Heinz Schmeißner

Heinz Schmeißner

Heinz Schmeißner, (* 15. März 1905 in Nürnberg; † 25. September 1997 ebenda) war ein deutscher Architekt und Baubeamter. Er war stilistisch am Traditionalismus orientiert und maßgeblich am Wiederaufbau der Stadt Nürnberg beteiligt.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Studium und Universität

Heinz Schmeißner war ein Schüler der „Münchner Schule“, er studierte 1923 bis 1927 bei Theodor Fischer und German Bestelmeyer und war 1927 bis 1930 Baureferendar bei der Oberpostdirektion in München. 1930 bis 1933 war er Assistent von Robert Vorhoelzer an der Technischen Hochschule München (Postbauschule). Vorhölzer vertrat das „moderne Bauen“, ihm wurde 1933 die Lehrerlaubnis entzogen, damit auch seinem Assistenten Schmeißner.

Beamtenlaufbahn

Kurzzeitig war Schmeißner im Stadtbauamt München tätig und dort mit dem Umbau der Ludwigsbrücke befasst. Walter Brugmann, Hochbaureferent in Nürnberg, holte Schmeißner 1936 nach Nürnberg. Brugmann, der sich dann selbst vorrangig dem Reichsparteitagsgelände zuwandte, übertrug Schmeißner den Kommunalsektor des Hochbaureferats, Schmeißner wurde zugleich Stellvertreter Brugmanns. Am 1. Mai 1937 trat er in die NSDAP ein [1], hatte jedoch keine Parteifunktion inne[2]. Schmeißner gewann 1937 den zweiten Preis im Architekturwettbewerb für das Gauforum in Frankfurt an der Oder, was ihm die Anerkennung Albert Speers einbrachte.

Nachdem Brugmann von Speer nach Berlin gerufen worden war, wurde Schmeißner dessen Nachfolger als Hochbaureferent und in der nationalsozialistisch gelenkten Stadtverwaltung Beigeordneter für das Bauwesen. Er war unter anderem Vertreter der Stadt Nürnberg im Zweckverband Reichsparteitagsgelände und zuständiger Beamter der Stadtverwaltung hierfür. Mit dem Architekten Wilhelm Schlegtendal baute er 1938–1940 die damalige Hermann-Göring-Schule, heute Konrad-Groß-Schule in Nürnberg. Mit Kurt Schneckendorf und Wilhelm Schlegtendal plante er die Hochbauten des in einem aufgelassenen Steinbruch als Landschaftspark neu angelegten Nürnberger Tiergartens. 1940 wurde Schmeißner Leiter des Hochbauamts, und nach der Berufung seines Förderers Brugmann zum Generalbauleiter von Berlin trat Schmeißner 1941 dessen Nachfolge als Baureferent an.

Albert Speer beauftragte Schmeißner und Schlegtendal 1941/42 mit der vorbereitenden Planung des Wiederaufbaus der Stadt Nürnberg nach dem Krieg. Bis 1945 war Heinz Schmeißner auch zuständiger Dezernent für den Luftschutzbau und Kunstluftschutz in Nürnberg.

Nachkriegszeit

Im Juni 1945 wurde Schmeißner von der US-Militäradministration entlassen. Wegen des Versteckens der Reichskleinodien vor den US-amerikanischen Besatzungsbehörden wurde er im September 1945 von einem US-Militärgericht zu einer mehrjährigen Zuchthausstrafe verurteilt, die er bis zum Juni 1947 absaß. Ungeklärt ist Schmeißners Rolle im Zusammenhang mit dem auf Betreiben des Nürnberger Gauleiters Julius Streicher veranlassten Abbruchs der Nürnberger Hauptsynagoge am 10. August 1938 (also bereits drei Monate vor der Reichspogromnacht), den das Hochbauamt - selbst nach damaligen Rechtsnormen[3] formal rechtswidrig - vollzog.

