Hilmar von Münchhausen

Hilmar von Münchhausen

Hilmar von Münchhausen (* 1512; † 19. April 1573 in Nienburg/Weser) war ein deutscher Söldnerführer.

Leben

Hilmar von Münchhausen, aus der schwarzen Linie des alten niedersächsischen Adelsgeschlechts, war der Sohn des Drosten zu Lauenstein und wurde als jüngster von vier Brüdern geboren. Nach dem frühen Tod des Vaters, der 1517 wegen Besitzstreitigkeiten erschlagen wurde, wuchs der Knabe unter der alleinigen Obhut seiner Mutter, Margarethe von Oberg, heran.

Wie seine älteren Brüder zog es auch ihn zum Waffenhandwerk und bereits als 17-Jähriger nahm er an den Kämpfen der Habsburger gegen Franz I. von Frankreich in Italien teil, wobei ihm hervorragende soldatische Tugenden und Fähigkeiten attestiert wurden. Von der Welt der Heerzüge und Feldlager fasziniert, nahm der tatendurstige Münchhausen das ihm damals eröffnete Kanonikat am Hildesheimer Domstift nicht an, sondern überließ es gegen eine Entschädigungszahlung seinem Vetter.

Dann heiratete er Lucia von Reden, die Tochter des Drosten von Marienburg, mit der er acht Kinder haben sollte. 1542 hatte er sich Herzog Heinrich d. J. von Braunschweig und Lüneburg angeschlossen und stieg rasch zu dessen bedeutendstem Feldhauptmann auf. Als Heinrich im Sommer dieses Jahres vom Schmalkaldischen Bund unter Führung des Landgrafen Philipp von Hessen aus dem Land gejagt wurde, trat Münchhausen als Obrist in die Dienste des Herzogs von Cleve. Er war nun einer jener Militärunternehmer, die den Heeren ihrer fürstlichen Auftraggeber gegen feste Summen vertraglich vereinbarte Kontingente an Kriegsvolk zuführten, in diesem Fall ein Fähnlein Landsknechte.

Mit diesem verteidigte er 1543 die Stadt Düren gegen die Kaiserlichen tapfer, verlor aber bei deren Erstürmung fast seine gesamte Mannschaft und geriet selbst in Gefangenschaft. Nach erfolgter Auslösung warb Münchhausen 1.200 Fußknechte an und marschierte mit dieser Soldtruppe im August 1545 in das Küstenland Hadeln des Erzstifts Bremen, wo sich bereits die Obristen Christoph von Wrisberg und Georg von Holle mit einer bedeutenden Streitmacht versammelt hatten. Die drei Söldnerführer traten in den Dienst Herzog Heinrichs d. J., der mit dieser Armee die Rückeroberung des Wolfenbütteler Fürstentums durchführen wollte. Aber weder Braunschweig noch Wolfenbüttel konnten bezwungen werden und als ein Entsatzheer der protestantischen Union unter Philipp von Hessen herannahte, zog ihm Heinrich ungestüm entgegen und wagte trotz Warnungen am 21. Oktober 1545 bei Höckelheim die Schlacht. Dem überlegenen Gegner konnte er nicht lange standhalten, vergeblich bemühte sich Münchhausen inmitten des Kampfes noch um friedliche Vermittlung; Herzog Heinrich d. J. musste sich ergeben und wurde in Haft genommen.

In der Folgezeit nahm Münchhausen zusammen mit dem Obristen von Holle mit seinen meist protestantischen Fähnlein an fast allen Kriegen des kaiserlichen Heeres in Deutschland teil. So hatte er auch bei der den Schmalkaldischen Krieg entscheidenden Schlacht von Mühlberg im April 1547 Karl V. seine 12 Fähnlein angeworbener Infanterie zugeführt. Im Februar 1556 wurde Münchhausen von Philipp II. zum spanischen Obristen bestellt mit der Order, für mehrere Jahre zehn Fähnlein (3.000 Mann) hochdeutsche oder niedersächsische Landsknechte aufzubringen und persönlich in den Niederlanden gegen Frankreich zu führen. Münchhausens Regiment focht in den Schlachten bei St. Quentin im August 1557 und bei Gravelingen im Juli 1558, wo der Obrist mit dem Befehl über die gesamte deutsche Infanterie maßgeblich zum Sieg beitrug und sogar den französischen Oberkommandierenden gefangennehmen konnte, dessen spätere Freilassung ihm dann ein Vermögen an Lösegeld einbrachte.

