- Rammelsberg
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Rammelsberg Das Bergbaumuseum Rammelsberg
Höhe 635 m ü. NN Lage Niedersachsen, Deutschland Gebirge Harz Geographische Lage 51° 53′ 15″ N, 10° 25′ 54″ O51.887510.431666666667635Koordinaten: 51° 53′ 15″ N, 10° 25′ 54″ O Besonderheiten Museum und Besucherbergwerk (Weltkulturerbe) Der Rammelsberg ist ein 635 m hoher Berg am Nordrand des Harzes, südlich der Stadt Goslar in Niedersachsen. In ihm befindet sich ein bekanntes Bergwerk. 1988 wurde nach über 1000 Jahren nahezu ununterbrochenen Bergbaus die Erzförderung eingestellt; seit 1992 gehört das Besucherbergwerk Rammelsberg zum UNESCO-Weltkulturerbe.
Inhaltsverzeichnis
Name
Einer Sage zufolge soll der Berg seinen Namen von einem Ritter namens „Ramm“ erhalten haben: Auf einem Jagdausflug band der Ritter, ein Gefolgsmann Kaiser Ottos des Großen, sein Pferd an einen Baum, um dem Wild im unwegsamen Gelände zu Fuß nachzustellen. Das Ross scharrte in ungeduldiger Erwartung seines Herren mit den Hufen und legte so eine Erzader frei.
Erzbildung
Im Unterschied zu den Ganglagerstätten des Oberharzes entstanden die Erzlager des Rammelsberges durch den Austritt heißer metallhaltiger Thermen am Meeresboden im Devon. Man nennt diese Entstehung synsedimentär-submarin-exhalativ. Am Boden des Devonmeeres bildeten sich zwei große Erzlinsen, die während der Karbonzeit in die Faltung der Gesteine mit einbezogen wurden und deshalb schräg im Berg liegen. Der Erzabbau begann im Alten Lager, das an der Erdoberfläche durch Erosion freigelegt wurde. Das Neue Lager wurde erst im 19. Jahrhundert durch gezielte Erkundung entdeckt.
Bergbaugeschichte
Antike
Unverhüttete Erzbrocken und Schlacken, die bei archäologischen Grabungen zwischen 1981 und 1985 in Düna am Südharz gefunden wurden, deuten nach Analysen auf eine Bergbautätigkeit am Rammelsberg bereits im 3. Jahrhundert hin.[1]
Mittelalter
Der Bergbau am Rammelsberg wurde erstmals um 968 von Widukind von Corvey in seiner Res gestae Saxonicae erwähnt. Demnach habe Otto der Große "im Sachsenland Silberadern eröffnet" ("in Saxonia venas argenti aperuit"). Im Jahre 1376 passierte ein Grubenunglück, bei dem mindestens 100 Bergleute durch hereinbrechende Gesteinsmassen verschüttet wurden und ums Leben kamen.
Geförderte Erze und Mineralfunde
Am Rammelsberg wurden hauptsächlich die Erzarten Blei–Zink-Erz, Kupfererz, Schwefelerz, Melierterz, Braunerz, Grauerz, Banderz und Kniest mit den Hauptmineralien Bleiglanz, Kupferkies, Zinkblende, Schwerspat sowie Vitriole gefördert. Aus den Erzen wurde unter anderem Silber, Blei, Kupfer und Zink gewonnen, worauf der Reichtum Goslars im Mittelalter beruhte. Ab dem 18. Jahrhundert wurde auch Gold gewonnen. Ursprünglich kaiserlicher Besitz (die Pfalz wurde deshalb von Werla nach Goslar verlegt), gelangte in der Zeit zwischen 1360 und 1460 die Stadt in den Besitz der Gruben. Im 16. Jahrhundert erlangten – nach kriegerischen Auseinandersetzungen – die Braunschweiger Herzöge den Grubenbesitz (Riechenberger Vertrag).
Da die Nationalsozialisten den Rammelsberg mit seinen Metallerzen als kriegswichtig ansahen und die schwierige Aufbereitung der Erze technisch gelöst war (Flotation), wurde das Bergwerk im Rahmen des Vierjahresplanes stark ausgebaut. So entstanden im Zuge des Rammelsbergprojekts bis 1936/1937 die heutigen Tagesanlagen mit der Hangaufbereitung und dem Rammelsbergschacht. Architekten waren Fritz Schupp und Martin Kremmer, von denen auch andere bedeutende Industriebauten entworfen wurden (u. a. die Zeche Zollverein im Ruhrgebiet; heute ebenfalls UNESCO-Weltkulturerbe).
