- Hildegard Domizlaff
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Hildegard Natalie Martha Helene Domizlaff (* 26. Januar 1898 in Erfurt; † 22. Februar 1987 in Köln-Müngersdorf) lebte als Bildhauerin, Medailleurin, Holzschnitt- und Schmuckkünstlerin in Köln. Ihre zumeist religiösen Kunstwerke und für den religiösen Ritus geschaffenen Werke entstanden seit 1927 in ihrem Atelier in Köln-Müngersdorf.
Inhaltsverzeichnis
Familie
- Vater: Georg Heinrich Christian Domizlaff (* 14. Juni 1854 in Soest; † 28. Oktober 1937 in Leipzig), Präsident der Oberpostdirektion Leipzig, Feld-Oberpostmeister im Ersten Weltkrieg.
- Mutter: Anna Catharina Boeter (* 10. Dezember 1866 in Hamburg-Eppendorf; † 1944, Murnau, Oberbayern).
- Geschwister:
- Hans Domizlaff (1892-1971), Werbeberater und Schriftsteller in Hamburg;
- Helmuth Domizlaff (1902-1983), Antiquar in München.
Biografie
Die ersten künstlerischen Arbeiten Hildegard Domizlaffs - vorerst Zeichnungen - entstehen um 1916 in Leipzig. Eine der ersten Portraitbüsten stellt einen ihrer Brüder dar. Sie beginnt sich mit dem Katholizismus auseinanderzusetzen und schließt sich in Leipzig dem Kreis um Ilse von Stach und Martin Wackernagel an. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg fertigt Hildegard Domizlaff eine Portraitbüste von Ilse von Stach an. Martin Wackernagel, der zu dieser Zeit den Leipziger Kunstverein leitete, bekam die Büsten zu Gesicht und nimmt sie in die Ausstellungen auf. Max Klinger begutachtet ihre ersten Arbeiten, und er rät ihr zu einer künstlerischen Laufbahn.
Ab Mitte des Jahres 1918 beginnt sie eine Ausbildung an der Akademie in Weimar in der Bildhauerklasse Richard Engelmanns, einem Rodin-Schüler. Sie gehört zur ersten Generation von Künstlerinnen in Deutschland, die offiziell eine Kunsthochschule besuchen dürfen. Ihren Aufenthalt an der Weimarer Akademie erlebt Hildegard Domizlaff in einer Phase des Umbruchs: Walter Gropius übernahm die Leitung der Hochschule für bildende Kunst einschließlich der ehemaligen Kunstgewerbeschule in Weimar und das "Staatliche Bauhaus". Das Studium in Weimar war jedoch nur von kurzer Dauer.
Nachdem sie mit 21 Jahren die Volljährigkeit erreicht hat, konvertiert sie im Frühjahr 1919 zum katholischen Glauben, woraufhin die Eltern ihr die finanzielle Basis für ein weiteres Studium entziehen. Max Klinger verhilft ihr zu einem Platz bei dem aus der Wiener Secession stammenden Professor Richard Luksch an der Hamburger Kunstgewerbeschule. Dessen Frau Elena Luksch-Makowsky war selbst eine bekannte Hamburger Bildhauerin. Hildegard Domizlaff erhält dort ein Atelier als außergewöhnliche Studentin.
Anfang 1922 übersiedelt sie in die Geburtsstadt ihres Vaters nach Soest, wo sich eine kleine Künstlergemeinde von Malern des Expressionismus angesiedelt hatte. Ihre ersten Erfolge auf Ausstellungen verhelfen ihr zu wirtschaftlicher Unabhängigkeit, und sie kann sich unbefangen ihrer Arbeit widmen.
Nach einer kurzen Zwischenstation in Leipzig siedelt Hildegard Domizlaff 1923 nach Münster über. Martin Wackernagel ist dort Ordinarius für Kunstgeschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität. In Münster tritt auch der schon in Leipzig zu den Freunden der Familie Domizlaff zählende Theodor Däubler zum Kreis um Wackernagel und seiner Frau der Schriftstellerin Ilse von Stach. In den Jahren zwischen 1919 und 1924 unternimmt sie mehrere Reisen durch Deutschland, Italien und später auch nach Griechenland. 1924 hält sie sich für längere Zeit in Paris auf.
