Hubertus Czernin

Hubertus Czernin

Hubertus Czernin (* 17. Jänner 1956 in Wien; † 10. Juni 2006 ebenda) war ein österreichischer Journalist und Verleger.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er war der jüngste von fünf Söhnen des Grafen Felix Czernin von und zu Chudenitz (1902-1968) und seiner zweiten Frau Franziska, geborene Mayer-Gunthof (1926-1987). Czernins Halbbruder Paul (* 1934) entstammt der ersten Ehe (1933-1950) seines Vaters mit der Italienerin Anna Leopoldina, geborene Contessa Ceschi a Santa Croce (* 1914; geschieden 1950[1]), die über ihre Mutter dem ehemaligen deutschen Fürstenhaus Ysenburg und Büdingen entstammt.

Einer ehemals adeligen Industriellenfamilie entstammend, fühlte er sich selbst „politisch von Prag und Paris 1968“ geprägt.

Nach dem Studium der Geschichte, Kunstgeschichte und Politikwissenschaften arbeitete er ab 1979 als Journalist, zunächst als freier Mitarbeiter für die Wochenpresse und ab 1984 beim Nachrichtenmagazin profil. Hier war er 1986 maßgeblich an der Aufdeckung der Kriegsvergangenheit des für das Amt des Bundespräsidenten kandidierenden Kurt Waldheim („Waldheim-Affäre“) beteiligt. 1992 wurde er profil-Herausgeber. 1995 stand Czernin mit Josef Votzi knapp vor der Kündigung, weil der Eigentümervertreter Christian Konrad von der Veröffentlichung der Missbrauchsanschuldigungen gegen Hans Hermann Groër nicht vorab informiert war.[2] Nach Erscheinen einer profil-Ausgabe auf deren Titelseite eine Bildmontage den Kopf des damaligen Bundeskanzlers Franz Vranitzky auf einem nackten Körper zeigte, wurde Czernin 1996, trotz Protesten der Redaktion und auch politischer Parteien wie der Grünen, des Liberalen Forums und der FPÖ, gekündigt.

Von 1998 bis 1999 war er geschäftsführender Gesellschafter des Fritz Molden Verlages. 1999 gründete er den Czernin Verlag in dem er sich, ausgehend von der österreichischen Kultur- und Geistesgeschichte, ansonsten vernachlässigten und kontroversen Themen widmete. Im Rahmen dieser Tätigkeit galt seine Arbeit insbesondere der Thematik des Kunstraubes durch die Nationalsozialisten in der Zeit der nationalsozialistischen Herrschaft in Österreich und der Restitution der Kunstgüter. 2005 brachte er dabei die „Causa Klimt“, um die Restitution mehrerer Bilder Gustav Klimts an die Erben der nach dem „Anschluss“ enteigneten ursprünglichen Besitzer ins Rollen (siehe Maria Altmann).

Er litt an einer chronischen Mastozytose, die schließlich zum Tod führte.[3]

Familie

Czernin war in erster, kinderloser Ehe zwischen 1979 und 1981 mit Christina (Teresa), geborene Szapáry (* 1958) verheiratet. Aus seiner zweiten Ehe seit 1984 mit Valerie, geborene Baratta-Dragona (* 1961), war er Vater dreier Töchter.

Mütterlicherseits war Czernin ein Enkel von Franz Josef Mayer-Gunthof. Christoph Schönborn nennt Czernin als sein Cousin.[4][2]

Veröffentlichungen

  • Der Haider-Macher (1997)
  • Das Buch Groer (1998)
  • Die Auslöschung (1998)
  • Die Fälschung (1999)
  • Jahr des Erwachens (2000)
  • Wofür ich mich meinetwegen entschuldige (2000 Hrsg.)
  • Der Westentaschen-Haider (2000 Hrsg.)
  • Was von Jörg Haider bleibt (2003)
  • Über Totschweigen und Schönreden (2007, posthum)

