Alter St.-Nikolai-Friedhof (Hannover)

Alter St.-Nikolai-Friedhof (Hannover)
Der Alte St.-Nikolai-Friedhof heute als Park, im Hintergrund der Klagesmarkt

Der Alte St.-Nikolai-Friedhof in Hannover ist ein historischer Friedhof, der im Mittelalter bei der Nikolaikapelle angelegt wurde und seit seiner Auflassung im 19. Jahrhundert als Park dient. Er liegt nahe der Innenstadt Hannovers am Klagesmarkt und verfügt über bedeutende Grabdenkmäler. Eines der schönsten ist das Denkmal für den Dichter Ludwig Christoph Heinrich Hölty mit der Bronzestatue eines trauernden Jünglings.

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Ruine der Nikolaikapelle auf dem früheren Friedhof

Der St.-Nikolai-Friedhof wurde im 13. Jahrhundert im Norden Hannovers außerhalb der Stadtmauer vor dem Steintor bei der Nikolaikapelle angelegt. Sie wurde 1284 erstmals als capella leprosorum extra muros (Leprosenkapelle vor der Stadtmauer) erwähnt, denn sie diente als Kapelle für das Nikolaistift, ein Krankenhaus für Aussätzige, später ein Stift für verarmte Frauen und Mädchen. Der Friedhof war zunächst Begräbnisplatz für die Bewohner des Stifts, später nach Aufgabe des Kirchhofs an der Marktkirche auch Friedhof der hannoverschen Altstadt. Er musste deshalb mehrmals erweitert werden, zuletzt 1824, wurde aber 1866 geschlossen, als der Neue St.-Nikolai-Friedhof in der Nordstadt (An der Strangriede) eröffnet wurde. 1896/1902 wurde die Fläche von Stadtgartendirektor Julius Trip zum Park umgestaltet und an die Nikolaikapelle eine „Denkmalhalle“ angebaut, die zahlreiche wertvolle Grabdenkmäler aus der Renaissance beherbergte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde 1953 die ehemalige Friedhofsfläche durch Anlage eines Kreisverkehrs am Klagesmarkt und die Weiterführung der Celler Straße zerschnitten und um ein Drittel verkleinert. Dabei wurden die Reste der Nikolaikapelle bis auf den Chor abgebrochen. Von den 647 Grabdenkmälern vor 1943 gab es nach dem Krieg nur noch 278, die auf der verbliebenen Fläche teilweise neu aufgestellt wurden. Zwischen 1996 und 2000 erfolgte eine erneute Neugestaltung der Umgebung des Friedhofs. Der südwestlich an den Friedhof anschließende Klagesmarkt wurde auf einer Seite verkehrsberuhigt und an dieser Seite mit Platanen bepflanzt, das alte Transformatorenhaus abgerissen und ein neuer Spielplatz angelegt.

Eine informative Broschüre des Grünflächenamts der Landeshauptstadt Hannover (s.u. Literatur) bietet neben einer historischen Übersicht über die Geschichte des Friedhofs auch eine Auflistung von 37 ausgewählten Grabstätten des St.-Nikolai-Friedhofs. Ihre Nummerierung ist in der folgenden Liste übernommen.

Grabdenkmäler (Auswahl)

