Guben

Guben
Wappen Deutschlandkarte
Wappen der Stadt Guben
Guben
Deutschlandkarte, Position der Stadt Guben hervorgehoben
51.95333333333314.71666666666745
Basisdaten
Bundesland: Brandenburg
Landkreis: Spree-Neiße
Höhe: 45 m ü. NN
Fläche: 43,75 km²
Einwohner:

19.320 (31. Dez. 2010)[1]

Bevölkerungsdichte: 442 Einwohner je km²
Postleitzahl: 03172
Vorwahl: 03561
Kfz-Kennzeichen: SPN (alt:GUB)
Gemeindeschlüssel: 12 0 71 160
Stadtgliederung: 4 Stadtteile, 3 Wohnkomplexe und 5 Ortsteile
Adresse der
Stadtverwaltung:
Gasstraße 4
03172 Guben
Webpräsenz: www.guben.de
Bürgermeister: Klaus-Dieter Hübner (FDP)
Lage der Stadt Guben im Landkreis Spree-Neiße
Burg Briesen Dissen-Striesow Döbern Drachhausen Drehnow Drebkau Felixsee Forst Groß Schacksdorf-Simmersdorf Guben Guhrow Heinersbrück Hornow-Wadelsdorf Jämlitz-Klein Düben Jänschwalde Kolkwitz Neiße-Malxetal Neuhausen Peitz Schenkendöbern Schmogrow-Fehrow Spremberg Tauer Teichland Tschernitz Turnow-Preilack Welzow Werben WiesengrundKarte
Über dieses Bild

Guben (niedersorbisch und polnisch: Gubin; 1961 bis 1990 Wilhelm-Pieck-Stadt Guben) ist eine Stadt in der brandenburgischen Niederlausitz. Aufgrund der im Potsdamer Abkommen an Oder und Lausitzer Neiße festgelegten deutsch-polnischen Grenze wurde 1945 der östlich der Neiße gelegene Teil der Stadt einschließlich des historischen Zentrums zur polnischen Stadt Gubin.

Inhaltsverzeichnis

Geografie

Geografische Lage

Guben liegt in der Niederlausitz im Südosten des Landes Brandenburg am westlichen Ufer der Lausitzer Neiße an einer schmalen Stelle des hochwassergefährdeten Neißetales, wo die Hochflächen im Osten und Westen nur etwa ein Kilometer voneinander entfernt sind, und so in der Gründungszeit für den Wagenverkehr günstig war.

Die Hochflächen entstanden als Grundmoränen der Weichsel-Eiszeit, auf die im Westen (Kaltenborner Berge) und Osten (Gubener Berge) Endmoränen aufgesetzt sind. Die weitere Umgebung ist mit ausgedehnten Kiefernwäldern bedeckt, die zahlreiche Seen (beispielsweise den Pinnower See) enthalten. Die Höhe reicht von 41 bis 48 m NN.

Stadtgliederung

Die Stadt gliedert sich in (die inoffiziellen Stadtteile):

  • Altstadt (entstanden aus der früheren Klostervorstadt, die sich zur Industrievorstadt des alten Guben entwickelt hatte)
  • Sprucke (ursprünglich Vorwerk Altsprucke, dazu ab 1920 Neusprucke und ab 1963 Obersprucke)
  • Reichenbach

und die offiziellen Ortsteile (mit Ortsbürgermeister)

  • Bresinchen
  • Deulowitz
  • Groß Breesen (mit Grunewald)
  • Kaltenborn
  • Schlagsdorf
Stadtteil Einwohner (Sept. 2007)
Altstadt - Ost 1.571
Altstadt - West 5.149
Altsprucke 2.031
Reichenbach 720
WK I 1.811
WK II 3.390
WK IV 3.448
Gesamt 18.120
Ortsteil Einwohner (Sept. 2007)
Bresinchen 142
Groß Breesen 955
Deulowitz 307
Kaltenborn 461
Schlagsdorf 237
Gesamt 2.102

Guben gesamt: 20.222 (Stand 30. September 2007)

Geschichte

Ur- und Frühgeschichte

Bereits in der zweiten Hälfte des 19. und der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden viele archäologische Funde in der Umgebung von Guben entdeckt, die oftmals durch Hugo Jentsch und Kollegen beschrieben und in den Niederlausitzer Mitteilungen der Niederlausitzer Gesellschaft für Anthropologie und Altertumskunde und der Zeitschrift für Ethnologie der Berliner Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte veröffentlicht wurden. Viele Funde wurden im Gubener Stadtmuseum der Öffentlichkeit vorgestellt.

