Vor dem Sturm (Roman)

Vor dem Sturm (Roman)

Vor dem Sturm. Roman aus dem Winter 1812 auf 13 ist ein historischer Roman von Theodor Fontane.

Inhaltsverzeichnis

Entstehung

Bei seinen Wanderungen durch die Mark Brandenburg kam Fontane 1862 die Idee zu seinem Stoff, damals noch unter dem Arbeitstitel Lewin von Vitzewitz. Er unterbrach die Arbeiten daran 1863, um erst 1876 einen neuen Anlauf zu unternehmen. Der Roman erschien seit dem 5. Januar 1878 als 36-teiliger Vorabdruck in der Leipziger Wochenzeitschrift Daheim. Ein deutsches Familienblatt mit Illustrationen.

Bis zum Oktober 1878 war die vierbändige Buchausgabe (Hohen-Vietz, Schloß Guse, Alt-Berlin, Wieder in Hohen-Vietz) fertiggestellt, ab November 1878 begann der Verkauf.

Inhalt

Vor dem Sturm war Fontanes erster Roman und als Porträt der preußischen Gesellschaft aller Stände (Bürger, Bauern, Adel) zur Zeit der Befreiungskriege angelegt. Im Mittelpunkt der Handlung steht der adlige Student Lewin von Vitzewitz, dessen privates Schicksal in den Strudel der historischen Zeitereignisse gerät. Schauplätze des Romans sind Schloss Hohen-Vietz, Schloss Guse und Alt-Berlin.

Winter 1812/13 im Oderbruch: In Dorf und Schloss Hohen-Vietz erwartet die Bevölkerung das Signal des Königs zum nationalen Aufstand gegen die napoleonischen Besatzer. Ungeduldig gründet Familienvorstand Berndt von Vitzewitz[1] schon vorab eine Landsturmtruppe und ignoriert damit die Bedenken seiner kunstliebenden Kinder, Lewin und Renate. Die Tage zwischen Weihnachten und Silvester verbringt die Familie im Freundeskreis, die Aussicht auf ein (kriegs-)bewegtes Jahr 1813 bestimmt die Gespräche. Hoffnung und Angst halten sich die Waage.

Während die patriotische Begeisterung weite Bevölkerungskreise erfasst, kehrt der Student Lewin nach einer nicht erwiderten Liebe zu seiner polnischen Cousine Kathinka von Ladalinski zurück auf Schloss Hohen-Vietz. Hier hat inzwischen der Landsturm sein Hauptquartier aufgeschlagen. Lewin lässt sich von der Truppe rekrutieren. Bei einer Aktion dieses Landsturms, die wegen fehlender Unterstützung durch die regulären russischen Truppen scheitert, wird er gefangen genommen. Bei seiner Befreiung fällt Tubal von Ladalinski, der Bruder Kathinkas, dessen Verehelichung mit Renate von Vitzewitz geplant war.

Allein Marie, das zusammen mit den Vitzewitz-Kindern erzogene Schauspielerkind, kommt unbeschadet durch die Zeit der Wirren: Einer mysteriösen Vorausdeutung folgend, ehelicht sie Lewin und erlöst damit das Geschlecht der Vitzewitz von einem alten Fluch.

Zu den biographischen Voraussetzungen

Der Gegenstand des Romans, der Beginn der Befreiungskriege, gibt Anlass zu den ausführlichsten Darstellungen militärischer Operationen, die sich in Fontanes Romanen finden. Dabei knüpft Fontane an seine Kriegsbücher an. Die genaue Schilderung der Mark stützt sich auf seine auf den Wanderungen durch die Mark Brandenburg erworbenen Kenntnisse.

Fontanes Erfahrungen im „Tunnel über der Spree“ schlagen sich in seiner Darstellung der Dichtergesellschaft Kastalia nieder, wobei der historisch interessierte Balladendichter Hansen Grell nach dem Bilde des jungen Fontane gezeichnet ist und auch dessen Ballade vom General Seydlitz vorträgt.[2]

Figuren

Die patriotische Familie der preußischen Vitzewitze ist der entwurzelten Familie der polnischen Ladalinskis gegenübergestellt. Der militärische Führer der Landsturmaktion, General Bamme, zeigt einige Gemeinsamkeiten mit dem dem halbkriminellen Milieu der Forstackersleute zugehörigen Hoppenmarieken. Dabei zeigt die Personenkonstellation einige Ähnlichkeiten mit der des Stechlin.

Verfilmung

Der Roman wurde im Jahr 1984 verfilmt, siehe Vor dem Sturm (Film).

Fußnoten

  1. gezeichnet nach dem Bild des historischen Friedrich August Ludwig von der Marwitz
  2. In Büchern und auf Bänken / Da war er nicht zu Haus, / Ein Pferd im Stall zu tränken,/ Das sah schon besser aus; / Er trug blanksilberne Sporen / Und einen blaustählernen Dorn, / – Zu Calcar war er geboren, / Und Calcar, das ist Sporn. […]

Ausgaben

  • Theodor Fontane: Vor dem Sturm. Roman aus dem Winter 1812 auf 13. Hrsg. von Christine Hehle. Berlin 2011 (Große Brandenburger Ausgabe, Das erzählerische Werk, Bd. 1 und 2). ISBN 978-3-351-03114-5

Weblinks


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