- Henry Geldzahler
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Henry Geldzahler (* 1935 in Antwerpen; † 1994 in Southampton, Suffolk County (New York)) war ein aus Belgien stammender, US-amerikanischer Kurator für zeitgenössische Kunst.
Leben
Er war als Sohn jüdischer Eltern - der Vater, ein belgischer Diamantenhändler, musste vor den Nazis fliehen - 1940 nach Amerika gekommen und lebte und arbeitete in New York City am Metropolitan Museum of Art. Anders als die meisten seiner Kuratorenkollegen schloss er enge persönliche Freundschaften mit den von ihm betreuten Künstlern, darunter Jackson Pollock, Willem de Kooning, Jasper Johns, Frank Stella und - vor allem - Andy Warhol.
Aufgewachsen in Manhattan, besuchte er nach seinem Studium in Yale, wo er graduierte, ab 1957 die Harvard University, schloss sein Doktorandenstudium aber nicht ab. Zwischen 1977 und 1982 wirkte er als Beauftragter für kulturelle Angelegenheiten für den Oberbürgermeister von New York, danach bis zu seinem Krebstod im Alter von 59 Jahren als Privatkurator für verschiedene Stiftungen. Zu internationalem Renommee verhalf ihm die Ausstellung New York Painting and Sculpture: 1940-1970, für die er 35 Galerien für zeitgenössische Kunst gewinnen und mit der er ein neuartiges Ausstellungskonzept durchsetzen konnte.
Geldzahler hatte Andy Warhol 1960 durch den Kunsthändler Ivan Karp kennengelernt, der als Assistent Director in der Galerie von Leo Castelli arbeitete. Zu dieser Zeit war Geldzahler gerade zum Assistierenden Kurator für amerikanische Kunst des 20. Jahrhunderts am Metropolitan Museum ernannt worden. Sie schlossen bald Freundschaft und telefonierten praktisch täglich miteinander und besuchten gemeinsam Empfänge und Partys.
Am Tag nach den Aufnahmen zu Empire, bei denen einige Filmrollen unbelichtet geblieben waren, nutzte Andy Warhol übriggebliebenes Material, um Geldzahler auf der berühmten "roten Couch" der Factory abzulichten. Gefilmt wurde am Sonntag, 26. Juli 1964. Der von Warhol meist allein gelassene Darsteller saß da, starrte in die Kamera und rauchte eine Zigarre. Da die Aufnahmen sich über zwei Stunden erstreckten (Gesamtlänge des fertigen Films: 99 min.), kann man sehen, wie Geldzahler sich zunehmend unwohl fühlt. Am Schluss liegt er zusammengekauert wie ein Foetus auf dem Sofa.
Die Freundschaft zwischen Warhol und Geldzahler kühlte schon 1965 merklich ab und war ernsthaft gefährdet, als Geldzahler zum Kurator für zeitgenössische amerikanische Kunst bei der Biennale von Venedig 1966 ernannt wurde; weder teilte er dies seinem Freund mit noch wählte er eines seiner Werke für diese wichtige Ausstellung aus.
1959 porträtierte David Hockney Geldzahler und dessen Lebensgefährten Christopher Scott, in den 70er Jahren malte Warhol ein großes Porträt von Geldzahler.
Werke
- American Painting in the Twentieth Century. New York: Metropolitan Museum of Art, 1965
- New York Painting and Sculpture: 1940-1970. New York, Dutton, 1969
- Charles Bell: the Complete Works, 1970-1990. New York: Abrams, 1991
- Andy Warhol: Portraits of the Seventies and Eighties. London: Thames and Hudson, 1993
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