Aus der Gubener Umgebung sind Funde aus dem Altpaläolithikum und dem Mesolithikum (zum Beispiel 1997 bei Groß Breesen verschiedene Feuersteingeräte) bekannt.[2] Zudem seltene Siedlungsfunde der Schnurkeramik[3] aus dem ausgehenden Neolithikum und der folgenden Aunjetitzer Kultur[4] der Frühbronzezeit. Für die Mittlere Bronzezeit lässt sich in der Niederlausitz auch die Hügelgräberkultur nachweisen, die von der Lausitzer Kultur gefolgt wird und mit der Billendorfer Kultur in die Eisenzeit übergeht. Gräber sind die häufigsten archäologischen Quellen, aber auch Depotfunde können vor allem in der Bronzezeit häufig beobachtet werden. Der wohl bekannteste Depotfund in der Niederlausitz ist der 1954 entdeckte Hortfund bei Bresinchen aus der Zeit der Aunjetitzer Kultur. Auch die ärchäologischen Grabungen im Vorfeld der Niederlausitzer Tagebaue haben zahlreiche neue Funde verschiedenster Zeitstellungen erbracht. So konnten zwischen Guben und Forst verschiedene Gräber und Gräberfelder neuentdeckt werden sowie einzelne Spuren von Siedlungen die weitere Aufschlüsse zur Besiedlung der Region und der Geschichte der Niederlausitz geben.

Gründung und Mittelalter

Erstmals erwähnt wird Guben 1033 als Handels- und Handwerkersiedlung und Marktort an der Kreuzung der Fernstraßen von Leipzig nach Posen und von Görlitz nach Frankfurt (Oder). Anhand von Funden, wie etwa dem Depot von Guben/Bresinchen aus der Frühbronzezeit ist jedoch belegt, dass das Gebiet von Guben bereits um 1700 v. Chr. besiedelt ist.

Die Siedlung am Ostufer der Neiße war durch den Neißenebenfluss Lubst im Norden und Osten sowie Sümpfe im Süden geschützt. Am gegenüberliegenden westlichen Flussufer wurde 1157 im Zuge der deutschen Ostsiedlung ein Benediktiner-Nonnenkloster gegründet, bei dem die Klostervorstadt, das heutige Guben entstand. Es bestand bis 1564.

Am 1. Juni 1235 erhielt sie als oppidum durch den Wettiner Heinrich den Erlauchten, Markgraf von Meißen, das Stadtrecht. Im Jahre 1312 erscheint das Stadtwappen mit seinen drei Türmen erstmals auf einer Urkunde.[5]

Postmeilensäule an der Egelneissebrücke

Guben gehörte bis 1815 ununterbrochen zur Markgrafschaft Niederlausitz, die von 1367 bis 1635 dem Königreich Böhmen inkorporiert war. Die Befestigungsanlagen mit den drei Stadttoren wurden im 14. Jahrhundert zunächst aus einem Erdwall, einem Graben und Holzbeplankung massiv errichtet. In den Jahren von 1523 bis 1544 sind sie erneuert und verstärkt worden. 1561 ist mit dem Salzsieden in der Stadt begonnen worden. 1635 wurde der Kurfürst von Sachsen, Johann Georg I., im Prager Frieden vom deutschen Kaiser mit der Markgrafschaft Niederlausitz einschließlich der Stadt Guben belehnt. Die 1989 rekonstruierte kursächsische Postdistanzsäule an der Egelneissebrücke (Frankfurter Straße) vom ehemaligen Klostertor und das im Museum erhaltene originale Wappenstück von 1736 der zweiten derartigen Säule vom ehemaligen Werdertor erinnern daran.

Aufgrund seiner Randlage im sorbischen Gebiet wurde in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts der Kreis Guben zum ersten Ziel der durch das Lübbener Konsistorium der evangelischen Kirche forcierten Germanisierungspolitik. Angestrebt war es, die sorbische Sprache – zur damaligen Zeit die Muttersprache der Bevölkerungsmehrheit – gänzlich abzuschaffen. Zu diesem Zweck wurden sorbische Schriften eingezogen und allmählich deutscher Schulunterricht eingeführt sowie die sorbischen Gottesdienste, die es seit der Reformation gegeben hatte, wieder abgeschafft. Bis zum Ende des 18. Jahrhunderts war das Sorbische aus dem Alltag verschwunden.[6]

Neuzeit und Industrialisierung, Erster und Zweiter Weltkrieg

1815 wurde das Markgraftum Niederlausitz aufgelöst und Guben Kreisstadt in der preußischen Provinz Brandenburg. Zur Biedermeierzeit erschien in Guben der Musenalmanach Helena.

