Happy-Go-Lucky

Happy-Go-Lucky
Filmdaten
Deutscher Titel Happy-Go-Lucky
Produktionsland Vereinigtes Königreich
Originalsprache Englisch
Erscheinungsjahr 2008
Länge 118 Minuten
Altersfreigabe FSK 6
Stab
Regie Mike Leigh
Drehbuch Mike Leigh
Produktion Simon Channing Williams
Musik Gary Yershon
Kamera Dick Pope
Schnitt Jim Clark
Besetzung
  • Sally Hawkins: Poppy
  • Alexis Zegerman: Zoe
  • Eddie Marsan: Scott
  • Samuel Roukin: Tim
  • Andrea Riseborough: Dawn
  • Sinéad Matthews: Alice
  • Kate O’Flynn: Suzy
  • Sarah Niles: Tash
  • Sylvestra Le Touzel: Heather
  • Karina Fernandez: Rosita (Flamencolehrerin)
  • Stanley Townsend: Obdachloser
  • Caroline Martin: Helen
  • Oliver Maltman: Jamie
  • Nonso Anozie: Ezra

Happy-Go-Lucky (zu deutsch: unbeschwert, sorglos, leichtlebig) ist eine Komödie von Mike Leigh aus dem Jahr 2008, die erstmals während der Berlinale am 12. Februar 2008 auf der Leinwand zu sehen war. Der Film war ab dem 3. Juli 2008 in deutschen Kinos zu sehen.

Inhaltsverzeichnis

Handlung

Ob singend, tanzend, winkend durch die Straßen Londons radelnd: Poppy führt ein unbeschwertes Leben voller Freude, ist stets zu allen Menschen freundlich und liebt das Herumalbern. Von Niemandem lässt sie sich ihre Laune verderben; selbst dann nicht, als sie aus einer Kinderbuchhandlung kommt und ihr Fahrrad plötzlich verschwunden ist. Das ist für sie halb so wild, auch wenn sie sich gerne noch von dem Rad verabschiedet hätte. Und sie ist kein Schulkind, sondern die 30-jährige Grundschullehrerin Pauline, die von allen nur Poppy genannt wird.

Heiter sieht man sie nun ohne ihr geliebtes Rad die Straße entlang gehen, bis man sie am Abend mit ihrer Schwester Suzy und Mitbewohnerin Zoe sowie weiteren Freunden in einem Londoner Club tanzend wiederfindet. Zusammen wachen sie am nächsten Morgen nach und nach auf und unterhalten sich über Suzys Examen, aber auch über die schwangere Helen, Poppys andere Schwester, die sie zu dritt bei einem Barbecue besuchen sollen.

Da Zoe nicht nur Poppys Mitbewohnerin ist, sondern auch ihre Kollegin, unterhalten sie sich über die kommende Arbeitswoche und kommen auf die lustige Idee, den Kindern den theoretischen Teil über Zugvögel mit einem praktischen Teil näher zu bringen. Zum krönenden Abschluss kündigt Poppy feierlich an, sich kein neues Fahrrad zu kaufen, sondern Fahrstunden nehmen zu wollen. Am nächsten Morgen in der Schule basteln die Schüler nun lauter lustige, bunte Zugvögel im Sinne Poppys und alle sind glücklich, und am Nachmittag nach der Schule geht Poppy Trampolinspringen.

Ihre erste Fahrstunde bekommt sie bereits am nächsten Tag vom griesgrämigen Fahrlehrer Scott. Der ist das genaue Gegenteil ihres Charakters. Nachdem Poppy inzwischen beim Orthopäden war, weil sie sich beim Trampolinspringen einen Wirbel ausgerenkt hat, fängt gleich die zweite Fahrstunde an. Auf Scotts Anweisungen reagiert sie jedoch mit Gelassenheit und Unverständnis, da sie die Türen verriegeln soll, als Scott zwei Fahrradfahrer mit dunkler Hautfarbe auf der Straße sieht, oder sie ihre hohen Schuhe wechseln sollte. Nachdem sie mit der Schuldirektorin Heather an einer emotional aufwühlenden Flamencostunde teilgenommen hat, gehen die beiden noch anschließend in ein Pub. Heather möchte von Poppy wissen, wie es denn mit der Liebe ausschaut, doch so richtig gefunkt hat es bisher noch nicht in ihrem Leben. Mit Begeisterung erzählt Poppy aber von ihrer Weltreise mit Zoe, von Asien und Australien.

In der Schule beobachtet sie am nächsten Tag zum ersten Mal, wie ein Mitschüler einen anderen schlägt. Bei der dritten Fahrstunde verliert Scott die Geduld und denkt, dass Poppy ihn absichtlich dazu treiben würde. In der Schule kommt es erneut zu einer Schlägerei, und diesmal greift sie ein. Beim Flamenco-Kurs bleibt sie und bekommt sogar Lob von der Leiterin Rosita. Doch als es in der Schule wieder mit dem gleichen Jungen Ärger gibt und sie nicht an den Jungen herankommt, schlägt Heather vor, einen Spezialisten zu holen. Durch ihre lockere Art lässt Poppy sich auf dem Weg nach Hause, mitten in der Nacht, auf ein Gespräch mit einem Obdachlosen ein, auf den sie durch mysteriösen Gesang aufmerksam geworden ist.

