Ladislaus Postumus

Ladislaus Postumus
Ladislaus Postumus
Wappen Ladislaus’ 1444
Ladislaus Postumus und Magdalena von Frankreich

Ladislaus Postumus (tschechisch Ladislav Pohrobek, ungarisch V. László, kroatisch Ladislav V. Posmrtni; * 22. Februar 1440 in Komorn; † 23. November 1457 in Prag) war Herzog von Österreich, König von Böhmen und als Ladislaus V. König von Ungarn.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Ladislaus wurde nach dem Tod seines Vaters Albrecht V. geboren, daher erhielt er den Namen Postumus (der Nachgeborene). Schon am 15. Mai 1440 wurde er in Stuhlweißenburg mit der Stephanskrone gekrönt und damit zum König von Ungarn gemacht. Er stand während seiner Unmündigkeit unter der Obhut seines steirischen Onkels Friedrich V., der später als Kaiser Friedrich III. genannt wurde. Theoretisch war er von Geburt an Herzog und Doppelkönig, doch war sein Königtum in Böhmen und Ungarn umstritten. Seine Mutter Elisabeth von Luxemburg versuchte energisch, den Ansprüchen des kleinen Ladislaus Geltung zu verschaffen. Zum König von Ungarn wurde aber trotzdem der polnische König Wladyslaw III. (als ungarischer König: I. Ulászló) gewählt. Immerhin konnte die Hofdame Helene Kottannerin unter abenteuerlichen Umständen die ungarische Stephanskrone stehlen und nach Komárom bringen.[1] Der Legende nach ist das Kreuz auf der Krone deshalb schief, weil es beim Transport beschädigt wurde. In Böhmen erkannte ein großer Teil des Adels die Erbansprüche von Ladislaus an, forderte aber, dass der junge Thronprätendent von Vertretern des böhmischen Hochadels in Prag erzogen werden sollte. Erst dann wollten sie ihn zum König krönen.

Den Zugriff auf die Person Ladislaus’ hatte sich aber dessen Onkel Friedrich V. von Steiermark gesichert. Er hielt ihn in Schloss Orth gefangen und führte selbst die Regierung in Österreich. Auch die österreichischen Stände forderten wie die böhmischen, dass Ladislaus unter ihrer Obhut aufwachsen sollte.

Nach König Wladislaws Tod am 10. November 1444 in der Schlacht bei Varna wurde Ladislaus als König von Ungarn anerkannt und auch die Wenzelskrone war ihm nun sicherer als zuvor. Die Regentschaft in Ungarn wurde von Johann Hunyadi übernommen, die in Böhmen von Georg von Podiebrad.

Ab 1450 wurden die Forderungen der österreichischen aber auch böhmischen Stände, Ladislaus zu befreien, immer drängender, zumal der böhmische Landesverweser in einem Bürgerkrieg gegen die katholischen Aristokraten die Oberhand gewann. 1452 schlossen sie sich zum Mailberger Bund unter der Führung von Ulrich von Eyczing und Ulrich von Cilli zusammen und befreiten ihn gewaltsam. Ulrich von Cilli konnte sich gegen Eyczing durchsetzen und übernahm die Erziehung des Knaben (und damit auch die faktische Regentschaft im Erzherzogtum Österreich).

Gleichzeitig drängte die böhmische Aristokratie Friedrich V., Ladislaus, der 1443 zum König gewählt worden war, dieses Recht ausüben zu lassen. Nach dessen Weigerung mit dem Hinweis, dass Ladislaus nicht volljährig sei, wollte der katholische Adel den jungen König mit Gewalt nach Prag holen. Unter Führung von Heinrich IV. von Rosenberg zog ein Heer nach Österreich.

Am 28. Oktober 1453 wurde Ladislaus durch den Olmützer Bischof Johannes XIII. Haes zum König von Böhmen gekrönt; hier wurde er relativ problemlos anerkannt. In Ungarn verfeindete sich Ulrich von Cilli bald mit den Hunyadis. Ein wesentlicher Faktor dabei war, dass diese die Hauptlast im Kampf gegen die Türken trugen, während Cilli (und mit ihm Ladislaus) in dieser Frage völlig untätig blieben. Nach der Belagerung und Entsetzung Belgrads 1456 erlag Johann Hunyadi einer Seuche, und Ulrich von Cilli wurde von Ladislaus, einem Sohn Johann Hunyadis, ermordet, dessen anschließende Hinrichtung in Ungarn Empörung auslöste. Ladislaus floh nach Prag, wo er sein letztes Lebensjahr verbringen sollte.

1457, kurz vor seiner geplanten Hochzeit, starb Ladislaus. Die Vermutung, er sei ermordet worden, ist zwar ziemlich plausibel, aber nie bewiesen worden. Angesichts der plötzlichen Krankheitssymptome meinen manche Forscher, die Todesursache sei eine Form der Leukämie gewesen. Auch die Beulenpest wird als mögliche Todesursache angenommen. In Österreich wurde sein Nachfolger Friedrich V., in Ungarn Matthias Hunyadi (= Matthias Corvinus) und in Böhmen Georg von Podiebrad, der damit der einzige Hussitenkönig des Landes wurde. Die Pläne zu einer habsburgischen Oberherrschaft im östlichen Mitteleuropa waren damit zum zweiten Mal gescheitert. Mit Ladislaus Postumus starb die durch den 1379 geschlossenen Vertrag von Neuberg von Albrecht III. von Österreich begründete Albertinische Linie des Hauses Habsburg aus.

