Haartracht

Haartracht
Geflochtene Haartracht, Florenz, 15. Jahrhundert

Frisur oder Haartracht (in der Schweiz Coiffure) bezeichnet die Art und Weise, wie Haare getragen werden. Jedes Haar, ob nun am Menschen oder am Tier, kann, wenn es nicht zu hart ist, frisiert werden, wenngleich die Gestaltung des menschlichen Kopfhaares die größte Aufmerksamkeit genießt. Umgangssprachlich wird von frisieren gesprochen, wenn Gegenstände durch gezielte Modifikation aufgewertet werden; man spricht dann zum Beispiel von einem frisierten Mofa (→Tuning).

Jede Zeit und jede Kultur hat dabei ihre eigene Haarmode hervorgebracht, sei es als Ausdruck einer (elitären) sozialen Gruppe oder als Zeichen des absoluten Nonkonformismus. Der Frisur eines Menschen wird in den unterschiedlichen Kulturen häufig große Bedeutung beigemessen. Gelegentlich ist das ein Problem für Personen, die aufgrund von Schwierigkeiten mit dem Kopfhaar (z. B. Glatze), die gewünschte Frisur nicht tragen können. Dieser Druck kommt bei Frauen häufig stärker zum Tragen als bei Männern. Dieser Mangel kann durch unterschiedliche Methoden kaschiert werden (Toupet, Haarimplantate etc).

Je nach Anspruch und Situation kann das Formen einer Frisur bis zu einer Stunde oder länger dauern, was den Träger meist dazu veranlasst, seine Frisur vor widrigem Wetter wie Regen oder Sturm, aber auch vor Berührung durch andere zu schützen. Max Goldt bezeichnete diesen Umstand als anstrengende Frisur (Zitat).

Um (kurzfristig) einer ganz bestimmten Mode zu entsprechen, werden auch gerne Perücken verwendet (Barock, englische Gerichtsbarkeit).

