Heinrich Vogt (Neurologe)

Heinrich Vogt (Neurologe)

Heinrich Vogt (* 23. April 1875 in Regensburg; † 24. September 1957 in Bad Pyrmont) war ein deutscher Neurologe, Psychiater, Balneologe und Rheumatologe

Inhaltsverzeichnis

Leben

Vogt wurde als Sohn eines Gymnasialprofessors und späteren Gymnasialdirektors geboren. Als Schüler am Benediktiner-Gymnasium St. Stephan in Augsburg genoss er eine humanistische Ausbildung, die auch seine medizinisch-wissenschaftliche Veröffentlichungen prägte. Nach dem Abitur studierte Vogt Humanmedizin in München, Heidelberg und Göttingen. 1899 legte er in Göttingen das Staatsexamen ab und wurde im gleichen Jahr für eine neurologische Dissertation promoviert. Er arbeitete als Assistent an psychiatrischen Kliniken in Göttingen, Zürich und Frankfurt am Main. 1907 habilitierte er sich in Göttingen für Neurologie und Psychiatrie, 1909 erfolgte die Ernennung zum Extraordinarius. Im selben Jahr wechselte er zur Universität Frankfurt und nahm dort die Stelle des Direktors der Abteilung für Psychiatrie an. 1911 wurde er Direktor des neurologischen Sanatoriums „Nerotal“ in Wiesbaden. 1925 siedelte er nach Bad Pyrmont über, wo er sich zunehmend der Balneologie widmete. 1935 wurde er Ordinarius für Balneologie an der Friedrich-Wilhelms-Universität in Breslau und Leiter der neugegründeten Reichsanstalt für das Deutsche Bäderwesen. Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte Vogt aus der Kriegsgefangenschaft nach Bad Pyrmont zurück, wo er 1957 starb.

Neurologie

Vogt publizierte mehrere Abhandlungen über Tuberöse Sklerose und die nach ihm benannte Vogt-Spielmeyer-Stock-Krankheit. Vogt war einer der ersten Mediziner, der die „Familiäre amaurotische Idiotie“, später Vogt-Spielmeyer-Stock-Krankheit (Neuronale Ceroid-Lipofuszinose) genannt, beschrieb. Er veröffentlichte dazu zwei Abhandlungen im Jahr 1905 und 1911. Einen Meilenstein in der Geschichte der Tuberösen Sklerose setzte Vogt im Jahre 1908 mit der Erstellung einer Symptomtrias, auch „Vogtsche Trias“ genannt, die erstmals eine klinische Diagnosestellung dieser Krankheit zu Lebzeiten ermöglichte. Zuvor war dies nur durch die Autopsie zu erreichen. Die Vogtsche Trias beinhaltet Epilepsie, geistige Behinderung und das Adenoma sebaceum.

Balneologie

Erstmals widmete sich Vogt mit dem Aufsatz „Vegetatives System und die Haut vom balneologischen Standpunkt aus“ der Balneologie. Er bemühte sich um eine stärkere Anerkennung der Balneologie als gleichwertige Wissenschaft innerhalb der anderen medizinischen Disziplinen. Zu diesem Zweck gründete er 1934 die Zeitschrift „Der Balneologe“, die unter seiner Leitung bis 1944 erschien. 1927 hatte Vogt in einer gutachterlichen Stellungnahme dem preußischen Wohlfahtsministerium die Notwendigkeit einer Zentralstelle für das Bäderwesen nahegelegt. Auf Grund der zunehmend schlechten Wirtschaftslage konnte dieses Vorhaben aber nicht umgesetzt werden. Erst 1935 wurde die Zentralanstalt in Breslau realisiert und Vogt zu ihrem Leiter berufen. Vogt wurde 1933 als Nachfolger Eduard Dietrichs zum Vorsitzenden der „Deutschen Gesellschaft für Rheumabekämpfung“ und der „Deutschen Gesellschaft für Klima- und Bäderkunde“.

Werke (Auswahl)

  • Über familiäre amaurotische Idiotie und verwandte Krankheitsbilder. In: Monatsschrift für Psychiatrie und Neurologie, Band 18, Basel 1905, S. 161–171, 310–357.
  • Über die Anatomie, das Wesen und die Entstehung microcephaler Missbildungen. Wiesbaden 1905, erschienen in: Arbeiten aus dem Hirnanatomischen Institute in Zürich. Ausgabe 1, 1853–1930 (Herausgeber: Constantin von Monakow).
  • Zur Diagnostik der tuberösen Sklerose. In: Zeitschrift Erforschung jugendlichen Schwachsinns, 1907, 2: 1–15.
  • Epilepsie im Kindesalter. Berlin 1910.
  • Klinik und Biologie der Thymusdrüse. Tübingen 1910.
  • Familiäre amaurotische Idiotie, histologische und histopathologische Studien. In: Archiv für Kinderheilkunde, Stuttgart 1911, 51: 1–125.
  • Handbuch der Therapie der Nervenkrankheiten. Zwei Bände, Jena 1916.
  • Die Heilquellen von Bad Pyrmont. Band 1, Leipzig 1929.
  • Lehrbuch der Klima- und Bäderkunde. Berlin 1940
  • Einführung in die Balneologie und Klimatologie. Berlin 1944
  • Einführung in die Balneologie und medizinische Klimatologie. [zus. mit W. Amelung] Berlin 1952
  • Der Balneologe. Zeitschrift der gesamten physikalischen und diätetischen Therapie. Berlin 1934–1944 und damit Ersch. eingest.

Einzelnachweise

  • Torsten Hewelt Die Geschichte der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie 1927 bis 2007. Projekte, Halle (Saale) 2009
  • Gerhard Hüfner Die wissenschaftlichen Vereinigungen im Deutschen Heilbäderwesen 1878–1994. Flöttmann, Gütersloh 1994

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