Gut Emkendorf

Gut Emkendorf

Das Gut Emkendorf liegt in Schleswig-Holstein in der Gemeinde Emkendorf im Kreis Rendsburg-Eckernförde. Es handelt sich um eine streng symmetrisch gestaltete Hofanlage. Außer dem Herrenhaus sind mehrere Wirtschaftsgebäude und weitere Nebengebäude erhalten. Im zugehörigen weitläufigen Landschaftspark im englischen Stil liegt der Hasensee, der früher mit dem Westensee verbunden war. Eine 250-jährige Linden- und Kastanienallee tangiert das Gutsgelände. Sie ist ein Teil der alten Chaussee von Kiel nach Rendsburg und ist seit 1936 als Naturdenkmal unter Schutz gestellt.

Herrenhaus und Ehrenhof des Gutes Emkendorf

Inhaltsverzeichnis

Geschichtliches

Lageplan des Gutes

Im 18. Jahrhundert, als das Gut Jean Henri Desmercières gehörte, wurde das Herrenhaus gebaut. 1745 empfing Desmercières dort König Friedrich V. Später verkaufte er das Gut an Detlev von Reventlow, der es 1783 seinem Sohn Friedrich Karl Reventlow vererbte. Dieser war seit 1779 mit Julia, der Tochter des dänischen Schatzmeisters Heinrich Schimmelmann verheiratet. Schimmelmann war durch den Atlantischen Dreieckshandel reich geworden. Bei seinem Tod 1782 erbten seine Kinder je ein Fünftel des jährlichen Gewinns der karibischen Zucker-Plantagen. Dieses Geld nutzte das Ehepaar unter anderem für die reiche Ausgestaltung seines Guts.

Hier empfing Julia Reventlow eine große Zahl berühmter Persönlichkeiten der Epoche, darunter Friedrich Gottlieb Klopstock, Matthias Claudius und Johann Caspar Lavater, Friedrich Leopold zu Stolberg-Stolberg sowie La Fayette. Diese Debattierkreise, der sogenannte Emkendorfer Kreis, haben dem Gut die Bezeichnung „Weimar des Nordens“ eingetragen.

Das Gut war mit kurzen Unterbrechungen insgesamt von 1764 bis 1929 im Besitz der Familie Reventlow. 1929 ging der Besitz an die Familie Dr. Curt Heinrich. Es war das wohl größte Gut in Schleswig-Holstein und für die Verwaltung vieler umliegender Dörfer, Höfe und Seen zuständig.

Zum Ende des Zweiten Weltkrieges wurden im Gutshaus Kriegsflüchtlinge einquartiert, nach der Kapitulation am 8. Mai rückte eine britische Garnison in die Gebäude ein. Heute ist das Herrenhaus in Privatbesitz. Es ist umfassend restauriert und für seine Konzerte bekannt, unter anderem im Rahmen des Schleswig-Holstein Musik Festivals.

Die Gebäude

Das Herrenhaus

Äußerer Bau

Das Herrenhaus (Mitteltrakt)
von der Hofseite aus gesehen

Das Herrenhaus wurde im spätbarocken Stil um 1730 erbaut und vom sächsischen Baumeister Carl Gottlob Horn (1734–1807) gegen Ende des 18. Jahrhunderts klassizistisch überformt. Es ist ein zweigeschossiger verputzter Backsteinbau mit Mansarddach. Das Gebäude hat 13 Achsen und zeigt auf der Hofseite einen dreiachsigen, dreigeschossigen Risalit. Dieser ist durch ionische Kolossalpilaster gegliedert und weist einen flachen Dreiecksgiebel auf. Die Uhr im Giebel wurde im Zuge einer Putzerneuerung im Jahr 1850 eingesetzt. Das Erdgeschoss ist rustiziert, über dem ersten Stockwerk befindet sich ein attikaähnlicher Wandstreifen. Die Gartenseite ist insgesamt etwas schlichter ausgeführt. Dort hat der Risalit einen durchgehenden Balkon. Zwei langgestreckte eineinhalbgeschossige Flügel schließen sich auf der Hofseite an und umgeben den Hof zusammen mit dem Hauptgebäude hufeisenförmig.

