Leo von Klenze

Leo von Klenze
Leo von Klenze, Fotografie von Franz Hanfstaengl, 1856
Lithographie von Ignaz Fertig
Portraitbüste Leo von Klenze (Von Ludwig Wilhelm Wichmann, 1831)
Grab Klenzes
Ruhmeshalle in München

Leo von Klenze (* 29. Februar 1784 in Buchladen (Bockelah / Bocla) bei Schladen; † 27. Januar 1864 in München; eigentlich Franz Karl Leopold von Klenze) war ein deutscher Architekt, Maler und Schriftsteller. Er gilt als einer der bedeutendsten klassizistischen Architekten.

Sein Ururenkel Karl Graf von Spreti war ebenfalls Architekt, wurde aber vor allem als Bundestagsabgeordneter und Diplomat bekannt.

Klenzes Grab befindet sich auf dem Alten Südfriedhof im Glockenbachviertel in München.

Inhaltsverzeichnis

Werke

Klenzes erstes Werk war das Ballhaus am Schloss Wilhelmshöhe im Bergpark Wilhelmshöhe (Kassel). Das klassizistische Gebäude war 1809 bis 1810 unter Jérôme, König von Westfalen (dem Bruder Napoleons), als Hoftheater errichtet worden. 1828 bis 1830 wurde es unter Kurfürst Wilhelm II. von Hessen-Kassel von Johann Conrad Bromeis in einen Ballsaal verwandelt.

Leo von Klenze gelangte vor allem in seiner Stellung als Hofarchitekt von König Ludwig I. von Bayern (neben seinem Konkurrenten Friedrich von Gärtner) zu Bedeutung. Zu seinen Aufgabenbereichen gehörte die klassizistische Umgestaltung Münchens mit z. B. dem Marstall, Königsplatz, der Ludwigstraße, der Glyptothek, dem Haslauer-Block, der Ruhmeshalle, der Alten Pinakothek oder der Residenz. Im in den Jahren 1817–1821 geschaffenen Palais Leuchtenberg wurde der erste geruchlose bewegliche Abtritt, eine Innovation in der Entwicklung der sanitären Anlagen, die zuerst in Paris entwickelt wurde, verwirklicht. Zu diesem Zweck hat Klenze eigens die französische Hauptstadt aufgesucht, um vor Ort diese technische Errungenschaft zu studieren. Zwischen 1826–1828 wurde der Odeon nach seinen Plänen erbaut. Auch der Monopteros, ein kleiner polychrom verzierter Rundtempel im Englischen Garten wurde von Klenze 1832–1837 errichtet. Klenze schuf somit in München das bedeutendste Architekturensemble, das in Deutschland zwischen 1815 und 1870 errichtet wurde – neben Schinkels Werk in Berlin.[1]

Er schuf die Walhalla bei Regensburg, die Befreiungshalle in Kelheim, die Konstitutionssäule in Gaibach und das Kanaldenkmal am Burgberg in Erlangen. Diese wurden oftmals mit Figurengruppen des bayerischen Bildhauers Ludwig Schwanthaler komplettiert. Klenze war ab 1828 maßgeblich an der Errichtung der Landesfestung Ingolstadt beteiligt.

Zar Nikolaus I. fand bei einem Münchenbesuch solchen Gefallen an der Alten Pinakothek, dass er Leo von Klenze den Auftrag zur Errichtung der Neuen Eremitage in Sankt Petersburg gab, die zwischen 1839 und 1852 errichtet wurde. Auch die klassizistische Umgestaltung der Stadt Athen, die allerdings durch eine spätere Umgestaltung weitgehend verschwunden ist, geht auf ihn zurück. Er lieferte die städtebauliche Konzeption hierzu im Auftrag von Otto I. von Griechenland.

1816 baute Klenze das Schloss Ismaning auf Wunsch des Stiefsohnes Napoleons, Eugen Beauharnais, Herzog von Leuchtenberg und seiner Gattin Auguste Amalie klassizistisch um. Mit seiner idealistischen Vision einer modernen Wiedergeburt griechischer Architektur war er nicht unumstritten, wie u. a. zeitgenössische Reiseberichte belegen.

Er ist Ehrenbürger der Stadt München. Die Münchner Klenzestraße im Gärtnerplatzviertel, das Klenze-Gymnasium München, die Klenzestraßen in Regensburg und Tutzing am Starnberger See sowie der Klenzepark in Ingolstadt sind nach ihm benannt.

