- Max Goldt
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Max Goldt, eigentlich Matthias Ernst (* 15. September 1958 in Weende), ist ein deutscher Schriftsteller und Musiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Abitur zog Max Goldt 1977 nach West-Berlin, wo er eine Fotografenausbildung begann. Er brach diese jedoch ab und wandte sich der Musik zu. 1981 gründete er mit Gerd Pasemann das teilweise der Neuen Deutschen Welle zugeordnete Duo Foyer des Arts, für das er textete und Lieder sang. Schon zuvor arbeitete Max Goldt mit Gerd Pasemann an einem Projekt namens Aroma Plus – zu der Zeit noch mit englischsprachigen Texten. Es folgten zahlreiche Schallplattenveröffentlichungen, diesmal auch solo, zum Beispiel 1984 Die majestätische Ruhe des Anorganischen. Mit Stephan Winkler produzierte er 1998 als Musik-Duo NUUK die LP/CD Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam.
Heute ist er vorrangig als Schriftsteller bekannt. Nachdem er mit humorvollen Kolumnen in der unabhängigen Berliner Zeitschrift Ich und mein Staubsauger in kleinem Kreis Aufmerksamkeit erregte, engagierte ihn das Satire-Magazin Titanic. Hier veröffentlichte er zwischen 1989 und 1998 108 Kolumnen unter den Titeln Aus Onkel Max’ Kulturtagebuch, Diese Kolumne hat vorübergehend keinen Namen, Manfred Meyer berichtet aus Stuttgart und Informationen für Erwachsene. Von Januar 2005 bis Dezember 2009 und seit März 2011 schreibt Goldt ohne festen Titel wieder für Titanic, 2011 jedoch nicht in jeder Ausgabe. In unregelmäßigen Abständen erscheinen Kompilationen in Buchform, sowohl von Kolumnen als auch von Fotos, Liedtexten, Dialogen und Tagebucheinträgen.
Seine Texte zeichnen sich allesamt durch Wortwitz, hohe sprachliche Eleganz und die Kunst der Abschweifung aus. Kritiker schätzen an seinen Texten den Abwechslungsreichtum und die Freude an sprachlichen Kunstgriffen.[1]
2008 wurde Max Goldt auf Empfehlung von Daniel Kehlmann mit dem Kleist-Preis ausgezeichnet. In der Begründung der Jury hieß es, Goldt habe den deutschen Alltag „bis zur Kenntlichkeit entstellt“.[2] Pikant ist an dieser Formulierung, dass Goldt sie – wie auch andere Klischees, darunter „mit spitzer Feder“ – schon 1990 persifliert hat.[3]
Seit 1996 arbeitet Goldt als Comictexter mit dem Zeichner Stephan Katz zusammen. So entstanden zahlreiche Comic-Strips mit dem Titel Katz und Goldt, die beispielsweise in Titanic, Zeitmagazin und Intro publiziert werden, aber auch in Buchalben erhältlich sind.
Max Goldt lebt derzeit als freier Schriftsteller und Musiker in Berlin und unternimmt immer wieder Lesereisen durch den deutschsprachigen Raum. Auf diesen Lesungen testet er stets unveröffentlichte, noch in Arbeit befindliche Texte, liest aber auch Texte aus einigen seiner vielen bereits veröffentlichten Bücher.
Auszeichnungen
- Kasseler Literaturpreis für grotesken Humor 1997
- Richard-Schönfeld-Preis für literarische Satire 1999
- Kleist-Preis 2008[4]
- Hugo-Ball-Preis der Stadt Pirmasens 2008[5]
Werke
Bücher
- Mein äußerst schwer erziehbarer schwuler Schwager aus der Schweiz. A-verbal 1984, ISBN 3-88999-003-7.
- Ungeduscht, geduzt und ausgebuht. A-verbal 1988, ISBN 3-88999-006-1.
- Die Radiotrinkerin (mit einem Vorwort von Robert Gernhardt). Haffmans Verlag 1991, ISBN 3-251-01112-X.
- Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau. Haffmans Verlag 1993, ISBN 3-251-30008-3.
- Schließ einfach die Augen und stell dir vor, ich wäre Heinz Kluncker. Haffmans Verlag 1994, ISBN 3-251-30044-X.
- Die Kugeln in unseren Köpfen. Haffmans Verlag 1995, ISBN 3-251-00275-9.
- Der Sommerverächter. Delius & Company 1996, ISBN 3-931870-10-3 (Literacard Nr. 11).
- Ä. Haffmans Verlag 1997, ISBN 3-251-30065-2.
- Ein gelbes Plastikthermometer in Form eines roten Plastikfisches (Typographie von Martin Z. Schröder). Revonnah Verlag 1998, ISBN 3-927715-87-5.
- „Mind-boggling“ – Evening Post. Kolumnen Nr. 96–108, some other stuff, acht unpaginierte Farbseiten, etliche s/w-Abbildungen sowie zwei Zeichnungen von Katz und Goldt. Haffmans Verlag 1998, ISBN 3-251-00405-0.
- Erntedankfäscht (gemeinsam mit Gerhard Henschel). Haffmans Verlag 1998, ISBN 3-251-00389-5.
- (als Hrsg.): Der Rabe – Magazin für jede Art von Literatur – Nummer 57. Haffmans Verlag 1999, ISBN 3-251-10057-2.
- Der Krapfen auf dem Sims – Betrachtungen, Essays u. a. Alexander Fest Verlag 2001, ISBN 3-8286-0156-1.
- Okay Mutter, ich nehme die Mittagsmaschine – Beste Kolumnen und beste Nicht-Kolumnen in einem Band. Haffmans Verlag 1999, ISBN 3-251-00440-9.
- Wenn man einen weißen Anzug anhat. Ein Tagebuch-Buch. Rowohlt 2002, ISBN 3-498-02493-0.
- Für Nächte am offenen Fenster. Die prachtvollsten Texte von 1988–2002. Rowohlt 2003, ISBN 3-498-02496-5.
- Ein Leben auf der Flucht vor der Koralle. Rowohlt 2004, ISBN 3-499-23540-4.
- Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens. Rowohlt 2005, ISBN 3-498-02497-3.
- QQ. Rowohlt Berlin 2007, ISBN 3-871-34581-4.
- Atlas van de nieuwe Nederlandse vleermuizen (Typographie von Martin Z. Schröder). Landt Verlag 2008, ISBN 978-3-938844-44-1.
- Ein Buch namens Zimbo: Sie werden kaum ertragen, was Ihnen mitgeteilt wird. Rowohlt 2009, ISBN 978-3871346651.
- Gattin aus Holzabfällen. Rowohlt Berlin 2010, ISBN 978-3871346958.
- Nackt in einem Märchenschloß voll wirklich schlechter Menschen (Typographie von Martin Z. Schröder). Letterpress Berlin 2010, ISBN 978-3-00-032310-2.
Comics (gemeinsam mit Stephan Katz)
- Wenn Adoptierte den Tod ins Haus bringen. Jochen Enterprises 1997, ISBN 3-930486-30-X.
- Koksen um die Mäuse zu vergessen. Jochen Enterprises 1998, ISBN 3551758220.
- Ich Ratten. Jochen Enterprises 1999, ISBN 3-930486-80-6.
- Oh, Schlagsahne! Hier müssen Menschen sein. Carlsen Verlag 2001, ISBN 3-551-75823-9.
- Das Salz in der Las Vegas-Eule. Carlsen Verlag 2002, ISBN 3-551-75825-5.
- Adieu Sweet Bahnhof. Rowohlt Verlag 2004, ISBN 3-499-23896-9.
- Das Malträtieren unvollkommener Automaten. Rowohlt Verlag 2006, ISBN 3-499-24134-X.
- Der Globus ist unser Pony, der Kosmos unser richtiges Pferd. Edition Moderne 2007, ISBN 3-03-731015-4.
