- Hermann Venedey
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Hermann M. Venedey (* 22. Juli 1904 in Zürich; † 21. Dezember 1980 in Konstanz) war Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Konstanz von 1948-1969 und Vertreter einer liberalen, demokratischen, freiheitlichen und humanitären Pädagogikrichtung. [1]
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hermann Venedey stammt ab von der bekannten Familie Venedey mit rund 200 Jahren Tradition in demokratischer Lebensweise. Seine Vorfahren waren Urgroßvater Michael Venedey (*1770, Jacobiner), Großvater Jacob Venedey (*1805, Abgeordneter in der Paulskirche), Vater Martin Venedey (*1860, †1934, Abgeordneter des badischen Landtages). Seine Brüder sind Hans Venedey, Jakob Venedey (*1915), Gustav Venedey (*1917) und Michael Venedey (*1920). [2]
Ausbildung und Engagement
Im Jahr 1914 kam er nach Konstanz an die Oberrealschule. Nach dem Abitur im Jahr 1923 [3] studierte er von 1923-1927 Geschichte, Germanistik und Romanistik in Freiburg und Wien und legte 1927 sein Staatsexamen und seine Promotion zum Dr. phil. ab. Thema seiner Doktorarbeit war: Jakob Venedey - Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Einheitsbewegung. Dissertation Freiburg im Breisgau 1927. [4]
Seine Zeit als Lehramtsassessor absolvierte er von 1927-1933 in Konstanz, Neustadt im Schwarzwald, Mannheim, Karlsruhe und Konstanz. Er war Mitglied im Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold, der Versammlungen der Nationalsozialisten störte. [5]
Verfemung in der NS-Zeit
Ab 1932 war Venedey Lehramtsassessor am Konstanzer Gymnasium (jetzt: Heinrich-Suso-Gymnasium Konstanz). Am 12. März 1933 gab es einen Erlass, dass die Reichsfahne (schwarz-weiß-rot) zusammen mit der Hakenkreuzfahne auf öffentlichen Gebäuden gehisst werden musste. Im Geiste seines Amtseides auf die Weimarer Republik trat er dem Hissen der Hakenkreuzfahne auf dem Schulgebäude entgegen und begründete schriftlich, warum er seinen Dienst unter dieser Fahne nicht antreten wollte. [6] Er verließ den Schuldienst, bekam wegen Diffamierung in der Bodensee-Rundschau keine Arbeit mehr und konnte kurz vor seiner Verhaftung um den 13. oder 14. Juni über die grüne Grenze in die Schweiz fliehen. Sein älterer Bruder Hans Venedey war bereits im März 1933 vorübergehend verhaftet worden und überquerte zur gleichen Zeit an anderer Stelle die grüne Grenze. Hermann Venedeys Frau mit Sohn folgten wenige Tage darauf in die Schweiz. [7]
Emigrant in der Schweiz
Von 1933 bis 1942 erhielt er in der Schweiz den Status des Asylsuchenden, musste fortlaufend Ausreiseanträge in Drittländer stellen, vierteljährlich seinen weiteren Aufenthalt genehmigen lassen und durfte offiziell nicht arbeiten. Ab 1942 wurde sein Status als Flüchtling anerkannt. Überwiegend erarbeitete seine Frau den Lebensunterhalt. [8] Er blieb von 1933-1945 in Basel und sicherte sich im Exil sein Einkommen durch Beschäftigungen als Journalist, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universitätsbibliothek Basel und Korrektor. [9]
Rehabilitation nach dem Zweiten Weltkrieg
Nach dem Zweiten Weltkrieg kehrte er zurück nach Konstanz, wurde aufgrund seines Handelns von der französischen Besatzungsmacht als unbelasteter Lehrer eingestellt, und leitete zunächst 1946 die Radolfzeller Realschule und 1947 die Mädchen-Oberrealschule (heutiges Maria-Ellenrieder-Gymnasium). Von 1948 bis zu seiner Pensionierung 1969 war er Schulleiter des Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (Konstanz). [10]
Engagement für Toleranz
Neben seinem Amt als Schuldirektor unterrichtete und prägte er eine Generation von Schülern der Abitursklassen im demokratischen, freiheitlichen und humanitären Denken und Handeln am Beispiel von Abraham Lincoln, Gottfried Wilhelm Leibniz, Gotthold Ephraim Lessing, Johann Wolfgang von Goethe und Wolfgang Amadeus Mozart.