Guben erhielt 1846 über die Strecke der Niederschlesisch-Märkischen Eisenbahn-Gesellschaft einen Bahnanschluss nach Frankfurt an der Oder und Breslau. Dieser wurde 1871 um einen Anschluss nach Cottbus seitens der Halle-Sorau-Gubener Eisenbahn-Gesellschaft sowie einen nach Bentschen seitens der Märkisch-Posener Eisenbahn-Gesellschaft ergänzt. 1904 folgte eine Nebenbahnverbindung nach Forst, die von den Preußischen Staatsbahnen betrieben wurde. Zwischen dem 24. Februar 1904 und dem 8. Juni 1938 verkehrte eine elektrische Straßenbahn zwischen dem Bahnhof und der Altstadt.

Frankfurter Straße um 1920

1848 wurde mit der Förderung von Braunkohle begonnen, die in der örtlichen Industrie verwendet wurde. Zeitweilig bestanden sieben Gruben, deren letzte 1927 geschlossen wurde.

Aus der handwerklichen Tuchmacherei im 16. Jahrhundert entwickelte sich im 19. Jahrhundert eine starke Tuchfabrikation. Begünstigt durch die Staatszugehörigkeit zu Preußen, die Bildung des Deutschen Zollvereins und die Ersetzung der teuren englischen Steinkohle durch die einheimische Braunkohle erlebte die Stadt einen schnellen Aufschwung. Die Zahl der Tuchfabriken wuchs bis 1866 auf 17 an, um 1870 waren es zirka 30. Die Mehrzahl musste aber bald darauf wieder aufgeben. Später folgten Eisengießereien, der Maschinenbau, die Teppich-, Strumpf- und Schuhfabrikation, Öl-Mühlen und Großbetriebe entstanden, wie zum Beispiel die Niederlausitzer Mühlenwerke von Carl Lehmann in Groß Gastrose.

Carl Gottlob Wilke war 1822 der erste Hutmacher. 1859 übernahmen seine Söhne Friedrich und Theodor seine Werkstatt. Friedrich begann 1869 die Hutfabrikation, den weltweiten Durchbruch brachte die Erfindung des wetterfesten Wollfilzhutes. In der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg war Guben bekannt durch den Werbespruch „Gubener Hüte – weltbekannt durch ihre Güte“. 1887 stiftete Friedrich Wilke zur Erinnerung an seine im Alter von 13 Jahren, an Typhus verstorbene Tochter das Kinderkrankenhaus Naëmi-Wilke-Stift. Es ist heute das örtliche Krankenhaus in der Trägerschaft der Selbständigen Evangelisch-Lutherischen Kirche. 1903 stiftete er zum Gedenken an seinen ebenfalls früh verstorbenen Sohn Karl Emil Friedrich die Jugendstilkirche mit Sauer-Orgel in der Berliner Straße. Am 1. April 1884 schied die Stadtgemeinde Guben aus dem Landkreis Guben aus und bildete fortan einen eigenen Stadtkreis.

Berliner Straße um 1920

1873 wurde auf der Schützeninsel in der Neiße das Gubener Stadttheater erbaut. Die Einweihung fand am 1. Oktober 1874 mit der Aufführung von Goethes Faust vor 750 Zuschauern statt. Der Schauspielerin und Sängerin Corona Schröter wurde am 20. Mai 1905 ein Denkmal vor dem Theater gesetzt.

Mit dem Anwachsen der Einwohnerzahl auf über 33.000 im Jahre 1900 entstanden viele öffentliche Einrichtungen. Dazu zählen die meist bis heute erhalten gebliebenen Anlagen wie das Naëmi-Wilke-Stift, das Wasserwerk, der Schlachthof, zahlreiche Volksschulen, darunter die 1902 eingeweihte Pestalozzischule, das städtische Museum und die Volksbibliothek. Nach dem Ersten Weltkrieg kam es zu umfangreichen Siedlungsbauten, so im Gebiet der Kaltenborner Straße (Dubrau-Siedlung), in der Neusprucke (Zehnhäuserweg, Damaschkestraße) sowie am östlichen Stadtrand. Errichtet wurden ferner die massive Neißebrücke (heute Grenzübergang nach Gubin, Neubau), die 1945 ebenfalls zerstörte Nordbrücke am Schlachthof, das neue Stadthaus in der einstigen Stadtmühle an der Neiße und weitere Bauten. Am 1. Dezember 1928 wurde der Gutsbezirk Mückenberg aus dem Landkreis Guben in die Stadtgemeinde Guben eingegliedert.