Inneres

Für die Umgestaltung des Herrenhauses Ende des 18. Jahrhunderts wurden neben Carl Gottlob Horn der Maler Giuseppe Anselmo Pellicia und der Stuckateur Francesco Antonio Tadey herangezogen. Unter die barocke Decke wurden dabei eine niedrigere, klassizistische eingezogen. Obwohl bis Anfang des 20. Jahrhunderts ein großer Teil der Original-Innenausstattung verloren ging, fanden große bauliche Veränderungen nicht statt, so dass die Anlage in einem relativ originalgetreuen Zustand erhalten ist:

  • Erdgeschoss
Vestibül mit toskanischen Säulen
Gartensaal mit Pilastergliederung, Grisaillemalereien und gemaltem Deckenstuck
Salon (Adlerzimmer) mit vier Supraporten mit römischen Landschaften
Schlafzimmer mit Deckenbild des Helios
Esszimmer mit angeschlossenem Frühstückszimmer und Wandmalereien.
  • Obergeschoss
ehem. Bibliothek mit Holzvertäfelung
Festsaal mit Parkettboden und Rokokostuckdecke
Blauer Salon mit blauer Wandverkleidung diente als Zimmertheater
Etruskisches Zimmer mit pompejanischem Dekor und klassizistischem Ofen
Telemachzimmer mit Grisaillemalerei aus dem Leben Telemachs
Speisezimmer mit mythologische Szenen
Kabinett mit gemaltem Ausblick in eine Landschaft
mehrere Schlafzimmer
Mittelrisalit des Pferdestalls
Das alte Kuhhaus
Die alte Meierei
Das Gartenhaus

Die Pferdeställe

Die von C.G. Horn 1791 errichteten Pferdestelle sind zwei einander gegenüberliegende eingeschossige Bauten am Eingang der Gutsanlage. Zum Gutseingang hin knicken sie rechtwinklig ab. Die unverputzten Backsteingebäude mit Walmdach haben ein eineinhalbgeschossiges dreiachsiges Mittelrisalit. Dieses ist durch Pilaster gegliedert. An der Rückseite einer der Pferdeställe wurde 1855 eine Reithalle angebaut.

Das alte Kuhhaus und die alte Scheune

Das alte Kuhhaus von 1730 ist ein langgestreckter Backsteinbau mit ursprünglich reetgedecktem Krüppelwalmdach. Während die südliche Stirnwand mit zwei Toren ursprünglich erhalten ist, wurde die nördliche Ende des 18. Jahrhunderts vermutlich von C.G. Horn neu gestaltet.

Die alte Scheune liegt dem Kuhhaus gegenüber. Es ist ein 1745 errichteter Backsteinbau mit ursprünglich reetgedecktem Krüppelwalmdach.

Die alte Meierei

Das Gebäude stammt vermutlich auch von C. G. Horn und wurde nach 1791 errichtet. Es handelt sich um ein eingeschossiges backsteinernes Traufenhaus mit Krüppelwalmdach. Der Mittelteil ist zweigeschossig, rustiziert und wird von einem Flachgiebel abgeschlossen. Auf der Rückseite ist ein Wirtschaftsflügel angebaut.

Das Gartenhaus

Das auch als Klein Emkendorf oder Claudiushaus bezeichnete Gartenhaus wurde 1796 von C. G. Horn errichtet. Matthias Claudius hat hier zeitweilig gewohnt. Es ist ein eingeschossiges Traufenhaus aus verputztem Backstein mit Krüppelwalmdach. Die Wände sind durch rustizierte Wandstreifen gegliedert, in der Mitte befindet sich eine klassizistische Eingangstür mit Oberlicht. Beidseitig schließen sich kleine, unverputzte backsteinerne Seitenflügel an.

Der Park

Die ursprünglich barocke Parkanlage wurde nach Plänen von C.G. Horn in einen Landschaftsgarten englischen Stils umgewandelt. Das geschah gleichzeitig mit der klassizistischen Umgestaltung des Hauptgebäudes Ende des 18. Jahrhunderts. Von der Parkanlage sind heute nur noch Teile erhalten. Hinter dem Herrenhaus erstreckt sich eine Rasenfläche mit altem Baumbestand zwischen einer Anhöhe und dem Hasensee. Eine lange Brücke überspannt den See. Der Park ist zum großen Teil der Öffentlichkeit zugänglich.

Literatur

  • Kunst-Topographie Schleswig-Holstein. Bearbeitet im Landesamt für Denkmalpflege Schleswig-Holstein und im Amt für Denkmalpflege der Hansestadt Lübeck. Wachholtz, Neumünster 1982, ISBN 3-529-02627-1.
  • Johannes Hugo Koch: Schleswig-Holstein. Köln 1989, ISBN 3-7701-0936-8.

Weblinks

54.2619099.854243

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