- Timmendorfer Strand
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Wappen Deutschlandkarte 53.99444444444410.78252Koordinaten: 54° 0′ N, 10° 47′ OBasisdaten Bundesland: Schleswig-Holstein Kreis: Ostholstein Höhe: 2 m ü. NN Fläche: 20,12 km² Einwohner: 8.976 (31. Dez. 2010)[1]
Bevölkerungsdichte: 446 Einwohner je km² Postleitzahl: 23669 Vorwahl: 04503 Kfz-Kennzeichen: OH Gemeindeschlüssel: 01 0 55 042 Adresse der
Gemeindeverwaltung:Strandallee 42
23669 Timmendorfer StrandWebpräsenz: Bürgermeister: Volker Popp Lage der Gemeinde Timmendorfer Strand im Kreis Ostholstein Timmendorfer Strand ist eine Gemeinde im Kreis Ostholstein in Schleswig-Holstein.
Inhaltsverzeichnis
Geografie
Die Gemeinde Timmendorfer Strand liegt 15 Kilometer nördlich von Lübeck direkt an der Ostseeküste. Nachbargemeinden sind Scharbeutz im Norden, Ratekau im Süden und Westen sowie Lübeck (Stadtteil Travemünde) im Osten. Der Strand an der Lübecker Bucht ist 6,5 Kilometer lang. Das Landschaftsbild um Timmendorfer Strand wird durch die Grundmoränen der letzten Eiszeit geprägt. Die Ablagerungen der Weichsel-Eiszeit schufen ein abwechslungsreiches, leicht hügeliges Relief mit vielen Seen. Der reizvolle Hemmelsdorfer See entstand aus einer von der Ostsee abgeschnittenen Förde. An seinem Grund befindet sich mit 43 Metern unter Meereshöhe der tiefste naturgeschaffene Punkt Deutschlands. Ein weiteres typisches Merkmal für das Landschaftsbild um Timmendorfer Strand sind die unter Naturschutz stehenden Knicks.
Geschichte
Das Gebiet der Gemeinde Timmendorfer Strand wurde bereits vor rund 2500 Jahren bewohnt, was ein 1976/77 geborgener Urnenfriedhof aus der Jastorfkultur im Gemeindeteil Groß Timmendorf bewies.
Der Ort wurde ca. 1260 erstmalig urkundlich erwähnt und entstand aus dem Bauerndorf Klein Timmendorf. Er entwickelte sich seit 1880 zum Seebad. Der Ortskern am Strand ist historisch gewachsen und erinnert noch an die Gründerzeit mit Gästehäusern und Villen. Der östliche Ortsteil Niendorf ist seit dem 14. Jahrhundert als Fischerdorf bekannt und ist ein staatlich anerkanntes Seeheilbad.
- Bis zum Groß-Hamburg-Gesetz 1937 gehörte Timmendorfer Strand zum Fürstentum Lübeck / Land Oldenburg.
- Der Architekt Erich zu Putlitz plante die Trinkkurhalle in den 1930er Jahren. Später wurde der Entwurf abgeändert und von dem Architektenbüro Dübbel erbaut. Die Renovierung erfolgte 1986 durch den ortsansässigen Architekten Stollei. In den letzten Jahren hat sich der Charakter Timmendorfer Strands vom Kurort hin zum Touristenort entwickelt.
- Zur Zeit der Nationalsozialisten sollte in Timmendorfer Strand ein KDF-Seebad errichtet werden. Diese Pläne wurden allerdings nie umgesetzt.
- 1942 warf ein britisches Flugzeug Bomben auf Niendorf. Ob es sich um einen Notabwurf handelte, ist unbekannt. Die letzten Blindgänger konnten 1962 beseitigt werden.
- Von 1943 bis 1950 befand sich im Gemeindeteil Niendorf die Zigarettenfabrik Derwisch.
- Im Gemeindeteil Timmendorf befand sich ab 1944 unter dem Tarnnamen Strandkoppel die Verwaltung der K-Verbände.
- Die Gemeinde Timmendorfer Strand wurde 1945 durch die britische Militärregierung aus Groß Timmendorf, Klein Timmendorf, Hemmelsdorf und Niendorf - bis dahin Teile der Gemeinde Ratekau – gebildet.
