- Heiner Kamps
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Heiner Kamps (* 24. Mai 1955 in Bocholt) ist ein deutscher Unternehmer, der vor allem durch die von ihm aufgebaute größte deutsche Bäckereikette Kamps bekannt wurde.
Inhaltsverzeichnis
Biografie
Heiner Kamps wuchs mit sechs Geschwistern als Sohn eines Bäckers auf einem Bauernhof in der Nähe von Bocholt auf.[1][2] Nach der Schule machte er damals gegen seinen Willen, auf Druck der Eltern, eine Ausbildung im elterlichen Betrieb, damit er diesen als ältester Sohn übernehmen könne. Es folgten eine Lehre als Konditor in Berlin sowie die Weiterbildung zum Bäckermeister und Industriebackmeister in verschiedenen Orten Deutschlands, die er vor allem danach auswählte, wie gut er dort Wasserball spielen konnte. Diesem Sport ging er mit viel Leidenschaft nach: Er spielte zeitweise sogar in der Bundesliga.
Aufbau der Großbäckerei
1981 eröffnete er seine erste Bäckereifiliale in der Düsseldorfer Friedrichstraße 23, die dort noch heute (2010) existiert. Schon damals plante er die Expansion: Ihm fiel auf, dass es sehr viele kleine Bäckereien in Deutschland gab und nur wenige Ketten. Zudem wurde es wegen der ungünstigen Arbeitszeiten immer schwieriger, Nachwuchs für den Beruf zu gewinnen, so dass er voraussah, dass eine sehr große Zahl an Bäckereien bald mangels Nachwuchses aus der Familie zum Verkauf angeboten werden würde. Um sein Ziel zu verwirklichen, machte er zudem in einer Abendschule eine Ausbildung zum Betriebswirt. Er führte in seinem Betrieb die Umsatzbeteiligung ein, sicherlich ungewöhnlich im Bäckerhandwerk. Kamps’ Bäckereikette expandierte schnell: Nach vier Jahren betrug der Umsatz schon 5 Millionen DM, zwei Jahre später bereits das Vierfache.
1991 verkaufte er seine Filialen an die Borden Inc. mit Sitz in Ohio, der in Deutschland bereits die Bäckereikette Weber gehörte, und übernahm die Geschäftsführung der Deutschland-Tochter. 1996 gründete er die BBG Bäckerei Beteiligungsgesellschaft mbH, die die bis dahin 350 deutschen Filialen der Weber Retail Group übernahm und 1997 in die Kamps AG umgewandelt wurde. Im April 1998 folgte der Börsengang. Das Unternehmen kaufte in großem Umfang Bäckereien und Bäckereiketten, auch in Frankreich und den Marktführer in den Niederlanden, die Bakker Bart Food Group. Zudem wurden mehrere Großbäckereien akquiriert, die ihre Erzeugnisse nicht über die klassischen Backfilialen verkaufen.
Im Jahre 2002 wurde die Kamps AG, die inzwischen über 1000 Filialen verfügte und einen Umsatz von 1,8 Milliarden € erwirtschaftete, vom italienischen Konzern Barilla übernommen. Schätzungen gehen davon aus, dass Heiner Kamps aus dem Verkauf 60 Millionen € erhielt.[3]
Tätigkeiten seit dem Verkauf
Das eingenommene Geld versucht Heiner Kamps, der bis Ende 2005 einem Wettbewerbsverbot mit Barilla unterlag, seither in andere Unternehmen zu investieren. Die versuchte Übernahme der Autobahnraststätten-Kette Tank & Rast schlug jedoch fehl. Im Frühjahr 2005 gründete er die Kamps Food Retail Investment SA[4], die Anfang August 2005 ankündigte, die Schnellrestaurantkette Nordsee zu übernehmen, an der Kamps zuvor bereits eine Minderheitsbeteiligung hielt. Im Juni 2007 übernahm Kamps das 1.200 Mitarbeiter starke Unternehmen Homann Feinkost in Dissen am Teutoburger Wald. Die Kamps Food Retail Investment SA wurde Mitte 2007 von der International Food Retail Capital PLC (IFR Capital) übernommen. Heiner Kamps ist mit 23,7 Prozent an der IFR Capital beteiligt. Diese übernahm im Januar 2008 die Heinrich Hamker Lebensmittelwerke. Mittlerweile wurden 80% der IFR-Anteile von Theo Müller übernommen und die erworbenen Firmen zusammen mit den Müller-Milch-Molkereien und der Molkerei Weihenstephan (Weihenstephan) in die HK Food Gruppe integriert.[5]
Anfang September 2005 kündigte er an, ab Anfang 2006 auch wieder ins Backwarengeschäft einzusteigen.[2] Ein für 2006 geplanter Erwerb der Mehrheit an der Wiener Ankerbrot AG scheiterte.