In der Pogromnacht 1938 wurde die Synagoge der Jüdischen Gemeinde geschändet, die östlich der Neiße stand. Auch der jüdische Friedhof aus dem Jahre 1839 wurde zerstört. Die Trauerhalle aus dem Jahre 1911 übergab der Landesverband der Jüdischen Gemeinden 1950 an die Evangelische Kirchengemeinde zur Nutzung; sie wurde 1993 umfassend erneuert. 1940 wurde mit dem Aufbau eines Werkes der Rheinmetall-Borsig AG Düsseldorf begonnen. Das Werk wurde ausschließlich zur Rüstungsproduktion – speziell für das Luftwaffenprogramm – errichtet. Dazu gehörten das Maschinengewehr MG 131 und die Maschinenkanone MK 103. Des Weiteren wurden bestimmte Flugzeugkomponenten gefertigt, wie z. B. Hecklafetten für Bomber mit vier MG 131 und Flugzeugkuppeln für die Heinkel He 111.[7] 1944 arbeiteten in dem Werk etwa 4500 Beschäftigte, darunter waren annähernd die Hälfte Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter, die in einem Barackenlager an der Schlagsdorfer Straße untergebracht waren.[8] Außerdem gab es ein Sammellager für 300 ungarisch jüdische Frauen, die bei der Lorenz AG Zwangsarbeit leisten mussten. Am Ende des Zweiten Weltkrieges erlitt die Stadt bedingt durch massive Kampfhandlungen von Februar bis April 1945 schwere Zerstörungen. Fast 90 Prozent des historischen Stadtzentrums mit seinen alten, teils barocken Bürgerhäusern, seinen Geschäftsbauten, dem Renaissance-Rathaus und der spätgotischen Stadt- und Hauptkirche wurden zerstört. Einige Gebäude, wie das Stadttheater (im September 1945 abgebrannt), überlebten die Kampfhandlungen unversehrt.

Teilung der Stadt und Guben in der DDR

Klosterkirche um 1955
1980 Schichtwechsel im Chemiefaserwerk

Mit der Festlegung der deutsch-polnischen Grenze an Oder und Neiße im Potsdamer Abkommen von 1945 wurde die deutsche Bevölkerung aus dem nunmehr polnischen Teil Gubens östlich der Neiße vertrieben.

Im Juni 1950 wurde die bis dahin kreisfreie Stadt dem Landkreis Cottbus zugeordnet. Mit der Verwaltungsreform vom 23. Juli 1952 entstand der 1950 aufgelöste Landkreis Guben als Kreis Guben erneut. Durch die Teilung der Stadt in das polnische Gubin und das deutsche Guben entwickelte sich die ehemalige Vorstadt westlich der Neiße als selbständige Stadt Guben vor allem seit 1960 durch den Aufbau des VEB Chemiefaserkombinat Guben (CFG). Dieses bestimmte zusammen mit den Textilbetrieben Gubener Wolle und den Hutwerken im Wesentlichen die industrielle Struktur der Stadt Guben in der DDR. Durch den wirtschaftlichen Aufschwung und die neu entstandenen Arbeitsplätze wuchs die Zahl der Einwohner stetig an. Dadurch entstanden neue Wohngebiete mit den typischen Plattenbauten, und insgesamt elf Polytechnische Oberschulen.

Ab 1961 trug die Stadt den amtlichen Ortsnamen „Wilhelm-Pieck-Stadt Guben“ im Gedenken an den ersten und einzigen Staatspräsidenten der DDR, der 1876 in Guben (östlich der Neiße) geboren wurde und 1960 verstarb. Die Benennung erfolgte auf Beschluss der SED-Führung der Stadt. Die Gubener Bevölkerung wurde dabei nicht um ihre Meinung befragt. 1990 beschloss die neu gewählte Stadtverordnetenversammlung, den Beinamen wieder zu streichen.

Deutsche Wiedervereinigung bis heute

Durch die Schließung der Volkseigenen Betriebe nach der deutschen Wiedervereinigung verlor die Stadt in den neunziger Jahren erheblich an Wirtschaftskraft und Einwohnern.

Ruine der Stadt- und Hauptkirche (heute Gubin)
Klosterkirche
Kletterfelsen in der Obersprucke

Am 6. Dezember 1993 trat das Gesetz zur Kreis-Neugliederung im Land Brandenburg in Kraft; dadurch wurde der Kreis Guben wieder aufgelöst. Nach dem Scheitern einer Initiative zum Zusammenschluss mit Eisenhüttenstadt wurde Guben eine Stadt im neu gegründeten Landkreis Spree-Neiße.