Mitte der 20er Jahre nimmt Hildegard Domizlaff Kontakt mit Franz Xaver Münch und dessen Freund Peter Wust, dem ‚Philosophen von Münster' auf und beginnt eine langjährige fruchtbare Auseinandersetzung insbesondere um Fragen der Liturgiegestaltung. Aus dieser Zeit stammen die ersten großen bildnerischen Werke für kirchliche Auftraggeber: das Kriegerdenkmal für die Kirche zu Esch bei Köln von 1925 und der Herz-Jesu-Altar in der Kirche zu Weiler bei Köln von 1926.
1927 verlegt Hildegard Domizlaff ihren Lebensmittelpunkt endgültig nach Köln, wo sie zuerst eine gemeinsame Wohnung mit der Künstlerin Helen Wiehen bezieht. Ab 1929/30 lässt sie sich mit Helen Wiehen in dem von Theodor E. Merrill nach den Bedürfnissen der beiden Künstlerinnen entworfenen Wohn- und Atelierhaus in Köln-Müngersdorf nieder. Mit dem Künstler Gerhard Marcks verbindet sie seit 1938 intensive Freundschaft und ein reger Briefwechsel, der bis 1953 reicht, als sich Marcks mit seiner Frau aufgrund der steten Bemühungen von Hildegard Domizlaff in einem Atelierhaus ebenfalls in Müngersdorf niederlässt.
Seit Beginn des Zweiten Weltkrieges lebt sie zurückgezogen in ihrem Haus in Müngersdorf und widmet sich ihrer Arbeit an Holzschnitten für die Bibel. Ein großer Teil der Werke von Hildegard Domizlaff sind im Zweiten Weltkrieg verloren gegangen. Die ersten Aufträge nach dem Krieg bekommt sie von der katholischen Kirche. Sie entwirft und erstellt liturgisches Gerät, bischöfliche Insignien und gestaltet Innenräume von Kirchen, z.B. von St. Engelbert in Köln-Riehl und die Münsterkirche in Essen.
Sie wendet sich der Elfenbeinschnitzerei und dem Entwurf und Ausführung von Schmuckstücken und kirchlichen Insignien zu. Bis zum Anfang der 80er Jahre entstehen zahlreiche kleinformatige Reliefs, deren Motive sie aus ihren Naturstudien bezieht.
Im Februar 1987 stirbt Hildegard Domizlaff 89-jährig in ihrem Atelierhaus.
In einer Erinnerung an Hildegard Domizlaff schreibt Joachim Kardinal Meisner: "Ihre profunde theologische Kenntnis und ihr scharfes Wahrnehmungsvermögen der oft verborgenen Ursachen für die kirchliche und gesellschaftliche Gegenwart machten die Begegnungen mit Hildegard Domizlaff zu interessanten, oft unbequemen, aber immer positiven Erlebnissen."
Das Atelierhaus steht heute unter Denkmalschutz und wurde 1989 vom Kölner Auktionator Henrik Hanstein erworben, der es renovieren ließ, um es in Zukunft - nach dem Willen Hildegard Domizlaffs - einem Künstler zur Verfügung zu stellen.
Literatur
- Ingrid Leonie Severin:
Hildegard Domizlaff 1898 - 1987, hrsg. vom Erzbischöflichen Diözesanmuseum Köln, 1998. Keine ISBN.
- Peter Sumerauer, Carmen Zotta:
Hildegard Domizlaff - eine Künstlerin im Spannungsfeld von katholischem Glauben und Selbstbehauptung, in: Mühlrad, Schulbank und Carrière - Geschichte und Familienüberlieferungen der Domizlaff aus Pommern und Preußen, Tübingen 2003, S. 475-484. ISBN 3-89308-360-X.
Weblinks
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