Hermann Holthusen

Hermann Holthusen

Hermann Holthusen (* 22. September 1886 in Hamburg; † 7. Mai 1971 ebenda) war Röntgenologe und Professor an der Universität Hamburg.

Inhaltsverzeichnis

Werdegang und Werk

Als Sohn von Gottfried Holthusen wuchs Holthusen in Hamburg auf und besuchte erfolgreich die Gelehrtenschule des Johanneums. Er studierte in Heidelberg, Berlin und München, 1911 wurde er in Heidelberg promoviert und 1920 habilitiert. Er lehrte ab 1922 in Hamburg und wurde 1924 außerordentlicher Professor, 1939 ordentlicher Professor, war Leitender Oberarzt, dann Chefarzt der Radiologischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses St. Georg in Hamburg. In den letzten Jahren vor seiner Emeritierung (1957) leitete er das Krankenhaus als dessen Ärztlicher Direktor.

In der Zeit des Nationalsozialismus war er nach den Unterlagen der Reichsärztekammer kein Mitglied der NSDAP, gehörte aber zumindest von 1934 bis 1936 dem NS-Lehrerbund an[1] und trat 1937 dem NS-Dozentenbund bei.[2] Er hatte die Berechtigung zur Sterilisation mittels Strahlen. 1944 wurde er in den wissenschaftlichen Beirat des Generalkommissars für das Sanitäts- und Gesundheitswesen Karl Brandt berufen.[1]

Holthusens wissenschaftliche Leistung bestand darin, die Dosierung der Röntgenbestrahlung so zu bemessen, dass Bestrahlungsschäden bei der Strahlentherapie, zum Beispiel in der Krebsbekämpfung, weitgehend vermieden wurden. 1955 wurde er zum Ständigen Ehrenvorsitzenden der Deutschen Röntgen-Gesellschaft ernannt.

Holthusen war seit 1919 mit Agnes Weizsäcker verheiratet, der Tochter von Heinrich Weizsäcker, Professor für Kunstgeschichte; das Paar hatte drei Söhne. Holthusen ist der einzige Radiologe, von dem dokumentiert ist, dass er Wilhelm Conrad Röntgen, der sich nie für die medizinische Anwendung seiner Entdeckung der X-Strahlen interessiert hat, geröntgt hat. Bei Holthusen sah er erstmals ein „Röntgen-Cabinet“ von innen.[3]

Werk

  • H. Holthusen und G. Braun: Grundlagen und Praxis der Röntgenstrahlen-Dosierung, Dosismessung u. Dosisfestsetzung. Thieme, Stuttgart, 1933.
  • G. F. Haenisch, H. Holthusen: Einführung in die Röntgenologie, 5. Auflage. Thieme, Stuttgart 1955.
  • Hans R. Schinz, H. Holthusen (Hrsg.): Strahlenbiologie, Strahlentherapie, Nuklearmedizin und Krebsforschung. Bd. 1. Thieme, Stuttgart, 1959.

Auszeichnungen

Literatur

  • Kürschners Gelehrten-Lexikon, Walter de Gruyter, Berlin 1976.
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, K. G. Sauer, München 1997.
  • Ulrich Völklein: Die Weizsäckers. Droemer-Knaur, 2004. ISBN 3-426-27319-5.

Einzelnachweise

  1. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945. Fischer Taschenbuch Verlag, Zweite aktualisierte Auflage, Frankfurt am Main 2005, S. 268.
  2. Matthias Andrae, Die Vertreibung der Jüdischen Ärzte des Allgemeinen Krankenhauses Hamburg St. Georg im Nationalsozialismus, 2003, ISBN 3833010401, S. 152
  3. Das Ehrenmal der Radiologie in Hamburg. Ein Beitrag zur Geschichte der Röntgenstrahlen. Fortschr Röntgenstr 2006; 178(8): 753-756 doi:10.1055/s-2006-948089

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