- Hotel Deutsche Eiche
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Das Hotel "Deutsche Eiche" im Gärtnerplatzviertel von München ist eine alte Traditionsgaststätte und gilt als einer der ältesten Treffpunkte der homosexuellen Szene Münchens.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Das Haus Deutsche Eiche in der heutigen Reichenbachstraße wurde wie viele Gebäude der Umgebung im Jahre 1864 errichtet, ein Gaststättenbetrieb zur damaligen Zeit ist nicht nachweisbar. Der Name wurde damals für verschiedenste Institutionen recht oft verwendet und sollte Nationalstolz, Recht und Ordnung demonstrieren. Spätestens seit 1882 ist eine Schenke nachweisbar. Im Jahre 1896 kaufte Emil Reichenbach das Lokal und die Familie betrieb bis zu seiner Urenkelin Sonja Reichenbach den Betrieb, die es 1995 verkaufte. Nach der Familie wurde auch die Straße vor dem Haus benannt. 1944 zerstörte eine Fliegerbombe das obere Stockwerk.
In den 1950ern besuchten immer mehr Tänzer aus dem nahen Gärtnerplatztheater das Lokal. Diese verdienten nicht besonders gut, schätzten die günstige Wirtschaft und bekamen auch schon mal eine Suppe oder ein Glas Wein umsonst. Als Dank bekam die Wirtin öfter Theaterkarten und bald wurden Premierenfeiern in die Deutschen Eiche verlegt. Tänzer ersannen die Idee eine Faschingsfeier zu veranstalten, die bald zur Institution wurde. So wurde das Lokal vor allem am Abend zu einem Treffpunkt für Kunstschaffende, Lebenskünstler und Homosexuelle. Für die damalige Besitzerin Ella Reichenbach sah die Kundschaft wie folgt aus: „Bei mia verkehr'n neunzig Prozent Künstler und zehn Prozent von den Fraun enttäuschte Männer“.
Ab 1971 traf sich regelmäßig die Homosexuelle Aktionsgruppe im Lokal. Rainer Werner Fassbinder zählte zu den Stammgästen des Lokals, veranstaltete viele seiner Feiern dort und lebte von 1974 bis 1978 direkt gegenüber. Für ihn war es eine Art Wohnzimmer und nach Harry Baer das „Mutterhaus“ des sich um Fassbinder scharenden Clans. Sein Geliebter Armin Meier, der auch als Schauspieler in einigen seiner Filme mitwirkte, arbeitete in der Deutschen Eiche. Auch in mehreren Filmen Fassbinders kommt sein Stammlokal vor, eine Szene des Films Lola wurde dort gedreht und die Wirtin Sonja bekam in einigen Filmen eine Rolle. Auch unzählige andere Persönlichkeiten besuchten das Lokal.
Zum Schluss wurde das eher einfach eingerichtete Hotel von Ella Reichenbach, ihrer Tochter Sonja und ihrer Schwägerin Toni geführt. Mitte der 1980er begann der Abstieg des Lokals. Das Viertel rundherum wurde schicker und damit die Mieten teurer und die Küche sollte auf behördliche Weisung modernisiert werden, was zu gestiegenen Preisen geführt hätte. Weiters starb Seniorchefin Ella, der Pachtvertrag sollte gekündigt werden und ab 1993 sollte das Gebäude „entkernt“ und gewerblich gewinnbringender gestaltet werden. Darauf kam es zu weltweiten Protesten und es gab Hilfsangebote bis aus den USA. Trotzdem gab Sonja Reichenbach 1995 auf, schloss das Lokal, und die Eigentümerin Monachina verkaufte die „problematische Immobilie“.
Heute
Ab 1995 wurde das Gebäude von den neuen Eigentümern Stück für Stück renoviert und umgebaut. In den rückwärtigen Gebäuden entstand eine schwule Sauna, die 1997 erweitert wurde. 1996 wurden die Hotelzimmer renoviert und 1998 das Restaurant. In der Folge erhielt das nunmehrige Designer-Hotel 1999 drei Sterne. Das Haus hält die Erinnerung an Fassbinder wach und veranstaltet auch immer wieder Kunstprojekte. Geführt wird der Betrieb heute von der Josef Sattler GmbH, deren Geschäftsführer Dietmar Holzapfel – welcher auch Mitglied der Rosa Liste München ist – und sein Partner Josef Sattler – welcher 1999 das Vollmarhaus-Theater gründete – sind.
Die "Deutsche Eiche" stiftete 1998 das von Friedrich Brugger 1867 geschaffene Leo von Klenze-Denkmal am Gärtnerplatz.
Literatur
- Harry Baer: Das Mutterhaus. Erinnerungen an die "Deutsche Eiche", ein weltbekanntes urbayrisches Gasthaus in München (Edition Fassbinder). Verlag Rosa Winkel, Berlin 2001, ISBN 3-86149-201-6
Weblinks
- www.deutsche-eiche.de
- Stefan Elfenbein: Das Mutterhaus - Harry Baer würdigt die Münchner Künstlerkneipe „Deutsche Eiche“, Berliner Zeitung, 4. März 2002, Seite 12
- Andrea Schmidt: Lokalreportage: Auf der Suche nach dem verlorenen Querulanten: Fassbinder in München, djs44b.de, 16. Februar 2007
48.13258333333311.576361111111Koordinaten: 48° 7′ 57″ N, 11° 34′ 35″ OKategorien:- Gastronomiebetrieb (München)
- Homosexualität (München)
- Isarvorstadt
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