Aquarell von 1835 vom Grab des Lederfabrikanten Söhlmann auf dem St.-Nicolai-Kirchhof. Darin zeigt der Maler Rudolf Wiegmann seinen eigenen klassizistischen Entwurf für den Überbau des Grabgewölbes, der unter seiner Aufsicht entstand. Das Bild vermittelt die romantische Auffassung vom Friedhof als einem Ort, an dem sich der Mensch des nahenden Todes bewusst wird (Memento Mori).
  1. Johann Heinrich Wedekind (1717–1787)
  2. Behrend Adolph Pape (1756–1791), Zimmermeister
  3. Caspar Christian Böhme (1701–1773), Kaufmann
  4. Georg Christian Ludolph Meyer (1742–1812), Camerarius
  5. Wilhelm Blumenhagen (1781–1839), Schriftsteller, und Ehefrau Christine, geb. Wiedemann (1782–1863)
  6. Wilhelm August Alemann (1728–1784), Jurist, Hofrat, Bürgermeister der Altstadt
  7. Johann Peter Danckert (1764–1829), Zahl-Commissair, und Ehefrau Anna Dorothee Margarethe, geb. Rettstadt (1783–1865)
  8. Friederica Maria Margaretha Theile, geb. Muhdt (1772–1809)
  9. Sophie Magdalena Grove, geb. Korb (1752–1824) und Johann Gottfried Wilhelm Grove (1770–1845)
  10. Johann Gottlieb Daniel Noltemeyer (1768–1849), Kirchenvogt, und Wilhelmine Noltemeyer, geb. Genger (1782–1862)
  11. Georg Christian Gottfried Schade (1761–1843), Organist der Marktkirche, und Anna Catharina Sophia Schade, geb. David (1762–1834)
  12. Ernst August Landvoigt (1755–1823), Gärtner, und Maria Landvoigt, geb. Rosenthal
  13. Andreas Wilhelm Hagemann (1745–1824), Prediger an der Marktkirche
  14. Heinrich Wilhelm Maschmeyer (1787–1835), Kupferschmiedeamtsmeister, und Catharina Louise Maschmeyer, geb. Vieth (1805–1834)
  15. Georg Carl Andreas Wagner (1794–1854), Hofschauspieler
  16. Otto Friedrich Schaumann (1747–1830), Jurist
  17. Carl Dietrich Mathée (1749–1835), Kaufmann
  18. August Heinrich Andreae (1804–1846), Architekt und Stadtbaumeister
  19. Henriette Kohlrausch, geb. Eichmann (1781–1842), Witwe des Geheimen Ober-Medizinalrats Dr. Heinrich Kohlrausch
  20. Johann Conrad Röhden (1720–1797), Hofschlachtmeister, und Margreta Eliesabeht Röhden, geb. Canemann (1727–1796)
  21. Paul Gottlieb Werlhof (1699–1767), Hofrat und Leibarzt, und Sara Elisabeth Werlhof, geb. Scriver (1709–1768)
  22. Heinrich Diederich von Anderten (1738–1816), Hofrat, und sein Sohn Clemens Ernst Ludewig von Anderten (1772–1811)
  23. Johann Albrecht Grote (1720–1777), Kaufmann und Diakon der Marktkirche
Hölty-Grabdenkmal
  1. Johann Friedrich Philipp Plener (1798–1864), Oberbaurat
  2. Anna Regina Schuster, geb. Rechter (1843–1866)
  3. Johann Just Bartels (1722–1805), Hofvergolder
  4. Ludwig Christoph Heinrich Hölty (1748–1776), Dichter. Die Lage des Grabs ist unbekannt, stattdessen wurde 1901 von dem Bildhauer Otto Lüer das schöne Denkmal mit dem Medaillon-Porträt des Dichters von Karl Gundelach (nach einem zeitgenössischen Schattenriss) errichtet. Das Denkmal trägt die Gedenkverse von Nikolaus Lenau über Hölty: „Hölty, Dein Freund der Frühling ist gekommen. Klagend irrt er im Hause, Dich zu finden. Doch umsonst, sein klagender Ruf verhallt in einsamen Schatten.“
  5. Jean Joseph la Croix (1737–1828), Königlicher Fontainier (zuständig für die Fontänen und Wasserspiele im Großen Garten in Herrenhausen)
  6. Johann von Allwörden (um 1679–1736), Camerarius
  7. Denis Pilay (um 1638–1678), „Dekorateur“
  8. Jeremias Sutel (1587–1631), Bildhauer
  9. Hans Hinüber (1618–1680), Fürstlich braunschweig-lüneburgischer Postmeister zu Hannover, und Ehefrau Justina Margaretha Hinüber, geb. Meyer (1630–1687), Wandmal am Chor der Nikolaikapelle
  10. Anna Smidt, geb. Meier (gest. 1584)
  11. Hans Hagen (1627–1716), Schusteramtsmeister, und Margaretha Hagen, geb. Wietgrefe (1633–1697)
  12. Ludolf von Anderten (1562–1626), Ratsherr, und Ilse von Anderten, geb. von Wintheim (um 1577–1599)
  13. Christiane Juliane Wolckenhaaren, geb. Eggers (gest. 1737)
  14. August Theodor Roettiger (1766–1851), General, und Marie Anne Roettiger, geb. Werningh (1773–1845)

Literatur

  • Arnold Nöldeke: Die Kunstdenkmäler der Provinz Hannover. 1: Regierungsbezirk Hannover. Heft 2: Stadt Hannover. Teil 1: Denkmäler des „alten“ Stadtgebietes Hannover. Hannover 1932. Neudruck: Osnabrück: Wenner 1979, S. 251–255, ISBN 3-87898-151-1.
  • Waldemar R. Röhrbein: Von Hannovers alten Friedhöfen. In: Geschichten um Hannovers Kirchen. Studien, Bilder, Dokumente. [Hrsg.:] Hans Werner Dannowski und Waldemar R. Röhrbein. Hannover: Lutherhaus-Verlag 1983, S. 97–102 (auch über den St.-Nikolai-Friedhof), ISBN 3-87502-145-2.
  • Joachim Schmidt, Andreas Wawra: Hannovers uralter Nikolaifriedhof im Wandel der Zeit. In: Deutsche Friedhofskultur. Jg. 76 (1986), S. 206–211.
  • Anne Hufnagel, Michael Rohde: Nikolai-Friedhof. Gartendenkmalpflegerisches Gutachten über einen aufgelassenen Friedhof in Hannover. 4. Projekt am Institut für Grünplanung und Gartenarchitektur der Universität Hannover. Hannover 1989.
  • Anne Hufnagel, Michael Rohde: Der Nikolai-Friedhof in Hannover. Gartendenkmalpflegerisches Konzept für einen aufgelassenen Friedhof. In: Berichte zur Denkmalpflege in Niedersachsen. Jg. 10 (1990), S. 7–13.
  • Sabine Wehking: Die Inschriften der Stadt Hannover. Wiesbaden: Reichert 1993. (Die deutschen Inschriften. 36. Göttinger Reihe. 6) ISBN 3-88226-551-5. – Darin die Grabmäler Anna Smidt (Nr. 172), Ludolf von Anderten (Nr. 230), Jeremias Sutel (Nr. 299).
  • Helmut Knocke, Hugo Thielen: Hannover. Kunst- und Kultur-Lexikon. Handbuch und Stadtführer. 3., rev. Aufl. Hannover: Schäfer 1995, S. 110.
  • Der St.-Nikolai-Friedhof und der Neustädter Friedhof. Text: Henrike Schwarz. Hannover: Fachbereich Umwelt und Stadtgrün 2003. (Kostenlos beim FB Umwelt und Stadtgrün, Langensalzastr. 17, 30169 Hannover).
  • Ernst-August Nebig: Rettet endlich das Kleinod Nikolaikapelle! Schluß mit Debatten und immer neuen Gutachten, Taten sind gefragt. In: Heimatland. 2005, S. 173–175.

Weblinks

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