Hertha Bothe

Hertha Bothe
Hertha Bothe im August 1945

Hertha Bothe (* 3. Januar 1921 in Teterow; † 16. März 2000) war deutsche KZ-Aufseherin in verschiedenen Konzentrationslagern.

Inhaltsverzeichnis

Biografie

Bothe war Hausfrau und von August 1940 bis September 1942 Hilfsschwester in einem Krankenhaus. Mitte Oktober 1942 wurde Bothe zum Dienst als Aufseherin in Konzentrationslagern dienstverpflichtet und absolvierte im KZ Ravensbrück nach eigenen Angaben einen knapp zweiwöchigen qualifizierenden Lehrgang. Anschließend war sie ab November 1942 im KZ Stutthof als Aufseherin tätig und wurde von dort im Juli 1944 in eines der Stutthofer Außenarbeitslager nach Bromberg versetzt. Im Zuge der Evakuierung dieser Lager begleitete Bothe einen Evakuierungsmarsch mit ungarischen Jüdinnen, mit dem sie nach etwa vier Wochen nach Oranienburg gelangte und zwischen dem 20. und 26. Februar 1945 im KZ Bergen-Belsen ankam. Nach diversen kurzzeitigen Tätigkeiten als Aufseherin leitete sie das Waldkommando.

Nach Kriegsende

SS-Gefolge im KZ Bergen-Belsen nach der Befreiung am 19. April 1945, darunter Hildegard Kanbach (1. von links), Irene Haschke (Zentrum, 3. von rechts), Elisabeth Volkenrath (2. von rechts teilweise verdeckt), Hertha Bothe (1. von rechts) am 19. April 1945 auf dem Weg zur Bestattung der Opfer.

Am 15. April 1945 wurde das KZ Bergen-Belsen durch britische Truppen befreit, die dort über 10.000 Tote und etwa 60.000 Überlebende vorfanden. Das SS-Lagerpersonal wurde dazu verpflichtet, alle Leichen abzutransportieren und in Massengräbern zu bestatten.

Danach wurde Bothe verhaftet und durch britische Militärangehörige verhört. Im Bergen-Belsen-Prozess (17. September bis 17. November 1945) wurde sie wegen ihrer in Bergen-Belsen begangenen Verbrechen angeklagt, die sich auf Zeugenaussagen stützten. Bothe gab zu, Häftlinge ins Gesicht geschlagen zu haben, allerdings nur mit der Hand. Bothe, die auf „nicht schuldig“ plädierte, wurde am 17. November 1945 schuldig gesprochen und zu zehn Jahren Haftstrafe verurteilt. Während der Haft freundete sie sich mit Savitri Devi an und wurde am 21. Dezember 1951 vorzeitig aus der Justizvollzugsanstalt Werl entlassen. Nach der Haftentlassung heiratete Bothe und nahm den Namen Lange an. Sie soll ihren Wohnsitz in Norddeutschland gehabt haben.

In einem ihrer seltenen Interviews, das 2004 ausgestrahlt wurde, musste sich Herta Bothe für ihre Entscheidung, KZ-Aufseherin zu werden, rechtfertigen. Sie antwortete:

„Was meinen Sie mit ‚Fehler gemacht‘? Nein … Ich bin nicht sicher, ob ich das beantworten soll. Habe ich einen Fehler gemacht? Nein. Der Fehler war, dass es ein Konzentrationslager war, aber ich musste dort hingehen, sonst wäre ich selbst dort hingekommen. Das war mein Fehler.“[1]

Literatur

  • United Nations War Crimes Commission (Hrsg.): Law reports of trials of war criminals, selected and prepared by the United Nations War Crimes Commission. 3 Bände, William S. Hein Publishing, Buffalo (New York) 1997, ISBN 1-57588-403-8 (Reprint der Originalausgabe von 1947–1949)
  • Nicholas Goodrick-Clarke: Hitler's Priestess: Savitri Devi, the Hindu-Aryan Myth and Neo-Nazism, NYU Press, New York 2000, ISBN 0814731112

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Friederike Dreykluft: Holokaust – TV Dokumentationsreihe, MPR Film und Fernsehproduktion, Deutschland 2004.

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