- Internationale Meridian-Konferenz
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Der Nullmeridian ist ein senkrecht zum Äquator stehender und von Nord- zu Südpol verlaufender Halbkreis, von dem aus die geographische Länge nach Osten und Westen bestimmt wird. (Symbole: O für „Osten“ und W für „Westen“ englisch: E für „East“, und W für „West“)
Seit 1884 ist durch die Internationale Meridiankonferenz der durch die Sternwarte in Greenwich verlaufende Meridian als Nullmeridian international anerkannt.
Inhaltsverzeichnis
Einführung
Die Länge des Nullmeridians ist der über die Pole gemessene halbe Erdumfang, also 20.003,9 km. Mit seinem gegenüber liegenden Meridian, der zum Beispiel die Wrangelinsel bei 180° (ohne Zusatz E oder W) schneidet, ergänzt sich der Nullmeridian zu einem Großkreis auf der Erde. Die gesetzliche Datumsgrenze verläuft heute noch teilweise (nahe den Polen und in Äquatornähe) genau auf 180° Greenwich (Abweichungen bzw. Ausnahmen vom 180. Längengrad sind: in der Beringstraße, bei den Aleuten (Alaska), in Kiribati, bei den Fidschi-Inseln, bei Tuvalu und bei Tonga).
Der WGS84-Meridian Null ist nicht an die Erdoberfläche gebunden (Stichwort: Kontinentalverschiebung). Er verläuft gut 100 m östlich der historischen Greenwicher „Touristen-Linie“.
Vor der Festlegung auf einen internationalen Nullmeridian im Jahre 1884 besaß beinahe jedes europäische Land seinen eigenen Nullmeridian, meist die geographische Länge der jeweiligen Hauptstadt bzw. deren Sternwarte.
Mit dem zunehmenden internationalen Reiseverkehr wurde jedoch eine Vereinheitlichung der bestehenden Systeme notwendig. Zudem wurde es immer wichtiger, eine genaue internationale Zeit (Weltzeit) zur Verfügung zu haben.
Die Internationale Meridian-Konferenz, Washington, 1884
Auf der Internationalen Meridian-Konferenz im Oktober 1884 in Washington, D.C. mit Vertretern aus 25 Nationen wurde der von Sir George Biddell Airy bereits 1851 festgelegte Meridian als Basis des internationalen Koordinatensystems eingeführt.
Als möglicher Internationaler Nullmeridian wurden bei der Washingtoner Konferenz vornehmlich fünf Möglichkeiten diskutiert:
- der Pariser Meridian, des Observatoriums von Paris: 2° 20' 14.025“ östlich von Greenwich,
- der schon seit dem Altertum bekannte Ferro-Meridian (siehe weiter unten),
- ein möglicher Nullmeridian bei den Azoren,
- ein möglicher Nullmeridian in der Beringstraße und
- der auf vielen damaligen, modernen Seekarten schon zumeist benutzte Greenwich-Meridian.
Im Konferenzverlauf (siehe Weblink) stellte sich sehr bald heraus, dass der Pariser Nullmeridian keine Mehrheit finden würde. Der alte Ferro-Meridian wurde wegen seiner einige Jahrzehnte zuvor erfolgten Festlegung auf genau 20° W von Paris sehr schnell als französisches „U-Boot“ enttarnt. Die Azoren und die Beringstraße schieden vor allem deshalb aus, weil sie über kein Observatorium verfügten und auch telegrafisch damals nicht an die übrige Welt angebunden waren.
So setzte sich schließlich der Greenwich-Meridian als Internationaler Nullmeridian mit großer Mehrheit – bei Stimmenthaltung Frankreichs – auch durch.
Der Greenwich-Nullmeridian durchquert acht Staaten auf Landgebiet und hat in den einzelnen Ländern folgende Anzahl Kilometer:
- Vereinigtes Königreich (319 km)
- Frankreich (735 km)
- Spanien (336 km)
- Algerien (1.555 km)
- Mali (760 km)
- Burkina Faso (430 km)
- Togo (39 km)
- Ghana (569 km)
sowie das antarktische Neuschwabenland und noch südlicher das Königin-Maud-Land. Die Länge des Nullmeridians auf dem Festland (Kontinent Antarktika) beträgt 2.331 km. Außerdem durchquert der Nullmeridian noch folgende Gewässer:
- Nordpolarmeer (3.217 km - von 90° Nord bis 61° Nord)
- Nordsee (977 km)
- Mittelmeer (424 km)
- Voltastausee in Ghana (78 km)
- Atlantischer Ozean (8.278 km)
Die mittlere Sonnenzeit am Nullmeridian wurde maßgeblich für die Weltzeit (GMT, Greenwich Mean Time), die erst 1972 durch die koordinierte Weltzeit (UTC) abgelöst wurde.
Historisches
- Erste Einteilung der Welt in Längen und Breiten durch Hipparch von Nikaia (190 - 120 v. Chr.): Rhodos (sein astronomischer Beobachtungsort)
- Claudius Ptolemaeus verlegte ihn um 150 an die westliche Grenze der bekannten Welt: Isla del Meridiano (El Hierro oder Ferro, die westlichste der Kanarischen Inseln („Hesperiden“)), und schuf damit den bis ins 20. Jahrhundert hinein verwendeten Ferro-Meridian.
- Arabische Astronomen legten den Nullmeridian zuerst durch die Westspitze von Afrika, 1075 dann 10° westlich von Bagdad.
- Es gab danach immer wieder Versuche einer Verlegung, z. B. als 1427 die Azoren und 1492 Amerika entdeckt wurden.
- Im April 1634 wurde von einem Gelehrtenkongress aller seefahrenden Nationen die Insel Ferro bestätigt.
- Ab 1738 wird in England der Meridian von Greenwich angewandt.
- In Deutschland wird er 1885 übernommen, in Frankreich um 1900. Österreich-Ungarn verwendet ihn bis 1918 parallel mit dem alten Ferro-Meridian.
Siehe auch
- Astronomischer Zentralmeridian
- Meridianstein – Denkmäler der Meridiane
Weblinks
- Royal Observatory, Greenwich – heute National Maritime Museum
- Sitzungsprotokolle der Internationalen Meridian Konferenz Washington, 1884 (auf Englisch).
- Nullmeridian in Greenwich (engl.)
Einzelnachweise
- ↑ History of the Royal Observatory, Greenwich, National Maritime Museum – mit Abbildung der Spalte durch das Gebäude
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