- Bei der Versenkung der Schiffe Cap Arcona und der Thielbeck in der Lübecker Bucht vor Neustadt fanden 1945 rund 7.000 Häftlinge des KZ Neuengamme den Tod. Die rund 800 in Timmendorfer Strand angeschwemmten Leichen wurden auf dem Waldfriedhof der Gemeinde beigesetzt.
Timmendorfer Strand gilt heute als eines der mondänsten Ostseebäder mit großem touristischem Angebot.
Religion
Timmendorfer Strand hat eine evangelische Kirche im Wald, gegenüber der Polizeistation. Auf dem Gelände des Waldfriedhofs befindet sich sowohl eine alte Kapelle als auch ein in den 1980er Jahren errichteter Neubau. Eine katholische Kirche befindet sich in zentraler Lage an der Poststraße. In der Wolburgstraße befindet sich die Kirche der Neuapostolischen Gemeinde. Im Gemeindeteil Niendorf liegt am Ortsausgang ein Frauenkloster. Im Ortszentrum selbst befindet sich die Fischerkirche.
Politik
Von den 19 Sitzen in der Gemeindevertretung hat die CDU seit der Kommunalwahl 2008 sechs Sitze, die Wählergemeinschaft WUB hat fünf, die Grünen vier, die SPD drei und die FDP einen Sitz.
Gemeindegliederung
Neben dem Hauptort gibt es die beiden Dorfschaften Groß Timmendorf mit den Wohnplätzen Groß Timmendorf und Oeverdiek und Hemmelsdorf mit den Wohnplätzen Hemmelsdorf, Hainholz und Nothweg.
Wappen
Blasonierung: „In Blau ein einmastiges goldenes Segelschiff mit Vor- sowie Hauptsegel und Steuerruder. Im rechten Obereck ein goldenes Seepferdchen.“[2]
Wirtschaft und Infrastruktur
Die Wirtschaft in Timmendorfer Strand hing schon immer von auswärtigen Gästen ab. War die Gemeinde seit Ende des 19. Jahrhunderts ein Kurort, so lebt sie seit einigen Jahren hauptsächlich vom Tourismus. Produzierendes Gewerbe oder Industrie sind bis auf einen großen Lebensmittel produzierenden Betrieb nicht nennenswert vorhanden.
Durchschnittlich reisen 180.000 Gäste jährlich in die Gemeinde Timmendorfer Strand. Im Jahr 2003 zählte man 202.000 Ankünfte, im Jahr 2005 waren es 196.000. Der Anteil ausländischer Gäste liegt zwischen 1 und 2 %, die durchschnittliche Aufenthaltsdauer bei 4,6 Tagen. Timmendorfer Strand gehört mit seinen 1,2 Millionen Übernachtungen jährlich zur Spitze der Region. Die Gäste kommen überwiegend aus Nordrhein-Westfalen (37,4 %) und Niedersachsen (18,23 %).
Hafen
Im Gemeindeteil Niendorf befindet sich der kleine Kommunalhafen. In ihm endet die Aalbek, eine Verbindung zwischen dem Hemmelsdorfer See und der Ostsee. Der Niendorfer Hafen gilt zwar als einer der kleinsten Häfen an der Ostseeküste, aber auch als einer der schönsten. Gebaut 1920, veränderte sich die gewerbliche Nutzung des Hafens mit den Jahrzehnten. Ursprünglich als reiner Fischereihafen geplant, siedelte sich im Laufe der Jahre immer mehr Gewerbe an, so auch die Ewers-Werft. Zwischen 2005 und 2006 wurde er grundsaniert und neu gestaltet.
In den letzten Jahrzehnten hat sich die Nutzung des Hafens stark verändert. Die Werft wurde zur Marina umgebaut und in die leerstehenden Gebäude zogen kleine Betriebe wie ein Spezialist für Bootsmotoren, eine Segelschule, eine auf klassischen Holzbootsbau spezialisierte Bootsbauerei und Restaurants ein. Die meisten Boote heute sind Sportboote. Ein Hauptgewerbezweig sind die Fahrgastschiffe, die noch immer regelmäßig Niendorf anlaufen.
Küstenschutz
Nach starken Regenschauern 2005 hat Timmendorfer Strand beschlossen, entlang der Küstenlinie einen Deich zu ziehen. Zum Teil liegt die Gemeinde unter dem Wasserspiegel und würde bei einem Sturmhochwasser eventuell voll laufen. Als erster Bauabschnitt wurde der Hafen mit Schutzwänden ausgestattet. Im Laufe der nächsten Jahre soll der gesamte Küstenstreifen umgestaltet werden. Am Ortsausgang von Niendorf ist ein künstliches Riff als Wellenschutz geplant.
