- Hans Spemann
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Hans Spemann (* 27. Juni 1869 in Stuttgart; † 9. September 1941 in Freiburg im Breisgau) war ein deutscher Biologe.
Inhaltsverzeichnis
Biographie
Spemann war der älteste Sohn des Verlegers Wilhelm Spemann. Von 1878 bis 1888 besuchte er das Eberhard-Ludwigs-Gymnasium in Stuttgart und arbeitete nach dem Schulabschluss für ein Jahr im Geschäft seines Vaters, nach seinem Militärdienst (1889-1890) für ein Jahr lang als Buchhändler. 1891 schrieb er sich an der medizinischen Fakultät der Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg ein. Dort fühlte er sich besonders durch die Arbeiten des vergleichenden Anatomen Carl Gegenbaur angezogen.
Im Winter 1893/94 studierte er in München, wo er mit August Pauly Bekanntschaft schloss. Vom Frühjahr 1894 bis 1908 arbeitete er am Zoologischen Institut in Würzburg, wobei er die Studium der Zoologie, Botanik und Physik 1895 abschloss. Seine Lehrer waren dabei Theodor Boveri, Julius Sachs und Wilhelm Röntgen gewesen, die alle einen besonderen Einfluss auf ihn ausgeübt hatten.[1]
Spemann führte bereits 1902 erste wichtige Versuche zur Zellteilung durch. Es gelang ihm beispielsweise, die beiden Zellen des Zwei-Zell-Stadiums eines Salamanders zu trennen, wodurch er künstlich Zwillinge erzeugte. Durch dieses Experiment und weitere Versuche an mehrzelligen Embryonalstadien wurde nachgewiesen, dass die Furchungszellen eines Embryos auf frühen Entwicklungsstadien noch sämtliche für die weitere Entwicklung notwendige Erbinformationen beinhalten. 1914 wurde er Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für Biologie in Berlin-Dahlem.[2]
Von 1919 bis zu seiner Emeritierung 1937 war Spemann Professor und Lehrstuhlinhaber für Zoologie an der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg.[2] 1935 erhielt er für den gemeinsam mit Hilde Mangold entdeckten und später nach Spemann benannten Organisator-Effekt während der Embryonalentwicklung den Nobelpreis für Medizin. Er hatte durch Transplantations-Experimente an der frühen Gastrula nachgewiesen, dass sich ein Gewebe ortsspezifisch verhält, also sich gemäß der Stelle, an die das Gewebe in die Empfänger-Gastrula verpflanzt wurde, entwickelt, und nicht gemäß der Herkunftsstelle im Spenderorganismus. Die Zellen waren in diesem frühen Entwicklungsstadium noch nicht determiniert. Bei Transplantationsexperimenten an der späten Gastrula ergab sich dagegen ein anderer Effekt: Hier entwickelte sich das Transplantat herkunftsgemäß. Das heißt, das Gewebe war nun determiniert.
Bereits 1938 schlug Spemann das Verfahren des Kerntransfers als eine Möglichkeit zur Untersuchung des Entwicklungspotentials von Kernen in differenzierten Zellen vor. Doch erst später wurde dieses Verfahren in der Forschung angewendet.
1906 wurde Spemann zum Mitglied der Leopoldina berufen. 1921 wurde er zum außerordentlichen Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften gewählt.
Selbstzeugnis
"Zuerst hatte mir Boveri vorgeschlagen, die Entwicklung der Geschlechtsorgane des Bandwurms zu bearbeiten, und erst als ich schüchtern einwandte, daß mich das in der rein juristischen Familie meiner Braut völlig kompromittieren würde, ging er lachend auf einen anderen Wurm über, dessen klangvoller Name Strongylus paradoxus einigermaßen damit aussöhnen konnte, daß er in der Lunge des Schweins zuhause ist." (Forschung und Leben 1943).
Schriften
- Spemann, Hans und Mangold, Hilde (1924): Über Induktion von Embryonalanlagen durch Implantation artfremder Organisatoren. In Arch. mikr. Anat. und Entw. mech. 100, 599-638
- Fäßler, Peter E. (1997): Hans Spemann 1869 - 1941: Experimentelle Forschung im Spannungsfeld von Empirie und Theorie; ein Beitrag zur Geschichte der Entwicklungsphysiologie zu Beginn des 20. Jahrhunderts. ISBN 3-540-62557-7
- Otto Mangold: Hans Spemann. Der Erfinder der embryonalen Mikrochirurgie, ein Meister der Entwicklungsphysiologie In: Forscher und Wissenschaftler im heutigen Europa. 2. Mediziner, Biologen, Anthropologen. Hgg. Hans Schwerte & Wilhelm Spengler. Reihe: Gestalter unserer Zeit Bd. 4. Stalling, Oldenburg 1955, S. 228 - 236 (Die Hgg. waren zuvor SS-Kader)
- Klaus Sander: Hans Spemann (1869-1941): Entwicklungsbiologe von Weltruf. Biologie in unserer Zeit 15:112-119 (1985).
- Peter E. Fässler und Klaus Sander: Hilde Mangold (1898-1924) and Spemann's organizer: achievement and tragedy. Roux's Arch. Dev. Biol. 205:323-332 (1996).
- Klaus Sander und Peter E. Fässler: Introducing the Spemann-Mangold organizer: experiments and insights that generated a key concept in developmental biology. Int. J. Dev. Biol. 45:1-11 (2001).
Schüler
- Salome Gluecksohn-Waelsch, Promotion 1932
- Hilde Mangold, Promotion 1923
Weblinks
- Literatur von und über Hans Spemann im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Informationen der Nobelstiftung zur Preisverleihung 1935 an Hans Spemann (englisch) und Bankettrede (deutsch)
- Biographie (Universität Würzburg)
Einzelnachweise
- ↑ Nobelprize.org: Hans Spemann - The Nobel Prize in Physiology or Medicine 1935 (Biography
- ↑ a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, ISBN 978-3-596-16048-8, S. 591.
Vorgänger Amt Nachfolger N.N. Liste der Rektoren der Universität Freiburg im Breisgau
1923-1924N.N. Kategorien:- Nobelpreisträger für Medizin
- Zoologe
- Entwicklungsbiologe
- Hochschullehrer (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
- Rektor (Albert-Ludwigs-Universität Freiburg)
- Wissenschaftliches Mitglied der Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft
- Mitglied der Leopoldina
- Mitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften
- Deutscher
- Geboren 1869
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