Er war Mitglied im Weltfriedensrat und der Deutschen Friedensgesellschaft. [11]
Gedenkstätten
Herman Venedey liegt im unteren Teil des Allmannsdorfer Friedhofs (Konstanz) nahe der Treppe begraben. [12]
Vor dem Suso-Gymnasium, wo er dem Hissen der Hakenkreuzfahne entgegentrat und dadurch den Beamtenstatus verlor, wurde zur Erinnerung an ihn im Juli 2011 ein Stolperstein mit seinen Lebensdaten verlegt. [13] [14]
Einzelnachweise
- ↑ Stolperstein mit Lebensdaten für Hermann Venedey in Konstanz, aufgerufen am 2.Juli 2011
- ↑ Stolperstein für einen mutigen Demokraten. In: Seemoz vom 28. Juni 2011, Internetseite aufgerufen am 1. Juli 2011
- ↑ Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (Hrsg.): Bürgerschule, Zeppelin-Oberrealschule, Alexander-von-Humboldt-Gymnasium 1830 – 1980. Die Schrift zum Jubiläum der Schule am Schottenplatz in Konstanz. Redaktion: Franz Eberhard Bühler, Ulf Göpfrich, Erich Keller, Walter Lehn, Wilhelm Leonhard, Dieter Städele. Konstanz: Verlag Friedrich Stadler, 1980, 311 S., ISBN 3-7977-0060-1, Seite 269.
- ↑ Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (Hrsg.): Bürgerschule, Zeppelin-Oberrealschule, Alexander-von-Humboldt-Gymnasium 1830 – 1980. Die Schrift zum Jubiläum der Schule am Schottenplatz in Konstanz. Redaktion: Franz Eberhard Bühler, Ulf Göpfrich, Erich Keller, Walter Lehn, Wilhelm Leonhard, Dieter Städele. Konstanz: Verlag Friedrich Stadler, 1980, 311 S., ISBN 3-7977-0060-1, Seite 48.
- ↑ Stolperstein für einen mutigen Demokraten. In: Seemoz vom 28. Juni 2011, Internetseite aufgerufen am 1. Juli 2011
- ↑ Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (Hrsg.): Bürgerschule, Zeppelin-Oberrealschule, Alexander-von-Humboldt-Gymnasium 1830 – 1980. Die Schrift zum Jubiläum der Schule am Schottenplatz in Konstanz. Redaktion: Franz Eberhard Bühler, Ulf Göpfrich, Erich Keller, Walter Lehn, Wilhelm Leonhard, Dieter Städele. Konstanz: Verlag Friedrich Stadler, 1980, 311 S., ISBN 3-7977-0060-1, Seiten 32 - 33, 80 - 81.
- ↑ Philipp Zieger: Ihr Protest erzürnte die Nationalsozialisten. In: Südkurier Nr. 146/K vom 28. Juni 2011.
- ↑ Stolperstein für einen mutigen Demokraten. In: Seemoz vom 28. Juni 2011, Internetseite aufgerufen am 1. Juli 2011
- ↑ David Liehner: Demokratie und Freiheit nicht zum Nulltarif. In: Südkurier vom 11. Juli 2002, (Hermann Venedey im Exil in der Schweiz). Internetseite aufgerufen am 27. Mai 2009, 18:10
- ↑ Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (Hrsg.): Bürgerschule, Zeppelin-Oberrealschule, Alexander-von-Humboldt-Gymnasium 1830 – 1980. Die Schrift zum Jubiläum der Schule am Schottenplatz in Konstanz. Redaktion: Franz Eberhard Bühler, Ulf Göpfrich, Erich Keller, Walter Lehn, Wilhelm Leonhard, Dieter Städele. Konstanz: Verlag Friedrich Stadler, 1980, 311 S., ISBN 3-7977-0060-1, Seite 74
- ↑ Stolperstein für einen mutigen Demokraten. In: Seemoz vom 28. Juni 2011, Internetseite aufgerufen am 1. Juli 2011
- ↑ Uwe Brügmann: Grabstätten als Kulturdenkmäler. In: Südkurier vom 12. September 2008 (Hermann Venedey auf Allmannsdorfer Friedhof begraben). Internetseite eingesehen am 27. Mai 2009, 17:30)
- ↑ Stolperstein für Hermann Venedey in Konstanz, aufgerufen am 2.Juli 2011
- ↑ Eine kleine Demonstration widerständigen Bürgertums. In: Seemoz vom 14. Juli 2011.
Literatur
- Hermann Venedey: Jakob Venedey. Darstellung seines Lebens und seiner politischen Entwicklung bis zur Auflösung der ersten deutschen Nationalversammlung 1849. Stockach 1930. (Druck der Dissertation).
- Hermann Venedey: Henriette Venedey. Ein Lebensbild. Basel 1937.
- Hermann M. Venedey: Belle-Vue bei Constanz. Gesicht eines politischen Verlages im Vormärz 1840-1848. Konstanz 1973, ISBN 3879400733.
- Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (Hrsg.): Bürgerschule, Zeppelin-Oberrealschule, Alexander-von-Humboldt-Gymnasium 1830 – 1980. Die Schrift zum Jubiläum der Schule am Schottenplatz in Konstanz. Redaktion: Franz Eberhard Bühler, Ulf Göpfrich, Erich Keller, Walter Lehn, Wilhelm Leonhard, Dieter Städele. Konstanz: Verlag Friedrich Stadler, 1980, 311 S., ISBN 3-7977-0060-1.
- David Liehner: Demokratie und Freiheit nicht zum Nulltarif. In: Südkurier. 11. Juli 2002. (Lebenslauf).
Weblinks
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