Guddorf

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Wilhelm Guddorf (Pseudonym Paul Braun; * 20. Februar 1902 in Melle, Belgien; † 13. Mai 1943 in Berlin-Plötzensee), von Beruf Journalist, war ein Widerstandskämpfer im Dritten Reich. Er wird dem Kreis der „Roten Kapelle“ zugerechnet.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Guddorf stammte aus einer bürgerlich-katholischen Gelehrtenfamilie. Sein Vater hatte eine Professur an der Universität in Gent und für seinen Sohn eine Priesterlaufbahn vorgesehen. Stattdessen studierte Willem an den Universitäten Leiden, Paris und Münster Sprach- und Geschichtswissenschaften. Später beherrschte er fast alle europäischen Sprachen, zum Teil auch in Dialekten und Frühformen, sowie Hebräisch und Arabisch. 1936 lernte er im Zuchthaus Luckau, angeregt durch seinen Zellengenossen Philipp Schaeffer, Persisch, Chinesisch und Japanisch.

1922 trat er in die KPD ein. Seit seiner Teilnahme an den Ruhrkämpfen 1923 lebte er unter dem Namen Paul Braun. Mit diesem Pseudonym unterzeichnete er auch die Artikel, die er zunächst für die KPD-Zeitung Freiheit in Düsseldorf und 1926 bis 1933 für die Rote Fahne und mehrere andere Zeitungen seiner Partei schrieb.

Ab 1933 verbreitete er unter Verwendung seines Pseudonyms illegale Schriften gegen das NS-Regime und war Mitglied der KPD-Bezirksleitung Berlin-Brandenburg. Im April 1934 wurde er inhaftiert und nach Verurteilung zu einer Zuchthausstrafe bis 1939 im KZ Sachsenhausen gefangen gehalten.

Nach seiner Haftentlassung fand er über seine ehemaligen Redaktionskollegen Martin Weise, Walter Husemann und John Sieg Kontakte zur Roten Kapelle. Er redigierte zusammen mit John Sieg die periodisch erscheinende illegale Zeitung Die Innere Front[1], für die Hitlergegner verschiedener Weltanschauungen Beiträge verfassten. Guddorf vermittelte den Kontakt und den Erfahrungsaustausch mit den Leitern der KPD-Widerstandszellen in Hamburg, Franz Jacob und Bernhard Bästlein. Zusammen mit Arvid Harnack verfasste er die umfangreiche Studie „Die wirtschaftlichen Grundlagen des nationalsozialistischen Deutschlands“.

Ab 1940 war er als Buchhändler tätig. Durch seine Vermittlung fand auch seine Kollegin Eva-Maria Buch Kontakt zur Gruppe.

Im Oktober 1942 wurde Guddorf erneut verhaftet und am 3. Februar 1943 vom Reichskriegsgericht zum Tode verurteilt und kurz darauf in der Haftanstalt Berlin-Plötzensee hingerichtet.[2]

Ehrungen

  • Im Berliner Stadtteil Lichtenberg wurde 1972 eine Straße nach Guddorf benannt.
  • Im Berliner Stadtteil Köpenick ist die Wilhelm-Guddorf-Schule nach ihm benannt.

Einzelnachweise

  1. Materialien der Gedenkstätte Deutscher Widerstand
  2. Peter Steinbach und Johannes Tuchel: Lexikon des Widerstandes 1933 – 1945. C.H. Beck; 2., überarb. u. erw. Auflage 1998; ISBN 340643861X; S. 77-78.

Literatur

  • Hans Coppi junior, Jürgen Danyel, Johannes Tuchel (Hrsg.) Die Rote Kapelle im Widerstand gegen Hitler, Schriften der Gedenkstätte Deutscher Widerstand. Edition Hentrich, ISBN 3-89468-110-1
  • Gert Rosiejka: Die Rote Kapelle. „Landesverrat“ als antifaschistischer Widerstand. - mit einer Einführung von Heinrich Scheel. ergebnisse, Hamburg 1986, ISBN 3-925622-16-0

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