- Institut für Deutsche Sprache
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Das Institut für Deutsche Sprache (IDS) in Mannheim ist eine Stiftung des bürgerlichen Rechts, die sich der Sprachforschung widmet. Ziel ist es, die deutsche Sprache in ihrem gegenwärtigen Gebrauch und in ihrer neueren Geschichte wissenschaftlich zu erforschen und zu dokumentieren. Gegründet wurde das IDS im Jahr 1964. Es gehört zusammen mit 84 anderen außeruniversitären Forschungsinstituten und Serviceeinrichtungen zur Leibniz-Gemeinschaft.
Inhaltsverzeichnis
Arbeitsgebiete
Die wissenschaftliche Arbeit des IDS findet zumeist in langfristigen Projekten statt. Man arbeitet in drei Abteilungen:
Abteilung Grammatik
Eines der Projekte der Abteilung Grammatik ist das Projekt grammis (Grammatisches Informationssystem). Ziel ist es, ein umfassendes multimediales Web-Informationssystem zur deutschen Grammatik bereitzustellen. Bestandteile sind eine Systematische Grammatik, Grammatik in Fragen und Antworten, ein Terminologisches Wörterbuch, Grammatische Wörterbücher, die renommierte Bibliographie zur deutschen Grammatik sowie eine für die erweiterte Suche konzipierte Grammatik-Ontologie. Durch dieses Projekt sollen Hochschullehrer, Studenten sowie interessierte "Hobby-Grammatiker" Zugang zu den Forschungsergebnissen der Abteilung bekommen. Ein weiteres wichtiges Arbeitsgebiet sind Studien zur deutschen Grammatik im Vergleich mit anderen europäischen Sprachen.
(Leitung: Prof. Dr. Gisela Zifonun)Abteilung Lexik
In der Abteilung Lexik wird der Wortschatz des Deutschen hinsichtlich seiner Bedeutung, seiner grammatischen Eigenschaften und seines Gebrauchs untersucht. Betrachtet werden dabei das Deutsch der Gegenwart und seiner jüngeren Geschichte. Dazu werden große Textkorpora angelegt und mathematisch-statistische Methoden zur Aufschlüsselung der Sprachdaten entwickelt und eingesetzt. Diese Methoden erlauben es unter anderem festzustellen, in welchen festen Verbindungen und syntaktischen Konstruktionen Wörter vorkommen, welche Wörter neu im deutschen Wortschatz auftreten und welche verschwinden. Ein weiterer Schwerpunkt der Abteilung ist die Lexikographie. Es werden im Rahmen des Wörterbuchportals OWID und des Internetwörterbuchs elexiko neue Formen der Präsentation und Integration von lexikalischen Informationen entwickelt. In weiteren Wörterbuchprojekten werden die Neologismen im Deutschen, der Fremdwortschatz, der Wortschatz politischer Diskurse und der Wortbestand des Frühneuhochdeutschen beschrieben.
(Leitung: Prof. Dr. Stefan Engelberg)Abteilung Pragmatik
Die Abteilung Pragmatik untersucht das gesprochene Deutsch und das sprachliche Handeln in Gesprächen. Diesem Ziel widmen sich zwei langfristig angelegte Forschungsprojekte zum Verstehen in der verbalen Interaktion und zur Variation des gesprochenen Deutsch. Über die Forschung hinaus bietet die Abteilung umfangreiche Korpora von Gesprächs- und varietätenlinguistischen Aufnahmen des Deutschen, aktuelle fachwissenschaftliche Informationen sowie korpustechnologisches Knowhow.
(Leitung: Prof. Dr. Arnulf Deppermann)Bibliothek
Die Bibliothek des Instituts für Deutsche Sprache verfügt über die reichhaltigste Sammlung von Buchpublikationen zur deutschen Sprache und insbesondere Gegenwartssprache, die in den vergangenen 30 Jahren erschienen und die zudem an einem Ort in einer Freihandaufstellung direkt und unmittelbar zugänglich sind. Der Aufbau der Bibliothek wurde 1964 durch eine finanzielle Starthilfe der Thyssen-Stiftung ermöglicht. Es wurden damals neben neueren Publikationen auch Zeitschriften mit teilweiser Rückergänzung von Jahrgängen bis 1950 erworben. Durch den Kauf der großen Privatbibliothek des Germanisten Otto Basler (Erstausgaben von einsprachigen deutschen Wörterbüchern, wichtige Grundlagenliteratur) im Jahre 1971 wurde die Sammlung qualitativ und quantitativ erweitert, wodurch die Bestände allmählich das Aussehen einer durch jahrzehntelanges Sammeln gewachsenen Bibliothek annahmen. Der heutige Bestand der IDS-Bibliothek umfasst ca. 80 000 Bände und ca. 200 laufende Zeitschriften als Präsenzbibliothek in Freihandaufstellung. Zentrale Sammelgebiete sind alle Teilbereiche der gegenwärtigen germanistischen Sprachwissenschaft.
