Hauer (Bergbau)

Hauer (Bergbau)
Hauer bei der Kohlengewinnung, 1957

Der Hauer, auch Häuer, ist ein Beruf im Bergbau und bezeichnet einen Bergmann, der Bodenschätze und Gestein löst. Als Hauer wurde früher ein Bergmann bezeichnet, der erfolgreich die Hauerprüfung abgelegt hatte.[1]

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung

Im frühen Bergbau musste der Bergmann, bevor er seine Arbeit als Hauer verrichten konnte, zunächst einmal als Scheidejunge lernen, die Erze zu unterscheiden und das Erz vom tauben Gestein zu trennen. Anschließend wurde seine Ausbildung in der Grube fortgesetzt. Er musste zunächst als Hundtstößer, das war ein Transportarbeiter, weitere Fähigkeiten erlernen. Erst danach konnte er als Lehrhäuer die Fähigkeiten erlernen, die er später als Hauer benötigte.[2] Diese Form der Ausbildung, das Aneignen von Wissen durch Erfahrung, wurde im Bergbau bis zum ersten Weltkrieg praktiziert.[3]

Später, etwa ab den 1920er Jahren, wurde die Ausbildung des Hauers dank des Einsatzes der Gewerkschaften gesetzlich geregelt. Da mittlerweile auch viele Tätigkeiten spezielle Kenntnisse erforderten, gab es im Bergbau nach und nach in den Gruben auch Handwerker, zunächst erst Schlosser, später dann auch Elektriker. Nach der Ausbildung und bestandener Prüfung musste der Facharbeiter zunächst praktische Erfahrungen sammeln um anschließend die Hauerprüfung ablegen zu können. Diese Prüfung bestand aus einem theoretischen und aus einem praktischen Teil.[4]

Die Hauerprüfung konnte frühestens mit dem zwanzigsten Lebensjahr abgelegt werden. Es lagen also zwischen der Knappenprüfung des Scheidejungen und der Hauerprüfung mindestens zwei praktische Erfahrungsjahre. Nach bestandener Hauerprüfung erfolgte eine feierliche Lossprechung.[5]

Hierarchie

Dem Hauer unterstellt war der Lehrhauer, dieser musste nach Anweisung des Hauers arbeiten. In der Aufbereitung des Bergwerks führten alte, ehemalige Hauer die Aufsicht über die Scheidejungen bzw. Knappen. Vorgesetzte der Hauer waren die Steiger, in einigen Bergwerken auch Dinghauer genannt, oder in kleineren Gruben der Hutmann.[6]

Von den anderen Bergleuten der Grube war der Hauer besonders angesehen, obwohl er ihnen gegenüber eigentlich keine Weisungsbefugnis hatte. Die Steiger, zu Beginn des staatlichen Bergbaus Beamte, waren später Angestellte.

Berufliche Aufstiegsmöglichkeiten

Je nach Fleiß, Geschicklichkeit und Eignung konnten Hauer zum Hutmann oder zum Steiger befördert werden. Sogar eine Ernennung zum Schichtmeister, zum Berggeschworenen oder zum Bergmeister war möglich.[7] Ende des achtzehnten Jahrhunderts wurde für Gruben- und Betriebsbeamte gesetzlich eine ingenieurmäßige Ausbildung an einer Bergakademie oder Bergschule gefordert. Aus diesem Grund konnte die Ausbildung der Steiger nicht mehr über eine betriebliche Weiterbildung erfolgen.

Hauer, die über eine langjährige Berufspraxis verfügten, außerdem die Fähigkeit besaßen, Menschen zu führen und genügend bergmännische und technische Fähigkeiten hatten, konnten zum Aufsichtshauer oder zum Oberhauer befördert werden. Sie waren jedoch keine Aufsichtspersonen im bergrechtlichen Sinne, sondern hatten die Funktion eines Vorarbeiters.

Hatte sich ein Hauer in seiner Funktion besonders bewährt, wurde er zum Meisterhauer ernannt. Seine Aufgabe war es, den bergmännischen Nachwuchs technisch auszubilden. Für diese Aufgabe wurden die Meisterhauer in einem Vorbereitungslehrgang, der mit einer werksinternen Prüfung abschloss, speziell geschult. Meisterhauer wurden bei der Bergbehörde gemeldet.

War ein besonders erfahrener Hauer länger als 10 Jahre unter Tage tätig und war er mindestens 35 Jahre alt, so konnte er bei Eignung zum Fahrhauer bestellt werden. Er musste dafür sowohl persönlich als auch fachlich geeignet sein. Die fachliche Eignung wurde in einem sogenannten Fahrhauerkurs, der als Befähigungsnachweis galt, nachgewiesen. Fahrhauer sind verantwortliche Personen im Sinne des Bundesberggesetzes und erhielten ein Bestellschreiben.[8]

Arbeitszeit und Lohn

Die Arbeitszeiten der Hauer waren regional verschieden und betrugen zwischen 10-12 Stunden, allerdings wurde die Zeit für die Fahrung nicht mitgerechnet. Für eine Woche Gedingearbeit erhielt ein Hauer im Jahr 1617 gerade mal 18 Mariengroschen. Für diesen Wochenlohn konnte man zu der Zeit noch nicht einmal ein Pfund Butter kaufen. Bis anfang der 1950er Jahre gab es die 5 1/2 Tagewoche mit 50 Stunden, wobei an den 5 Tagen zur Pause aufgefahren wurde; heute arbeitet der Hauer 7 Stunden täglich ohne aufzufahren.