Am nächsten Morgen spricht bereits der Sozialarbeiter Tim mit dem Jungen Nick, und es stellt sich schnell heraus, dass der Junge vom Freund seiner Mutter misshandelt wird. Zwischen Poppy und Tim entwickelt sich derweil ein Flirt, und sie tauschen ihre Telefonnummern aus. Bei der nächsten Fahrstunde wird es sehr persönlich; es kommt zu lauter Missverständnissen. Scott denkt, dass Poppy lesbisch ist, und er versteht einen Witz über einen Schwerlastzug nicht. Dabei baut sich in ihm eine solche Wut auf, dass Poppy wieder auf dem Beifahrersitz landet.

Am nächsten Tag fahren Poppy, Suzy und Zoe mit Zoes kleinem gelben Auto zur Küste, denn es steht das Barbecue bei der Schwester Helen an. Doch auch bei der Schwester stößt Poppy auf Unverständnis. Helen möchte von ihr wissen, wann Poppy endlich erwachsen werde. Da sich die Stimmung in dem gepflegten Eigenheim am nächsten Tag nicht zu bessern scheint, unternehmen alle einen Spaziergang entlang der Küste. Gutgelaunt ruft Poppy Tim an und verabredet sich mit ihm. Auf dem Weg nach Hause sieht Poppy aus dem Auto heraus Scott, der vor ihrem Haus steht und zu ihrer Wohnung hinaufblickt, aber sofort das Weite sucht, als er die drei bemerkt. Bei dem Date zwischen Poppy und Tim geht es nach einem kurzen harmlosen Drink in seiner Wohnung gleich zur Sache.

Morgens bringt Tim Poppy nach Hause und macht Bekanntschaft mit Zoe und dem Fahrlehrer Scott. Bei der anschließenden Verabschiedung kommt es zum Kuss der beiden, und Scott freut sich zwar, dass Poppy zur Vernunft gekommen ist, doch betrachtet er diesen Kuss als Provokation. Als sie ihn kurz darauf anspricht, was er bei ihr am Vortag zu suchen hatte, bestreitet er alles. Durch Poppys direkte Art, Dinge zu hinterfragen, wird Scott immer wütender, was an seinem Fahrstil zu erkennen ist. Angekommen am Ziel, wo üblicherweise die Fahrstunde anfängt, verweigert Poppy die Stunde und möchte Scott nach Hause fahren, da er in dieser Situation nicht fahren könne. Es kommt zu einer körperlichen Auseinandersetzung; Poppy befreit sich aus dem Wagen, und Scott rennt ihr hinterher. Voller Wut wirft er ihr vor, ihn benutzt zu haben, um erst mit ihm zu flirten und ihn dann hängen zu lassen.

Als sie ihn etwas beruhigen kann, gibt sie ihm auf die Frage nach der nächsten Fahrstunde kopfschüttelnd die Autoschlüssel zurück. Mit traurigem Blick läuft Poppy nach Hause und findet sich zusammen mit Zoe, die mit dem Rauchen aufhören möchte, auf einem Ruderboot wieder. Auch Poppy soll mit etwas aufhören, nämlich mit ihrer freundlichen Art gegenüber fremden Menschen, und sie soll Scott anzeigen. Doch das würde Scott nicht weiterhelfen, meint Poppy. Zusammen merken sie, wie glücklich sie doch eigentlich sind. Dann ruft Tim an und sagt ihr, wie lieb er sie hat. Dann rudern sie weiter.

Hintergrund

  • Während des eher pessimistischen Wettbewerbs auf der 58. Berlinale fiel Mike Leigh durch seinen optimistischen Film auf. Vor allem aber, da es sich um Mike Leighs erste Komödie seit Life is Sweet (1991) handelt, „sorgte die Weltpremiere des Films anlässlich der diesjährigen 58. Berlinale auch für einiges Aufsehen und rief allgemeines Erstaunen bei Kritik und Publikum hervor“. [1]
  • Gedreht wurde u. a. am Camden Market und für die Bootsszene im Regent’s Park.[2]
  • Mike Leigh sagt selbst, dass er die Filme während des Drehs entdeckt. Durch seine jahrelangen Erfahrungen am Theater werden seine Filme Schauspielerfilme. Circa sechs Monate vor Drehbeginn lässt er seine Schauspieler improvisieren und die Charaktere gemeinsam erfinden. In den Proben entstand das Skript für Happy-Go-Lucky, doch sobald es zum Dreh kam, hörten die Improvisationen auf. [3]
  • Der Film war ab dem 3. Juli 2008 in den deutschen Kinos zu sehen, in den österreichischen ab dem 4. Juli 2008.

