- Horno
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Horno, niedersorbisch Rogow, war ein Dorf im Landkreis Spree-Neiße in der Niederlausitz, Land Brandenburg. Es lag im Gebiet des Braunkohletagebaus Jänschwalde und musste dem Tagebau weichen. Teile des Dorfes wurden bereits Mitte 2004 abgerissen, das letzte Haus wurde 2005 geräumt. Horno war ein Dorf mit überwiegend sorbischen Einwohnern. Bei den Versuchen, den Ort zu erhalten, spielte dies eine Rolle. Unter anderem wurden mit dem Hinweis darauf Versuche unternommen, über den Landtag noch eine Bewahrung des Dorfes zu erreichen. Der Hauptteil der Bevölkerung zog in den neu errichteten Stadtteil Neu-Horno von Forst (Lausitz), nach Cottbus, Guben, Peitz (neu angelegte Eigenheimsiedlung „Hornoer Ring“) oder in umliegende Ortschaften. Das Ortsgebiet wurde am 1. Juli 1998 nach Jänschwalde eingemeindet.[1]
Inhaltsverzeichnis
Braunkohletagebau
Aufgrund eines Beschlusses des Bezirkstags Cottbus im Jahre 1977 war Horno zur Devastierung vorgesehen. Dies hatte unter anderem zur Folge, dass keine Genehmigungen für die Errichtung von Neubauten mehr erteilt wurden. Seit 1977 protestierten die Bewohner Hornos, bis zur Wiedervereinigung Deutschlands unter der Beobachtung des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR, gegen die Umsiedlung und das Abbaggern von Horno.
Ende 1999 lebten noch ca. 350 Menschen in Horno, Mitte 2004 nur noch ein Ehepaar.
Auch einige nachgewiesene Verfahrensfehler und verschiedene Gerichtsurteile gegen Eingemeindungen und Enteignungen konnten den Braunkohletagebau nicht aufhalten.
Die meisten Bewohner wurden an den Rand der etwa 10 Kilometer entfernten Stadt Forst in den eigens neuangelegten Ortsteil Neu-Horno umgesiedelt.
Am 9. Juni 2004 stimmte das Landesbergamt Brandenburg der Übertragung des Haus- und Gartengrundstücks der letzten verbleibenden Bewohner, des Ehepaars Werner und Ursula Domain, an die Vattenfall Europe Mining AG zu. Das Paar klagte seither gegen die Enteignung vor dem Verwaltungsgericht Cottbus. Sie schlossen Anfang November 2005 einen Vergleich mit dem Unternehmen, um einer drohenden Zwangsräumung zuvorzukommen.
Die Gräber der Angehörigen dieses Ehepaares wurden 2004 zwangsumgebettet. Am 29. November 2004 wurde die 500 Jahre alte Feldsteinkirche von Horno durch das Unternehmen Vattenfall gesprengt. Altar und Turmhaube der alten Kirche wurden bereits vorher demontiert und in der neuen Kirche von Neu-Horno eingebaut. Während der Abrissphase von Horno wurden durch Archäologen umfangreiche Notgrabungen in der alten Kirche und dem alten Kirchhof sowie im Dorf durchgeführt.
Einzelnachweise
Literatur
- Michael Gromm: Horno – ein Dorf in der Lausitz will leben. Berlin 1995
- Michale Gromm: Horno - Chronologie eines Untergangs. IN Jahrbuch für Ökologie 2010 Online
- Friedrich Dieckmann: Ein Dorf fährt in die Grube. Horno hat verloren. In: Rückwärts immer. Berlin 2005
- Prof.Dr. Detlef Karg und Dr. Franz Schopper (Hg.): Horno - Zur Kulturgeschichte eines Niederlausitzer Dorfes. 2 Bände. Wünsdorf 2006 (ISBN 978-3-910011-43-4)
Weblinks
- http://www.lausitz-bild.de/sonderthemen/horno01.html (interaktiver Spaziergang im ehemaligen Horno)
- http://www.welt.de/data/2004/08/30/325979.html
- http://www.freitag.de/2001/35/01350501.php
- http://www.mdr.de/nah_dran/1202518.html
- http://www.2a-berlin.de/fotografie/horno.html
- http://www.buero-asd.de/index.php?akt_id=asd_02_01&id=5 (Denkmalpflegerische Dokumentation)
- Archiv verschwundener Orte / Archiw zgubjonych jsow Horno / Rogow (Dokumentation bergbaubedingter Umsiedlung)
51.833333314.5666667Koordinaten: 51° 50′ N, 14° 34′ OKategorien:- Wüstung in Brandenburg
- Wüstung in der Lausitz
- Jänschwalde
- Ehemalige Gemeinde (Landkreis Spree-Neiße)
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