- Hans von Warnsdorf
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Hans von Warnsdorf (auch: Hans Wölfel von Warnsdorf; Johann von Warnsdorf; Hanusch von Warnsdorf; tschechisch: Jan z Varnsdorfu; Hanuš z Varnsdorfu; Hanuš Welf z Warnsdorfu; † nach 1489) war ein Anhänger des böhmischen Königs Georg von Podiebrad. Von 1454 bis 1474 bekleidete er das Amt des Landeshauptmanns der Grafschaft Glatz sowie daneben 1458 bis 1465 das Amt des Landeshauptmanns von Frankenstein.
Leben
Hans von Warnsdorf entstammte einem nordböhmischen Rittergeschlecht. 1441 verpfändete ihm die böhmische Königin Barbara von Cilli die Herrschaft Trautenau, deren Witwengut es seit 1437 war. Um 1440 erhielt er zudem die unweit von Trautenau gelegene Burg Schatzlar, von der aus er wiederholt bewaffnete Raubzüge gegen die schlesischen Städte unternahm, weshalb die Schlesier die Burg in ihren Besitz brachten.
1454 ernannte Georg von Podiebrad in seiner Eigenschaft als Vormund des unmündigen böhmischen Königs Ladislaus Hans von Warnsdorf zum Landeshauptmann der Grafschaft Glatz. Im gleichen Jahr wies er ihm auch die Herrschaft Schatzlar als ein erbliches Lehen zu, nachdem er ihm schon ein Jahr vorher die Herrschaft Trautenau auf Lebenszeit bestätigte.
Als Glatzer Landeshauptmann erwarb sich Hans von Warnsdorf das volle Vertrauen Georg von Podiebrads, der 1458 zum böhmischen König gewählt wurde. Von 1458 bis 1465 bekleidete er zudem das Amt des Landeshauptmanns für das benachbarte Weichbild Frankenstein[1]. Bereits im März 1458 entsandte der König Hans von Warnsdorf zur Versammlung der schlesischen Fürsten nach Liegnitz. Bei dem Treffen ging es um die Anerkennung von Georgs Königswürde, der sich die schlesischen Fürsten und vor allem die Ratsherren der Städte Breslau und Schweidnitz entgegen stellten. Da die Anerkennung nicht erreicht werden konnte, und die Schlesier nach wie vor den „Ketzerkönig“ Georg bekämpften, ließ Hans von Warnsdorf zahlreiche Dörfer des Bistums Breslau von seinen Söldnern überfallen und ausplündern. Nachdem Hans von Warnsdorf seine kriegerischen Unternehmungen fortsetzte, huldigten die Schlesier schließlich in Liegnitz dem König Georg. 1462 entsandte König Georg Hans von Warnsdorf nach Wien, wo er den Kaiser Ferdinand III. befreit haben soll, der von rebellischen Untertanen in seiner Residenz belagert worden war. Als Glatzer Landeshauptmann war Hans von Warnsdorf bemüht, den Glatzer Klerus aus dem Streit der Utraquisten mit den Vertretern der Alten Kirche herauszuhalten. Wohl deshalb nahm ihn Propst Michael Czacheritz in die Fraternität des Glatzer Augustiner-Chorherrenstifts auf[2].
Auch nach Georg von Podiebrads Tod 1471 behielt Hans von Warnsdorf das Amt des Glatzer Landeshauptmanns bis 1474 bei. Bereits am 24. April 1472 nahm er zusammen mit Podiebrads Sohn, dem Glatzer Grafen Heinrich d. Ä. kampflos die Stadt Braunau ein, die 1469 vom Feldhauptmann des böhmischen Gegenkönigs Matthias Corvinus, Franz von Hag, besetzt worden war und dessen Söldner sich noch immer in der Stadt befanden. Unmittelbar darauf nahmen die Glatzer auch das benachbarte Städtchen Politz ein. Dadurch gelangten das Braunauer Land und Politz bis 1483 unter die Herrschaft Heinrichs d. Ä., der beides mit Zustimmung des böhmischen Königs Vladislav II. seiner Grafschaft Glatz inkorporierte. Auch von Braunau aus unternahm Hans von Warnsdorf weiterhin Einfälle gegen Schlesien. Wegen der damit verbundenen Drohungen leisteten einzelne schlesische Städte freiwillige und teilweise auch vereinbarte Kriegsgelder und Kontributionen an den Glatzer Grafen Heinrich d. Ä.[3].
