmen
Die Neustadt war aber nicht nur Armen- sondern auch Judenviertel, ohne dass es dort wie in anderen Städten ein Ghetto oder explizite Judengassen gegeben hätte. In der Poolstraße wurde 1844 der durch seine Reformen bekannte (zweite) jüdisch-liberale Tempel eingeweiht. Daneben entstanden diverse weitere jüdische Einrichtungen. Als um die Wende zum 20. Jahrhundert der Großteil der jüdischen Bevölkerung aus der Neustadt in Richtung Grindel gezogen war, zogen die Gemeindeinstitutionen nach, so dass um 1933 - von einigen Wohnstiften abgesehen - schon kaum noch spezifisch jüdische Einrichtungen in der Neustadt zu finden waren.
Die Neustadt ist der einzige Stadtteil, in dem während der NS-Zeit in größerem Umfang Wohnungsbau stattfand, der durch den flächenhaften Abriss des extrem dicht bebauten "roten Gängeviertels" ermöglicht wurde. Das Wohngebiet um den Bäckerbreitergang war vorher abgerissen worden, nachdem bereits 1890-1893 mit dem Durchbruch der Kaiser-Wilhelm-Straße mit der Sanierung begonnen war.
Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde der Wallgraben mit Trümmern zugeschüttet. Nur ein kleines Stück im ehemaligen Botanischem Garten ist heute noch erhalten.
In den 1950er Jahren wurde die Ost-West-Straße als eine zentrale Achse für den Durchgangsverkehr von den Elbbrücken in Richtung Nordwesten angelegt; im Bereich der Neustadt heißt sie heute Ludwig-Erhard-Straße. Die sechsspurige Straße wirkt wie eine nahezu unüberwindbare Barriere zwischen den nördlich und südlich angrenzenden Vierteln.
Das Dammtor-Café, bis in die 1980er Jahre "Münchner Hofbräuhaus", wurde durch einen Kino-Komplex ersetzt.
Einwohnerentwicklung
- 1895: 89.000
- 1920: 63.000
- 2002: 11.989
- 2006: 11.544
Politik
Für die Wahl zur Bürgerschaft und der Bezirksversammlung gehört Hamburg-Neustadt zum Wahlkreis Hamburg-Mitte.
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Musik
Die Hamburgische Staatsoper war in früheren Jahrhunderten am Gänsemarkt untergebracht. Die heutigen Räume wurden 1826 nach Entwürfen von Carl Ludwig Wimmel für das damalige Stadttheater errichtet und mehrfach umgebaut. Martin Haller errichtete 1873 einen ersten Anbau. Das Bühnenhaus wurde 1925 nach Plänen von Distel & Grubitz neu errichtet. Nachdem das Gebäude im Zweiten Weltkrieg ausbrannte, wurde es zwischen 1953 und 1955 von Gerhard Weber wieder aufgebaut. Es ist äußerlich ein typischer Repräsentationsbau der 1950er Jahre.
Die Laeiszhalle am Johannes-Brahms-Platz verdankt ihre Existenz einem Vermächtnis des 1901 verstorbenen Reeders Carl Heinrich Laeisz und weiteren Zuwendungen seiner Witwe Sophie. Nach Plänen von Martin Haller und Wilhelm Emil Meerwein wurde ein spätbarocker Backsteinbau mit zwei Konzertsälen errichtet.
Bauwerke
- Das Stadtwahrzeichen, der Michel, ist unübersehbar. Unterhalb des Michels geben die Krameramtsstuben einen kleinen Eindruck von der Enge der alten Wohnquartiere.
- Oberhalb der Landungsbrücken steht das Bismarck-Denkmal (1906) von Hugo Lederer.
- Der Hummelbrunnen von Richard Kuöhl im Neubaugebiet der dreißiger Jahre.
- Gotthold Ephraim Lessingdenkmal, Bau der Finanzbehörde und Deutschlandhaus siehe Artikel: Gänsemarkt
- Am Großneumarkt ist mit dem Hertz-Joseph-Levy-Stift noch eines der Stiftshäuser erhalten, mit denen wohlhabende Juden bedürftigen Gemeindemitgliedern eine Heimstatt im Alter boten. Ebenfalls am Großneumarkt steht die Pelikanapotheke, deren Tradition bis 1696 zurückgeht. Die Sandsteinfassade des Baus stammt von 1780.
- Im Alten Steinweg ist der Paradieshof von 1762 erhalten. Um den Erhalt dieses Baudenkmals gab es Ende der 1980er Jahre schwere Auseinandersetzungen im Senat der Freien und Hansestadt Hamburg. Während Bausenator Eugen Wagner (SPD) das in städtischer Hand befindliche Haus abreißen und durch Sozialwohnungen ersetzen lassen wollte, setzte Kultursenator Ingo von Münch (FDP) Denkmalschutz und Sanierung für das Gebäude durch.
- Die anglikanische St.-Thomas-a-Beckett-Kirche an der Englischen Planke wurde zwischen 1836 und 1838 von Ole Jörgen Schmidt errichtet und ist bis heute das geistliche Zentrum der Hamburger Anglikaner.
- Das Congress Center Hamburg.
- Das Unilever-Haus
- In der Innenstadt die Alte Post und die ehemalige Oberpostdirektion.
- Die Ellerntorsbrücke.
- Das Görtz-Palais, heute Teil des Stadthauses.
Holstenwall
Der Holstenwall bezeichnet heute eine Straße, die im Abschnitt zwischen dem Holsten- und Millerntor der Wallanlagen angelegt wurde. Hier entstanden eine Reihe repräsentativer Bauten:
- Das Brahms Kontor gegenüber der Laeiszhalle und dem Justizforum.
- Das Museum für Hamburgische Geschichte
- Die Handwerkskammer Hamburg
- Die Handelsschule
Peterstraße
Die Peterstraße und weitere Kulturdenkmäler rund um den Großneumarkt siehe dort.
Parks
- Die Alten Wallanlagen wurden zu einem Park umgebaut, in dem der alte botanische Garten aufgegangen ist: Planten un Blomen
- Der Gustav-Mahler-Park am Dammtor
Quartiere
- Der westliche Teil der Hamburger Innenstadt mit dem Jungfernstieg, dem Gänsemarkt, Dammtordamm und Dammtorstaße und dem Stephansplatz.
- Der Großneumarkt
- Die südliche Neustadt mit dem Baumwall.
Wirtschaft und Infrastruktur
Wirtschaftlich ist der Stadtteil von sehr gemischter Nutzung geprägt: Am Rande gibt es viele Bürohochhäuser, deren Angestellte zur Mittagszeit für Geschäft in zahlreichen Restaurants sorgen. Auch abends haben viele Restaurants und Kneipen geöffnet, v.a. rund um den Großneumarkt. Es gibt viele Einkaufsläden sowie Büros / Galerien von kreativen Menschen. An Kaiser-Wilhelm-Straße und Caffamacherreihe befindet sich ein kleines Presseviertel (Axel-Springer-Verlag).
Weblinks
Hamburger Stadtteile im Bezirk Hamburg-MitteBillbrook | Billstedt | Borgfelde | Finkenwerder | HafenCity | Hamburg-Altstadt | Hamm-Nord | Hamm-Mitte | Hamm-Süd | Hammerbrook | Horn | Kleiner Grasbrook | Neustadt | Neuwerk | Rothenburgsort | Steinwerder | St. Georg | St. Pauli | Veddel | Waltershof | Wilhelmsburg
53.551969.98558Koordinaten: 53° 33′ N, 9° 59′ O
Wikimedia Foundation.