Anmerkungen

  1. Ausführliche Beschreibung des Donauschwäbisches Zentralmuseums (PDF).

Literatur

  • H. R. von Zeissberg: Der österreichische Erbfolgestreit nach dem Tode des Königs Ladislaus Postumus (1457–1458) im Lichte der habsburgischen Hausverträge. In: Archiv für österreichische Geschichte. 58, 1879, ISSN 0003-9322, S. 1–170 (Auch Separatum).
  • F. Wachter: Historia seu epistola de miserabili morte serenissimi regis Ungarie, Dalmacie, Bohemie ... In: F. Wachter (Hrsg.): Scriptores rerum Silesiacarum. Band 12: Geschichtschreiber Schlesiens des XV. Jahrhunderts. Max, Breslau 1883, ZDB-ID 1090349-5, S. 87–92.
  • Karl Mollay (Hrsg.): Die Denkwürdigkeiten der Helene Kottannerin (1439–1440). Österreichischer Bundesverlag, Wien 1971, ISBN 3-215-72208-9 (Wiener Neudrucke 2).
  • Gertrud Buttlar: Die Belagerung des Ladislaus Postumus in Wiener Neustadt 1452. Bundesverlag, Wien 1986, ISBN 3-215-06263-1 (Militärhistorische Schriftenreihe 57).
  • Sabine Schmolinsky: Zwischen politischer Funktion und Rolle der „virgo docta“: Weibliche Selbstzeugnisse im 15. Jahrhundert. In: Fifteenth Century Studies. Band 24, 1998, ISSN 0179-2482, S. 63–73.
  • Horst Wenzel: Zwei Frauen rauben eine Krone. Die denkwürdigen Erfahrungen der Helene Kottannerin (1439–1440) am Hof der Königin Elisabeth von Ungarn (1409–1442). In: Regina Schulte (Hrsg.): Der Körper der Königin. Geschlecht und Herrschaft in der höfischen Welt seit 1500. Campus-Verlag, Frankfurt am Main u. a. 2002, ISBN 3-593-37112-X, S. 27–48 (Campus historische Studien 31).
  • Oskar Pausch: Imperator – Kaiser – Cyesars. Die dreisprachigen Vokabulare für Ladislaus Postumus und Maximilian I. Mit einem Beitrag von Alois Haidinger. Verlag der Österreichischen Akademie der Wissenschaften, Wien 2004, ISBN 3-7001-3294-8 (Österreichische Akademie der Wissenschaften, Philosophisch-Historische Klasse. Denkschriften 321 = Veröffentlichungen der Kommission für Schrift- und Buchwesen des Mittelalters. Reihe 4: Monographien 3).
  • Andreas Rüther: Königsmacher und Kammerfrau im weiblichen Blick. Der Kampf um die ungarische Krone (1439/40) in der Wahrnehmung von Helene Kottaner. In: Jörg Rogge (Hrsg.): Fürstin und Fürst. Familienbeziehungen und Handlungsmöglichkeiten von hochadeligen Frauen im Mittelalter. Thorbecke, Ostfildern 2004, ISBN 3-7995-4266-3, S. 225–247 (Mittelalter-Forschungen 15).
  • Barbara Schmid: Ein Augenzeugenbericht im Dienst politischer Werbung. Helene Kottanner, Kammerfrau am Hof König Albrechts II., und ihre Schrift von der Geburt und Krönung Ladislaus' Postumus. In: Barbara Schmid: Schreiben für Status und Herrschaft. Deutsche Autobiographik in Spätmittelalter und früher Neuzeit. Chronos, Zürich 2006, ISBN 3-03-400765-5, S. 132–140 (Zugleich: Zürich, Univ., Diss., 1999).
  • Barbara Schmid: Raumkonzepte und Inszenierung von Räumen in Helene Kottanners Bericht von der Geburt und Krönung des Königs Ladislaus Postumus (1440–1457). In: Ursula Kundert, Barbara Schmid, Regula Schmid (Hrsg.): Ausmessen – Darstellen – Inszenieren. Raumkonzepte und die Wiedergabe von Räumen in Mittelalter und früher Neuzeit. Chronos, Zürich 2007, ISBN 978-3-03-400852-5, S. 113–138.

Weblinks

 Commons: Ladislaus Postumus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Vorgänger Amt Nachfolger
Albrecht V./I. Herzog von Österreich
(Erzherzog ab 1453)
Friedrich V., Regent
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1440–1457
Friedrich V.
König von Böhmen
Blason Boheme.svg

1440–1457
Georg von Podiebrad
Vladislav I. König von Ungarn und Kroatien
Hungary Arms.svg

1444–1457
Matthias Corvinus

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