Horst Schimmelpfennig

Horst Schimmelpfennig

Horst Schimmelpfennig (* 15. März 1912; † 20. März 1990 in Hamburg) war ein deutscher Kino- und Konzertorganist.

Leben

Schimmelpfennig war der jüngste von drei Brüdern in einer Musikerfamilie. Der Vater war im 1. Magdeburgischen Husarenregiment Nr. 10 in Stendal Stabstrompeter und Chorführer. Seine beiden Brüder waren ebenfalls als Musiker tätig. Erwin Schimmelpfennig (1905–1978), Unterhaltungsmusiker, leitete unter anderem nach dem Krieg das Orchideenorchester in Hamburgs Vergnügungspark Planten un Blomen. Herbert Schimmelpfennig (1911–1994) war Konzertmeister im Großen Rundfunkorchester im Reichssender Hamburg, 1942–1945 im Reichs-Bruckner-Orchester in Linz und bis zu seiner Pensionierung 1978, inzwischen zum Kammermusiker ernannt, in der Rheinischen Philharmonie Koblenz tätig.

Horst Schimmelpfennig begleitete bereits als Realschüler gelegentlich die Morgenandachten auf der Orgel in der Aula. Er nahm Kirchenorgelunterricht und untermalte mit der Kinoorgel die Stummfilme im Schauburg-Kino am Millerntor in Hamburg schon als Fünfzehnjähriger in den Nachmittagsvorstellungen.

Im Jahr 1931 ging er nach Hamm an den UFA-Palast und spielte dort die Welte-Kinoorgel. 1933 engagierte ihn die Direktion an den 1929 in Hamburg erbauten UFA-Palast, mit fast 3.000 Sitzplätzen das größte Kino Europas. Hier startete er seine Karriere an der Wurlitzerorgel. Er wurde Cheforganist aller UFA-Paläste in Deutschland. Seine Auftritte hatte er damals hauptsächlich im Berliner UFA-Palast am Zoo. Dort wurden auch die meisten Schallplatten produziert. Durch Rundfunkübertragungen und Konzerte wurde der Name Horst Schimmelpfennig in Verbindung mit der Wurlitzerorgel über die Grenzen hinaus in Europa zu einem Begriff.

Von 1940 bis Kriegsende war er bei der Wien-Film AG engagiert. Horst Schimmelpfennig war hier maßgeblich an dem Bau der dreimanualigen „Lenkwil“-Kinoorgel mit elf Pfeifenreihen nach dem Multiplex-System sowie Kinoeffekten und tonalem Schlagwerk für die im Rohbau fertiggestellte Synchronhalle beteiligt. Dort hat er unter anderem den Spielfilm Der weiße Traum und mehrere Kulturfilme mit der Orgel begleitet.

Nach dem Krieg waren nahezu alle Theater mit Kinoorgeln zerstört, sodass er sich als Pianist in englischen Offiziersclubs seinen Lebensunterhalt verdienen musste. Im Jahr 1949 saß er an der wieder instandgesetzten Philipsorgel im Hamburger UFA-Mundsburg-Theater (heute Ernst Deutsch Theater). Anfang der 1950er Jahre hatte er ein Engagement bei Radio Basel in der Schweiz, wo er das erste Mal die Hammond-Orgel spielte. Mit dem Erlös der dort eingespielten Schallplatten kaufte er zwei Konzertmodelle. Mit diesen musizierte er fortan im In- und Ausland in Hotels, Konzertsälen und auf Kreuzfahrtschiffen mit großem Erfolg. Bei den Firmen Grammophon, Elektrola und Polydor hat er seinerzeit viele Schallplatten eingespielt, die heute noch von den Radiostationen gesendet werden.

Horst Schimmelpfennig betrieb, neben seinen Auftritten, seit 1965 bis zu seinem Tode in Hamburg ein Musikaliengeschäft. Er verstarb am 20. März 1990 in Hamburg.

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