In der Nacht zum 13. Februar 1999 kam der algerische Asylbewerber Omar Ben Noui auf der Flucht vor einer Gruppe von rechtsradikalen Jugendlichen ums Leben. Er trat eine Glastür ein, verletzte sich schwer und verblutete. Der 28-Jährige hinterließ eine schwangere Freundin. Der als „Gubener Hetzjagd” bekanntgewordene Vorfall und der daraus resultierende Prozess erregten überregional starke Aufmerksamkeit.[9]

Unter Nutzung einiger historischer Gebäudeteile auf dem Gelände der ehemaligen Hutfabrik (ehemals C. G. Wilke, 15. Juli 1948 enteignet) an der Neiße entstand ein neues Stadtzentrum für Guben. Hier erhielt unter anderem die Stadtverwaltung, welche bis dahin in der ehemaligen Hutfabrik (Berlin-Gubener Hutfabrik – März 1946 Abbau zu Reparationszwecken) untergebracht war, neue Räumlichkeiten. Deren nun leer stehende Gebäude wurden am 17. November 2006 als neue Fertigungsstätte für den Plastinator Gunther von Hagens hergerichtet und in Benutzung genommen. Am 21. Dezember 2007 wurde das neugestaltete Gubener Neißeufer mit den Neißeterrassen und Parkanlagen sowie eine Brücke über die Neiße zur Schützeninsel, auf welcher das Stadttheater stand, eingeweiht.

Heute versucht die Stadt im Zusammenwirken mit der polnischen Nachbar- und Partnerstadt Gubin die Grenzsituation positiv zu entwickeln. Zu den größten Arbeitgebern in Guben zählen die Trevira GmbH, der Bäckerei-Großbetrieb Bäcker Dreißig und das Naëmi-Wilke-Stift als örtliches Krankenhaus.

Katastrophen in Guben

  • 1235 Guben brennt zum 1. Mal ab
  • 1311 Die Mauern der Stadt werden nach Zerstörung durch Hochwasser erneut befestigt und verstärkt.
  • 1345–1356 Der „Schwarze Tod“ wütet in Guben.
  • 1382 Erneut Überschwemmung in Guben.
  • 1347–1361 Die Einwohner der Stadt werden elf Mal durch Erdbeben in Angst und Schrecken versetzt.
  • 1429 Die Stadt wird von den Hussiten zerstört.
  • 1432 Erneuter Hussiteneinfall
  • 1434 Abermals Hussiteneinfall
  • 1536 Großer Brand in Guben; nur die Kirche, das Rathaus und sieben bis acht Bürgerhäuser bleiben erhalten.
  • 1620 Die Pest wütet in Guben.
  • 1629–1632 7000 Einwohner fallen der Pest zum Opfer.
  • 1675 Schwere Überschwemmung, bei der die noch vorhandene Bastei am Krossener Tor einstürzt.
  • 1790 16. September, großer Brand, dem 103 Bürger zum Opfer fielen.

Bevölkerung

Einwohnerentwicklung

Es folgt eine Übersicht mit den Einwohnerzahlen nach dem jeweiligen Gebietsstand. Bis 1844 handelt es sich meist um Schätzungen, danach um Volkszählungsergebnisse (¹) oder amtliche Fortschreibungen der jeweiligen Statistischen Ämter beziehungsweise der Stadtverwaltung selbst.

Jahr Einwohner
1600 4.000
1800 5.200
1844 10.031
1. Dezember 1875 ¹ 23.704
1. Dezember 1880 ¹ 25.840
1. Dezember 1885 ¹ 27.091
1. Dezember 1890 ¹ 29.328
1. Dezember 1900 ¹ 33.122
1. Dezember 1905 ¹ 36.666
1. Dezember 1910 ¹ 38.593
16. Juni 1925 ¹ 40.602
16. Juni 1933 ¹ 43.934
Jahr Einwohner
17. Mai 1939 ¹ 45.934
29. Oktober 1946 ¹ 25.297
31. August 1950 ¹ 25.929
31. Dezember 1964 ¹ 25.492
1. Januar 1971 ¹ 29.607
31. Dezember 1981 ¹ 36.708
31. Dezember 1990 30.791
31. Dezember 2000 25.245
31. Dezember 2005 21.089
31. Dezember 2006 20.568
31. Dezember 2007 20.091
31. Dezember 2008 19.701
Jahr Einwohner
31. Dezember 2009 19.661
31. Dezember 2010 18.957

¹ Volkszählungsergebnis

Politik

Seit 1991 trägt die Stadt Guben den Beinamen Europastadt. Guben ist auch bekannt als Euromodellstadt, in der versucht wird, die im Zweiten Weltkrieg getrennte Stadt wieder zu vereinen. Mit dem Inkrafttreten des Schengener Abkommens auch für Polen fielen am 21. Dezember 2007 die bisher bestehenden Grenzkontrollen zwischen Guben und Gubin weg, was dazu beitragen kann, dass sich die Kooperation beider Städte weiter vertieft.

