- Herrenkunst
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Wasserhaltung, auch Wasserkunst oder Herrenkunst ist ein Begriff aus dem Bauwesen und dem Bergbau.
Inhaltsverzeichnis
Bauwesen
Im Bauwesen - insbesondere im Tiefbau - versteht man unter Wasserhaltung alle Maßnahmen zur Beherrschung des zustrebenden Wassers während des Betriebs einer Baugrube. Man unterscheidet zwischen offener und geschlossener (Grundwasserabsenkung) Wasserhaltung.
Bergbau
Im Bergbau bezeichnet Wasserhaltung zum einen die geregelte Zufuhr von Aufschlagwasser in die Bergwerke zum Antrieb von untertägigen Wasserkraftanlagen wie Künsten, Wassersäulenmaschinen und -göpeln. Auch für den Betrieb tägiger Anlagen wie Pochwerke, Erzwäschen, Seifenfluten u.a. wurde Wasser benötigt.
Andererseits ist darunter die Hebung der Grubenwasser zu verstehen, um Wassereinbrüche und Sickerwasser abzuwehren. Konkret handelt es sich um alle Maßnahmen, technische und organisatorische Vorkehrungen, um abgeteufte Schächte und Bergwerke sowohl unter dem Aufschlag- als auch dem Grundwasser-Einfluss benutzbar zu halten. Im wesentlichen arbeitet die Wasserhaltung über Stollen und mit Pumpen- , Ventil- und Rohrleitungssystemen. Ohne fortlaufend funktionierende Wasserhaltung saufen Schächte und Bergwerksanlagen binnen kurzer Zeit ab und werden unbenutzbar. Im Ruhrbergbau war erst mit einer leistungsfähigen Wasserhaltung das Abteufen tieferer Schächte möglich geworden, um Flöze in größeren Tiefen abzubauen.
Besondere Anforderungen an die Wasserhaltung stellt der Salzbergbau, der eine Verwendung von Wasserkraft im Bergwerk ausschließt. Wegen der Gefahren von Auswaschungen der Salzlager muss das Eindringen von Wasser hier verhindert werden, und die Hebung des Grundwassers stellt besondere Anforderungen. Werden diese Anforderungen vernachlässigt, kann es zu Katastrophen kommen wie im August 1977 im polnischen Wapno.
Historische Wasserhaltungen im Bergbau
Ein Beispiel für eine alte Wasserkunst im Bergbau ist die des Rammelsbergs im Harz. Darüber hinaus ist der Harz reich an bergbaulichen Wasserhaltungen und hydraulisch angetriebenen Künsten, so etwa das des Polsterberger Hubhauses, die Huttaler Widerwaage, des 19-Lachter-Stollens und andere Künste im Oberharzer Wasserregal. Der im Schwarzwald Ende des 13. Jahrhunderts zum Betrieb der suggentäler Wasserkunst angelegte Urgraben stellt ebenfalls ein bemerkenswertes Denkmal früher Wasserhaltung dar.
Im Schwazer Silberbergwerk in Tirol wurde seit 1515 das Grubenwasser von so genannten Wasserknechten gehoben. Da es zunehmend zu personellen und finanziellen Schwierigkeiten mit ihnen kam, wurde 1556 ein Wasserrad unter Tage errichtet, das mittels eines vier Kilometer langen Stollen Bachwasser benutzte, um die Grubenwässer zu heben. Verbesserungen an dieser Anlage wurden 1650 und 1755 durchgeführt.[1]
Im Eschweiler Stadtteil Pumpe im Aachener Revier entstand vermutlich um 1632 eine aus zwei großen Wasserrädern bestehende Pumpenanlage, „Kunst“ genannt, welche das Aufschlagwasser von der Inde ableitete und in Verbindung mit zwei abgeteuften Schächten der Wasserhaltung im Eschweiler Kohlberg diente. Der Name „Herrenkunst“ kommt daher, dass die Wasserhaltung auf Rechnung des Territorialherren, dem Grafen von Jülich erfolgte. Die Pumpenanlage blieb bis 1891 in Betrieb. 1794 wurde die Herrenkunst durch Dampfmaschinen verbessert. Die erste Dampfmaschine am Fuße der Luisenstraße in Eschweiler-Pumpe war die auch gleichzeitig die erste Dampfmaschine des Aachener Steinkohlenreviers und eine der ersten in Deutschland.
Zur Wasserhaltung in Freiberg gibt es die Revierwasserlaufanstalt Freiberg, ein System von Stauseen, die zwischen 1558 und 1882 für den Bergbau im Erzgebirge gebaut wurden. Von 1844 bis 1884 wurde der etwa 50 km lange Rothschönberger Stolln gebaut, der ebenfalls zur Entwässerung diente.
Siehe auch
- Wasserkunst – zum historischen städtebaulichen Begriff der Pumpwerke
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Die Schwazer Wasserkunst - Ein Meisterwerk der Technik, Webseite des Schwazer Silberbergwerks. Abgerufen am 8. März 2008
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