Inhaltsverzeichnis

Frisuren

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Venezianische Haartracht der Renaissance, um 1540
Typische Haartracht des Rokoko, um 1770/80
Typische Haartracht des Empire, um 1813
Typische Haartracht des Biedermeier, um 1845
Zeitgenössischer Irokesenschnitt und Pferdeschwanz
Herstellung von Strähnen
Skizze einer Vokuhila-Frisur
  • Afro-Look, ein in den 1970er Jahren verbreiteter Langhaarschnitt, der durch sehr krauses Haar gekennzeichnet ist. Bekannter Träger war Paul Breitner.
  • Bob (Frisur)
  • Braids ist eine aus vielen kleinen Zöpfchen bestehende Flechtfrisur, die dreisträhnig geflochten wird und ihren Ursprung in Westafrika hat. Siehe auch Rastalocken.
  • Bubikopf: Ein Kurzhaarschnitt für Frauen seit den 1920er Jahren.
  • Die Bürste (siehe auch „Stehfrisur“) ist ein Kurzhaarschnitt, bei dem alles Haupthaar aufrecht steht. Als Soldatenhaarschnitt war er in Deutschland schon zu Anfang des 20. Jahrhunderts üblich ("Hindenburg-Bürste"). In der Wehrmacht dagegen war recht langes Deckhaar verbreitet. In den 1950er Jahren, ausgelöst durch die im Koreakrieg eingesetzten US-amerikanischen GIs, wurde die Bürste auch als 'Korea-Blocker' bezeichnet.
  • Die Beehive-Frisur (Bienenkorbfrisur) entstand 1959 als eine Version des damals beliebten hoch aufgebauten Haares. Sie wird auch B-52-Frisur genannt.
  • Chignon [ʃi'njɔ̃; der; französisch, „Nacken“]
  • Der Chonmage ist die charakteristische Frisur der Samurai, bei der auf der Kopfoberseite das Haar rasiert und dann ein Pferdeschwanz auf dem Kopf gefaltet wird. Heutzutage wird dieser Haarschnitt von Sumoringern getragen.
  • Cornrows sind besonders bei Menschen mit krausem Haar beliebt. Dabei werden kleine Zöpfe auf verschiedene Arten eng am Kopf anliegend eingeflochten.
  • Dauerwellen entstehen, indem interne chemische Verbindungen des Haares (Schwefelwasserstoffbrücken) zerstört und neu geordnet werden. Dabei schließen sich die offenen Enden nicht vollständig. Als Erfinder der Dauerwelle gilt der später in die USA ausgewanderte Frisör Karl Nessler aus dem badischen Städtchen Todtnau.
  • Devilock: Eine Art weiterentwickelte Tolle ist diese Frisur, deren markantestes Merkmal die lange, mit Hilfe von Spray oder Gel zu einer Spitze geformte Strähne, die vor dem Gesicht oder an den Seiten herunterhängt, ist. Getragen wird sie v. a. von Mitgliedern der Punkbands Misfits und Balzac sowie deren Fans.
  • Dreadlocks, als Strähnen verfilzter Haare. Diese Frisur wurde von den Rastafaris populär gemacht.
  • Ein Dutt ist ein auf dem Scheitel oder auf dem Hinterkopf, selten auch in Stirnnähe, zu einem Knoten geflochtenes oder gewundenes Haupthaar. Ironisch auch als 'Christlicher Entsagungsdutt' oder 'Hallelujazwiebel' bezeichnet.
  • Die „Entwarnungsfrisur“ war im Zweiten Weltkrieg der volkstümliche Name für die einfache Frauenfrisur, alle Haare auf dem Kopf hochgebunden zu tragen. Sie leitete sich aus dem Luftkrieg ab, bei dem die Entwarnung für die sich im Luftschutzkeller Aufhaltenden ein erlösender Ruf bedeutete: „Alles nach oben.
  • Façonschnitt
  • Flat: Die Haare werden an den Seiten sehr kurz geschnitten. Das obere Deckhaar ist ein wenig länger. Auch bekannt ist diese Frisur unter dem Namen "Boxerhaarschnitt". Näheres dazu findet sich im Artikel Irokesenschnitt.
  • Bei einer Glatze sind gar keine Haare auf dem Kopf. Das kann durch Haarausfall bedingt sein, oder der Kopf wird rasiert.
  • Irokesenschnitt: Bei dieser Frisur wird das Kopfhaar an den Seiten rasiert oder auf wenige Millimeter gekürzt, nur in der Mitte bleibt ein Haarstreifen zurück. Dieser wird oft mit Haarlack oder anderen Hilfsmitteln wie Gelatine oder Zuckerwasser senkrecht aufgestellt, manchmal auch bunt gefärbt; diese Frisur kommt häufig bei Punks vor.
  • Igelschnitt: sehr beliebt in den 80er Jahren - im Grunde handelt es sich hier um einen abgeschwächten Vokuhila – oben kurz (und stachelig, igelig abstehend) und hinten ebenfalls kurz - aber (wichtig!) nicht anrasiert. Man könnte andersherum auch behaupten: Aus dem Igelschnitt wird mit der Zeit ein Vokuhila, wenn die Nackenpartie beim Frisör ausgespart wird...
  • „Japanerfrisur“ / Topfschnitt: Das Deckhaar ist länger als das hintere Haar und wird in Höhe der Ohren abgeschnitten. Das Haar unterhalb ist wesentlich kürzer, ohne dass es abgestuft ist.
  • Kolbe: mittelalterliche Haartracht
  • Kopfrasur: Keine Frisur im eigentlichen Sinne ist die völlige Kopfrasur, bei welcher eine Glatze nachgeahmt wird. Diese ist pflegeaufwendig, da fast täglich das nachwachsende Kopfhaar rasiert werden muss (Vgl. auch Skinhead).
  • Meckifrisur: Durch amerikanische GIs in der Nachkriegszeit in Mitteleuropa bekannt geworden
  • "Minipli" besteht aus kleinsten Locken. Sie ist oft in Kombination mit einer Vokuhila anzutreffen. Bekannte Beispiele sind Rudi Völler und Atze Schröder.
  • "Nubian Knots" besteht aus aufgerollten Haarschnecken und hat ihren Ursprung in Afrika.
  • Pagenschnitt: Siehe „Pony“.
  • Pferdeschwanz: Längere Haare, die durch ein Band oder einen Haargummi am Hinterkopf zusammengehalten werden.
  • Pony: Die vorderen, in die Stirn fallenden Haare sind über den Augen horizontal abgeschnitten.
  • Rastalocken: Rastalocken bezeichnet eine aus Afrika stammende Frisur, bei der die Haare auf bestimmte Weise geflochten werden, sodass kleine Zöpfe entstehen.
  • Beim Scheitel werden die Haare von einer möglichst geraden Linie aus zu beiden Seiten gekämmt. Man unterscheidet Mittelscheitel und Seitenscheitel. Mehr und mehr kommt der Zick-Zack-Scheitel in Mode, für den es bereits eigene Kämme gibt.
  • Ein Schwänzchen, auch Zündschnur genannt, ist eine Kinderfrisur, die größtenteils von Jungen getragen wird. Bei der Schwänzchen-Frisur wird der Nacken bis auf einen Haarstreifen, der den Rücken herunter wächst, rasiert.
  • Silky Dreads: Eine Frisur, die den Dreadlocks ähnelt. Jedoch wird bei den Silky Dreads das Haar nicht verfilzt, sondern zu Braids geflochten und mit Kunsthaar oder Wolle umwickelt.
  • Spikes: Punkfrisur, bei denen die Haare zu Stacheln geformt rundum vom Kopf abstehen.Besonders extreme Formen werden in Anlehnung an die Freiheitsstatue auch „Liberty-Spikes“ genannt.
  • Stehfrisur: Beschreibt eine Frisur, bei der die Haare entweder kurz geschnitten sind oder durch Haargel, Schaum oder Haarlack die Haare in vertikaler Position fixiert werden. Es gibt verschiedenste Ausprägungen dieser Frisur von militärischen Einheitsfrisuren bis zum typischen Irokesenschnitt der Punk-Bewegung. Siehe auch oben „Bürste“.
  • Strähnen: Die Haare sind mit farblich abgesetzten Strähnen durchsetzt.
  • Die Tolle, ursprünglich ein Pennälerausdruck für Frisur überhaupt, wurde umgangssprachlich speziell die Schmalztolle oder auch Schmalzlocke. Ein in den 1950er Jahren verbreiteter Kurzhaarschnitt, bei dem die Haare aus der Stirn hoch gekämmt und mit Pomade befestigt werden. Ein bekannter Träger war Elvis Presley.
  • Die Tonsur ist eine Mönchsfrisur, bei der der Schädel bis auf einen kurz gehaltenen Haarkranz rasiert wird. In der Realität des Mittelalters gab es aber auch die umgekehrte Tonsur, bei der die außenstehenden Haare ringförmig abrasiert wurden; die verbliebenen Haare wurden ebenfalls kurz gehalten. Nonnen trugen keine Tonsur.
  • Turmfrisur
  • Twists ist eine Flechtfrisur, die mit der zweisträhnigen Twisttechnik geflochten wird und durch ihre spiralförmige Optik besticht. Wie Braids und Cornrows haben auch die Twists ihren Ursprung in Afrika.
  • Undercut: Hierbei wird die untere Hälfte der Frisur stark gekürzt, die längeren, höher gelegenen Haare jedoch stehen gelassen. Das ganze sieht demnach aus wie ein sehr breiter Irokesenschnitt, bei dem auch die Nackenpartie rasiert ist. Besonders beliebt unter Goths, Punks und (Industrial)-Metal/Crossover-Fans.
  • Das Kurzwort Vokuhila leitet sich aus der Beschreibung der Frisur ab: vorne kurz, hinten lang. Sie war besonders in den 1980er Jahren modern. Beliebt war die Frisur auch als Vokuhilamioliba in Kombination mit Oberlippenbart. Die Galionsfigur des Vokuhila in Deutschland war Rudi Völler, weshalb diese Frisur auch als Rudi-Völler-Schnitt bezeichnet wird.
  • Wasserwelle: Diese Form der Wellenlegung war besonders in den 1920er und 1930er Jahren beliebt. Dabei werden die Haare im leicht angefeuchteten Zustand mit speziellen Klammern eng am Kopf anliegend zu sanften Wellen geformt, anschließend trocken geföhnt und mit Spray fixiert.
  • Der Zopf ist eine aus mehreren Haarsträngen geflochtene Frisur.

