- Grube Amalienhöhe
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Die Grube Amalienhöhe (auch Grube Dr. Geier) liegt oberhalb von Waldalgesheim bei Bingen am Rande des Hunsrücks. Das ehemalige Mangan- und Dolomitbergwerk ist durch seine Architektur einzigartig unter den Industriedenkmälern Deutschlands.
Seit 2002 ist die Grube Amalienhöhe Teil des UNESCO-Welterbes Oberes Mittelrheintal.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Anfänge
Ende des 19. Jahrhunderts entdeckte man die Bedeutung des Manganerzes als Zuschlagsstoff bei der Stahlveredelung. Die Attraktivität der Lagerstätten im Hunsrück stieg, da der Rohstoff jetzt rüstungswichtig war.
Ab 1885 begann der Mainzer Dr. Heinrich Claudius Geier im neu erschlossenen Grubenfeld Suchschächte abzuteufen. Er stieß auf bedeutende Vorkommen. Das benachbarte Grubenfeld Elisenhöhe – im Besitz der Gebrüder Wandesleben – wurde ebenfalls weiter ausgebaut. Im Jahr 1911 kam es unter der Leitung des Geologen Dr. Ernst Esch zum Zusammenschluss der Gruben. Der beginnende Aufschwung wurde verstärkt durch eine ab 1912 gebaute, 7,5 km lange Seilbahn. Diese ermöglichte den Erztransport bis ans Rheinufer bei Trechtingshausen.
Die heutige Anlage
Da das Deutsche Reich im Ersten Weltkrieg von ausländischen Bezugsquellen abgeschnitten war, ergab sich die Chance für einen weiteren Ausbau. So entstand ab 1916 die neue Grube Dr. Geier, an deren Baukosten sich das Reich zur Hälfte beteiligte. Im Jahr 1929 wurde der Rheinstollen in Betrieb genommen, dessen Mundloch bei Bingerbrück in der Nähe des Rheinufers lag. Durch den Rheinstollen wurden danach alle Erze zur Verladung transportiert, die Seilbahn konnte abgeworfen werden. Gleichzeitig flossen die Grubenwasser natürlich über den Stollen ab, die teure Wasserhaltung wurde eingespart. Ab Januar 1959 wurde in der Grube vorwiegend Dolomit abgebaut. Da sich Dolomit leichter im Tagebau gewinnen ließ, wurde die Produktion unrentabel und das Bergwerk musste 1971 schließen. Bis zur Schließung wurden hier 7 Millionen Tonnen Manganerz und 2,5 Millionen Tonnen Dolomit abgebaut. Kurze Zeit noch als Besucherbergwerk genutzt, verfällt die Bausubstanz der nicht mehr genutzten Gebäude heute langsam. Da die neue Besitzergemeinschaft zerbrach, wurde bisher aus den versprochenen Sanierungsmaßnahmen nichts. Im Moment sind einzelne Gebäude an unterschiedliche Bewohner und Firmen vermietet.
Die Gebäude
Das Darmstädter Planungsbüro Markwort & Seibert , Bauingenieur Georg Markwort und Architekt Eugen Seibert, erstellte eine Planung im neobarocken Stil. Um eine Art Ehrenhof herum sind die Gebäude fast axialsymmetrisch angeordnet. Hinter dem Portal wird der Hof von zwei villenartigen Gebäuden flankiert. Das Zechenhaus links enthielt die Direktion und die Verwaltung, in der gegenüber liegenden Herberge waren Baubüro, Beamtenkasino und Wohnungen untergebracht. Etwas nach hinten versetzt folgt links der Saalbau. Er ist das aufwendigste Gebäude und beherbergte einen Speiseraum sowie einen Theater- und Vortragsraum. Auf der rechten Seite schließt sich das eigentliche Betriebsgebäude mit Magazin, Lohnhalle, Kaue, und Erzsilo mit Fördergerüst an. Der Hof wird begrenzt durch die querstehende Maschinenhalle, vor der eine als Kühlteich dienende oktogonale Brunnenanlage platziert ist. Dahinter folgt der Werkhof.
Bergschäden und Auswirkungen auf Waldalgesheim
Bereits etwa ab dem Jahre 1908 wurden im alten Ortskern mehr und mehr Bergschäden offenbar. Es entstanden Brüche, die zu Absenkungen führten und sich nach und nach mit Wasser füllten. Zahlreiche Gebäude wurden im Lauf der Zeit beschädigt und mussten verlassen werden. Ganze Straßenzüge fielen dadurch den Erdsenkungen zum Opfer. Ab etwa 1910 wurden südlich des alten Ortskerns, -unter finanzieller Beteiligung des Unternehmens-, 124 Häuser neu gebaut. Die aufgegebenen Gebäude wurden abgerissen. Auch die beiden Kirchen mussten niedergelegt, und an anderer Stelle neu gebaut werden. 2008 wurden mit Hilfe der Heimatfreunde Waldalgesheim die Kirchen-Grundmauern neben dem alten Friedhof wieder freigelegt. Heute findet der Spaziergänger an Stelle des früheren Ortskerns Bruchfeldteiche. Die Weiher im Bereich der Absenkungen wurden zum Naturschutzgebiet erklärt.
Mineralien
Während der Betriebszeit des Bergwerkes wurden folgende Mineralien in den geförderten Erzen gefunden:
Literatur
- Klaus Klemp: Grube Dr. Geier. Monument des deutschen Erzbergbaus. Biebertal, 1987.
Weblinks
49.9591666666677.8383333333333Koordinaten: 49° 57′ 33″ N, 7° 50′ 18″ OKategorien:- Industriedenkmal
- Geschichte (Hunsrück)
- Kulturdenkmal im Landkreis Mainz-Bingen
- Stillgelegtes Bergwerk in Rheinland-Pfalz
- Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal
- Waldalgesheim
- Erbaut in den 1880er Jahren
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