Zusammen mit Heinrich d. Ä. sowie den böhmischen Adeligen Wilhelm Kruschina von Lichtenburg, Peter Kdulinec von Ostroměř und Christoph von Talkenberg auf Talkenstein nahm Hans von Warnsdorf 1477 als Bevollmächtigter Vladislavs II. an den Friedensverhandlungen zwischen Böhmen und den Schlesiern in Braunau teil. Dort sprach Hans von Warnsdorf als erster der böhmischen Vertreter. Im selben Jahr übertrug ihm sowie seinem Schwiegersohn Friedrich von Schönburg (Schumburg) König Vladislav II. die „vff schlesischer granecz“ gelegene Stadt Landeshut mitsamt der Vogtei und sonstigem Zubehör. 1482 verpfändete ihm Herzog Heinrich d. Ä. die ostböhmischen Güter der Wiesenburg, forderte sie jedoch drei Jahre später wieder zurück.
Hans von Warnsdorf war mit Euphemia verheiratet, deren Nachname nicht bekannt ist. Sie hatten vermutlich keine männlichen Nachkommen. Tochter Katharina war mit dem Hauptmann des Königgrätzer Kreises, Friedrich von Schönburg († nach 1492)[4], vermählt, dem Hans von Warnsdorf 1471 das Lehen der Herrschaft Schatzlar und 1472 die Herrschaft Trautenau übertrug.
Literatur
- Friedrich Bernau: Hans „Wölfel“ von Warnsdorf – bedeutendendster mittelalterlicher Gebieter von Schatzlar. In: Karl Prätorius, Hellmut Weber (Hrsg.): Schatzlar. Eine sudetendeutsche Stadt im böhmischen Riesengebirge und die Bezirksgemeinden. Ein Heimatbuch mit Einzelbeiträgen. Weber, Beckingen 1993, S. 96–98.
- Karl Prätorius: Vergleichende Zeittafel Böhmen–Trautenau–Schatzlar. In: Karl Prätorius, Hellmut Weber (Hrsg.): Schatzlar. Eine sudetendeutsche Stadt im böhmischen Riesengebirge und die Bezirksgemeinden. Ein Heimatbuch mit Einzelbeiträgen. Weber, Beckingen 1993, S. 617–653.
- Joachim Bahlcke u. a. (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 544, 619.
- Martin Šandera: Jindřich I. Minsterberský – První hrabě Kladský a jeho majetková základna. In: Kladský Sborník. 6, 2004, ZDB-ID 2032107-7, S. 7–21.
Einzelnachweise
- ↑ Pavel Sedláček: Vztahy mezi Kladskem a Frankenštejnskem ve 14. a 15. stoleti. In: Kladský sborník. 2, 1998, ISSN 1212-1223, S. 117–123, hier 122.
- ↑ * Arno Herzig, Małgorzata Ruchniewicz: Geschichte des Glatzer Landes. DOBU-Verlag u. a., Hamburg u. a. 2006, ISBN 3-934632-12-2, S. 79–80
- ↑ Laurenz Wintera: Der Beifriede von Braunau im Jahre 1477. In: Mitteilungen des Vereines für Geschichte der Deutschen in Böhmen. 37, 1899, ZDB-ID 516634-2, S. 190–205, hier S. 194.
- ↑ Joachim Bahlcke u. a. (Hrsg.): Handbuch der historischen Stätten. Böhmen und Mähren (= Kröners Taschenausgabe 329). Kröner, Stuttgart 1998, ISBN 3-520-32901-8, S. 864.
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