Wappen

Das Wappen wurde am 15. Dezember 1992 genehmigt.

Blasonierung: „In Silber eine gequaderte und bezinnte rote Burg mit drei Toren (das mittlere geöffnet mit goldenen Torflügeln und hochgezogenem goldenen Fallgitter vor schwarzem Hintergrund, die seitlichen vermauert) und drei Türmen (die seitlichen mit spitzem, blauem, goldbeknauftem Dach und einem schwarzen Fenster, der mittlere stärkere und höhere mit drei schwarzen Fenstern und einer herauswachsenden dreiblättrigen goldenen Krone). Die Türme sind mit je einem schrägrechtsgelehnten Schild belegt: Vorn neunmal schwarz-golden geteilt und mit grünem Rautenkranz belegt, in der Mitte in Rot ein doppelschwänziger, bezungter, goldbekrönter silberner Löwe, hinten in Silber ein rotbewehrter, goldbekrönter schwarzer Adler.“[10]

In der Mauer sind die drei Stadttore (Klostertor, Crossener Tor, Werdertor) mit ihren Tortürmen enthalten. Auffällig davon ist allerdings nur das mittlere, das im Gegensatz zu den beiden anderen geöffnet ist, so dass man auch das hochgezogene Fallgitter erkennt. Der dazugehörige Torturm ist mit einer goldenen Krone verziert. Die an den Türmen lehnenden Schilder weisen auf die historischen Herrschaftsverhältnisse hin. Die Zugehörigkeit zu Böhmen lässt sich aus dem silbernen Löwen im Schild des mittleren Turmes ableiten. Fast 200 Jahre sächsische Herrschaft spiegeln sich im Rautenkranz des linken Schildes wider. Der schwarze preußische Adler rechts dokumentiert den Tatbestand, dass Guben 1815 an das Königreich Preußen fiel.

Stadtverordnetenversammlung

Die Stadtverordnetenversammlung hat neben dem hauptamtlichen Bürgermeister Klaus-Dieter Hübner (FDP) derzeit 28 Mitglieder. Diese teilen sich nach der Kommunalwahl am 28. September 2008 wie folgt auf die Parteien und Wahlbündnisse sowie Fraktionen auf (Wahlbeteiligung: 50,3 %):

Partei/Wahlbewerber Stimmenanteil (%) Sitze Fraktion Sitze
Die Linke 29,02 8 Die Linke 8
CDU 21,34 6 CDU 6
SPD 13,09 4 SPD 4
Gruppe Unabhängiger Bürger Spree-Neiße
(GUB-SPN)
11,36 3 GUB-SPN-BfG 4
Wir Gubener Bürger (WGB) 8,70 3 WGB 3
FDP 6,70 2 FDP 2
Bündnis für Guben 4,83 1 GUB-SPN-BfG
NPD 4,26 1 fraktionslos

Städtepartnerschaften

Kultur und Sehenswürdigkeiten

In der Liste der Baudenkmale in Guben stehen die in der Denkmalliste des Landes Brandenburgs eingetragenen Baudenkmale.

Museen

Neues Rathaus mit Stadtmuseum

Kultur- und Begegnungszentren

  • Deutsch-Slawisches Kulturzentrum
  • Kulturzentrum Obersprucke
  • Jugend- und Begegnungszentrum Mittelstraße
  • Alte Färberei

Geschichtsdenkmale

  • Drei Gedenksteine von 1972 für 56 Zwangsarbeiter, darunter Kinder, vorwiegend aus Polen auf dem Westfriedhof an der Bethanienstraße
  • Denkmal für die Opfer des Faschismus an der Parkstraße, Ecke Kaltenborner Straße
  • Wilhelm-Pieck-Denkmal: Wilhelm Pieck, geboren in Guben, war erster und einziger Präsident der DDR.

