Hüggel

Hüggel
Hüggel
Der Hüggel mit von Orkan Kyrill umgeworfenen Waldflächen

Der Hüggel mit von Orkan Kyrill umgeworfenen Waldflächen

Höhe 225,6 m ü. NN
Lage Hasbergen, Niedersachsen, Deutschland
Geographische Lage 52° 13′ 24″ N, 7° 58′ 9″ O52.2233333333337.9691666666667225.6Koordinaten: 52° 13′ 24″ N, 7° 58′ 9″ O
Hüggel (Niedersachsen)
Hüggel
Besonderheiten Teil des Ibbenbürener Steinkohlenrevieres und des Osnabrücker Berglandes

Der Hüggel ist ein 225,6 m ü. NN[1] hoher, rund 5 km langer und 1 km breiter Höhenzug bei Hasbergen im niedersächsischen Landkreis Osnabrück und die höchste Erhebung des Osnabrücker Berglandes. Der Oberkarbonausbruch ist ein Teil des Ibbenbürener Steinkohlenreviers.

Inhaltsverzeichnis

Geographie

Geographische Lage

Der Hüggel liegt im Natur- und Geopark TERRA.vita (früher: Naturpark Nördlicher Teutoburger Wald-Wiehengebirge) zwischen dem nahen Teutoburger Wald im Süden und dem etwas entfernten Wiehengebirge im Norden. Er befindet sich etwa 7,5 km südsüdwestlich von Osnabrück als Teil Osnabrücker Berglandes im Stadtgebiet von Georgsmarienhütte und in den Gemeindegebieten von Hagen am Teutoburger Wald und Hasbergen, wobei letzteres den größten Anteil am Höhenzug hat.

Der Hüggel ist rund 5 km lang und im Bereich seiner höchsten Erhebung, dem gleichnamigen Hüggel, rund 1 km breit; im Rahmen seiner Nord- und Südausläufer ist er aber noch wesentlich breiter. Zum Hüggelgebiet gehört unter anderem auch der Rote Berg in Hasbergen.

Erhebungen

Zu den Erhebungen und deren Ausläufern des Hüggels gehören − sortiert nach Höhe in Meter (m) über Normalnull (NN)[1]:

  • Hüggel (225,6 m)
  • Kleiner Hüggel (ca. 200 m)
  • Heidhornberg (180,2 m)
  • Silberberg (179,8 m)
  • Jägerberg (176 m)
  • Heidberg (165,1 m)
  • Domprobst Sundern (157,6 m)
  • Bükersberg (152,6 m)
  • Martiniberg (125,1 m)
  • Ortenbrick (120,5 m)
  • Steinbrink (118 m)
  • Roter Berg (108 m)

Geologie

Bödigestein im Hüggel. Hier starb der Hüggelforscher Nikolaus H. Bödige am 16. Oktober 1926 im Alter von 67 Jahren.

Neben den Karbonhorsten des Schafberges bei Ibbenbüren und dem Piesberg tritt der Hüggel als dritte Erhebung des Oberkarbon zutage[2]. Er wird im Norden von Zechstein bedeckt. Im Süden sind komplizierte Verwerfungstrukturen mit Verwurfshöhen von 1000 m. Die Vererzung des Kalksteins der unteren Zechsteinzeit (Zechsteinkalk) erfolgte durch Hydrothermale Lösungen. Das Erzlager ist durchweg 8 bis 10 m mächtig und wird vom besagten Kalk überlagert. Analysen ergaben, dass der verwitterte Brauneisenstein 36,9 bis 42,3 Gewichtsprozent Eisen, und der Spateisenstein 31,8 bis 35,9 Gew.-% Eisen enthält. Der Kalk hat von 7,3 bis 14,9 Gew.-% Eisenanteil und bis zu 2 Gew.-% Mangan.

Anreicherungen von Zink- und Bleierzen treten nur untergeordnet auf und führen Silber mit. Es kommen dort Pflanzen vor, die an den erhöhten Schwermetallgehalt gebunden sind.

Die Entstehung der hydrothermalen Lösungen wird im Zusammenhang mit dem Bramscher Pluton gesehen.

Historischer Bergbau auf silberhaltige Buntmetalle

Steile Wege führen auf die Kuppe des Hüggels

Bereits im Jahr 1180[2] war eine „Silverkuhle“ dem Dompropst Osnabrück abgabepflichtig.

Im Jahr 1722 ließ der Fürstbischof Ernst August II. die Schürfarbeiten auf Silbererze wieder aufnehmen. Bergschreiber Paxmann aus Zellerfeld untersuchte die Erzproben, die auf einen Zentner 65 Pfund Blei und 2 Lot Silber enthielten. Aus dem gewonnenen Hüggelsilber wurden Osnabrücker Münzen geprägt.

Aufschlüsse in den Feldern Aaron, Kronprinz und Emma

Zur Mitte des 19. Jahrhunderts lebte der Bergbau auf Buntmetallerze wieder auf. 1860 wurden die Felder Aaron und Kronprinz konsolidiert und der neu gegründeten „Osnabrücker Zinkgesellschaft“ übertragen. Ein zur Förderung und Wasserlösung vorgesehener Stollen wurde 1867 am Roten Berg aufgefahren. Der 56 m lange Stollen war durch fünf Schächte von 5 bis 22 m Tiefe erschlossen. Der Zinkgehalt des Lagers betrug 27,5 Gew.-%. Der Betrieb wurde 1873 eingestellt nachdem mit 12 bis 14 Arbeitern in der Zeche Aaron 844 t und in der Zeche Kronprinz 308 t Erze gefördert wurden.