Nach der Haftentlassung war Schmeißner als selbstständiger Architekt tätig und gewann zusammen mit Wilhelm Schlegtendal 1947 den Wettbewerb zum Wiederaufbau Nürnbergs.[4] (In der mit dem ersten Preis ausgezeichneten Wettbewerbsarbeit wurde das Grundstück der neun Jahre zuvor abgebrochenen Synagoge anderweitig überplant.[5])

1949 wurde - der inzwischen rehabilitierte - Schmeißner wieder zum Baureferenten der Stadt Nürnberg gewählt. Er bekleidete dieses Amt bis zu seinem Ruhestand 1970. Der Kreis um Heinz Schmeißner im Hochbauamt während der Jahre 1937-45 (Schlegtendal, Seegy, Schneckendorf) konnte in der Nachkriegszeit bruchlos Architektenkarrieren fortsetzen und prägte maßgeblich den Wiederaufbau und das Baugeschehen im Nürnberg der Nachkriegsjahrzehnte. Schmeißner verteidigte seinen Förderer Brugmann auch posthum, er stilisierte ihn sogar zu einem Opfer des Dritten Reichs.[6] Schmeißner widersetzte sich auch aktiv der Rückführung des 1934 entfernten Neptunbrunnens auf den Hauptmarkt.[7].

Schmeißner setzte weitestgehend seine (in den Grundzügen bereits vor 1945 entwickelten) Vorstellungen zu einem gemäßigt traditionellen Wiederaufbau durch. Die wiederaufgebaute Stadt sollte – unter Anpassung an die „modernen“ Verkehrsbedürfnisse – wieder die Anmutung an das Nürnberg vor der Zerstörung haben. Der Wiederaufbau Nürnbergs ist zu entscheidenden Teilen das Lebenswerk Schmeißners; mit der Nürnberger Bautradition brechende Großbauten wurden in der Innenstadt erst nach dem Ende seiner Amtszeit realisiert. Schmeißer setzte auch sein Vorhaben durch, in Nürnberg eine klassische U-Bahn zu errichten, das heute bestehende Netz entspricht nahezu vollständig seinem Entwurf. Das von Hermann Jansen im Auftrag von Oberbürgermeister Hermann Luppe bereits 1928 entwickelte Verkehrs- und Strukturkonzept („Jansenplan“) wurde in den wesentlichen Elementen, insbesondere der großen Ringstraße, des neuen Hafens und der Stadtautobahnen an der Peripherie realisiert.

Auszeichnungen

Literatur

  • Stadtarchiv Nürnberg / Museen der Stadt Nürnberg: Wiederaufbau in Nürnberg. Ausstellungskatalog, Nürnberg 2010.
  • Zum Lebenswerk Heinz Schmeißners – ehemaliger Baureferent der Stadt Nürnberg. Ausstellungseröffnung in der Obersten Baubehörde, 2005.
  • Akademie für Städtebau und Landesplanung (Hrsg.): Heinz Schmeißner – Architekt und Stadtbaurat – 80 Jahre. Festschrift, München / Nürnberg 1985.
  • M. Schieber: Nürnberg. Eine illustrierte Geschichte der Stadt. München 2000.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. „... anders ging es ja nicht ...“ nach Werner Durth: Wieder-Aufbau oder Neubeginn? Fragen an die Nachkriegszeit. In: Festschrift zum 80. Geburtstag Schmeißners.
  2. Werner Durth: Wieder-Aufbau oder Neubeginn? Fragen an die Nachkriegszeit. In: Festschrift zum 80. Geburtstag Schmeißners.
  3. Das Gesetz über die Neugestaltung deutscher Städte vom 4. Oktober 1937, das den Übergriffen auf jüdische Liegenschaften im Zusammenhang mit der sog. Reichspogromnacht legitimen Rechtsanschein geben sollte, war zu diesem Zeitpunkt noch nicht in Kraft.
  4. Clemens Wachter: Weichenstellung für die Aufbauplanung. Der Architektenwettbewerb über den Wiederaufbau der Altstadt 1947. In: Wiederaufbau in Nürnberg. Ausstellungskatalog, Nürnberg 2010.
  5. Ebd.: Wiederaufbau in Nürnberg. Ausstellungskatalog, Nürnberg 2010, Abb. „Grundplan Wiederaufbau der Altstadt“
  6. Festschrift zum 80. Geburtstag Schmeißners
  7. Kurzprotokoll Nr. 22 Referentenbesprechung vom 23. Juni 1935 Ziffer 34 / Stadtarchiv Nürnberg C29 Nr. 1547

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