Patente, Gebrauchsmuster und Warenzeichen

1975 haben Frank und Donald Smith aus Orlando, Florida, eine Haarlegetechnik in den USA zum Patent[1] angemeldet, welche es ermöglicht, eine Halbglatze ohne fremdes Haar abzudecken. Das Patent wurde 1977 erteilt, die absolute Neuheit (eine unabdingbare Voraussetzung bei der Erteilung eines Patentes) zum Zeitpunkt der Anmeldung muss jedoch bezweifelt werden, da die Frisur bereits in den 1950er und 1960er Jahren bekannt war und in guter Näherung beispielsweise bei Heinz Erhardt beobachtet werden konnte. Im Englischen hat dieser Stil den Namen „Combover“[2]. In Japan wird ein solcher Haarschnitt als „bākōdo na kamigata“ (バーコードな髪型) bezeichnet, also als „barcodemäßiger Haarstil“.[3]

Quellen

  1. http://seattletimes.nwsource.com/html/nationworld/2002060203_combover12.html
  2. en:Comb_over
  3. siehe „Sonstiges“ im Artikel zum Barcode in der japanischen Wikipedia

Literatur

  • Maria Jedding-Gesterling und Rolf Hurschmann (Hrsg.): Die Frisur. Eine Kulturgeschichte der Haarmode von der Antike bis zur Gegenwart. Veranschaulicht an Kunstobjekten der Sammlung Schwarzkopf und internationaler Museen. München 1988.
  • Marian I. Doyle: An illustrated history of hairstyles 1830-1930. Atglen, 2003. ISBN 0-7643-1734-2

Siehe auch

Weblinks


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