Mitte 2009 erwarb Kamps über Homann Feinkost von der Peter Kölln KG die Lizenz für die Marke Livio in den Bereichen Ketchup, Mayonnaise und Dressings, Ende 2009 erwarb IFR Capital die Nadler-Feinkost-Gruppe von der britischen Uniq.
Sonstiges
Heiner Kamps gründete zudem im Jahr 2000 die Hilfsorganisation Brot gegen Not, die den Aufbau von Bäckereien in Entwicklungsländern betreibt und in der er sich weiterhin engagiert.
Kamps engagiert sich in der Öffentlichkeit gegen Bio-Produkte. Kamps hält sie weder für besser, noch für gesünder. Allergiker müssten eben bei konventionellen Lebensmitteln die Zutaten-Angaben auf den Produktverpackungen gründlich lesen. Auf Seiten der Produktion fallen die geringeren Belastungen für Umwelt und Tiere für Kamps nicht ins Gewicht, so sei Bio „vor allem eine Einstellungssache“.[6]
Aus seiner inzwischen geschiedenen Ehe mit Petra Kamps (geb. Walther) gingen zwei Kinder hervor: Sohn Sebastian Kamps (mit Moderatorin Gülcan Kamps verheiratet) und Tochter Judith Kamps. Sebastian ist ebenfalls Bäcker und wurde nach dem Verkauf der Kamps AG von seinem Vater bei der Eröffnung seines Düsseldorfer Back-Cafés Bastians 2004 unterstützt.
Einzelnachweise
- ↑ Mathias Irle: „Wie wird man eigentlich Bäcker, Herr Kamps?“. In: FAZ Hochschulanzeiger. Stand: 21. März 2005. URL: http://www.faz.net/s/Rub585CF02623094C42B6980C92FD7146F0/Doc~E07E630CC5D564E7AB29627763D010FAD~ATpl~Ecommon~Scontent.html (abgerufen am 22. Juli 2007)
- ↑ a b Rheinische Post vom 9. März 2005
- ↑ FAZ: Kamps kauft Nordsee-Restaurants. In: FAZ. Stand: 9. August 2005. URL: http://www.faz.net/s/RubC8BA5576CDEE4A05AF8DFEC92E288D64/Doc~ED6C4FFCCE3434C468EEA0DF4BC2FC834~ATpl~Ecommon~Scontent.html (abgerufen am 22. Juli 2007)
- ↑ Nordsee GmbH: „Verkauf der NORDSEE GmbH gebilligt“. In: Nordsee Pressemitteilungen. URL: http://www.nordsee.de/pressetexte/NORDSEE-Presse_Kamps_Sep05.pdf (abgerufen am 22. Juli 2007)
- ↑ Bundeswettbewerbsbehörde: Zusammenschlussanmeldung - Bekanntmachung gemäß § 10 Abs 3 Z 2 KartG, Theo Müller; IFR Capital; IFR Jersey vom 28. Dezember 2009, abgerufen am 4. April 2011
- ↑ Als Teilnehmer bei Anne Will, siehe auch das Zitat aus der Sendung.
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