- Heuschrecken
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Als Heuschrecken bezeichnet man üblicherweise die typischen Vertreter aus den Insektenordnungen der Langfühlerschrecken und Kurzfühlerschrecken. Wird der Begriff Heuschrecken im wissenschaftlichen Zusammenhang verwendet, so versteht man darunter die Zusammenfassung aller Arten eben dieser beiden Ordnungen. Er ist damit gleichbedeutend mit dem Begriff Springschrecken, der aber stärker auf das inzwischen in Frage gestellte Schwesterngruppenverhältnis der beiden Ordnungen abzielt.
Inhaltsverzeichnis
Bezeichnungen
Umgangssprachlich differenziert der Begriff Heuschrecke nicht zwischen verschiedenen Heuschreckengruppen und -arten, sondern benennt in erster Linie den allgemein bekannten Heuschreckenhabitus, der durch eine langgestreckte, mäßig seitlich abgeplattete Körperform, einen breiten, sattelartigen Halsschild, einen großen, in vertikaler Richtung gestreckten Kopf und vor allem die zu kräftigen Sprungbeinen umgebildeten Hinterbeine gekennzeichnet ist. Beispielsweise werden die Grillen, die als Untergruppe der Langfühlerschrecken wissenschaftlich zu den Heuschrecken zählen, wegen ihres abweichenden Körperbaus im allgemeinen Sprachgebrauch nicht mit dem Begriff Heuschrecke assoziiert.
Sprachlich abgeleitet von den Heuschrecken sind die Gruppen der Gespenstschrecken, (darunter z. B. Stabschrecken und Wandelndes Blatt) und die Fangschrecken (oder Fangheuschrecken), z. B. die Europäische Gottesanbeterin, die zur weiteren Verwandtschaft der Heuschrecken, den Geradflüglern zählen.
Heuschrecken als Nahrungsmittel
Heuschrecken dienen traditionell in Teilen Afrikas, Asiens und Südamerikas als eiweißreiche Nahrung. Meist werden sie zur Zubereitung gebraten oder gegrillt. Im Judentum sind Heuschrecken, mit Einschränkungen je nach Glaubensrichtung, koscher. Die arabische Küche (z. B. im Jemen) kennt Heuschrecken als Vorspeise. In Kambodscha werden größere Exemplare mit Erdnüssen gefüllt und bei starker Hitze kurz im Wok gebraten.
Haltung
Viele Halter von Terrarientieren (besonders Reptilien) züchten das Lebendfutter ihrer Tiere selber. Wander- und Wüstenheuschrecken sind neben Grillen, Schaben und Mehlwürmern das Hauptfutter fleischfressender Haus-Reptilien. Dabei werden Wanderheuschrecken bevorzugt, da Wüstenheuschrecken auch an den Glaswänden der Terrarien hochklettern können.
Wanderheuschrecken werden in einem gut durchlüfteten Terrarium gehalten, aus welchem die Tiere nicht entweichen können. Gefüttert werden sie mit Weizenkeimlingen, Sojakeimlingen, Heu, Salaten oder Gras. Das Grünfutter muss insektizidfrei sein und nicht mit Pilzen und Nematoden verunreinigt sein, beides kann Heuschrecken schaden. Eiweißreiche Ernährung hilft der Gesundheit der Tiere. Die Heuschrecken werden täglich gefüttert.
Wanderheuschrecken als Futtertiere sind gut geeignet, da Heuschrecken aller Altersstufen (von wenigen Millimetern bis zu sechs Zentimetern Größe) zur Verfütterung zur Verfügung stehen, die Größe des Lebendfutters muss aber an die Reptilien angepasst sein. Die Haltung ist geräusch- und geruchlos und der Arbeitsaufwand klein. Die Vermehrung kann gestoppt werden, indem der Zuchtbehälter auf unter 30 °C abgekühlt wird. Heuschrecken, welche im Terrarium freigelassen und nicht von den Reptilien gefressen werden, können Fraßschäden an der Bepflanzung anrichten.
Heuschreckenplagen
Schon in vorgeschichtlicher Zeit wurden menschliche Siedlungen von gefräßigen Schwärmen der Wanderheuschrecken heimgesucht. In Europa werden für das Mittelalter rund 400 Einfälle geschätzt, so beispielsweise 1338 und 1408.[1] Eine der frühesten Darstellungen, eine ägyptische Grabmalerei aus dem 15. Jahrhundert v. Chr., zeigt eine Heuschrecke auf einer Papyrusblüte. Angefangen mit der ägyptischen Plage, die im Buch Mose (Exodus) beschrieben ist, werden Heuschrecken allein in der Bibel 30 mal erwähnt. Auch den Azteken waren die Insekten bereits lange vor Ankunft der Europäer bekannt.
Einer der bisher größten dokumentierten Schwärme Heuschrecken ließ sich im Jahr 1784 in Südafrika nieder. Damals bedeckten über 300 Milliarden Insekten schätzungsweise 3000 km² Land. Ihrer Fressgier fielen täglich rund 600.000 Tonnen Pflanzen zum Opfer. Der Wind trieb den Schwarm auf das offene Meer hinaus. Die toten Insekten wurden mit der Flut wieder an Land gespült. Sie türmten sich am Strand auf einer Länge von 80 Kilometern über einen Meter hoch auf.
Die Felsengebirgsschrecke (Melanoplus spretus), die den Mittleren Westen der USA vor mehr als 100 Jahren verwüstete, ist heute womöglich ausgestorben, denn seit Anfang des vorigen Jahrhunderts hat man kein lebendiges Exemplar mehr gesehen. Doch andere Heuschreckenarten vernichten noch immer in regelmäßigen Abständen in Afrika und Asien die Ernten und zerstören die Lebensgrundlage der Menschen. Heute können Heuschreckenschwärme mit Hilfe von Insektiziden bekämpft werden.
Verschiedenes
Die größten Heuschrecken Süddeutschlands lebten im Jura vor etwa 150 Millionen Jahren in der Gegend von Eichstätt in Bayern. Dabei handelt es sich um die Gattung Pycnophlebia mit bis zu 15 Zentimeter langen Flügeln. Zu den größten noch lebenden Heuschrecken zählen die Weta mit bis zu 9 cm Körperlänge.
Belege
- ↑ W. G. Kükenthal, Willy Kükenthal, Erwin Schimitschek (Hrsg), Handbuch der Zoologie, Wiesbaden, Walter de Gruyter, 1973 ISBN 9783110045314
Weblinks
- Linksammlung zu Heuschrecken der Deutschen Gesellschaft für Orthopterologie e.V. (DGfO)
- „Heimliche und unheimliche Mitbewohner – Heuschrecken in Haus und Garten“ Artikel beim Naturschutzbund Deutschland
- „Warum Heuschrecken nicht über Wasser fliegen (Die Insekten können polarisiertes von diffusem Licht unterscheiden)“, Artikel bei wissenschaft.de
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