Eisenerzbergbau

Sagen vom Hüggelschmied und von den schmiedenden Hüggelzwergen lassen auf eine sehr frühe Erzgewinnung im Hüggelgebiet schließen. Dies bestätigen zahlreich Pingen in den Hängen des Hüggels.

Erzgewinnung durch die Beckenroder Eisenhütte

Ab 1852 gewann die Beckenroder Eisenhütte Eisenerz im Grubenfeld Hüggel I. Durch den Ankauf der Beckenroder Eisenhütte durch den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein 1856 gelangte dieses Grubenfeld in Besitz des Hüttenvereins.

Eisenerzgewinnung durch den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein

Von den ehemaligen Tagebauen existieren zahlreiche Restlöcher. Alle sind so zugewachsen wie dieses am Silbersee.

Zur Zeit des Aufkaufs durch den Georgs-Marien-Bergwerks- und Hüttenverein waren bereits zwei kleine Gruben in Betrieb. Der Tagebau Hermine und der Tiefbau Hedwig. Um die Erze billiger zur Hütte nach Georgsmarienhütte zu transportieren, ist 1865 die Hüggelbahn gebaut worden. Die Erzförderung erhöhte sich von 86.000 t in 1863 auf 133.000 t in 1872. Das Grubenwasser wurde durch den 1868 errichteten Mathildestollen abgeleitet. 1870 konzentrierte man sich auf den Tiefbau, eine Tiefbausohle wurde 20 m unterhalb der Stollensohle angelegt. Eine zentrale Wasserhaltung ist auf dem Augustaschacht seit 1876 in Betrieb gewesen. Die Erzförderung erreichte in den 1870 er Jahren ihren Höhepunkt. Die Spitzenwerte waren 1873 mit 235.882 t gefördertem Erz, und 1877 mit 584 Arbeitern erreicht. Durch den Kauf der Ibbenbürener Erzgruben ging die Belegschaft und die Förderung am Hüggel zurück. Im ersten Weltkrieg beschäftigte man noch 200 Männer und 57 Kriegsgefangene in den Gruben. Im Jahr 1931 mit der Beendigung des Tiefbaus wurden noch 18.000 t Erz mit 166 Mann gefördert. Lediglich im Zweiten Weltkrieg wurden nochmals Erze im Tiefbau gefördert.

Kalkabbau

Reste des fast ausgetrockneten Silbersees

Während der Zeit des Eisenerzbergbaus und darüber hinaus wurde eisenhaltiger Zuschlagkalk abgebaut. Die Steinbrüche waren mit einer 6,3 km langen Seilbahn mit dem Augustaschacht verbunden. Eingesetzt wurde der Kalk in den Hochöfen sowie in dem Zementwerk der GMV. Der Abbau endete 1963. Es sind in der gesamten Abbauzeit rund 10 Millionen Tonnen Eisenerz und eisenhaltiger Zuschlagkalk gewonnen worden.

Steinkohlenlagerstätte

Durch ein 675 m tiefes Bohrloch am Mathildaschacht wurde der Nachweis von Steinkohlenflözen am Hüggel erbracht. Es wurden neun Flöze mit geringer Mächtigkeit nachgewiesen. Die Flöze 6 bis 9 ergaben eine Gesamtmächtigkeit von 2,35 m reiner Kohle. Pläne zum Bau eines Bergwerks scheitern. In der Notzeit nach dem ersten Weltkrieg griff man den Plan wieder auf und teufte den 299,12 m tiefen Südhüggelschacht. Ein Abbau unterblieb jedoch wegen der geringen Flözmächtigkeit.

Zeugen

Das Pumpenhaus des Augustaschachtes. Später wurde es als Arbeitserziehungslager benutzt, in dem Gegner des NS-Regimes gefangen gehalten wurden

Erhalten sind bis heute der als Gedenkstätte eingerichtete Augustaschacht Ohrbeck sowie der Silbersee als Rest des Kalkabbaus. Noch zu erkennen ist die Trasse der ehemaligen Hüggelbahn. Sie wurde nach Rückbau der Gleise inzwischen zu Wanderwegen umgebaut. Zudem gibt es im Hüggel einen geologischen Lehrpfad mit zwei Touren unterschiedlicher Länge. Zeugen sind auch die immer noch vorhandenen Gruben des Eisenerztagebaus. Außerdem sind einige Mauerreste, etwa von Brechanlagen, erhalten. Die Natur hat sich die Gruben inzwischen zurückerobert. Sie sind mit Bäumen und Sträuchern bewachsen.

siehe auch: Liste von Schächten im Ibbenbürener Steinkohlerevier

Einzelnachweise

  1. a b Kartendienste des BfN
  2. a b Infos zum Hüggel sowie zu Erhebungen, Gelologie und Bergbau auf 7grad.org

Weblinks


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