Kirchengemeinden

Evangelisch-Lutherische Kirche Des Guten Hirten

Parkanlagen

Marmorkugel in der Mitte des Parks am Kletterfelsen
  • Stadtpark
  • Park am Kletterfelsen
  • Volkshauspark
  • Goethehain (ehemals Turnerwäldchen; nach einem 1846 dort errichteten Turnplatz)

Friedhöfe

  • Waldfriedhof
  • Westfriedhof, Bethanienstraße
  • Jüdischer Friedhof, Reichenbacher Berg, mit Gedenktafel für mehr als 200 ermordete Gubener Juden
  • Friedhof Reichenbach
  • Friedhof Kaltenborn
  • Friedhof Groß Breesen
  • Friedhof Schlagsdorf
  • Friedhof Deulowitz
  • Friedhof Bresinchen

Kulinarisches und Appelfest

Eine Gubener Spezialität sind die Gubener Plinse, auf spezielle Art hergestellte Hefeplinse.

Die Stadt ist Mittelpunkt eines Obstanbaugebietes, in welchem insbesondere der Anbau von Äpfeln eine Rolle spielt. Dies spiegelt sich im größten Volksfest der Stadt wider, dem Gubener Appelfest. Hier werden junge weibliche Einwohner auf ihr Wissen über Appelwein und Äpfel der Region geprüft. Das Publikum bestimmt in geheimer Wahl, wer die Appelkönigin des jeweiligen Jahres werden soll.

Eine spezielle Gubener Apfelsorte ist der Warraschke oder auch Gubener Warraschke genannt.

Wirtschaft und Infrastruktur

Ansässige Unternehmen

Im Industriegebiet Guben Süd (ehemaliges Chemiefaserwerk Guben):

  • Performance Fibers GmbH, ein Werk der Performance Fibers Holdings Inc., Richmond, Virginia (USA)
  • Werk Guben der Trevira GmbH: Herstellung von Trevira (die Trevira GmbH im bayrischen Bobingen, eine Tochter der indischen Reliance Industries, meldete im Juni 2009 Insolvenz an)[14]
  • Unylon Polymer: Herstellung von Nylon (eine Beteiligung der Pongs & Zahn AG, Berlin; meldete im April 2009 Insolvenz an)[15]
  • Laufaron GmbH: Herstellung von Polyamid-Teppichgarn (eine Beteiligung der Pongs & Zahn AG, Berlin; meldete im Juni 2009 Insolvenz an)[16]
  • Megaflex Schaumstoff GmbH: Herstellung von Polyurethan-Schaumstoffen
  • envia Therm GmbH (Heizkraftwerk)
  • Gesellschaft für Anlagenbau Guben mbH

Im ehemaligen Rathaus von Guben:

Verkehr

  • Der Bahnhof Guben ist Halt für Regionalexpresszüge der Relation Frankfurt (Oder) – Cottbus
  • Autobahnanschluss über die A 15 nach Cottbus und Forst (Lausitz) sowie die A 12 bei Frankfurt (Oder)
  • Grenzübergang im Stadtgebiet nach Gubin (Polen) für Fußgänger und PKW (der Transitgrenzübergang Klein Gastrose – Sękowice südlich der Stadt gelegen gehört entgegen verbreiteter Ansicht nicht zu Guben, sondern zu Schenkendöbern)
  • nächster Flugplatz bei Drewitz, rund 25 Kilometer südlich von Guben, mit Landemöglichkeiten für Privat- und Geschäftsflüge
    Amtsgericht

Öffentliche Einrichtungen

Guben ist Sitz eines Amtsgerichts.

Weitere öffentliche Einrichtungen sind:

Persönlichkeiten

Söhne und Töchter der Stadt

Persönlichkeiten, die vor Ort gewirkt haben

Galerie

Literatur

  • Karl Gander: Geschichte der Stadt Guben. 1. Aufl. 1925 im Selbstverlag des Magistrats zu Guben, 2. unveränderte Aufl. 1980, 3. unveränderte Aufl. 1993, Seiler Druck
  • Guben - Perle der Lausitz - Wanderführer durch Guben und Umgebung. Reprint von 1914, ISBN 3-935881-01-0
  • Gubener Texte. Erinnerungen an eine vergangene Stadt. ISBN 3-935881-26-6
  • Gubener Heimatbund (Hrsg.): Guben - Stadt und Land vor 1945. ISBN 3-9801199-0-4
  • Lutz Materne (Hrsg.): Guben - Perle der Niederlausitz. Band II. Geiger Verlag, Horb am Neckar 1995, ISBN 3-89570-014-2
  • Gerhart Gunia: Zwischen Klosterkirche und Werderturm. Ausgewählte Beiträge zur Geschichte der Stadt Guben. Niederlausitzer Verlag, Guben 1997
  • Gerhart Gunia: Zwischen Bismarckturm und Borsigwerk. Beiträge zur Geschichte der Stadt Guben 1914–1944. Niederlausitzer Verlag, Guben 2000
  • Gerhart Gunia (Hrsg.): Gubener Heimatlexikon. 2., bearbeitete Auflage, Niederlausitzer Verlag, Guben 2001