Seine Büste fand Aufstellung in der Ruhmeshalle in München.

Auswahl seiner Werke

Briefwechsel mit Ludwig I.

Der Briefwechsel zwischen Klenze und Ludwig I. ist erhalten.

1998 bildete Prof. em. Hubert Glaser an der Ludwig-Maximilians-Universität München eine Arbeitsgruppe mit dem Ziel, die Künstlerkorrespondenzen König Ludwigs I. von Bayern zu kommentieren und zu editeren. Schwerpunkt dieser Arbeitsgruppe war der etwa 1700 Stücke umfassende Briefwechsel des Königs mit Klenze. Die Briefe werden ergänzt durch Stellungnahmen, Denkschriften und Kostenvoranschläge; hinzu kommen dazugehörige Weisungen des Königs an sein Kabinettssekretariat.

  • 2004 legte sie die ersten Ergebnisse vor: 3 Bände mit der Korrespondenz aus den Jahren 1815-1825, der Zeit vor der Thronbesteigung Ludwigs.
  • Ende 2007 folgten drei weitere Bände: Briefwechsel zwischen Oktober 1825 und März 1848, also zwischen der Regierungsübernahme Ludwigs und der Abdankung in der Revolution von 1848.
  • im Januar 2011 wurde die letzten drei Bände vorgestellt (Periode von 1848 bis 1864, also zwischen Ludwigs Thronverzicht und Klenzes Tod).[2]

Die Kunstpolitik Ludwigs I. von Bayern ist ein typisches Beispiel für das Bestreben von Monarchen des 19. Jahrhunderts, durch Monumentalbauten und Kunstsammlungen ihre Herrschaft zu repräsentieren und zu stabilisieren, den gebildeten bzw. vermögenden Teil der Staatsbürger für sich zu gewinnen und an die bestehende politische Ordnung zu binden. Es gelang Ludwig I., München zu einem europäischen Kunstzentrum zu entwickeln, das bis nach Paris (Museumsgründungen von König Louis Philippe), London (Hearing im Unterhaus über die Kunstentwicklung in Bayern), St. Petersburg (Bau Neue Eremitage) und Athen (Stadtgestaltung, Residenzbau, Denkmalschutz) ausstrahlte.[3]

Siehe auch

Leo von Klenze-Denkmal am Gärtnerplatz in München)

Literatur

  • Rudolf Reiser: Klenzes geheime Memoiren. Der große Architekt als Chronist und Kritiker. MünchenVerlag (vormals Buchendorfer Verlag München), München 2004, ISBN 978-3-937090-08-5.
  • Hubert Glaser (Hrsg.): König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze. Der Briefwechsel. Teil I: Kronprinzenzeit König Ludwigs I. (= Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns, V.), 3 Bde., München 2004.
  • Rudolf Wiegmann: Der Ritter Leo von Klenze und unsere Kunst. 1836.
  • Ein griechischer Traum. Leo von Klenze der Archäologe. Ausstellungskatalog, Glyptothek München, 1985/1986.
  • Joseph von Hazzi: Über den Dünger, zugleich aber auch über das Unwesen dabei in Deutschland, besonders in der Haupt- und Residenzstadt München und in ganz Bayern. 1821.
  • Adrian von Buttlar: Leo von Klenze. Leben, Werk, Vision. C. H. Beck Verlag, München 1999.
  • Friedrich Pecht: Klenze, Leo von. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 16, Duncker & Humblot, Leipzig 1882, S. 162–166.
  • Wilberforce Edward: Ein Snob in München: Die erstaunlichen Beobachtungen des Mr. Edward Wilberforce in München anno 1860. Ehrenwirth Verlag GmbH, München 1990.

Weblinks

 Commons: Leo von Klenze – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Hans Kratzer: Dickschädel am Bau – Der Briefwechsel von Ludwig I. und Leo von Klenze ist nun vollständig editiert. In: Süddeutsche Zeitung vom 25. Januar 2011
  2. König Ludwig I. von Bayern und Leo von Klenze. Der Briefwechsel. Teil III: Nach dem Thronverzicht König Ludwigs I., herausgegeben von Hubert Glaser, bearbeitet von Hannelore Putz und Friedegund Freitag, in Zusammenarbeit mit Franziska Dunkel, Bettina Kraus, Jörg Zedler (Quellen zur Neueren Geschichte Bayerns V), München 2011.
  3. uni-muenchen.de

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