Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland ist eine Ballade von Theodor Fontane aus dem Jahr 1889.

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Fontane erzählt die Geschichte des freigiebigen Herrn von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland. Dieser verschenkt die Birnen des Baumes in seinem Garten an vorbeikommende Kinder, die er in märkischem Platt anspricht („Lütt Dirn, kumm man röwer, ick hebb 'ne Birn“). Sein Sohn dagegen ist geizig. Als der alte Ribbeck seinen Tod nahen fühlt, verfügt er, dass ihm eine Birne mit in sein Grab gelegt werde. Aus dieser sprießt ein neuer Birnbaum, von dessen Früchten sich die Kinder weiterhin frei bedienen können, obwohl sein Erbe den Garten und den dortigen Baum fürderhin streng unter Verschluss hält.

„So spendet Segen noch immer die Hand
Des von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland.“

Hintergrund

Der Stumpf des Birnbaums in der Dorfkirche von Ribbeck

Das reale Vorbild für Fontanes Figur ist Hans Georg von Ribbeck (1689–1759). Dessen Geschichte erschien erstmalig 1887 in Karl Eduard Haases Sammelwerk Sagen aus der Grafschaft Ruppin und wurde im Mai 1889 auch in der brandenburgischen Wochenschrift Der Bär abgedruckt. Aus der Gruft derer von Ribbeck wuchs, bis er am 20. Februar 1911 von einem Sturm umgeworfen wurde, tatsächlich ein Birnbaum; der Stumpf wird heute in der Dorfkirche von Ribbeck aufbewahrt. In den 1970er-Jahren wurde ein Baum nachgepflanzt, der jedoch nicht wie gewünscht trug; daher erfolgte eine weitere Neuanpflanzung im April 2000.[1] Das von Fontane erwähnte Doppeldachhaus existierte zur Zeit des Hans Georg von Ribbeck noch nicht.[2]

Der alte Ribbeck und der Birnbaum waren vor Fontane bereits Gegenstand mindestens eines anderen Gedichts, das 1875 von Hertha von Witzleben, einer Enkelin des Karl Friedrich Ernst von Ribbeck, geschaffen wurde.[3]

Geschichte des Manuskripts

Anhand des aus drei teils mit Bleistift und teils mit Tinte beschriebenen Seiten bestehenden Originalmanuskripts lässt sich mittels der enthaltenen Korrekturen die Entstehung des Werkes nachvollziehen. Das Manuskript wurde 2007 für 130.000 Euro[4] an einen deutschen Privatsammler versteigert. Zuvor geschätzt hatte man einen Erlös von lediglich 30.000 Euro. Die vorherige Geschichte des Manuskriptes ist weitgehend unbekannt. Entgegen einem anderslautenden Gerücht hatte Fontane es nicht der Familie von Ribbeck vermacht, sondern es befand sich bis mindestens 1933 im Besitz der Erben Fontanes. Diese versuchten am 9. Oktober 1933 vergeblich, es beim Berliner Auktionshaus Meyer & Ernst versteigern zu lassen.[5]

Rezeption

Herr von Ribbeck auf Ribbeck im Havelland gehört laut Dirk Ippen zu den hundert Gedichten, die im 20. Jahrhundert am häufigsten in deutschsprachigen Anthologien publiziert wurden.[6] Marcel Reich-Ranicki nahm die Ballade in seinen Kanon der deutschen Literatur auf.

Der 1911 verlorengegangene ribbecksche Birnbaum wurde Gegenstand eines Gedichts des Pastors Karl Boelcke, der zur fraglichen Zeit in Ribbeck amtierte; es wurde 1932 in der Zeitschrift Märkische Heimat veröffentlicht.[7]

Vertonungen von Fontanes Ballade sind auf dem Album Regenballade von Achim Reichel sowie auf dem Album Schöne singt Kindergedichte von Gerhard Schöne enthalten.

Zitiert wird Herr von Ribbeck auch von Reinhard Mey im Lied Dunkler Rum im Refrain:

„Dunkler Rum im verbeulten Kanister und die Kinder nennen mich «Mister» oder «le bon 'ti vieux musicien allemand». Und ich hab' noch für jedes 'ne Mark in der Hand, wie so'n Ribbeck auf Ribbeck im Südsee-Eiland. Oh oui, moi bien content.“[8]

sowie in seinem Lied Sorry, Poor Old Germany :

„Mann, könntest du die Urenkel des Ribbeck auf Ribbeck im Havelland seh'n! Da öffnen sich dir die Senkel, mein lieber Theo Fontane! Ribbecks Birnbaum ist längst Asche, und der gutmüt'ge einst'ge Kinderfreund füllt als Dealer sich die Tasche: «Come here, baby! Willst 'n Joint?»“

In der Pfarrer-Braun-Folge „Heiliger Birnbaum“ finden Gedicht und Birnbaum ebenfalls Erwähnung.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.vonribbeck.de/html/ribbeck.html, abgerufen am 3. Januar 2008 um 20:12 Uhr
  2. Für diesen ganzen Absatz: http://www.welt.de/kultur/article976266/130_000_Euro_fuer_Herrn_Ribbeck_auf_Ribbeck.html, abgerufen am 3. Januar 2009
  3. http://www.vonribbeck.de/html/ribbeck_gedicht.html
  4. http://www.swr.de/swr2/programm/sendungen/hoer-conrady/-/id=3111160/nid=3111160/did=3624230/6xsjq2/index.html, abgerufen am 3. Januar 2009
  5. Für diesen ganzen Absatz: http://www.welt.de/kultur/article976266/130_000_Euro_fuer_Herrn_Ribbeck_auf_Ribbeck.html, abgerufen am 3. Januar 2009 um 20:41 Uhr
  6. Dirk Ippen (Hrsg.): Des Sommers letzte Rosen: Die 100 beliebtesten deutschen Gedichte. Beck, München 2001, ISBN 3-406-48199-X, S. 5
  7. http://www.vonribbeck.de/html/ribbeck_gedicht.html, abgerufen am 3. Januar 2009
  8. http://members.fortunecity.com/migoe/ALLES6.HTM, abgerufen am 14. Januar 2009

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