- Wellness rettet den Bindestrich. Edition Moderne 2008, ISBN 978-3037310373.
- Unglück mit allerlei Toten. Edition Moderne 2010, ISBN 978-3037310687.
Hörbücher
- Die sonderbare Zwitter-CD (Lese-Live Eins). Fünfundvierzig 1993.
- Die CD mit dem Kaffeeringecover (Lese-Live Zwei). Fünfundvierzig 1994.
- Weihnachten im Bordell (Lese-Live Drei). Fünfundvierzig 1995.
- Objekt mit Souvenircharakter (Lese-Live Vier). Fünfundvierzig 1996.
- Schöne Greatest Lese Live Oldies – Komische Appläuse. Motor 1997.
- Das kellerliterarische Riesenrad (mit Ditterich von Euler-Donnersperg). Fünfundvierzig, 1998.
- Die Aschenbechergymnastik. Raben Records/Heyne 2000.
- Der Krapfen auf dem Sims. Heyne Hörbuch 2001, ISBN 3-453-19096-3.
- Okay Mutter, ich nehme die Mittagsmaschine. Hörbuch München 2002, ISBN 345316783X.
- Wenn man einen weißen Anzug anhat und anderes. HörbuchHamburg 2003, ISBN 3-89903-118-0.
- Für Nächte am offenen Fenster. Luxusprosa aus den neunziger Jahren. HörbuchHamburg 2003, ISBN 3-89903-123-7.
- Für Nächte am offenen Fenster. Zweite Folge – besser als die erste. HörbuchHamburg 2004, ISBN 3-89903-156-3.
- Ein Leben auf der Flucht vor der Koralle. HörbuchHamburg 2005, ISBN 3-89903-186-5.
- Vom Zauber des seitlich dran Vorbeigehens. HörbuchHamburg 2005, ISBN 3-89903-187-3.
- ’ne Nonne kauft ’ner Nutte ’nen Duden. Dreizehn Texte 1991–2005. HörbuchHamburg 2006, ISBN 3-89903-236-5.
- QQ – Quiet Quality. HörbuchHamburg, 2007, ISBN 978-3-89903-409-7.
- Nichts als Punk und Pils und Staatsverdruß. HörbuchHamburg 2008, ISBN 978-3-89903-490-5.
- Nicht jede kalte Säge schafft es nach New York. HörbuchHamburg 2009, ISBN 978389903-650-3.
- Unsere traurige technische Zukunft. HörbuchHamburg 2010, ISBN 978-3-89903-698-5.
- Penisg’schichterln aus dem Hotel Mama, 2 CD, HörbuchHamburg 2011, ISBN 978-3-89903-601-5.
- Gattin aus Holzabfällen, Bildhörbuch auf DVD, HörbuchHamburg 2011, ISBN 978-3-89903-318-2.
Weitere Platten
- Schöner für „IHN“ Stärker für „SIE“. Kultuhr Kassette, Berlin 1982.
- L’église des crocodiles. ARO 004, 1983.
- Die majestätische Ruhe des Anorganischen (Musik und Dramolette). ARO 007, 1984.
- Restaurants, Restaurants, Restaurants. Zweiundzwanzig hysterische Miniaturen. Team Records 1986.
- Die Radiotrinkerin & Die legendäre letzte Zigarette (zwei Hörspiele (Dialoge mit fiktiven Figuren), zwei Texte und eine Coverversion von Verdammt, ich lieb’ dich). Fünfundvierzig 1990.
- Nirgendwo Fichtenkreuzschnäbel, überall Fichtenkreuzschnäbel. Fünfundvierzig 1993.
- Musik wird niemals langsam (mit Michael Dubach und Nino Sandow). Fünfundvierzig 1994.
- Ende Juli, Anfang August (streng limitiertes Schlauchalbum mit Heimaufnahmen 1982–1989), LP. Hidden Records 1994.
- Alte Pilze (Historische Heimaufnahmen 1981–1992 Volume II), LP. Hidden Records 1996.
