- Gärten von Schloss Trauttmansdorff
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Der Botanische Garten Meran, genannt die Gärten von Schloss Trauttmansdorff, ist ein Botanischer Garten in der Südtiroler Stadt Meran. Er liegt am östlichen Stadtrand von Meran und weist durch die Hanglage etwa 100 Meter Höhenunterschied innerhalb des Areals auf. Inmitten des 12 Hektar großen Botanischen Gartens liegt das Schloss Trauttmansdorff, in dem das Touriseum, ein Museum für Tourismus, untergebracht ist.
Im Jahr 2006 wurden 370.000 Besucher (bei einer Öffnungszeit vom 1. April bis zum 15. November) gezählt. Direktor der Gärten ist Klaus Platter, Kuratorin ist Karin Kompatscher.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Um 1300 wurde das Gelände der heutigen Gärten von Schloss Trauttmansdorff erstmals urkundlich erwähnt. Damals wurde eine bereits existierende Hofstelle zu einer Burg namens Neuberg ausgebaut. Die Adelsfamilie Trauttmansdorff erwarb die Burg im Jahr 1543. Nachdem die Familienlinie ausgestorben war, verfiel die Burg zusehends. 1847 erwarb ein Verwandter Joseph von Trauttmansdorff, Graf der Steiermark, die Burgruine. Er erweiterte die Burg zu einem Schloss Trauttmansdorff mit vielen neugotischen Elementen. Zu Ehren der Kaiserin Elisabeth von Österreich-Ungarn, genannt „Sisi“, die erstmals 1870/71 auf dem Schloss verweilte, wurden die Räume luxuriös ausgestattet.
Etwa um 1900 wurde das Schloss an den Baron Friedrich von Deuster aus Würzburg verkauft. Nach Ende des Ersten Weltkrieges wurde der Adelige vom faschistischen Regime enteignet; das Schloss wurde der Opera Nazionale per i Combattenti, einem Hilfsfonds für italienische Soldaten, übereignet und in „Castel di Nova“ umbenannt. Nach dem Zweiten Weltkrieg stand das Schloss leer und verfiel zusehends; die Opera Nazionale per i Combattenti suchte einen Käufer. Als der Hilfsfonds aufgelöst wurde, gelangte das Schloss 1977 in den Besitz der Südtiroler Landesverwaltung.
Ende der 1980er Jahre wurde beschlossen, auf dem das Schloss umgebenden Areal einen Botanischen Garten zu errichten. Wenig später entschloss man sich auch zur Renovierung des Schlosses und zur Anlage des Touriseums in dessen Gemäuern.
Die Bauarbeiten zur Anlegung der Außenanlagen begannen 1994. Damals waren die Hänge überwiegend mit Weinreben bepflanzt und mit Robinien durchwuchert. Ein vorgefundener Flaumeichenwald am Hang wurde in die Gestaltung mit einbezogen. Einige dieser noch heute im Areal stehenden Exemplare der Flaumeiche sind etwa 150 Jahre alt.
Die Baukosten beliefen sich auf etwa 24,7 Mio. €. Nach sieben Jahren Bauzeit konnte der Botanische Garten im Juni 2001 eröffnet werden. Das Museum für Tourismusgeschichte (Touriseum) wurde 2003 eröffnet.
Beschreibung
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff erstrecken sich über ein Areal von 12 Hektar auf Höhenlagen von 334 bis 438 m über dem Meeresspiegel. Das Areal ist der Form eines terrassenförmigen Amphitheaters nachempfunden. Das Wegenetz ist 7 km lang. In 83 Gartenarealen sind etwa 5.400 verschiedene Pflanzenarten und -sorten gepflanzt, die überwiegend nach Herkunft zusammengestellt sind. Die Gesamtzahl der Pflanzenexemplare in den Gärten beträgt etwa 500.000.
Im Areal befinden sich mehrere Themengärten, dazu elf von Künstlern gestaltete Pavillons sowie eine Voliere und eine Grotte mit einer Multimedialshow.
Themengärten
Hier eine Kurzbeschreibung der Themengärten:
- Die Waldgärten: Hier sind Laub- und Nadelbäume amerikanischen und asiatischen Ursprungs gepflanzt; der Schwerpunkt liegt auf nordamerikanischen und japanischen Gehölzen. Viele davon sind ein Klima wie in Mitteleuropa gewöhnt; ein erheblicher Anteil, vor allem immergrüne Laubbaumarten, benötigt dagegen mediterranes Klima mit milden Wintertemperaturen. Innerhalb der Waldgärten befindet sich auch der Japanische Garten sowie ein Exemplar des „lebenden Fossils“ Wollemie (Wollemia nobilis).
- Die Sonnengärten: Hier sind die bekannten Kulturpflanzen des mediterranen Klimas wie Olivenbaum, Echte Feige und Echte Zypresse zusammengestellt. Am Südhang unterhalb des Schlosses gedeiht der nördlichste Olivenhain Italiens. Dazwischen sind auch landschaftsprägende Pflanzen des mediterranen Klimas wie die Steineiche gepflanzt.
