Hohlnadel

Hohlnadel
Kanüle mit vergrößert dargestellter Spitze
Benutzte Kanüle mit Blutanhaftung
Insulinspritze mit Kanüle

Eine Kanüle, auch Hohlnadel oder Injektionsnadel, ist eine hohle Nadel, die in der Medizin dazu benutzt wird, Flüssigkeiten mit Hilfe einer Spritze in den menschlichen oder tierischen Körper einzubringen (zu injizieren) oder aus diesem zu entnehmen (zu punktieren).

Das Ende der Kanüle ist meist mit einem schrägen Schliff geschärft, um beim Eindringen in das Gewebe einen kleinen Schnitt zu setzen. Würde das Gewebe nicht zerschnitten, sondern wie bei einer einfachen Nadel nur verdrängt, wäre die Punktion schmerzhafter.

Besonders feine Kanülen werden für die Injektion von Insulin verwendet. Manche Produkte sind zusätzlich beschichtet, um eine möglichst schmerzarme Injektion zu ermöglichen.

Durch Einstechen in Gewebe oder Material geht die Schärfe der Kanülenspitze zum Teil verloren, wodurch die Injektion schmerzhafter wird. Aus diesem Grund sollten Kanülen nach dem Entnehmen von Medikamenten aus so genannten Durchstichflaschen (zu durchstechender Gummiverschluss) vor der eigentlichen Injektion gewechselt werden.

Eine Sonderform der Kanüle ist die Knopfkanüle(auch als Spülkanüle bezeichnet), bei der die Spitze nicht scharf angeschliffen, sondern mit einem kleinen Kopf/Knopf versehen ist. Knopfkanülen werden benutzt, um Medikamente in bestehende Öffnungen (Körperhöhle) zu spritzen, ohne das Gewebe zu verletzen. Sie werden häufig bei der Behandlung von chronischen Wunden benutzt.

Zur Vermeidung von Nadelstichverletzungen und einer eventuell daraus resultierenden Erkrankung werden benutzte Kanülen in so genannten Kanülenabwurfboxen entsorgt.

Inhaltsverzeichnis

Maßeinheiten für Injektionskanülen

Verschiedene Kanülen und Akupunkturnadeln.

Die Angabe der Kanülengröße kann auf mehrere Arten erfolgen, gebräuchlich sind Angaben in Millimeter (mm), Gauge, nach dem Pravaz-System (Gr.) oder in Charrière bzw. French (Charr., Ch., Fr.).

Pravaz-System (Gr.)

Benannt nach dem französischen Orthopäden Charles Gabriel Pravaz (1791 - 1853). Die Kennzeichnung des Pravaz-Systems ist "Gr." (für Größe).

Gauge (G)

Die Einheit G steht für den Außendurchmesser. Je höher der Gauge-Wert, desto geringer ist der Außendurchmesser der Kanüle. Die Einheit ist dabei der amerikanischen Einheit für Drähte entlehnt. Hierbei entspricht die Zahl des Gauge-Wertes der Anzahl der Arbeitsgänge, d. h. je häufiger ein Draht durch die Drahtziehmaschine läuft, desto dünner wird er (und desto größer der Gauge-Wert). Die Umrechnung in Millimeter Außendurchmesser und die Farbkodierung ist in ISO 6009, DIN 13095 und ISO/DIN 9626 festgehalten. Nicht alle Hersteller halten sich daran.

Übersichts- und Vergleichs-Tabelle für die Farbcodierungen, Maße und Größen von Kanülen

Pravaz-System (Gr.) 1 2 12 14 15 16 17 18 20 21 22 23
Länge nach Pravaz-System 38 35 32 30 26 26 26 23 22 20 20 20
Größe in Gauge (G) 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30
Farbe
nach ISO 6009 bzw. DIN 13095
braun-
oliv
gelb-
grün
weiß-
blau
purpur weiß-
grün
blau-
grau
weiß rot-
violett
rosa creme
elfenbein
gelb dunkel-
grün
schwarz blau* * dunkel-
blau
mittel-
purpur
orange braun mittel-
grau
blau-grün rot gelb * * *
Außendurchmesser (mm)
nach ISO/DIN 9626
3,4 3,0 2,7 2,4 2,1 1,8 1,6 1,4 1,2 1,1 0,9 0,8 0,7 0,65* 0,65* 0,60 0,55 0,50 0,45 0,40 0,36 0,33 0,30 0,28* 0,26* 0,25*
Charrière / French
(Charr., Ch., Fr.)
10,2 9 8,1 7,1 6,3 5,4 4,8 4,2 3,6 3,3 2,7 2,4 2,1 2,0 2,0 1,8 1,65 1,50 1,35 1,20 1,09 1 0,9 0,84 0,78 0,75
gebräuchliche
Längen (mm)
80 40 40
50
70
38 30
35
40
50
120
16
30
32
30 26 16
26
30
26 16
24
26
10
16
23
6, 8, 10, 12, 20 und 22

* Die DIN/ISO-Vorschriften ordnen den Größenangaben in Gauge den Außendurchmesser und die Farbe zu. Sobald also keine Maßzahl in Gauge angegeben ist, sind die entsprechenden Angaben in der Zeile nicht der DIN/ISO-Norm entnommen, sie sind nur der Übersicht halber enthalten.

Verwendung in chemischen Laboratorien

Auch in chemischen Laboratorien werden Kanülen benutzt, um Flüssigkeiten mit Hilfe von Spritzen aus Gefäßen zu entnehmen bzw. sie einzufüllen. Dazu wird oft ein Septum durchstochen.

Eine besondere Form der Kanüle, die nur im Labor verwendet wird, ist die so genannte Transferkanüle. Dabei handelt es sich um eine an beiden Seiten schräg geschnittene Stahlkapillare, die dazu verwendet wird, größere Mengen Flüssigkeit unter Luftausschluss von einem Kolben in einen anderen zu transferieren. Dazu werden beide Kolben mit einem Septum verschlossen. Die Kolben werden mit der Transferkanüle verbunden, so dass diese in die zu transferierende Flüssigkeit eintaucht. An dem Kolben mit der Flüssigkeit muss, zum Beispiel durch einen mit Inertgas gefüllten Ballon, ein Überdruck aufgebaut werden. Damit die Flüssigkeit nun in den anderen Kolben gelangen kann, muss sich dort der Druck abbauen können. Dazu wird einfach eine Kanüle durch das Septum gestochen. Bei dieser Art des Arbeitens unter Luftausschluss werden oft auch Schlenk-Kolben verwendet.

Moderne Herstellung von Kanülen

Zur Produktion der Hohlnadeln wird Stahlblech um einen Metalldorn gewickelt und verschweißt. Das entstandene Stahlrohr wird dann mehrfach hintereinander in die Länge gezogen, wobei Durchmesser und Wandstärke stetig abnehmen bis schließlich die gewünschten Werte erreicht sind. Dann wird das entstandene feine Stahlrohr in einzelne Kanülen zerschnitten. Nun erfolgt das Anspitzen. Anschließend werden die Spitzen sorgfältig entgratet, abgeschrägt (gechamfert) und sterilisiert.

Schliff der Kanülenspitze

  • Facettenschliff
  • Einfachschliff
  • V-Bevel-Schliff
  • Pencil Point
  • Huberspitze
  • Quinckeschliff (für Quincke-Babcock-Nadel)

Siehe auch

Weblinks


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