Um 1800 verdiente ein Bohrhauer etwa einen Wochenlohn von 20 Mariengroschen, hinzu kam ein Gedingegeld von 6 Mariengroschen. Um diesen Verdienst aufzubessern, verfuhren die Hauer des Öfteren sogenannte Neben- oder Weilschichten. Um eine Nebenschicht zu bekommen, musste ein Gesuch bei der Werksleitung eingereicht werden. Die Möglichkeit, eine Nebenschicht zu bekommen, war von der Anzahl der Kinder des Hauers abhängig. Mit den Weilschichten konnte sich ein Hauer 8 Mariengroschen hinzuverdienen, zusätzlich noch einmal 8 Mariengroschen für Nebenschichten. Dadurch bedingt blieben die Hauer teilweise 13-16 Stunden in der Grube. Eine Wochenarbeitszeit von 60-70 Stunden war zu dieser Zeit die Regel. Insgesamt verdiente ein Hauer mit 3 Kindern pro Woche etwa 42 Mariengroschen. Erst Mitte des 19. Jahrhunderts änderten sich diese Bedingungen.[9]

Beruflicher Wandel

Während in den Anfängen des Bergbaus die eigentliche Arbeit des Hauers sehr vielseitig war und nicht nur darin bestand, das Erz hereinzugewinnen, spezialisierte sich im Laufe der Zeit die Arbeit der jeweiligen Hauer. So gab es Ganghäuer, Bohrhäuer, Gedingehäuer und Doppelhäuer. Bohrhauer mussten Schießlöcher mit einer bestimmten Tiefe in den Felsen bohren. Dazu benutzten sie Bohrstangen, die sie von Hand mit einem Fäustel in den Felsen trieben.

Nach der Bezahlung unterschied man:

  • Gedingehauer
  • Herrenhauer
  • Lehnhauer

Die Gedingehauer (Gedingehäuer) bauten, gegen einen Festbetrag, in bestimmten Grubenabschnitten das Erz ab. Die Herrenhauer arbeiteten im Wochenlohn für den Grubenbesitzer, den Grubenherrn. Die Lehnhauer erwarben für einen gewissen Zeitraum das Schürfrecht in einem bestimmten Grubenabschnitt. Das hereingewonnene Erz verkauften sie dann an die Gewerke.[10]

Im heutigen modernen Bergbau hat sich der Beruf des Hauers noch mehr spezialisiert. Im bergmännischen Bereich unterscheidet man unter anderem:[11]

  • Strebhauer
  • Hauer im Streckenausbau
  • Bohrhauer
  • Schachtzimmerhauer
  • Stapelzimmerhauer

Für die Beförderung zum Hauer ist keine Hauerprüfung mehr erforderlich, sondern die bestandene Facharbeiterprüfung und eine bestimmte Berufserfahrung. Außer für den bergmännischen Bereich gibt auch es noch Elektrohauer und Maschinenhauer.

Bildergalerie

Literatur

  • Johann Eduard Heuchler, Hanns Freydank (Hrsg.): Des Bergmanns Lebenslauf. 2. durchgesehene Auflage mit einem Nachwort von Hanns Freydank, Verlag Glückauf GmbH, Essen 1940

Weblinks

Wiktionary Wiktionary: Häuer – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

  1. Walter Bischoff, Heinz Bramann, Westfälische Berggewerkschaftskasse Bochum: Das kleine Bergbaulexikon. 7. Auflage, Verlag Glückauf GmbH, Essen, 1988, ISBN 3-7739-0501-7
  2. Brockhaus' Kleines Konversations-Lexikon, fünfte Auflage, Band 1. Leipzig 1911., S. 186
  3. Seminarprotokoll: Das schwarze und das gelbe Gold. p. Harries, J. Mooser
  4. Beispiel einer Prüfungsordnung für einen Maschinenhauer
  5. DIETER SCHULZE - ELVERT: Meine Lossprechungsfeier im Duisburger Stadttheater
  6. Bergbau im Mansfelder Land
  7. Chronik von Wildemann Teil V
  8. Ullrich Märker:Der studierte Bergmann
  9. Aus dem Leben eines Bergmanns
  10. Mittelalter Lexikon: Bergleute
  11. Tarifvertrag zur Regelung der Mindestbedingungen für die Arbeitnehmer der Bergbau-Spezialgesellschaften im deutschen Steinkohlebergbau

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