- Hans Emil Meyer
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Hans Emil Meyer, gen. Hannes Meyer (* 18. November 1889 in Basel; † 19. Juli 1954 in Crossifisso di Lugano) war ein Schweizer Architekt und Urbanist, der auch in Deutschland arbeitete und dort als Lehrer am Bauhaus großen Einfluss ausübte.
Inhaltsverzeichnis
Als Lehrer in Dessau und Moskau
Hannes Meyer wird 1927 als Meisterarchitekt an das Bauhaus in Dessau berufen; ab 1. April 1928 ist er als Nachfolger von Walter Gropius dort Direktor. Unter Meyers Ägide wird eine Architekturabteilung im Bauhaus eingerichtet, auch bekommen die technischen Fächer einen erheblich stärkeren Stellenwert. Er vertritt den Standpunkt, dass das Bauhaus von seiner Idee, "für das Volk", also für die ärmeren Kreise zu gestalten, abgekommen ist und gibt die Parole aus: "Volksbedarf statt Luxusbedarf!" Bauhaus-Produkte waren damals nicht für "jedermann erschwinglich", die Käufer fanden sich in elitären Kreisen von Bauhäuslern, Freunden und betuchten Gönnern. Hannes Meyer ist in seinen Städtebauplänen an den genossenschaftlichen Zielen orientiert und weiß sich dem linken Spektrum der Sozialdemokratie verbunden. Während seines Direktorats kommt es zu einer zunehmenden Radikalisierung der Bauhaus-Studenten. Das Bauhaus gilt in nationalsozialistischen Kreisen, die am 30. Januar 1930 führende politische Kraft wurden, als „rote Kaderschmiede". Am 1. August 1930 wird er aus politisch motivierten Gründen fristlos entlassen. Seine Nachfolge als Direktor tritt Ludwig Mies van der Rohe an.
Meyer geht noch 1930 nach Moskau und wird dort Hochschullehrer. Zu seiner Begleitung gehören einige Studenten und Bauhaus-Mitarbeiter. Zu dieser sogenannten „Brigade Meyer“ gehörte auch der in München geborene jüdische Architekt Philipp Tolziner, der später über zehn Jahre in einem sowjetischen Gulag verbrachte.
Meyers damalige Lebensgefährtin und Sekretärin Frau Mengel, mit der er einen Sohn hatte, bleibt zunächst in Bremen und findet bei der Familie von Heinrich Vogeler ein Zuhause. 1931 siedelt sie ebenfalls mit ihrem Kind nach Moskau über - begleitet von Heinrich Vogeler, der als KPD-Mitglied nun auch in Moskau Zuflucht sucht.
Hannes Meyer fällt ab 1933 bei den stalinistischen Behörden zunehmend in Ungnade. Auch beginnen die ersten so genannten „Säuberungsaktionen“ innerhalb der großen Moskauer Ausländergemeinde. Meyer kehrt deshalb 1936 in seine Schweizer Heimat zurück. Seine Lebensgefährtin bekommt als deutsche Staatsbürgerin kein Visum. Sie bleibt deshalb mit dem gemeinsamen Sohn in Moskau. Frau Mengel wird kurz darauf verhaftet. Mit vielen anderen Ausländern wird sie ohne Prozess zum Tode verurteilt und erschossen. Der Sohn Johannes Mengel überlebt in einem staatlichen Erziehungsheim und erfährt erst in der Ära Chruschtschow vom gewaltsamen Tod seiner Mutter. Sie wird im Zuge der Entstalinisierung posthum rehabilitiert.
Hannes Meyer versucht von der Schweiz aus in Spanien Fuß zu fassen, was aber durch den Franco-Putsch verhindert wird.
Nachkriegszeit
1939 folgt Hannes Meyer einem Ruf der mexikanischen Regierung unter Lázaro Cárdenas del Río. Er wird Direktor des neu gegründeten Instituts für Städtebau und Planung mit Sitz in Mexiko-Stadt. 1942 begründet er den Verlag La Estampa Méxicana der Künstlervereinigung Taller de Gráfica Popular (Werkstatt der Volksgraphiker, TGP), den er von 1947 bis 1949 leitet. Ende 1949 geht er nach einem Zerwürfnis mit den mexikanischen Behörden zurück in die Schweiz und widmet sich bis zu seinem Tod im Jahre 1954 vor allem der Herausgabe architekturwissenschaftlicher Literatur.
Meyer-Bauten (Auswahl)
- 1919–1921: Wohnsiedlung Freidorf in Muttenz
- 1927: Petersschule Basel
- 1927–1928: Völkerbundpalast in Genf (Wettbewerbseintrag, nicht ausgeführt)
- 1928–1930: Lehrerhäuser der Bundesschule des Allgemeinen Deutschen Gewerkschaftsbundes in Bernau bei Berlin
- Zwanziger/Dreißiger Jahre: Beteiligung an der Planung der Stadt Birobidschan im gleichnamigen Jüdischen Autonomen Gebiet der UdSSR
- 1928–1930: Bundesschule des ADGB in Bernau bei Berlin
- 1929–1930: Erweiterung der Siedlung Dessau-Törten (Laubenganghäuser)
- 1938–1939: Genossenschaftliches Kinderheim Mümliswil
Literatur
- Werner Kleinerüschkamp: Meyer, Hannes. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 17, Duncker & Humblot, Berlin 1994, S. 344 f.
- Wilma Ruth Albrecht: Moderne Vergangenheit - Vergangene Moderne. In: Neue Politische Literatur. 30. 1985, 2, S. 203–225 (zu Hannes Mayer S. 210 ff.)
- Bauhaus-Archiv u.a. (Hrsg.): Hannes Meyer. Architekt Urbanist Lehrer 1889-1954. Berlin 1989
- M. Hays: Modernism and the posthumanist subject: the architecture of Hannes Meyer and Ludwig Hilberseimer. Cambridge 1992
- M. Kieren: Hannes Meyer - Dokumente zur Frühzeit, Architektur- und Gestaltungsversuche 1919-1927.
- U. Poerschke: Funktion als Gestaltungsbegriff. Dissertation BTU Cottbus 2005
- C. Schnaidt: Hannes Meyer. Bauten, Projekte und Schriften, Buildings, projects and writings. Teufen 1965
- K. Winkler: Der Architekt Hannes Meyer - Anschauungen und Werk. Berlin 1989
- H. Prignitz: TGP: ein Grafiker-Kollektiv in Mexiko von 1937–1977. Berlin 1981, ISBN 3-922005-12-8
- H. Prignitz-Poda: Taller de Gráfica Popular – Werkstatt für grafische Volkskunst: Plakate und Flugblätter zu Arbeiterbewegung und Gewerkschaften in Mexiko 1937–1986. Berlin 2002, ISBN 3-935656-10-6
- B. Merten: Der spezifische Beitrag Hannes Meyers zum Bauhaus. Magisterarbeit, Rheinische Friedrich-Wilhelms Universität Bonn 2005
Weblinks
- Literatur von und über Hannes Meyer im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Webseite über Hannes Meyer bei archINFORM
Personendaten NAME Meyer, Hannes ALTERNATIVNAMEN Meyer, Hans Emil (eigentlicher Name) KURZBESCHREIBUNG deutsch-schweizerischer Architekt und Urbanist GEBURTSDATUM 18. November 1889 GEBURTSORT Basel STERBEDATUM 19. Juli 1954 STERBEORT Crossifisso di Lugano
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