Fußnoten und Einzelnachweise

  1. Amt für Statistik Berlin-Brandenburg: Bevölkerung im Land Brandenburg am 31. Dezember 2010 nach amtsfreien Gemeinden, Ämtern und Gemeinden (PDF; 31,71 KB), Stand 31. Dezember 2010. (Hilfe dazu)
  2. Archäologie in Berlin und Brandenburg. 1997. S. 32ff.
  3. Archäologie in Berlin und Brandenburg. 1997. S. 36ff.
  4. Archäologie in Berlin und Brandenburg. 1997. S. 41f.
  5. Zeittafel auf der Homepage des Gubener Heimatbund e. V.
  6. Peter Kunze: Sorbische Reminiszenzen aus Forst und Umgebung. In: Lětopis. Band 53, 2006, Nr. 1, S. 35 ff., Ludowe nakładnistwo Domowina, Budyšin/Bautzen 2006
  7. Bundesarchiv Koblenz, Reichsbetriebskartei R3/2003 von 1943, Anlage 12 zum Rüstungsstandort Guben
  8. Bundesarchiv Koblenz a.a.O.; Gerhard Gunia in Lausitzer Rundschau vom 15. April 2000
  9. Quelle: Fünf Haftbefehle nach tödlicher Hetzjagd. In: Der Tagesspiegel. 14. Februar 1999
  10. Wappenangaben auf dem Dienstleistungsportal der Landesverwaltung des Landes Brandenburg
  11. Quelle: http://www.guben.de/politik/po_partner.html
  12. Webseite mit Informationen über Otto Spalding in Historismus.net; abgerufen am 30. November 2010
  13. Quelle: Evangelisch-Lutherische Gemeinde des Guten Hirten
  14. www.rbb-online.de
  15. www.faz.net
  16. www.rbb-online.de, www.lr-online.de

Weblinks

 Commons: Guben – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

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  • Guben — Guben/Gubin …   Wikipédia en Français

  • Guben — Guben, Stadt (Stadtkreis) im preuß. Regbez. Frankfurt, am Einfluß der Lubis in die Lausitzer Neiße, die von hier an schiffbar ist, Knotenpunkt der Staatsbahnlinien Fürstenwalde Sommerfeld, Benschen Kottbus und Forst G., hat 3 evangelische und 1… …   Meyers Großes Konversations-Lexikon

  • Guben — Guben, 1) Kreis im preußischen Regierungsbezirk Frankfurt; 20,45 QM., 46,400 Ew., von der Neiße durchflossen, ziemlich fruchtbar u. stark[752] bewaldet; 2) Kreisstadt darin, an der Neiße, die hier die Lubst aufnimmt u. schiffbar wird, u. an der… …   Pierer's Universal-Lexikon

  • Guben — Guben, Stadtkreis und Kreisstadt im preuß. Reg. Bez. Frankfurt, an der Lausitzer Neisse, (1900) 33.122 E., Land , Amtsgericht, Gymnasium, Realgymnasium; Tuchfabriken, Spinnereien, Färbereien, Gerbereien, Obstbau …   Kleines Konversations-Lexikon

  • Guben — Guben, preuß. Stadt im brandenburg. Reg. Bez. Frankfurt an der von hier an schiffbaren Neiße mit 12000 E., Wolleindustrie, Tabaksfabrikation, Gerberei, starkem Obstbau …   Herders Conversations-Lexikon

  • Guben — Infobox German Location Art = Stadt Wappen = Wappen Guben.png lat deg = 51 |lat min = 57 |lat sec = 12 lon deg = 14 |lon min = 43 |lon sec = 00 Lageplan = Bundesland = Brandenburg Landkreis = Spree Neiße Höhe = 45 Fläche = 43.75 Einwohner = 20129 …   Wikipedia

  • Guben — Original name in latin Guben Name in other language Guben, Gubenas, Gubin, gu ben, gwbn, Губен State code DE Continent/City Europe/Berlin longitude 51.94987 latitude 14.71447 altitude 47 Population 21608 Date 2010 09 10 …   Cities with a population over 1000 database

  • Guben — Wer sich in Guben will redlich ernähren, darf sich der Hack und des Spatens nicht schämen. – Loocke, Chronik von Guben, Görlitz 1803 …   Deutsches Sprichwörter-Lexikon

  • Guben — Wilhelm Pieck Stadt Guben stor …   Sinonimi e Contrari. Terza edizione

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