Bauabschnitt 2
Im zweiten Bauabschnitt wird der Bereich von der Timme im Norden der Gemeinde bis zur Seebrücke umgebaut. In diesem Bauabschnitt soll auch die Promenade angeglichen und verbreitert werden.
Die Mündung der Timme soll verrohrt und durch ein Pumpwerk von der Ostsee getrennt werden. Baubeginn war Anfang 2007, die Maßnahmen werden voraussichtlich bis zum Saisonbeginn abgeschlossen sein.
Sport
Eishockey
Der EHC Timmendorfer Strand 06 ist der einzige aktive Eishockeyverein in Schleswig-Holstein.
Verkehr
Straße
Der Ort ist an die Bundesautobahn 1 (Abfahrt Ratekau, Timmendorfer Strand) und die Bundesstraße 76 (Eutin–Lübeck-Travemünde) angebunden.
Eisenbahn
Mit der Deutschen Bahn ist Timmendorfer Strand über die Strecke Lübeck–Puttgarden erreichbar, die Teil der Vogelfluglinie ist. Bis 1974 war Niendorf Endpunkt einer Zweigstrecke der Bahnstrecke Lübeck–Lübeck-Travemünde Strand.
Bus
Buslinien verkehren von Lübeck, Eutin, Neustadt, Lübeck-Travemünde und weiteren nahen Orten regelmäßig nach Timmendorfer Strand.
Städtepartnerschaften
- Patengemeinde: Międzyzdroje (Misdroy), Woiwodschaft Westpommern, Polen, seit 26. Mai 1957
- Patenstadt: Okonek (Ratzebuhr), Woiwodschaft Großpolen, Polen, seit 12. April 1956
- Partnerstadt: Ebeltoft, Dänemark, seit 12. April 1996
- Gemeinsame Projekte: Mit dem Skiort Davos betreibt die Gemeinde die Aktion Ski, Fun and Sun.
Bildung
Die Gemeinde Timmendorfer Strand verfügte über überdurchschnittlich viele Schulen. Jeder Gemeindeteil hatte eine eigene Grundschule. Auf Grund sinkender Schülerzahlen wurden allerdings die Grundschulen auf die Standorte Timmendorfer Strand und Niendorf reduziert. Der Erhalt der Niendorfer Grundschule wird damit gerechtfertigt, dass ein langer Schulweg für Kinder unzumutbar sei.
Der Standort Timmendorfer Strand/Poststraße beherbergt neben der Grundschule auch die Regionalschule (ehemals Haupt- und Realschule). Seit einigen Jahren werden diese zu einer Ganztags-Gesamtschule ausgebaut.
Am Ortsende in Richtung Scharbeutz befindet sich das 1946 erbaute Ostsee-Gymnasium Timmendorfer Strand. Die Schülerzahlen stiegen in den letzten Jahren kontinuierlich. In der Nähe des Gymnasiums befindet sich das Berufsbildungswerk Bugenhagen, benannt nach dem Reformator Johannes Bugenhagen. Es bietet geistig und körperlich Behinderten Menschen die Möglichkeit zu einer Berufsfindung und Ausbildungsmöglichkeiten. Bis 1978 befand sich hier das Bugenhagen-Internat der evangelisch-lutherischen Kirche, dessen Schüler das Ostsee-Gymnasium besuchten.
Sehenswürdigkeiten und Freizeitangebote
- Ostseetherme
- Sea Life Centre (Meerwasseraquarium mit einheimischen Fischen)
- Vogelpark Niendorf (mit der größten Eulensammlung der Welt)
- Fischerei- und Yachthafen Niendorf (siehe Niendorfer Hafen)
- Mehrere Golfplätze
- Eissport- und Tenniscentrum (mit Eishockeymannschaft)
- Seit über zehn Jahren Austragungsort der Deutschen Beachvolleyball-Meisterschaften in der Ahmann-Hager-Arena
- 2007: Eröffnung des ersten deutschen Sportstrandes mit großem Freizeit- und Sportangebot
- Seit 2007 Austragungsort von Beach Polo (2008 ausgezeichnet von der Bundesregierung als einer von 365 ausgewählten Orten Deutschlands im „Land der Ideen“)
- Die Windmühle Timmendorfer Strand von 1846 ist eine Holländermühle ohne Flügel.