Auszeichnungen

Der Film war 2008 im Wettbewerb der Filmfestspiele von Berlin vertreten, wo er sich im Rennen um den Goldenen Bären für den besten Film des Festivals, José Padilhas Drama Tropa de Elite, geschlagen geben musste, jedoch gewann Sally Hawkins die Auszeichnung des Silbernen Bären als beste Darstellerin. Hawkins wurde auch für den Europäischen Filmpreis 2008 nominiert und gewann im Januar 2009 den Golden Globe Award als beste Komödiendarstellerin. Bei der Oscarverleihung 2009 fand nur Leighs Drehbuch Berücksichtigung und gewann eine Nominierung.

Kritiken

  • ARTE (von Nana A. T. Rebhan), 19. Februar 2008:
    Sally Hawkins spielt Poppy, nein, sie ist Poppy. Sie scheint in dieser Rolle aufzugehen, jede kleinste Bewegung wirkt stimmig. Das liegt unter anderem an der einzigartigen Arbeitsmethode, mit der Regisseur Mike Leigh seine Schauspieler auf ihre Rollen vorbereitet. […] Mike Leigh beweist, dass er auch Komödien inszenieren kann, und er zeigt auch, dass ein Film nicht zwingend einer Handlung bedarf.[4]
  • Der Tagesspiegel (Jan Schulz-Ojala über die Berlinale), 13. Februar 2008:
    Für einen Augenblick ist es genau wie letztes Jahr. Tagelang war der Wettbewerb dahingedümpelt, und dann fegte ein Lachsturm, ein Wärmesturm, ein unbedingt festzuhaltendes Gutelaunegefühl durch den Berlinale-Palast, nur weil Marianne Faithfull als liebe Londoner Oma in Geldnöten Männern in einem Sexschuppen per Hand Erleichterung verschaffte. Sam Garbarskis „Irina Palm“ brachte Witz und Wonne, die guten alten Exportartikel des britischen Kinos, über die Festivalgemeinde, und vor lauter Erleichterung über soviel Seelensonne kürten viele den Film damals gleich zum Bären-Favoriten. Es kam anders, „Tuyas Hochzeit“ entzückte die Jury, und auch sonst ist manches diesmal knapp, aber entscheidend verschieden. Mit einem englischen Film, in dem geradezu unverschämt unermüdlich die wahre Sonne scheint, erobert mit Mike Leigh einer der Großveterane des New British Cinema sein Publikum im Gelächtersturm und – endlich! – mit Szenenapplaus. Die demonstrierte gute Laune in „Happy-Go-Lucky“ aber muss sich gegen existenzielle Tragik behaupten; folglich ist auch das Ende nicht konfekthaltig happy, sondern schöner, weiter und offener. Ja, wenn er so viel Glück hat wie seine Heldin, dann macht Mike Leigh den goldenen Hattrick perfekt – und holt nach der Palme für „Lügen und Geheimnisse“ (1996) und dem Löwen für „Vera Drake“ (2004) in Berlin seinen Goldenen Bären.[5]
  • die tageszeitung (von Christian Ihle & Horst Motor), 12. Februar 2008:
    Die versammelte Presse war begeistert, die Lacher kommen im Minutentakt und sind doch nie auf Kosten der Figuren. Mike Leigh ist ein wunderbares Stück Kino gelungen, bei dem man nicht ausschließen möchte, dass er nach dem Gewinn von Venedig mit seinem letzten Film „Vera Drake“ auch in Berlin mit „Happy-Go-Lucky“ einen Preis abholt. Poppy-Darstellerin Sally Hawkins darf sich jetzt schon mal für die Hauptdarsteller-Preisverleihung hübsch machen. [6]

Einzelnachweise

  1. Presseheft der Tobis, Produktionsnotizen S. 15
  2. http://www.timeout.com/film/features/show-feature/4551/mike-leighs-london-locations.html Mike Leighs Drehorte in London
  3. http://www.arte.tv/de/film/Berlinale-2008/1926728.html
  4. http://www.arte.tv/de/film/Berlinale-2008/1926728.html
  5. http://www.tagesspiegel.de/kultur/kino/berlinale/Mike-Leigh;art16892,2475682
  6. http://www.taz.de/blogs/popblog/2008/02/12/berlinale-5-go-go-second-time-virgin-happy-go-lucky-tropa-de-elite/

Weblinks


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  • happy-go-lucky — ► ADJECTIVE ▪ cheerfully unconcerned about the future …   English terms dictionary

  • happy-go-lucky — [hap′ē gō luk′ē] adj. taking things as they come; easygoing; trusting to luck; lighthearted …   English World dictionary

  • Happy-Go-Lucky — Infobox Film name = Happy Go Lucky image size = caption = Theatrical release poster director = Mike Leigh producer = Simon Channing Williams writer = Mike Leigh narrator = starring = Sally Hawkins Eddie Marsan Alexis Zegerman Sylvestra Le Touzel… …   Wikipedia

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