- Legasthenie im Abendwind (Historische Heimaufnahmen 1981–1995 Volume III), LP. Hidden Records 1997.
- Nuuk (Stephan Winkler und Max Goldt): Nachts in schwarzer Seilbahn nach Waldpotsdam. Traumton (CD) bzw. Hidden Records (Vinyl) 1998.
- Bundesratufer. Instrumentals. Captain Trip Records 1999.
- There Are Grapefruit Hearts to Be Squeezed in the Dark. Musiksachen von Kassetten 1981–1983. Gagarin Records 2007.
Musikclips
- Gleich passiert etwas, Regie: Stephan Guntli für 45 Fieber, SFB 1985
Über Max Goldt
- N. Rau: Komik in Max Goldts Prosa: eine komiktheoretische Einordnung. VDM Verlag Dr. Müller, 2010, ISBN 978-3639280449.
- Mathias Mertens: Unterreflektiert und überformuliert. Die Sprachrundfahrten des Max Goldt. In: Heinz Ludwig Arnold (Hrsg.): Popliteratur. Sonderband Text+Kritik. Edition Text+Kritik, München 2003, ISBN 3-88377-735-8.
- M. Baßler: Der deutsche Pop-Roman. Die neuen Archivisten. Beck, München 2002, ISBN 3406476147.
- I. Goerlandt: Ausländer – wo? Das Bild vom anderen Land im narrativen Verfahren Max Goldts. In: Sprachkunst. Beiträge zur Literaturwissenschaft. 35.1 (2004): S. 75–87.
- Th. Ringmayr: Hochkomische Höchstleistungen. Neue Prosa-Sammlungen von Eckhard Henscheid und Max Goldt. in: Focus on Literatur 1 (1994), S. 44–51.
- F. Schäfer: Abprotzen. Versuch über Max Goldt. In: Griffel 2 (1995), S. 44–47.
- G. Fricke, Schreiben gegen das Ozonloch. Max Goldt – zweiter Versuch. In: Griffel, 2 (1995), S. 48–50.
- E. Schütz: Journailliteraten. Autoren zwischen Journalismus und Belletristik. In: Baustelle Gegenwartsliteratur. Die neunziger Jahre. Hrsg. von A. Erb, Westdeutscher Verlag, Opladen/Wiesbaden 1998, S. 97–106, ISBN 3531128949.
- E. Schütz: Tucholskys Erben oder Wiener Wiederkehr? Versuch einer Terrainerkundung zur Literatur von Leben & Stil: Biller, Droste, Goldt und andere. In: Jahrbuch für Internationale Germanistik, 1 (1995), S. 101–122.
Einzelnachweise
- ↑ Hans Mentz: Komik a la carte. Titanic 03/1986
- ↑ Kleist-Preis geht an Max Goldt sueddeutsche.de vom 7. April 2008.
- ↑ Max Goldt: Edith Hancke findet den Theaterclub mehr als okay-hey für sich (Dezember 1990), in: Quitten für die Menschen zwischen Emden und Zittau. Rowohlt, Reinbek 2005, S. 151ff.
- ↑ Zeit:Literatur Titanic-Autor Max Goldt erhält Kleist-Preis 2008
- ↑ Mitteilung der Stadt Pirmasens: Hugo-Ball-Preis 2008 an Max Goldt
Weblinks
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Wikiquote: Max Goldt – Zitate
- Literatur von und über Max Goldt im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Max Goldt in der deutschen und englischen Version der Internet Movie Database
- Homepage von Katz+Goldt, mit vielen Originalcomics
- Alle Texte aus Ich und mein Staubsauger, einschließlich derer von Max Goldt.
- Rede von Daniel Kehlmann über Max Goldt anlässlich der Verleihung des Kleistpreises (Süddeutsche Zeitung vom 26. November 2008).
- Es wird zu viel geduzt, Interview im Falter vom 10. März 2004.
- Kay Laese: Max Goldt – Stilanalyse des Frühwerkes, speziell der Kolumne aus „Ich und mein Staubsauger“ 1987–1988 (PDF), 2009.
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