- Hutt-River-Provinz
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Die Principality of Hutt River (deutsch: 'Fürstentum Hutt River'), vormals Hutt River Province (HRP), ist eine Mikronation, die ca. 75 km² im australischen Bundesstaat Western Australia, 517 km nördlich von Perth als Staatsgebiet beansprucht. Auf dem Gebiet befindet sich eine Farm, die neben dem Weizenanbau vor allem als Touristenattraktion betrieben wird.
Am 21. April 1970 erklärte Leonard George Casley mit einem Brief an den amtierenden Premierminister die Sezession vom Commonwealth of Australia. Vorangegangen war ein Streit über die staatliche Produktionsquote für Weizen auf seiner Farm. Er ernannte sich selbst zum Regenten His Royal Highness Prince Leonard, erklärte das Gehöft zur Hauptstadt Nain und behauptet seither, dass die Farm ein unabhängiger Staat geworden sei.
Es scheint tatsächlich, als genieße Casley gewisse Freiheiten. In offiziellen Statements der australischen Behörden wird die Unabhängigkeit des Fürstentums jedoch regelmäßig bestritten.[1] Kein Staat der UNO hat das Fürstentum als souverän anerkannt.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Hutt-River-Gebiet 28° 4′ 46″ S, 114° 28′ 48″ O-28.079444444444114.48 ist nach eigenen Angaben etwa 75 km² groß[2] und liegt 595 km nördlich von Perth, in der Nähe von Geraldton (95 km), Northampton (42 km) und südlich von Kalbarri (66 km), nur wenige Kilometer vom Meer entfernt.
Bevölkerung
Die Bevölkerung setzt sich aus etwa 20 permanenten Einwohnern, Mitgliedern und Freunden der Familie zusammen. Darüber hinaus besitzen mehrere hundert nomadisch lebende Aborigines vom Stamm der Nanda und weitere ca. 18.000 Ausländer eine Bürgerschaft. Die ausländischen Bürger (mit sogen. Overseas Citizenship) dürfen sich jedoch ohne Genehmigung nicht in Hutt River ansiedeln.
Geschichte
1969 protestierte der Farmer Leonard George Casley gegen die von der australischen Zentralregierung auferlegten Produktionsquoten für Weizen.
Am 21. April 1970 übersandte Casley den "Sezessionsakt" an den amtierenden Premierminister von Westaustralien, Sir David Brand, nachdem alle vorherigen Rechtsmittel erschöpft waren. Diese Sezessionserklärung besagte, dass der „Fait Accompli“ es der damit betrauten Stelle erlaube, Grenzen einzurichten, ohne dass die Interessen der Regierung Western Australias verletzt würden. Somit würde Casleys ursprünglicher Großgrundbesitz mit der 15fachen Größe Monacos ein nicht mehr zum „Commonwealth of Australia“ gehörendes Territorium, das keinerlei Steuern mehr an die Zentralregierung abgeben müsse.
Der Medienrummel in Folge dieser "Staatsgründung" war beträchtlich. Eine Anerkennung dieses Staates durch die australische Regierung wurde nicht ernsthaft diskutiert. Die Regierung Western Australias reagierte nicht weiter. Die australischen Behörden gingen auch nicht gegen Fürst Leonard wegen Hochverrats in Folge des Verstoßes gegen die territoriale Integrität Australiens vor. Die Bevölkerung (Weiße und Aborigines) bestimmte Administrator Leonard Casley angabegemäß später zu ihrem "Fürsten" („Prince“) bzw. „Defender of the Legends“.
Das staatliche australische Nationalmuseum in Canberra zeigt als Touristenattraktion eine ständige Ausstellung zur "Sezession" der Hutt River Provinz vor über 35 Jahren.
Aufgrund der "Unabhängigkeitserklärung" des Fürstentums Hutt River sind insbesondere in Australien manche dem Beispiel gefolgt und betrachten sich heute ebenfalls als eigener Staat. Jedoch waren diese wohl kleiner, da sich das Fürstentum nach wie vor als „zweitgrößtes souveränes Land des australischen Kontinents“ zu betrachten pflegt.
Die "Souveränität" des Fürstentums
Gemäß der 1970 vorherrschenden Völkerrechtslehre liegt ein Staat dann vor, wenn Staatsgebiet, Staatsvolk sowie Staatsgewalt vorhanden sind (weitere Eigenschaften nicht erforderlich). Mangels einer eigenen Staatsgewalt ist die Principality of Hutt River kein Staat und wird auch international nicht anerkannt.
