Justizvollzugsanstalt Werl

Justizvollzugsanstalt Werl
Zufahrt (Tor 1)

Die Justizvollzugsanstalt (JVA) Werl befindet sich auf einem etwa zehn Hektar großen Gelände am Langenwiedenweg im Norden der Stadt Werl.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Die JVA Werl wurde ab 1906 errichtet und am 1. Juli 1908 als Königlich-Preußisches Zentralgefängnis in Betrieb genommen. Später wurde sie umbenannt in Zuchthaus und Sicherungsanstalt und Strafanstalt, bis sie die heutige Bezeichnung Justizvollzugsanstalt erhielt.

Am 30. Juni 1992 nahmen die beiden Schwerverbrecher Michael Heckhoff und Kurt Knickmeier mit einer Pistolenattrappe im Gefängnislazarett der JVA einen Zahnarzt, seine beiden Assistentinnen und vier Beamte als Geiseln und forderten Lösegeld und freies Geleit. Nach 13 Stunden wurde Heckhoff beim Besichtigen des Fluchtwagens mit zwei Schüssen überwältigt, Knickmeier zündete daraufhin zwei der Geiseln mit Waschbenzin an und verletzte sie schwer, ehe er selbst bei der Erstürmung des Lazaretts überwältigt wurde.

Am 19. April 2011 wurde die ARD-Talkshow Menschen bei Maischberger ausgestrahlt, die zuvor in der JVA aufgezeichnet wurde. Moderatorin Sandra Maischberger hatte u.a. den Direktor der JVA Werl, Tatort-Mediziner und Gefängnisarzt Joe Bausch sowie Gefangene als Gesprächsgäste.

Allied National Prison, Werl

In der Nachkriegszeit diente das Gefängnis als Allied National Prison, Werl (auch Britisches Militärgefängnis oder Kriegsverbrechergefängnis Werl). Hier verbüßten die verurteilten Kriegs- und NS-Verbrecher aus den NS-Prozessen in der Britischen Zone ihre Haftstrafen. In einigen Fällen wurde die Todesstrafe vollstreckt. Vergleichbare Einrichtungen waren das War Criminals Prison No. 1 in Landsberg in der amerikanischen Zone und das Kriegsverbrechergefängnis Wittlich in der französischen Zone.

Bekannte Häftlinge waren:

Die meisten NS-Häftlinge wurden Anfang bis Mitte der 1950er Jahre freigelassen. Im August 1955 befanden sich in Werl nur noch 55 britische Häftlinge, die über die nächsten zwei Jahre entlassen wurden.[1]

Belegung

Die JVA Werl hat Platz für 868 Insassen, die in drei Hafthäusern auf insgesamt 628 Einzel- und 240 Gemeinschaftshaftplätzen untergebracht sind. Damit ist die JVA Werl eine der größten Justizvollzugsanstalten in Deutschland. Eine Erweiterung um etwa drei ha ist in Angriff genommen. Die Grundsteinlegung erfolgte am 26. April 2007.

Sicherung der Anstalt

Mauer mit Beobachtungskanzel

Bei der JVA Werl handelt es sich um eine Anstalt mit einem hohen Sicherheitsgrad. Die Außensicherung ist durch eine bis zu sechs Meter hohe Mauer gewährleistet. In dieser sind sieben Beobachtungskanzeln integriert. Die Kanzeln sind mit Bediensteten besetzt, die unter bestimmten Voraussetzungen auch zum Schusswaffengebrauch verpflichtet sind. Die Anstalt wird zudem durch Kameras überwacht. Die innerhalb der Anstalt befindlichen Höfe sind zum Teil durch elektronische Alarmzäune umwehrt.

Vollstreckungszuständigkeit

Die Justizvollzugsanstalt Werl ist eine Anstalt des geschlossenen Strafvollzuges für erwachsene männliche Strafgefangene. Entsprechend ihrer Zuständigkeit werden hier vor allem längere Freiheitsstrafen an ca. 800 männlichen erwachsenen Strafgefangenen vollzogen. Ferner sind etwa 60 Sicherungsverwahrte in der Anstalt in der Sicherungsverwahrung untergebracht. Die sachliche und örtliche Zuständigkeit der Justizvollzugsanstalt Werl richtet sich nach dem Vollstreckungsplan für das Land Nordrhein-Westfalen. Diesen erstellt das Justizministerium des Landes Nordrhein-Westfalen.

Bekannte Persönlichkeiten

  • Savitri Devi, Schriftstellerin und Wahl-Inderin
  • Der Gefängnisarzt Joe Bausch spielt in den Kölner Tatort-Folgen mit den Schauspielern Dietmar Bär (KHK Alfred Schenk) und Klaus J. Behrendt (KHK Max Ballauf) den Gerichtsmediziner Dr. Joseph Roth.
  • Einer der derzeitigen Insassen ist Dieter Degowski, der zusammen mit einem Komplizen nach einem gescheiterten Bankraub in Gladbeck im Jahr 1988 auf der Flucht durch Deutschland mehrere Gefangene nahm, von denen zwei getötet wurden, vgl. Gladbecker Geiseldrama.
  • Zusammen mit dem Theologen Theo Halekotte führte Karl Cervik von der Humanistischen Union Gruppenarbeit in einer Wohngruppe durch.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Arieh J. Kochavi: Prelude to Nuremberg: Allied war crimes policy and the question of punishment. UNC Press, 1998, ISBN 080782433X, S. 245.
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