Neben den bereits genannten Hauptmineralien, die im Rammelsberg abgebaut wurden, konnten an dieser Fundstätte noch viele weitere Minerale nachgewiesen werden, so unter anderem Azurit, Calcit, Hemimorphit, Hydrozinkit, Smithsonit und verschiedene Turmaline. Für die Minerale Goslarit und Römerit ist Rammelsberg zudem Typlokalität. Insgesamt wurden hier rund 100 Minerale und ihre Varietäten identifiziert.[2]
Fördereinstellung und Weltkulturerbe
Nach weit über 1000 Jahren, in denen fast 30 Millionen Tonnen Erz gefördert wurden, wurde die Förderung am 30. Juni 1988 wegen weitgehender Erschöpfung der Lagerstätte eingestellt. Ein Bürgerverein setzte sich vehement gegen den geplanten Abriss der Übertageanlagen und die Verfüllung der historischen Grubenräume ein, so dass aus dem stillgelegten Bergwerk ein einzigartiges Museum wurde, das seit 1992 zusammen mit der Goslarer Altstadt zum UNESCO-Weltkulturerbe gehört, das 2010 um die Oberharzer Wasserwirtschaft einschließlich des Klosters Walkenried und des historischen Bergwerks Grube Samson erweitert wurde. Museum und Besucherbergwerk Rammelsberg sind Ankerpunkt der Europäischen Route der Industriekultur (ERIH).
Besondere Sehenswürdigkeiten des historischen Bergbaus sind unter anderem:
- der Roeder-Stollen (mit mehreren Wasserrädern, die der Entwässerung der Grube und der Erzförderung dienten; ein Nachbau befindet sich im Deutschen Museum München),
- das Feuergezäher Gewölbe (ältester ausgemauerter Grubenraum Mitteleuropas),
- der Rathstiefste Stollen (Entwässerungsstollen aus dem Mittelalter; mit farbigen Vitriolkrusten ausgekleidet),
- das Anfahrhäuschen (18. Jahrhundert),
- der Maltermeisterturm (ältestes Industriebauwerk Deutschlands),
- alte Halden (älteste aus dem 11. und 12. Jahrhundert).
Prospektion 2009
Im Februar 2009 veröffentlichte die Firma Scandinavian Highlands Holding A/S die Ergebnisse von geophysikalischen Untersuchungen ihrer Tochterfirma Harz Minerals GmbH, nach denen zwei Kilometer westlich der Rammelsberg-Erzvorkommen unbekannte Lagerstätten in der Größe der Rammelsberg-Lagerstätten vorhanden sein könnten.[3] Im Herbst 2009 wurden im Bereich des Hessenkopfes und des Gosetales mehrere Explorationsbohrungen bis in 500–600 Meter Teufe abgeteuft. Ende Januar 2010 gab das Unternehmen nach einer Nachrichtensperre von mehreren Monaten bekannt, dass demnächst bis auf eine Teufe von 800 Metern weiter gebohrt werden solle, wo man ergiebige Erzlagerstätten vermute,[4] diese weiteren Bohrarbeiten wurden im November 2010 in Angriff genommen.[5]
Bergwerksanlagen
Maltermeisterturm
Der Maltermeisterturm ist die älteste erhaltene Tagesanlage des Rammelsberges und – wahrscheinlich – auch Deutschlands. Er wurde um 1500 auf einer Halde am Hang des Rammelsberges errichtet. Anfangs diente der Turm zur Überwachung der Gruben, ab 1578 wurde er als Anläuteturm genutzt.
Seit Mitte des 18. Jahrhunderts wohnte der Maltermeister in dem Turm. Er verwaltete das für den Bergbaubetrieb benötigte Holz, welches in Maltern gemessen wurde. Daher rührt der Name des Turmes.
Herzberger Teich
Um in trockenen Zeiten genügend Aufschlagwasser für die Wasserräder zu haben, wurde 1561 der Herzberger Teich angelegt. Seit 1926 wird dieser als Waldbad betrieben. Bis zur Stilllegung des Bergwerks wurde das Wasser zur Kühlung genutzt, das warme Wasser wurde in den Teich zurückgepumpt und heizte das Schwimmbecken im Waldbad.