Auszeichnungen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Countess Anna Leopoldina Ceschi a Santa Croce. Eintrag auf thePeerage.com. Abgerufen am 11. Oktober 2010.
  2. a b Ingrid und Christian Mitterecker: Interview mit Hubertus Czernin: Wie man eine Geschichte sozusagen mutwillig missverstehen will. E-Book 2011 (Leseprobe; PDF).
    „Schönborn wusste, dass alles stimmt“. In: Falter, Heft 21/2011 vom 25. Mai 2011. (Gekürzter und leicht redigierter Auszug aus dem Gespräch, „das die Mittereckers als E-Book anlässlich des fünften Todestages Czernins veröffentlichen […].“)
  3. Lehrmeister und Kämpfer für Gerechtigkeit. In: derStandard.at vom 4. Juli 2006.
  4. Christoph Schönborn: „Hier hat sich Czernin geirrt“. In: Falter, Heft 22/2011 vom 1. Juni 2011.

Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Нужна курсовая?

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Hubertus Czernin — (more fully, Hubertus Alexander Felix Franz Maria Czernin von und zu Chudenitz) (17 January 1956 10 June 2006) was an Austrian investigative journalist.Born in Vienna to Felix Theobald Paul Anton Maria Czernin von und zu Chudenitz (1902 1968) and …   Wikipedia

  • Czernin Verlag — Czernin Verlags GmbH Rechtsform GmbH Gründung 1999 Sitz Wien …   Deutsch Wikipedia

  • Czernin von und zu Chudenitz — (tschechisch Černín z Chudenic) ist der Name eines alten böhmischen Adelsgeschlechts. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 1.1 Herkunft 1.2 Legende 2 …   Deutsch Wikipedia

  • Czernin — ist der Familienname folgender Personen: Franz Josef Czernin (* 1952), österreichischer Schriftsteller Hubertus Czernin (1956–2006), österreichischer Journalist, Autor und Verleger Manfred Czernin (1913–1962), tschechischer Pilot der Royal Air… …   Deutsch Wikipedia

  • Hubertus (disambiguation) — Hubertus was the first Bishop of Liège.Hubertus may also refer to:* Hubertus, Wisconsin, United States * Hubertus Bigend, a character in the novel Pattern Recognition People named Hubertus:* Carl Gustaf Folke Hubertus (born 1946), King of Sweden… …   Wikipedia

  • Czernin von Chudenitz — Wappen der Grafen Czernin von und zu Chudenitz Czernin von und zu Chudenitz (tschechisch Černín z Chudenic), ist ein böhmisches Adelsgeschlecht. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herkunft …   Deutsch Wikipedia

  • Czernin von und zu Chudenitz — The Czernin (Czernin von und zu Chudenitz) family is one of the oldest and most important dynasties originating in Bohemia, part of the present day Czech Republic. History The family is descended from the clan of the Drslavice , like several… …   Wikipedia

  • House of Czernin — Czernin redirects here. For other uses, see Czernin (disambiguation). The Czernin family (Czech: Černínové z Chudenic, German: Czernin von und zu Chudenitz) is one of the oldest and most important dynasties originating in Bohemia, present day… …   Wikipedia

  • Goldene Adele — Adele Bloch Bauer I Gustav Klimt, 1907 Öl, Silber und Gold auf Leinwand, 138 cm × 138 cm Neue Galerie (New York) Das Bildnis Adele Bloch Bauer I, auch „Goldene Adele“ genannt, ist ein Gemälde des Malers Gustav Klimt (1862–1918). Das Bild gilt als …   Deutsch Wikipedia

  • Cernin von Chudenic — Wappen der Grafen Czernin von und zu Chudenitz Czernin von und zu Chudenitz (tschechisch Černín z Chudenic), ist ein böhmisches Adelsgeschlecht. Inhaltsverzeichnis 1 Geschichte 2 Herkunft …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”