Hinter Kirche

Hinter Kirche
Hinter Kirche

Die evangelisch-reformierte Hinter Kirche liegt im ostfriesischen Hinte. Das ursprünglich dem heiligen St. Martin geweihte Bauwerk gilt als eines der bedeutendsten Kirchenbauwerke der Spätgotik in Ostfriesland.[1] Sie war bis zur Reformation eine Propsteikirche des Bistums Münster an der neben den Gottesdiensten auch Sendgerichte abgehalten wurden. Die Kirche bildet zusammen mit der Wasserburg Hinta und den angrenzenden Wohnhäusern ein für Ostfriesland einzigartiges Ensemble.[2]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Innenraum mit Langhaus und Chor

Die Hinter Kirche liegt am nordöstlichen Rand der Dorfwarft. Sie hatte mindestens einen Vorgängerbau, von dem der abseits des Gebäudes stehende Glockenturm aus dem 13. Jahrhundert erhalten blieb. Der heutige Bau wurde in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts als Propsteikirche des Bistums Münster errichtet. In seinem Wandaufriss, den Maßwerken sowie in den Gewölben weist das Gebäude große Ähnlichkeiten mit der 1501 geweihten Klosterkirche von Ter Apel auf, so dass sie stilistisch in die Zeit um 1500 datiert wird.[3]. Vom Vorgängerbau wurde vermutlich die Nordwand in die heutige Kirche integriert. Darauf deuten die Reste eines alten Portals in der Nordwand hin, das von einem Strebepfeiler durchschnitten wird.

Zu Zeiten seiner Erbauung hatte das Gebäude Eingänge an der Nordseite und der Südseite. Ursprünglich war südlich eine Kapelle angebaut und an der Nordseite des Chorpolygons befand sich eine Sakristei, deren Tür noch vorhanden ist. Beide Anbauten wurden in späteren Zeiten abgerissen. Die in einem Gewölbefeld angebrachte Jahreszahl 1688 wird mit einer größeren Reparatur in Verbindung gebracht, in deren Verlauf vielleicht auch der Kapellenanbau und die Sakristei entfernt wurden.[4]

Baubeschreibung

Die Kirche von Hinte wurde im Stil der Spätgotik als einschiffige Saalkirche mit polygonalem Chor aus Backsteinen errichtet. Sie hat eine Länge von 46,7 m und eine Breite von 10,2 m.

Ihre Außenwände sind relativ schmucklos und nur durch die Stützpfeiler und Fensteröffnungen mit Sandsteinmaßwerk sowie ein umlaufendes Kaffgesims gegliedert. Die Südwand der Kirche ist heute fensterlos. Ursprünglich vorhandene Fenster wurden zugemauert.[5] Im Osten wird die Kirche durch einen polygonalen Chor mit Fünfachtelschluss abgeschlossen.

Das Kirchenschiff ist innen im Langhaus durch Gurtbögen in fünf Joche gegliedert.[6] Die Decke ist im Chor mit einem Stern- und im Langhaus mit Netzgewölben überspannt. Die Fensteröffnungen an der Südseite sind weitgehend in ihrem spätgotischen Originalzustand erhalten.[5] Ihr Sandsteinmaßwerk zeigt Fischblasen, während sich an den zugemauerten Fenstern an der Nordseite schuppenartiges Maßwerk erhalten hat. Die Fenster des Chores haben ein einfaches Stabwerk.

Der Glockenstuhl wurde nach dem Parallelmauertyp errichtet.[6]

Innenausstattung

Ahrend & Brunzema-Orgel hinter dem historischen Prospekt

Der Abendmahlstisch und das Chorgestühl wurden im Jahre 1616 gefertigt. Aus dem Jahr 1695 stammt die Barockkanzel der Kirche. Von den ursprünglichen Malereien am Netzgewölbe des Schiffes sind nur noch Reste zu sehen. Die Bleiverglasung der Fenster stammt aus dem Jahr 1909.

Johann Friedrich Wenthin schuf 1776–1781 eine Orgel, von der noch der historische Prospekt erhalten ist. Dahinter baute Ahrend & Brunzema 1958 ein neues Werk mit acht Registern.[7]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Gottfried Kiesow: Architekturführer Ostfriesland. Verlag Deutsche Stiftung Denkmalschutz, Bonn 2010, ISBN 978-3-86795-021-3, S. 109f.
  2. Monika van Lengen: Hinte - Burg Hinta, eingesehen am 11. Mai 2011.
  3. Georg Dehio: Dehio - Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler, Bremen, Niedersachsen. Deutscher Kunstverlag; Auflage: Neubearbeitung, stark erweiterte Ausgabe. München, Berlin (1. Januar 1992). ISBN 3422030220. S. 736
  4. Ortschronisten der Ostfriesischen Landschaft: Hinte, Verwaltungssitz der gleichnamigen Gemeinde, Landkreis Aurich, eingesehen am 11. Mai 2011
  5. a b Ev.-ref. Kirche: Evangelisch-reformierte Kirche zu Hinte, einegesehen am 12. Mai 2011.
  6. a b Moinika van Lengen: Hinte - Kirche, eingesehen am 11. Mai 2011.
  7. Orgel auf NOMINE e.V., gesehen 23. April 2011.

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