Armerzaufbereitung am Bollrich
Bedingt durch das Wirtschaftswunder und die 1950 stark gestiegenen Blei- und Zinkpreise unternahm man im selben Jahr Untersuchungen in den Banderzvorkommen. Nach erfolgreichen Versuchen, diese Armerze (verwertbarer Metallgehalt ca. 25 %), aufzubereiten, wurde 1953 die Banderzaufbereitung am Bollrich oberhalb von Oker in Betrieb genommen. Für die Planung der Anlage war – wie auch bei den heutigen Tagesanlagen am Rammelsberg – der Zechenarchitekt Fritz Schupp verantwortlich.
Die Anbindung der Anlage an das Erzbergwerk Rammelsberg erfolgte über die Grubenbahn durch den Gelenbeeker Stollen, die Abfuhr der Konzentrate zur Bleihütte nach Oker und zur Zinkhütte Harlingerode über eine normalspurige Bahnstrecke.
Verschiedenes
Die Altstadt von Goslar und das Bergwerk Rammelsberg bildeten 2008 das Motiv der jährlich ausgegebenen 100-Euro-Goldmünzen aus der Reihe UNESCO-Welterbe.
Eine Museumsregistrierung des Bergbaumuseums scheiterte 2010 im ersten Anlauf [6].
Das Weltkulturerbe Rammelsberg ist als Nr. 91 in das System der Stempelstellen der Harzer Wandernadel einbezogen.
Siehe auch
- Liste von Bergwerken im Harz
- Liste von Bergwerken in Deutschland
- Liste von Bergen und Erhebungen in Niedersachsen
Literatur
- Christoph Bartels; Preussag AG Metall (Hrsg.): Das Erzbergwerk am Rammelsberg. Goslar 1988.
- Emil Kraume: Tausend Jahre Rammelsberg. Preussag, Goslar 1968.
- Wilfried Ließmann: Historischer Bergbau im Harz. 2. Auflage. Springer, Berlin 1997, ISBN 3-540-62930-0.
- Stefan Dützer: Auf stählernen Wegen. Eisenbahnen am Rammelsberg. Goslarsche Zeitung, Goslar 2008, ISBN 978-3-9809704-5-7, S. 184.
- Eberhard Riech, Uwe Steinkamm, Eckhard Walcher: Erzbergbau im Harz - Rammelsberg - Alles über Bergbau, Geologie, Mineralien. Doris Bode Verlag, Haltern 1987, ISBN 3-925094-09-1.
- Stadt Goslar (Hrsg.): Rammelsberg-Bibliographie - Ein Verzeichnis der Schriften über den Bergbau am Rammelsberg zu Goslar. Goslar 1968.
Filmdokumentationen
- Schätze der Welt - Erbe der Menschheit: Der Rammelsberg und Goslar - Ein Berg aus Erz und seine Stadt. Dokumentarfilm, Deutschland 2000. 15 Minuten
Weblinks
Commons: Rammelsberg – Album mit Bildern und/oder Videos und AudiodateienWikisource: Rammelsberg in der Topographia Braunschweig Lüneburg (Matthäus Merian) – Quellen und Volltexte- Rammelsberger Bergbaumuseum
- Bilder des Rammelsbergs
- Geschichte und Bilder des Erzbergwerks Rammelsberg
- Förderverein Rammelsberger Bergbaumuseum
- Volkskunst vom Rammelsberg Goslar
Einzelnachweise
- ↑ Christoph Bartels; Preussag AG Metall (Hrsg.): Das Erzbergwerk am Rammelsberg. Goslar 1988, S. 12.
- ↑ Mindat - Fundortbeschreibung und Liste der Mineralfunde für Rammelsberg, Goslar im Harz, Niedersachsen (englisch)
- ↑ Exploration for Base Metals in the Harz Mountains, central Germany. The Gosetal anomaly in the Harz Mountains, a Rammelsberg twin? Harz Minerals GmbH, abgerufen am 12. Dezember 2010 (PDF (5 MB), englisch).
- ↑ Heinz-Georg Breuer: Hoffnung wächst: Dänen bohren im Gosetal tiefer. Goslarsche Zeitung, 25. Januar 2010, abgerufen am 12. Dezember 2010.
- ↑ Heinz-Georg Breuer: Dänen suchen wieder Erz im Gosetal. Goslarsche Zeitung, 15. November 2010, abgerufen am 12. Dezember 2010.
- ↑ Oliver Stade: Der Rammelsberg muss nacharbeiten. Goslarsche Zeitung, 19. November 2010, abgerufen am 12. Dezember 2010.
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