Grünanlagen
Alter Kurpark
Im Gemeindeteil Timmendorfer Strand wurde in den 1930er Jahren ein Kurpark mit einer Freilichtbühne angelegt. Neben einer Minigolfanlage und einem großen Schachbrett entstand 1994 das Kurmittelhaus. 2006 begannen die Arbeiten zur Grundsanierung. Geplant ist, den Park in den Zustand der 1930er Jahre zurückzuversetzen. Derzeit (2007) ruhen die Bauarbeiten allerdings, Streitpunkt ist der geplante Abriss der Freilichtbühne.
Neuer Kurpark
Zwischen Kur- und Strandpromenade liegt der Neue Kurpark im Zentrum von Timmendorfer Strand. Der Neue Kurpark beherbergt den Seepferdchenbrunnen und die denkmalgeschützte Trinkkurhalle, die ganzjährig als Veranstaltungsort genutzt wird.
Persönlichkeiten
- Der Schriftsteller William von Simpson ist auf dem Gemeindefriedhof beigesetzt. Simpson schrieb unter anderem Die Barrings, wofür er 20 Jahre benötigte.
- Der Drehbuchautor und Filmregisseur Sven Unterwaldt (7 Zwerge unter anderem mit Otto Waalkes) wuchs in Timmendorfer Strand auf und besuchte dort das Ostsee-Gymnasium. Heute zählt der 1965 in Lübeck geborene Unterwaldt zu den erfolgreichsten Regisseuren in Deutschland.
- Sylvia Eisenberg, Landtagsabgeordnete der CDU
- Gunter Gebauer, Schriftsteller und Philosoph
- Leila Negra, lebte die ersten Jahre nach dem Krieg in Timmendorf und wurde dort auch entdeckt
- Gert Maichel, Vorstand Multi Energy der RWE AG, Vorstandsvorsitzender der RWE Power AG, Präsident des Deutschen Atomforums e. V.
- Hans-Hermann Dubben, Physiker, Gewinner des Fischer-Appelt-Preis (1996) und des Hermann-Holthusen-Preises (2000).
- Schorsch Kamerun, eigentlich Thomas Sehl, ist ein deutscher Sänger (Die Goldenen Zitronen), Autor, Regisseur und Clubbetreiber.
- Volkert Kraeft, Schauspieler
- Hans Bierbrauer alias Oskar, war ein deutscher Zeichner, Karikaturist und Maler. Er verbrachte viel Zeit in Timmendorfer Strand.
- Lovis Corinth, war 1907 als Sommergast in Timmendorfer Strand
- Martin Gropius (1824–1880), Architekt des Historismus, Großonkel von Walter Gropius
- Walther Gropius, Geheimer Baurat, Vater von Walter Gropius
- Walter Adolf Gropius (1883–1969), Architekt (Bauhaus)
- Hermann Löns, war ein deutscher Journalist und Schriftsteller, lebte einige Zeit in Niendorf.
- Günter Willumeit, bekannt geworden als Bauer Piepenbrink, Zweitwohnsitz in Niendorf
- Ingeburg Herz, ist die Witwe des 1965 verstorbenen Tchibo-Gründers Max Herz. Sie zählte 2005 mit einem geschätzten Vermögen von über fünf Milliarden Euro zu den reichsten Deutschen und lebt in Timmendorf.
- Jürgen Hunke, ist ein deutscher Unternehmer, Buchautor, Sportfunktionär, Politiker, Verleger und Theaterbesitzer. Er wohnt in drei asiatischen Häusern und betreibt eine asiatische Buchhandlung im Ort.
Trivia
- Das Musikvideo Sunday Lover (2011) der Guano Apes wurde teilweise auf der Seebrücke gedreht.
Literatur
- Otto Rönnpag: Eine neue Gemeinde entsteht – Timmendorfer Strand 1945. In: Jahrbuch für Heimatkunde. Eutin 1987 (S. 150–154)
Weblinks
Commons: Timmendorfer Strand – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Statistikamt Nord: Bevölkerung in Schleswig-Holstein am 31. Dezember 2010 nach Kreisen, Ämtern, amtsfreien Gemeinden und Städten (PDF-Datei; 500 kB) (Hilfe dazu)
- ↑ Kommunale Wappenrolle Schleswig-Holstein
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