Altes Lager (Menzlin)

Altes Lager (Menzlin)
Schiffssetzungen 1, 2 und 4

Das Flächennaturdenkmal Altes Lager befindet sich etwa 1,5 km südlich des Ortes Menzlin. Wie Funde zeigen, befand sich dort im Siedlungsgebiet der slawischen Lutizen ein wikingerzeitlicher Handelsplatz, dessen ursprünglicher Name unbekannt ist.

Inhaltsverzeichnis

Anlage

Auf einer Sandkuppe nahe dem Peeneufer lag im 9. Jahrhundert eine etwa 18 ha große Siedlung. Bei den Ausgrabungen wurden die Reste einer holzernen Brücke gefunden, und zwischen 1965 und 1969 der zugehörige Brandgräberfriedhof ausgegraben. In den Gräbern wurden skandinavische Grabbeigaben, sowie wertvolle Importe, unter anderem aus Irland und dem Baltikum gefunden. Die Bestattung in acht schiffsförmigen Steinsetzungen, zwölf Steinkreisen, 33 Brandgräbern und einer Ustrine (Verbrennungsplatz) entspricht zeitgleichen skandinavischen Sitten. Nach den Beigaben zu urteilen handelt es sich um Frauengräber. Die Männergräber sind entweder uncharakteristisch ausgestattet oder wurden noch nicht entdeckt.

Dendrochronologisch stammen die meisten Menzliner Funde aus dem frühen und mittleren 9. Jahrhundert. Die Siedlung gehört zu den Handelsplätzen des 9. und 10. Jahrhunderts im Ostseeraum, wie sie unter anderen in Birka (Schweden), Kaupang (Norwegen), Haithabu, Wollin und Truso bestanden. Die Lage ermöglichte den Handel mit Skandinavien und dem slawischen Hinterland. Es wurden eine Vielzahl von Perlen aus Amethyst, Bergkristall, Glas, Karneol und Schiefer, also lokal nicht vorkommenden Materialien gefunden.

Adam von Bremen berichtet in seiner um 1075 verfassten Hamburgischen Kirchenchronik von einem „Landweg von der Elbmündung nach Wollin oder Stettin“. Für die Reise auf dieser Via Regia, die Menzlin berührt haben muss, benötigte man im 11. Jahrhundert sieben Tage.

Name

Der alte Name des Platzes ist unbekannt, was zu Spekulationen Anlass gibt. So ist die Gleichsetzung mit dem sagenhaften Vineta oder der Jomsburg auch hier im Gespräch. Ob Jomsborg allerdings identisch ist mit Arkona, Ralswiek, Menzlin, Wollin oder einer anderen noch unbekannten Siedlung, wurde bisher nicht geklärt.

Die Bezeichnung „Altes Lager“ geht wahrscheinlich auf die Zeit zurück, als der Große Kurfürst 1676 während der Belagerung Anklams in der Nähe Menzlins sein Heerlager hatte.[1]

Literatur

  • Joachim Herrmann (Hrsg): Archäologie in der Deutschen Demokratischen Republik. Denkmale und Funde. 2 Bände. Theiss, Stuttgart 1989, ISBN 3-8062-0531-0.
  • Horst Keiling: Menzlin, frühstädtisches Zentrum der Slawen mit Niederlassung skandinavischer Händler. In: Horst Keiling: Archäologisches Freilichtmuseum Groß Raden. 2. erweiterte Auflage. Museum für Ur- und Frühgeschichte, Schwerin 1989, (Archäologische Funde und Denkmale aus Mecklenburg-Vorpommern - Museumkatalog 7), S. 81–87.
  • Lutz Mohr: Die Wikinger-Toten-Steinschiffe nördlich der Peene bei Menzlin unweit Anklam in Ostvorpommern und ihre Zeit. In: Steinkreuzforschung. Reihe B: Sammelbände 24 = N. F. 9, 1997, ZDB-ID 146124-2, S. 59–67.
  • Ulrich Schoknecht: Menzlin. Ein frühgeschichtlicher Handelsplatz an der Peene. Deutscher Verlag der Wissenschaften, Berlin 1977, (Beiträge zur Ur- und Frühgeschichte der Bezirke Rostock, Schwerin und Neubrandenburg 10, ISSN 0138-4279).

Einzelnachweise

  1. Das „Alte Lager“ bei Menzlin (Archivversion vom 25. Mai 2008)

Weblinks

 Commons: Altes Lager (Menzlin) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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