- Hermann Heinrich Gossen
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Hermann Heinrich Gossen (* 7. September 1810 in Düren; † 13. Februar 1858 in Köln) war ein preußischer Nationalökonom, der mit seinem Buch Die Entwickelung der Gesetze des menschlichen Verkehrs, und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln den Begriffen Wert, Preis und Nutzen eine revolutionär neue Bedeutung gab. Er ist der wichtigste Vorläufer der Grenznutzenschule, welche die klassische Ökonomik in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts ablöste.
Leben
Gossen wurde 1810 in Düren als Sohn des Steuereinnehmers Josef Gossen und seiner Ehefrau Maria Anna geborene Scholl geboren. Düren stand zu diesem Zeitpunkt unter französischer Besatzung. Die Eltern verzogen 1824 nach Muffendorf bei Bonn. Gossen versuchte sich zunächst mit dem Verkauf von Versicherungen. Nach einem Studium in Bonn war er einige Jahre als Beamter im preußischen Staatsdienst tätig und setzte sich 1847 zur Ruhe. Seit dieser Zeit lebte er bis an sein Lebensende in Köln.
In seinem Buch Entwickelung der Gesetze des menschlichen Verkehrs, und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln, das 1854 in Braunschweig erschien, legte er mit mathematischen Methoden seine Theorien zum Grenznutzen dar und formulierte die zwei Gossenschen Gesetze, mit denen er zu einem bedeutenden Vorläufer der Grenznutzenschule in der Ökonomie wurde und damit für die Neoklassik überhaupt.
Es ist erwähnenswert, dass zu damaliger Zeit eine mathematische Betrachtung ökonomischer Zusammenhänge wenig üblich war. Wohl wegen seiner Komplexität fand sein Buch zu seinen Lebzeiten keine Anhängerschaft und galt nach seinem Tod lange als verschollen. Es ist heute in nur wenigen Exemplaren erhalten. Dennoch muss Gossen um die Bedeutung seiner Idee gewusst haben; er verglich sie sogar mit den kopernikanischen Himmelsgesetzen.
Nach 1870 erschienen fast zeitgleich Werke von Léon Walras, Carl Menger und William Stanley Jevons, die ebenfalls die Grenznutzentheorie vorstellten. Während man sich noch darum stritt, wer sie zuerst entdeckt hatte, gelang es einem Kollegen von Jevons herauszufinden, dass tatsächlich Gossen der erste gewesen war. Man erkannte Gossens Leistung an und machte sie durch eine geringere Mathematisierung verständlicher.
Die Stadt Düren brachte zur Erinnerung an Gossen an der Stelle seines kriegszerstörten Geburtshauses am Haus Steinweg 9 eine Gedenktafel an. 1970 wurde eine Straße nach ihm benannt.
Literatur (Auswahl)
- Hermann Heinrich Gossen, Entwickelung der Gesetze des menschlichen Verkehrs, und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln, Braunschweig: Friedrich Vieweg & Sohn, 1854; vollständige Ansicht in Google Books (http://books.google.de/books)
- Fritz Behrens: Hermann Heinrich Gossen oder die Geburt der "Wissenschaftlichen Apologetik" des Kapitalismus, Bibliographisches Institut, Leipzig 1949
- Klaus Hagendorf: A Critique of Gossen's Fundamental Theorem of the Theory of Pleasure
- Oskar Kraus: Gossen, Hermann Heinrich. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 55, Duncker & Humblot, Leipzig 1910, S. 483–488.
- Heinz D. Kurz: Wer war Hermann Heinrich Gossen (1810-1858), Namensgeber eines der Preise des Vereins für Socialpolitik? Schmollers Jahrbuch 129 (2009) 3.
- Heinz Kurz: Ökonomik als wahre Religion, Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 25. Oktober 2010, Seite 10
- Hermann Riedle: Hermann Heinrich Gossen: 1810 - 1858. Ein Wegbereiter der modernen ökonomischen Theorie, Winterthur 1953
Weblinks
- Video zum Ersten Gossenschen Gesetz
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