Die (theoretische) Souveränität des Fürstentums begründen die Anhänger hauptsächlich mit der Volkssouveränität, dem Selbstbestimmungsrecht der Völker sowie dem Widerstandsrecht (gegen eine unzumutbare Behandlung durch Australien), was elementare Prinzipien des Völkerrechts sind. Da alle Staaten mit Berufung auf diese Prinzipien dem Fürstentum die Souveränität und die Staatlichkeit absprechen, so habe dies im Innenverhältnis für das Fürstentums keinen Einfluss, allerdings wird Hutt River im Außenverhältnis dann nur schwierig als souveräner Staat agieren können.
Um eine Staatsgewalt zu begründen, wurden verschiedene symbolische Maßnahmen durch das Fürstentum ergriffen. So erklärte Fürst Leonards Australien den Krieg (ohne jedoch militärische Maßnahmen zu ergreifen), was Australien ignorierte. Hierzu wurden auf dem Papier die "Royal Hutt River Defence Forces" geschaffen, die der Schweizergarde nachempfunden wurden. Sie bestehen aus der "Royal Hutt River Army", "Royal Hutt River Navy" und der "Royal Hutt River Air Force". Da diese "Armee" unbewaffnet ist, ist ein militärischer Einsatz nicht vorstellbar. Es handelt sich vielmehr um eine symbolische Truppe. Die unbewaffneten Soldaten sind über den ganzen Globus verstreut, um die Beziehungen des Fürstentums zu anderen Staaten durch ihre Aktivitäten zu verbessern.
Obwohl sich das Fürstentum als souverän betrachtet, muss es in der Praxis enorme Rücksichtnahme auf Australien üben, da gravierende Verstöße gegen australisches Recht zu australischen Polizeimaßnahmen führen würden, die die behauptete Souveränität vollständig widerlegen würde. Als Erfolg schildert das Fürstentum ein australisches Gerichtsurteil, das die australische Post zur Zustellung von an das Fürstentum gerichtete Post verpflichtete.
Interessenten können für ca. 500 Euro die Staatsangehörigkeit des Fürstentums Hutt River bei den dortigen Behörden (oder bei diplomatischen bzw. konsularischen Vertretungen vor Ort) beantragen. Es soll gelegentlich gelungen sein, mit diesen Pässen internationale Grenzen von UNO-Staaten zu passieren, obwohl die beteiligten Staaten das Fürstentum offiziell nicht anerkennen.
Mit der Hutt-River-Staatsangehörigkeit sind gewisse Rechte und Pflichten verbunden. Eine Steuer- oder Wehrpflicht existiert derzeit in PHR nicht.
Mit Wirkung vom 1. Oktober 2005 ist die lang diskutierte Verfassung der PHR mit fürstlichem Dekret in Kraft getreten. Veröffentlicht wurde die Verfassung durch den Fürsten im April 2006.
Kürzlich sind der Fürst und die Fürstin zu „Kentucky Colonels“ für ihre zahlreichen Verdienste ernannt worden. Diese Auszeichnung wird durch den Gouverneur des US-Bundesstaates Kentucky an Personen vergeben, die sich besonders verdient gemacht haben. Die Auszeichnung ist eine der höchsten zivilen Auszeichnungen Kentuckys.
Einzelnachweise
- ↑ Australian Taxation Office Info to potential investors
- ↑ Homepage des Fürsten - www.principality-hutt-river.com
Weblinks
- http://hrp.cwsurf.de/ (offizielle Seite der Ständigen Vertretung der HRP in Berlin)
- http://www.daserste.de/weltspiegel/beitrag_dyn~uid,7vhajn08f60qpcvf~cm.asp (Bericht in der ARD-Reportage "Weltspiegel")
- http://www.nma.gov.au/exhibitions/now_showing/eternity/separation/ (staatliches australisches Nationalmuseum in Canberra)
- http://www.huttriverprovinceusa.org (HRPP-Seite für Amerika)
- http://www.hutt-river.org/history.htm (offizielle Seite des HRPP-Außenministeriums)
- http://www.time.com/time/magazine/article/0,9171,917529,00.html Time-Magazin vom 16. Juni 1975: The Prince of Hutt River)
-28.079166666667114.48Koordinaten: 28° 5′ S, 114° 29′ O
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