- Die Wasser- und Terrassengärten: Der Seerosenteich ist von japanischen Karpfen, Schildkröten, Wasserschlangen und chinesischen Enten bevölkert. In der Nähe des Seerosenteichs werden verschiedene Konzepte der Gartengestaltung vorgestellt; es sind ein formaler italienischer Garten, ein englischer Staudengarten und ein Sinnesgarten angelegt.
- Die Landschaften Südtirols: Hier werden Pflanzengesellschaften der Natur- und Kulturlandschaften Südtirols zusammengestellt. Es wechseln sich Auwälder und Grünerlen-Gebüsch mit Obsthainen, Weinbergen und Getreidefeldern ab.
Pavillons
Die elf Künstlerpavillons sind, angelehnt an das Konzept des Gartenhäuschens, als idyllische Orte zum geselligen Naturgenuss gedacht. Jeder der Pavillons beschäftigt sich mit einem Thema rund um die Natur:
- Zierpflanzen aus aller Welt: Mit Masten, Segeln und Fernrohr erinnert dieser Pavillon an den Berufsstand der Pflanzenjäger, die vor allem im 19. Jahrhundert weltweit auf der Jagd nach botanischen Raritäten waren.
- Lorbeerwälder in Amerika und Asien
- Sommergrüne Laubwälder in Amerika und Asien
- Duftorgel: Hier können in Form eines Ratespiels verschiedene Düfte erraten werden.
- Pflanzen aus Ländern mit mediterranem Klima
- Flaumeichenwald
- Sukkulente Pflanzen: Die Hülle dieses Pavillons ist der Form eines Kugelkaktus nachempfunden.
- Pflanzen im Wasser
- Kulturlandschaft ersetzt Naturlandschaft
- Pflanzen im Frühling: In diesem Pavillon wird das „Einläuten“ des Frühlings durch die frühblühenden Zwiebelpflanzen wie Schneeglöckchen und Osterglocken stilisiert dargestellt. Aus im Boden verankterten Blumenzwiebeln aus Quarzit ragen biegsame, vielfarbige lange Stängel aus Karbonfaser in die Höhe, an deren Ende kleine Röhrenglockenspiele befestigt sind.
- Pflanzen im Herbst: Unterschiedlich gefärbte, bewegliche Plättchen aus Plexiglas symbolisieren in diesem Pavillon das Herbstlaub.
Weitere Attraktionen
Neben den elf Künstlerpavillons sind zahlreiche weitere Kunstwerke und Attraktionen über das ganze Gartengelände verteilt. Anziehungspunkte für Kinder sind eine Abenteuerbrücke durch den Auwald, ein Summfelsen mit verzögertem Echo, ein Bienenhaus und ein Kaninchengehege.
- Bambuswald: Hier sind auf verschiedenen Ebenen etwa 40 Bambusarten gepflanzt.
- Grotte: In der Grotte wird eine etwa zwölfminütige Multimediashow über das Erdaltertum gezeigt.
- Die blühenden Lehmwände: Die sehr steilen Hänge mit einer Neigung von bis zu 80° wurden in bislang weltweit einzigartiger Weise gestaltet und bepflanzt. Um die Lehmwände vor Erosion zu schützen, wurde 2002 ein Ideenwettbewerb ausgeschrieben und daraufhin die Steilflanke mit horizontalen Kunststoffnetzen und vertikal verankerten Baustahlgittern gesichert. Die so gewonnenen 2000 m² wurden mit Stauden bepflanzt, die mit ihren Wurzeln den Hang zusätzlich sichern.
- Voliere: Am höchsten Punkt der Waldgärten führt ein Steg durch die Voliere ins Freie, wo sich ein faszinierender Ausblick auf die Gärten, die Stadt Meran und die umliegenden Berge eröffnet.
- Der Matteo Thun'sche Gucker: Eine weitere Aussichtsplattform an einem hochgelegenen Punkt des Gartens, deren Boden sichtdurchlässig ist. Die Plattform wurde 2005 gebaut.
Neben den Wasser- und Terrassengärten, dem Sinnesgarten und dem Japanischen Garten kann man von 15. März bis 15. November auch den Kakteen- und Sukkulentenhügel oder zu Kulturpflanzen des Südens wie Olivenbaum und Weinrebe erwandern.
Auszeichnungen
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff wurden 2005 zum „schönsten Garten Italiens“ ernannt; 2006 wurden sie zu „Europas Garten Nr. 6“ gekürt.
Mitgliedschaft
Die Gärten von Schloss Trauttmansdorff sind Mitglied in folgenden Verbänden:
- Botanic Gardens Conservations International (seit 2000)
- Grandi Giardini Italiani (seit 2004)
- Royal Horticultural Society (seit 2004)
- Deutsche Dendrologische Gesellschaft (seit 2004)
- Partner der internationalen Sisi-Straße (seit 2005)
Sonstiges
Die Führung der Gärten von Schloss Trauttmansdorff liegt in den Händen der Gutsverwaltung Laimburg unter Aufsicht der Südtiroler Landesverwaltung.
Auf der Seebühne im Seerosenteich finden häufig Konzerte statt.
Quellen
- Selbstdarstellung, PDF-Dokument (42 Seiten)
Weblinks
46.66027777777811.185555555556Koordinaten: 46° 39′ 37″ N, 11° 11′ 8″ O
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