Herbert Simon

Herbert Simon
Herbert Simon, c. 2000

Herbert Alexander Simon (* 15. Juni 1916 in Milwaukee/Wisconsin, USA; † 9. Februar 2001 Pittsburgh, Pennsylvania) war einer der einflussreichsten Sozialwissenschaftler des 20. Jahrhunderts. Im Jahr 1978 erhielt er den Wirtschaftsnobelpreis „für seine bahnbrechende Erforschung der Entscheidungsprozesse in Wirtschaftsorganisationen“.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Simon war Sohn deutschstämmiger Eltern; sein Vater, Arthur Simon, ein Elektroingenieur (TH Darmstadt), war 1903 aus Ebersheim in die USA ausgewandert, seine Mutter, Edna Marguerite Merkel, eine Pianistin, hatte Vorfahren in Prag und Köln. Nach der Ausbildung an einer High School strebte er dem Vorbild eines Onkels, einem Sozialwissenschaftler, nach und studierte ab 1933 in Chicago Sozialwissenschaften. Sein Ziel war, ein "mathematischer Sozialwissenschaftler" zu werden, um die Gesellschaftswissenschaft durch eine analytische und systematische Basis zu stützen. 1936 schloss er sein Universitätsstudium ab und war bis 1939 als Forschungsassistent in der Stadtverwaltung und von 1939 bis 1942 als Leiter einer Forschungsgruppe an der Universität Berkeley tätig. Sein Thema waren bereits seit seiner Universitätszeit die Entscheidungsfindungsprozesse in Organisationen. Parallel zu seiner Zeit in Berkeley promovierte er an der Universität Chicago über Entscheidungsfindung in Verwaltungsorganisationen.

Simon trat 1942 in Chicago am Illinois Institute of Technology eine Stelle als Politologe an, wobei er parallel Kontakte zu Ökonomen (u.a. Milton Friedman) an der Universität von Chicago aufbaute und Vorlesungen in Wirtschaftswissenschaften hörte. Zu seiner mathematisch-sozialwissenschaftlichen Ausrichtung kam nun eine fundierte Ausbildung in Wirtschaftswissenschaften. Seit 1949 baute er gemeinsam mit anderen Wissenschaftlern am Carnegie Institute of Technology einen Aufbaustudiengang für Industrieverwaltung auf. Außerdem war er Mitglied der Kommission, die für die Koordination des Marshall-Plans verantwortlich war.

Das ursprüngliche Forschungsgebiet der Entscheidungsfindung innerhalb von Organisationen hatte Simon nie ganz verworfen. Das Thema beschäftigte ihn kontinuierlich über die nächsten Jahrzehnte, ohne dass er seine normale Lehrtätigkeit aufgab.[1] Seit 1954 erforschte Simon diese Prozesse mit Hilfe von Computersimulationen, und er entwickelte 1956 mit Allen Newell den Logical Theorist. Dieses Programm war erstmals dazu in der Lage, eine Menge von logischen Theoremen zu beweisen. Konkret führte der Logical Theorist den Beweis von 38 Theoremen aus der Principia Mathematica von Bertrand Russell und Alfred North Whitehead. Dieses Ergebnis war ein Meilenstein der künstlichen Intelligenz, da gezeigt wurde, dass Programme zu Aktionen fähig sind, für die ein Mensch Intelligenz braucht. Ein weiterer wichtiger Schritt hin zum maschinellen Problemlösen war die ebenfalls mit Newell entwickelte Software General Problem Solver (allgemeiner Problemlöser).

Daneben war er zwischen 1968 und 1971 im wissenschaftlichen Beraterstab der Präsidenten Johnson und Nixon tätig. 1975 erhielt er den Turing Award für seine Arbeiten mit Newell, 1978 den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften. 1988 erhielt er den John-von-Neumann-Theorie-Preis. Simon war seit 1937 mit Dorothea Pye verheiratet und hatte drei Kinder. Im Jahr 2001 starb er in Pittsburgh.

Bibliographie

  • Administrative Behavior. A Study of Decision-Making Processes in Administrative Organizations, New York/London: 1947.
  • The Shape of Automation: for Men and Management, New York, Evanston and London: Harper & Row 1965.
  • The Sciences of the Artificial, Cambridge, MA: The MIT Press 1981.
  • Entscheidungsverhalten in Organisationen Landsberg am Lech: Verlag Moderne Industrie, 1981.
  • Die Wissenschaften vom Künstlichen, Berlin: Kammerer & Unverzagt 1990, ISBN 3-9801050-6-7.
  • Models of my life, New York, NY: Basic Books 1991, ISBN 0-465-04640-1.
  • Homo rationalis: die Vernunft im menschlichen Leben, Frankfurt am Main: Campus 1993, ISBN 3-593-34846-2.
  • Die Wissenschaften vom Künstlichen, 2. Aufl., Wien und New York: Springer 1994, ISBN 3-211-82629-7.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Theories of Decision-Making in Economics and Behavioral Science. In: American Economic Review, 49 (1959), S. 253-283.

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