Høeg

Høeg

Peter Høeg (* 17. Mai 1957 in Kopenhagen) ist ein bekannter dänischer Autor.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Als junger Erwachsener orientierte er sich in die künstlerische Richtung, studierte Schauspiel, Tanz und Literaturwissenschaften. 1984 schloss er mit dem Magister Artium in Vergleichender Literaturwissenschaft sein Studium ab. Er arbeitete in einer Vielzahl von Bereichen, u. a. als Schauspieler und Tänzer (Klassisches Ballett). Häufig befand er sich auch auf Reisen, vor allem in der Karibik und in Afrika. Zwischendurch arbeitete er als Matrose auf Yachten reicher Leute und spielte Theater in Afrika. Im Anschluss an diese Reisen gründete er auch eine Stiftung zugunsten von Frauen und Kindern in Entwicklungsländern. Der Autor lebt als freier Schriftsteller in Jütland (Dänemark).

Sein soziales Engagement spiegelt sich auch in seinen Texten. Internationalen Ruhm erlangte er mit der Veröffentlichung des Romans Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Frøken Smillas fornemmelse for sne), der 1992 herauskam und später vom dänischen Regisseur Bille August mit Julia Ormond in der Titelrolle verfilmt wurde.

Auszeichnungen

Werke

Zuvor hatte Peter Høeg vor allem eine Sammlung von Erzählungen veröffentlicht unter dem Titel Von der Liebe und ihren Bedingungen in der Nacht des 19. März 1929 (Fortællinger om natten, 1990, dt. 1999). Hatte er in einer vorausgegangenen Anthologie von Kurzgeschichten noch mit dem Magischen Realismus Lateinamerikas gespielt, so lehnte er sich hier stilistisch an Karen Blixen an. Die ursprünglich neun Erzählungen befassen sich in Variationen mit dem Thema der Liebe.

1988 veröffentlichte er seinen Debütroman, an dem er sechs Jahre lang geschrieben hatte: Vorstellung vom 20. Jahrhundert (Forestilling om det tyvende århundrede). Darin geht es um die Träume und Ideen der Dänen im Verlauf des 20. Jahrhunderts.

1992 - Die Handlung des Romans Fräulein Smillas Gespür für Schnee (Frøken Smillas fornemmelse for sne) ist in Kopenhagen und Grönland angesiedelt. Die Hauptperson Smilla Jaspersen, die als halbe Grönländerin immer wieder zwischen ihrer eskimoischen Herkunft und der dänischen Wahlheimat schwankt, ist eine Mathematikerin und Geographin. Sie kommt einem Verbrechen auf die Spur, als der kleine Eskimojunge, der in ihrem Wohnblock in Kopenhagen wohnt, vom Dach fällt und stirbt. Das Buch wurde von der internationalen Kritik hoch gelobt und avancierte zum Bestseller.

1994 - Der Plan von der Abschaffung des Dunkels (De måske egnede; dt. ISBN 3499137909), Høegs nächster Roman, besteht aus zwei Ebenen:

  • Vordergründig handelt er vom Weg der Hauptperson durch Waisenhäuser, Kinderheime und eine Internatsschule bis zur (rettenden) Adoption in der Pubertät. Gewalterfahrungen, Misshandlungen durch Betreuer und andere Kinder sowie Überlebensstrategien von Schicksalsgenossen zeichnen ein knallhartes Bild der Heimkinder-Realität. An der Internatsschule steigt der Spannungsbogen, weil die Kinder einen Plan erfühlen, nach dem gesteuert wird. Es bleibt aber subtil – die Absichtlichkeit, Motive und Ziele bleiben verborgen.
  • In diese Rahmenhandlung ist ein Grundthema eingearbeitet: Zeit. Zeit als Mittel gesellschaftlicher Herrschaft und Zeit und Bewusstsein. Der erste Satz des Romans lautet: „Was ist Zeit?“ Auf der Mikro-Ebene sind es z. B. die exakt bemessenen Sprechpausen im Unterricht, mit denen Druck aufgebaut wird. Auf der Makro-Ebene ist es die Vereinheitlichung der Weltzeit und der Wandel der Uhr von einem Kunstwerk-zum-Lobe-Gottes zum gesellschaftlichen Verhaltens-Steuerungs-Instrument (was noch gar nicht so lange her ist). Sporadisch werden Überlegungen zur Verzahnung von Zeitwahrnehmung und Bewusstsein eingestreut – Voraussetzung dafür, dass Zeit überhaupt als wirksames Herrschaftsinstrument eingesetzt werden kann. Von der kindlichen Entwicklung des Zeitgefühls (aus der „Fläche“ in den „Tunnel“ der linearen Zeit geraten) bis zu der herausragenden Bemerkung über die Fähigkeit, überhaupt einen Zeitbegriff entwickeln und reflektieren zu können: dass es einen unveränderlichen Hintergrund geben muss, vor dem Veränderung als Veränderung erfahren werden kann. Letzteres wird sogar in der aktuellen psychologischen Fachliteratur aufgegriffen und zitiert: Resch et al., Entwicklungspsychopathologie des Kindes- und Jugendalters, Beltz Psychologie Verlags Union, 2. Auflage 1999, Seite 186.

Der Roman wirkt autobiografisch. Der Autor hat hier eigene Erlebnisse aufgearbeitet. Der Roman wurde für den Literaturpreis des Nordischen Rates nominiert.

1996 ist der Roman Die Frau und der Affe (Kvinden og aben) erschienen. Eine Alkoholikerin rettet einen riesigen Affen vor biologischen Experimenten. Høeg nutzt die Geschichte zur Zivilisationskritik. Der „Affe“ ist in Wirklichkeit Mitglied einer intelligenteren und ethischeren Spezies als der Mensch. Dass er äußerlich in das „Kleid“ eines Affen gehüllt ist, unterstreicht die Bereitschaft der Menschen, an einem vorgefassten Bild / Vorurteil / mentalen Modell festzuhalten.

2002 - Peter Hoeg, Gustaw Herling, Antonio Tabucchi: Die Liebenden einer Nacht. ISBN 342320513X (dtv, Fünf Liebesgeschichten von vier europäischen Erzählern)

2006 - Das stille Mädchen. In einem Interview hat Peter Høeg seinen nächsten, angeblich sehr umfangreichen Roman angekündigt (Original Den stille pige, Veröffentlichung 19. Mai 2006), zeigte sich aber nicht erfreut, als seine Interviewpartnerin dies verabredungswidrig öffentlich machte. Darin befindet sich die Hauptperson Kaspar Krone im Dialog mit dem Weiblichen. Inzwischen hat er auch beschlossen, keine Verfilmungen seiner Bücher mehr zuzulassen. "Dafür gab es mehrere Gründe, aber einer war, dass ich nicht möchte, dass der bildlichen Phantasie der Leser Grenzen gesetzt werden." Auch hier nimmt er das Thema Liebe wieder auf. (Verlag Hanser; Deutsche Übersetzung von Peter Urban-Halle. 464 Seiten. ISBN 3446208240)

Siehe auch

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