Nach Entlassung der Truppen lebte Münchhausen auf seinen Gütern, versorgt mit kurbrandenburgischer und spanischer Pension. Philipp II. schätzte den Obristen außerordentlich und setzte sich sogar persönlich bei Herzog Heinrich d. J. für die Zahlung noch ausstehender Kriegsgelder seiner bei Sievershausen gefallenen Brüder ein.

Die Ruhe währte nicht lange, denn schon 1560 verpflichtete der dänische König Friedrich II. die bewährten Feldobristen Münchhausen und Georg von Holle für einen Krieg gegen Schweden. Binnen kurzem hatten sie mehr als 20.000 Landsknechte zusammengebracht und marschierten 1561 in Südschweden ein, aber das größte und selbständigste Unternehmen der beiden geriet in den Weiten Südschwedens zu einem Fehlschlag. Nach der Eroberung der Seefeste Elfsborg schied Münchhausen mit seinem Regiment aus dem Krieg aus und erreichte eine ehrenvolle und lukrative Abdankung.

Welch enorme finanzielle Erträge die militärischen Unternehmungen gebracht hatten, wird an den umfangreichen Besitzungen Münchhausens deutlich. So gehörten ihm u.a. Güter in Schwöbber, Rinteln, Lauenau und Leitzkau, die von ihm mit prachtvollen Schlössern ausgestattet wurden, deren Ausführung u.a. dem Hamelner Baumeister Cord Tönnies übertragen wurde. Münchhausen und seine Söhne Statius und Hilmar zählen zu den großen Bauherren der Weserrenaissance. Die bedeutendste Erwerbung aber war das ehemalige Klostergut Leizkau bei Magdeburg.

Der Obrist wurde danach in den Freiherrenstand erhoben. Die letzten Lebensjahre verbrachte Münchhausen fernab vom Kriegsgeschehen auf seinen Gütern, von den Großen noch mit mancherlei Geschäften betraut. So trat er des Öfteren bei wichtigen Gesandtschaften in Erscheinung wie 1566 in einer heiklen Sühneangelegenheit seines einstigen Waffengefährten Herzog Erich d. J. von Calenberg, den er als Calenberger Rat in Wien vor dem Kaiser vertrat. Ebenso geschätzt waren die militärischen Kenntnisse des weitgereisten Soldaten und keinem Geringeren als Herzog Julius stand er bei der Modernisierung der Befestigungsanlagen Wolfenbüttels beratend zur Seite.

Als der 61-Jährige 1573 auf seinem Pfandschloß Steyerberg bei Nienburg starb, geleiteten ihn in einer pomphaften Begräbniszeremonie 200 Leibkürassiere zur letzten Ruhe. Der Kriegsobrist, der sich auf allen Schlachtfeldern Europas ausgezeichnet hatte, war neben Holle und Wrisberg der wohl bedeutendste Söldnerführer seiner Zeit.

Literatur

  • Karl Ernst Hermann Krause: Münchhausen, Hilmar Freiherr von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 23, Duncker & Humblot, Leipzig 1886, S. 5 f.
  • Dieter Brosius: Münchhausen. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 18, Duncker & Humblot, Berlin 1997, S. 521 f.
  • G. S. Treuer: Gründliche Geschlechtshistorie der Herren von Münchhausen. 1740, S. 99–111
  • A. F. v. Münchhausen: Geschlechtshistorie des Hauses derer von Münchhausen von 1740 bis auf die neueste Zeit. 1872, S. 46, 95ff., 149f.
  • G. Angermann: Der Oberst Georg von Holle 1514–1576. 1966
  • H. Schelp: Der reichste Bauherr seiner Zeit. In: Jahrbuch d. Heimatmuseums Hameln, 1969, S. 56–60
  • G. von Lenthe, H. Mahrenholtz: Stammtafeln der Familie von Münchhausen. 1976
  • Joachim Schmid: Hilmar von Münchhausen. In: Horst-Rüdiger Jarck (Hrsg.): Braunschweigisches Biographisches Lexikon, 2006, S. 508f.

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