(Leitung: Dipl.-Bibl. Monika Pohlschmidt M.A.)Archive
Das Institut für Deutsche Sprache (IDS), Mannheim, verfügt mit dem Archiv für gesprochenes Deutsch (AGD) über die weltweit größte Sammlung von Tonaufnahmen des gesprochenen Deutsch. Ein Teil des Bestandes kann im Web über die "Datenbank gesprochenes Deutsch (DGD)" abgefragt werden. (Leitung: Dr. Martin Hartung)
Außerdem stellt das IDS mit dem Deutschen Referenzkorpus (DeReKo) das weltweit größte Angebot an deutschsprachigen Textkorpora/Textsammlungen geschriebener Sprache (derzeit mehr als 3,2 Milliarden laufende Textwörter) zur Verfügung, das u.a. über die Schnittstelle COSMAS II recherchier- und analysierbar ist. COSMAS II hat mehrere tausend registrierte Internet-Benutzer im In- und Ausland.
Veranstaltungen
Im März jedes Jahres findet die "Jahrestagung des Instituts für Deutsche Sprache" statt. Für jede der Jahrestagungen wird ein Thema vorgegeben:
- 2004: Standardvariation – Wie viel Variation verträgt die deutsche Standardsprache?
- 2005: Text – Verstehen. Grammatik und darüber hinaus
- 2006: Sprachkorpora – Datenmengen und Erkenntnisfortschritt
- 2007: Sprache – Kognition – Kultur. Sprache zwischen mentaler Struktur und kultureller Prägung
- 2008: Deutsche Grammatik – Regeln, Normen, Sprachgebrauch
- 2009: Sprache intermedial: Stimme und Schrift, Bild und Ton
- 2010: Sprachliches Wissen zwischen Lexikon und Grammatik
- 2011: Deutsch im Sprachvergleich – Grammatische Kontraste und Konvergenzen
Im Rahmen der Tagung wird alle zwei Jahre der "Hugo-Moser-Preis" vergeben. Der Preis wird für Arbeiten vergeben, die noch nicht abgeschlossen sind und sich mit Themen aus dem Bereich der germanistischen Sprachwissenschaft beschäftigen.
Finanzierung
Als Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft wird das Institut jeweils zur Hälfte vom Bund und vom Land Baden-Württemberg getragen. Hinzu kommen in wechselndem Umfang Mittel von forschungsfördernden Organisationen wie der Deutschen Forschungsgemeinschaft, der Europäischen Union oder der Volkswagenstiftung. Förderung erfährt das IDS auch von der Stadt Mannheim und dem Verein der Freunde des Instituts für Deutsche Sprache e.V.
Daten
Im Jahr 2007 hatte das IDS 118 Mitarbeiter und beschäftigte außerdem 52 Hilfskräfte. Jedes Jahr arbeiten ca. 60 Gastwissenschaftler unter dem Dach des IDS. Direktor ist seit 2003 Prof. Dr. Dr. h. c. mult. Ludwig Eichinger (zuvor Universität Kiel), seine Stellvertreterin ist Prof. Dr. Gisela Zifonun.
Auszeichnungen
2009 wurde das Institut von der Stadt Mannheim mit dem Konrad-Duden-Preis ausgezeichnet, der mit 12.500 Euro dotiert ist und alle zwei Jahre verliehen wird.
Weblinks
Commons: Institut für Deutsche Sprache – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- IDS Mannheim
- Archiv für Gesprochenes Deutsch (AGD)
- Bibliothek des Instituts für Deutsche Sprache
- COSMAS II
- Gesprächsanalytisches Informationssystem (GAIS)
- Grammatisches Informationssystem (grammis)
- OWID
- elexiko
- Deutsche Sprache
49.4882333333338.4719888888889Koordinaten: 49° 29′ 18″ N, 8° 28′ 19″ OKategorien:- Organisation (Deutsche Sprache)
- Bildung und Forschung in Mannheim
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